Haile konnte genau erkennen, dass Wingman sich gegen seine Fesseln stemmte, während Raoul und Sheng vollkommen still waren und wie leblos in ihrer Fesselung hingen.
Aus Gründen, die sie erst später ergründen wollte, wurde ihr Herz schwer und sie zwang sich über die Köpfe der betenden Kultisten hinweg noch angestrengter und genauer zu spähen.
Und dann erkannte sie, dass Sheng und Raoul nicht etwa tot waren. Raoul schien schlichtweg von jeder Hoffnung verlassen zu sein und mit Bitterkeit in den Augen sich ergeben zu haben.
Sein Körper war gezeichnet von Folterungen, fast als hätten sie mit Gewalt etwas herausfinden wollen was er ihnen nicht sagen konnte oder wollte und sie somit fast gezwungen hatte, ihn weiter zu misshandeln.
Sheng hingegen war voll wachen Geistes und klaren Verstandes. Er schien in sich gekehrt zu sein und nachzudenken. Der Blick war keine Aufgabe, sondern ein stilles, würdevolles Abschiednehmen, als würde er sich in diesem Moment noch einmal alles Gute und Schöne, das er erlebt haben durfte, vor Augen führen, um mit diesen Erinnerungen zusammen in das Jenseits zu verschwinden. Und dies erschreckte Haile, denn ihr wurde klar, dass ihr Ziehvater fest damit rechnete, gleich zu sterben, er bereitete sich darauf vor, das schien offensichtlich…
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Niemals in seinem bisherigen Leben hatte Jackman die Gelegenheit gehabt, herauszufinden, ob sich diese Szene, die er so oft in den Filmen erlebt hatte, wirklich nachstellen ließe.
Was er ihnen sagte, meinte er auch so, er tat es nicht, um eine Illusion zu erzeugen, er tat es, um in der letzten Schlacht jeden Funken Hoffnung zu wecken, den er finden konnte und buchstäblich jeden zur Waffe rufen, der sich im Umkreis befand und noch auf den Beinen halten konnte.
Vielleicht hatte er zu dick aufgetragen, vielleicht waren diese Männer und Frauen auch einfach nur müde und erschöpft und hatten den Glauben an alles verloren, was sie früher als wahrhaftig erachtet hatten.
Atemlose Stille legte sich über die Basis der Skypeople als Hugh geendet hatte und sie alle starrten ihn an. Mit offenen Mündern und Blicken, die sich kaum deuten ließen.
Dann jedoch fuhr ein leichter Windstoß durch San Antonio, getragen wie auf Schwingen eines alten Kampfgeistes und der Stoff der Flagge hinter Hugh begann sich leicht zu bewegen, er knatterte sacht im Wind, erst träge, dann laut, als wolle er sich mit Gewalt in die Erinnerungen der Männer und Frauen vor sich zurück rufen.
Und dann passierte das Seltsame!
Wie ein Damm, der brach, erst zögerlich, doch ehrlich und dann frenetisch, jubelnd und laut, begannen die Agenten von Geheimdienst und NSA zu jubeln und zu applaudieren.
Diese Menschen hatten nicht nur dem Land einst Treue geschworen sondern auch genau dieser Flagge und so sehr, wie sie sie vermisst hatten und verloren glaubten, so sehr glaubten sie noch immer an das Symbol, oder schienen daran glauben zu wollen.
Hugh sah in ihre Gesichter und erkannte, dass die meisten von ihnen frische junge Erwachsene gewesen sein mussten, als sie ihren Treueschwur geleistet hatten, nur um danach die größte Katastrophe der Menschheitsgeschichte zu erleben.
Was auch immer es wert war, Hugh wusste, dass er ihren Kampfeswillen geweckt und mit dem was er und die Personen aus seiner Truppe getan hatten, sich ihrer Loyalität auf ewig sicher sein konnten!