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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Station 6 – Never forget the Alamo

  1. #141
    Überrascht sah Mary auf. Man konnte erkennen,dass sie wirklich damit gerechnet hatte, dass sie noch weiter beschimpft werden würde. Langsam breitete sich ein Lächelna uf ihrem Gesicht aus, bevor sie sich mit einem Ärmel über die Augen strich. "Danke, Frank. Einfach...danke." sagte sie leise. Man konnte ihr deutlich ansehen, wie wichtig ihr diese wenigen sanften Worte waren und wie sehr sie sich bemühte, das tapfere Mädchen zu mimen. "Ich...ich bin eigentlich auch nicht so. Aber ich bekomme einfach eine furchtbare Wut,wenn ich sehe, wie Jackman mit seinen Leuten umgeht. Ich habe ihn nie aders erlebt. Und es hat sich keine so verhalten, als wäre es etwas besonderes...Ich..." sie verstummte und ihr Blick verließ sich im Leeren. Nach einem Moment des Schweigens räusperte sie sich und rückte ihren Bogen zurecht.

    "Ich würde auch zum Kultistennest gehen. Vielleicht kann ich nützl...hilfreich sein. Kommt ihr mit?" Sie wandte sich wieder zur Türe, hielt dann inne. "Und warum nennst du ihn Wolverine? Was ist ein Wolverine?"

  2. #142
    Frank lächelte ebenfalls, teils um sie aufzuheitern, teils glücklich weil sie nicht mehr ganz so niedergeschlagen war.Jackman steht, wie wir alle enorm unter Spannung seit wir gesehen haben was mit Shengs Hope passiert ist und wir gehen nunmal alle anders damit um und die Angelegenheit mit Jackal hat leider auch nicht zur Besserung seiner Laune beigetragen. Ihr hattet wirklich keinen guten start aber schimpfe mich einen unverbesserlichen Optimisten aber das kann noch werden. Und deine Hilfe die du eben angeboten hast ist ein guter Weg dahin. Ich selbst kann deine Hilfe dabei gut gebrauchen. Denn soweit ich es mitbekommen habe, müssen wir durch die alten Abwasserkanäle an den Alamodome heran, da kommen wir an die Wand eines Raumes in dem einige unserer Freunde und Verwandten gefangen gehalten werden. Diese Wand werden wir sprengen, ich genauer gesagt da ich über das nötige Fachwissen, naja, "Fachwissen" verfüge. Danach werden wir ihnen die Flucht decken müssen und meine Pistole wird da nicht ausreichen, egal wie gut ich schießen kann. Dein Bogen wäre eine gute Ergänzung und auch Jackman wird sehen das du bereit bist viel für uns alle zu riskieren. erklärte Frank und versuchte sie noch etwas aufzumuntern. Auch war er natürlich froh noch jemanden dabei zu haben, der ihm helfen konnte wenn es daran ging den Rückzug zu decken.
    Und Wolverine, ganz vergessen, den kannst du ja nicht kennen, das war vor deiner Geburt. meinte Frank lachend, als er auf. Jackman kam mir jetzt schon einige Tage so seltsam bekannt vor und eben ist mir auch wieder eingefallen warum. Er ist Hugh Jackman, der Schauspieler, das hat man bei diesem verdammten Bart garnicht gesehen und er hat sich ja immer Lancester genannt. Vor dem großen Zehren war er ein weltberühmter Schauspieler, der in einigen wirklich großartigen Filmen mitgespielt hat und alles andere als schlecht verdient hat, einmal hat er glaube ich sogar die Oskarverleihung, ein Filmpreis, moderiert und dabei sogar gesungen. Meine Lieblingsfilme waren die X-Men Filme, in denen er besagten Wolverine gespielt hat, ein eher düster gehaltener Superheld. Ich gehe jetzt nicht genauer auf Wolverine ein, ich könnte viel darüber sagen und würde dich wohl nur langweilen. meinte Frank, der sich davon abhalten musste, einen Vortrag zu halten.

    Geändert von wusch (29.10.2015 um 20:54 Uhr)

  3. #143
    Hailes Herz machte einen kleinen Hüpfer, als sie einen Blick durch die schweren, schwarzen Vorhänge warf. Sie hatte eigentlich fest damit gerechnet, dass sie Sheng schon verwandelt hatten. Oder Schlimmeres.

    Aber da hing er.
    Wie ein Köder.

    Die Gereinigten warteten. Sie lag nicht falsch, das waren wirklich, wirklich viele Untote. Aber eigentlich musste der Großmeister wissen, dass das niemanden wie sie aufhalten würde. Er wollte Sheng wie einen Köder ausstellen? Dann soll er auch mit den Konsequenzen leben. Oder eben nicht leben. Wie auch immer.

    "..."

    Aber Sheng war nicht der einzige Grund, warum Hailes Herz mit sanften Flügelschlagen in ihrer Brust pulsierte. Raoul. Das Mädchen wusste immer noch nicht, wie sie dieses Gefühl einordnen sollte. Aber sie würde alles daran setzen, dieses Gefühl nicht zu verlieren.

    "...!"

    Ja, und Wingman war auch da.

    "..."

    ...und er bewegte sich? Es war fast ein wenig paradox, dieses Standbild im Inneren zu sehen, und die einzigen Bewegungen stammten von diesem Mann, der so gar nicht in das Bild passen wollte. Und die Tatsache, dass sich die Flüche, die Haile von ihrer Position aus noch hören konnten, mit dem monotonen Gesang des Großmeisters vermischte, machte all das noch viel bizarrer. Okay, Wingmen scheint es mit Abstrichen ganz prächtig zu gehen.

    Immer noch hinter den Vorhängen verborgen versuchte Haile herauszufinden, ob sie aus der Ferne erkennen konnte, ob Sheng bei Bewusstsein war. Und ob Raoul ebenfalls noch am Leben und bei Bewusstsein war.. Das würde die Rettungsaktion ungleich einfacher machen.

  4. #144
    Haile konnte genau erkennen, dass Wingman sich gegen seine Fesseln stemmte, während Raoul und Sheng vollkommen still waren und wie leblos in ihrer Fesselung hingen.
    Aus Gründen, die sie erst später ergründen wollte, wurde ihr Herz schwer und sie zwang sich über die Köpfe der betenden Kultisten hinweg noch angestrengter und genauer zu spähen.

    Und dann erkannte sie, dass Sheng und Raoul nicht etwa tot waren. Raoul schien schlichtweg von jeder Hoffnung verlassen zu sein und mit Bitterkeit in den Augen sich ergeben zu haben.
    Sein Körper war gezeichnet von Folterungen, fast als hätten sie mit Gewalt etwas herausfinden wollen was er ihnen nicht sagen konnte oder wollte und sie somit fast gezwungen hatte, ihn weiter zu misshandeln.

    Sheng hingegen war voll wachen Geistes und klaren Verstandes. Er schien in sich gekehrt zu sein und nachzudenken. Der Blick war keine Aufgabe, sondern ein stilles, würdevolles Abschiednehmen, als würde er sich in diesem Moment noch einmal alles Gute und Schöne, das er erlebt haben durfte, vor Augen führen, um mit diesen Erinnerungen zusammen in das Jenseits zu verschwinden. Und dies erschreckte Haile, denn ihr wurde klar, dass ihr Ziehvater fest damit rechnete, gleich zu sterben, er bereitete sich darauf vor, das schien offensichtlich…

    ---



    Niemals in seinem bisherigen Leben hatte Jackman die Gelegenheit gehabt, herauszufinden, ob sich diese Szene, die er so oft in den Filmen erlebt hatte, wirklich nachstellen ließe.
    Was er ihnen sagte, meinte er auch so, er tat es nicht, um eine Illusion zu erzeugen, er tat es, um in der letzten Schlacht jeden Funken Hoffnung zu wecken, den er finden konnte und buchstäblich jeden zur Waffe rufen, der sich im Umkreis befand und noch auf den Beinen halten konnte.

    Vielleicht hatte er zu dick aufgetragen, vielleicht waren diese Männer und Frauen auch einfach nur müde und erschöpft und hatten den Glauben an alles verloren, was sie früher als wahrhaftig erachtet hatten.
    Atemlose Stille legte sich über die Basis der Skypeople als Hugh geendet hatte und sie alle starrten ihn an. Mit offenen Mündern und Blicken, die sich kaum deuten ließen.

    Dann jedoch fuhr ein leichter Windstoß durch San Antonio, getragen wie auf Schwingen eines alten Kampfgeistes und der Stoff der Flagge hinter Hugh begann sich leicht zu bewegen, er knatterte sacht im Wind, erst träge, dann laut, als wolle er sich mit Gewalt in die Erinnerungen der Männer und Frauen vor sich zurück rufen.

    Und dann passierte das Seltsame!
    Wie ein Damm, der brach, erst zögerlich, doch ehrlich und dann frenetisch, jubelnd und laut, begannen die Agenten von Geheimdienst und NSA zu jubeln und zu applaudieren.
    Diese Menschen hatten nicht nur dem Land einst Treue geschworen sondern auch genau dieser Flagge und so sehr, wie sie sie vermisst hatten und verloren glaubten, so sehr glaubten sie noch immer an das Symbol, oder schienen daran glauben zu wollen.
    Hugh sah in ihre Gesichter und erkannte, dass die meisten von ihnen frische junge Erwachsene gewesen sein mussten, als sie ihren Treueschwur geleistet hatten, nur um danach die größte Katastrophe der Menschheitsgeschichte zu erleben.

    Was auch immer es wert war, Hugh wusste, dass er ihren Kampfeswillen geweckt und mit dem was er und die Personen aus seiner Truppe getan hatten, sich ihrer Loyalität auf ewig sicher sein konnten!

  5. #145
    Hailes Augen weiteten sich, als sie aus der Ferne sehen konnte, wie alle drei Männer auf ihre Weise mit dem Leben abgeschlossen hatten. Nein. Nein. Sie trat ein paar Schritte zurück und sank neben dem Monstertruck in sich zusammen. Das...das war zu viel für eine Person. Alleine würde sie das niemals schaffen. Nein...Nicht so. Nicht hier.

    Krschht

    Der Metallhaufen neben ihr bewegte sich. Haile hechtete hinter den Truck. Shit. Shit.

    "Gottverfluchte Mulascheiße..."
    "...?"

    Nach wenigen Sekunden zwängte sich erst Leos Kopf, dann ihr schlanker Körper und schließlich ihre Beine durch den Spalt.

    "Haile? Der verflucht beschissen gelaune Russe kam mir auf dem Weg entgegen und meinte, du wärst hier hin verschwunden."

    Elegant landete die Latina neben dem Geröllhaufen, während Haile sich aus ihrem Versteck erhob.

    "..."
    "Was machst du denn für ein Gesicht, Kleines?"
    "..."
    "Hast du was gefunden?"
    "...!"

    Krscht.

    Diesmal zuckten beide Frauen zusammen und Leo hechtete reflexartig zu ihrem kleinen Schützling.

    "Meine Fresse, hatte der Russki beschissene Laune..."
    "...ja, keine Ahnung was mit ihm ist, aber er meinte im Vorbeigehen, dass er Frank holen will, hier scheinen wohl irgendwo Leute gefangen zu sein..."

    Mit einem leichtem Plumps landeten Hugh und Evi auf der anderen Seite.

    "Mir egal, solange Sheng dabei ist. Und Haile besser auch, wo STECKT das Kind..."
    "Hier."

    Leo und Haile traten aus den Schatten, während sich der glorreiche Anführer und die Taucherin wieder aufrappelten. Beide schauten einigermaßen erstaunt.

    "Okay, ist das eine verfickte Matroschka? Wo kommen all die Leute her?"
    "..."
    "Ist doch egal Hju, ich glaube Haile hier ist auf irgendwas gestoßen..."
    "..."
    "Ja? Ein Jacuzzi wär geil. Oder meinetwegen auch ein Golddep..."
    "Jetzt halt doch mal die Fresse, dios mio."
    "Ist es Sheng?"
    "...!"

    Evis Augen weiteten sich. Diesmal nahm Haile sie an der Hand und zog sie vorsichtig zu dem schwarzen Vorhang, und lüftete ihn einen Spalt breit. Evi schaute so vorsichtig wie möglich durch die Öffnung und zog leise Luft ein.

    "Oh Gott...."
    "...!"

    Haile zeigte auf den Kran und die beiden Pfähle neben der Grube. Evis Hand wanderte zu ihrem Mund und Haile spürte, wie ihr Atem schwerer wurde. Jackman hinter den beiden wurde anscheinend etwas ungeduldig.

    "Und wie siehts aus?"
    "Beschissen. Absolut beschissen."
    "Super, beschissen ist mein Spezialgebiet."

    Nachdem Haile und Evi wieder etwas zurückgetreten waren, ging Hugh an den Vorhang und spähte ins Innere des Alamodomes. Er schien sich den Weg zum Kran genau einzuprägen.

    "Also, was ist der Plan?"
    "Hoffentlich gar nichts, das ist immernoch eine beschissene Idee. Ich wollt's nur gesagt haben..."
    "Da ist anscheinend auch der Obermufti von der ganzen Scheisse..."
    "Der Ober-Obermufti?"
    "...!"
    "Uhhh...das ist doch schon eher mein Kaliber, Kinder."
    "Ähm...sicher, Leo?"
    "Oh ja, Schwester."
    "...!"

    Jackman war anscheinend zufrieden mit dem, was er gesehen hatte und kehrte zu den Stammenschwestern zurück. Er grinste ein wenig debil, aber zuversichtlich.

    "Okay, passt auf, euer Anführer, der ja nie etwas macht, hat die beste Idee seit meinem Werwolf-Plan in Van Helsing. Passt auf: Wir cruisen da mit diesem Baby hinter euch rein, dann klettern wir auf den verfluchten Scheisskran, Evi, du schnappst dir Sheng und trägst ihn runter, ich weiß nicht, ob er laufen kann, Leo, du und ich, wir hauen dem Arschloch da oben auf die Schnauze, und dann verpissen wir uns. Hier hin. Dort hinten ist ein kleines Fenster, das führt mit Garantie aufs Dach. Unsere Buddys von der NSA bereiten genau dort gerade schon eine sexy Rettungsmission vor. Alles schon abgesprochen. Außerdem habe ich irgendso eine Obertrulla umgenietet, das wird auch irgendwie gut sein."
    "...Das ist der mit weitem Abstand beschissenste Plan, den ich je gehört habe."
    "Hey, Van Helsing war ja auch ein beschissener Film."

    Haile gestikulierte wild.

    "Du willst die beiden anderen befreien?"
    "...!"
    "Ist das nicht dieser Junge aus dem Schiff. Wie hieß er noch? Ralph? Ricardo?"
    "...Raoul."
    "Oh, Hermana, ich bin zwar nicht deine Mutter, aber bist du nicht ein bisschen jung für ein Date?
    "....?"
    "Na, vergiss es. Mach einfach. Wir treffen uns hier. Oder im Truck. Mach nur schnell."

    Die Vier fielen in eine kurze Stille. während Hugh die Benzinkanister checkte und sich daran machte, den Truck fahrtüchtig zu bekommen.

    "Was zum Fick wird das?"
    "Weißt du, was wir jetzt machen, Kleines? Wir befolgen jetzt Regel 17. Wir werden fucking Helden."



    Geändert von Gendrek (30.10.2015 um 12:23 Uhr)

  6. #146
    "Habt ihr Georgina denn gesehen? Sie wird wahrscheinlich an anderer Stelle festgehalten, bei Henry vielleicht? Irgendetwas stimmt mit ihrem Vater nicht, die Art, wie sie ihn hingerichtet haben, war so... anders. Sie haben sie auch mehrfach zu Folterungen abgeholt und schienen etwas Besonderes oder Grausiges mit ihr vor zu haben! Es würde mich nicht wundern, wenn sie gleich als besonderes Zombiebiest um die Ecke kommt..."

    Eryn schüttelte mit dem Kopf, ohne dass Morris oder irgendjemand anders das hätte sehen können. Selbst Lisa durfte aufgrund des verzogenen Kopfteils der Kultistenrobe wohl maximal eine undeutbare Bewegung wahrnehmen.

    "Keine Ahnung, wo sie ist", flüsterte Eryn wieder. "Aber wenn sie hier irgendwo ist... und noch lebt.., dann holen wir sie raus." Der 25-Jährigen lag nichts an Georgina. Doch eigene Befindlichkeiten mussten aufgeschoben werden, so weit hatte ihr Wandel die Schönheit doch gebracht. Was auch immer sie der Tochter des ermordeten Aristokraten noch vorhielt, durfte jetzt keine Rolle spielen. "Wir machen uns jetzt auf den Weg. Verhaltet euch ruhig, bis wir zurückkommen."

    Sie wartete keine Antwort mehr ab, sah nur zu ihrer Mitstreiterin. Durch Robe und Maske konnte sie nichts erkennen. Nicht einmal die Stelle, an der sie den Stoff abgeschürft hatten, fiel ihr auf. Doch sie konnte dennoch die Entschlossenheit spüren, die auch Lisa empfand. Zumindest bei Eryn schlich sich jedoch mehr und mehr auch Angst dazu. Sie redete sich ein, schon viel geschafft zu haben, und das sicher nicht zu Unrecht. Doch diese Gefahr war nicht weniger ernst zu nehmen als die letzten Gefahren.

    "Ich hole den Schlüssel!" Nun hörte die Barfrau die Entschlossenheit sogar, als die Deutsche sprach. "D-...?" - "Ich bin flink, er wird gar nicht wissen, dass ich da war." Eryn warf der mutigen, jungen Frau ein Grinsen zu, das diese nicht sehen konnte. Doch sie glaubte, es würde erwidert werden. "Okay. Aber ich stehe bei der Tür und sichere dich mit dem Gewehr ab. Falls doch etwas schief geht." Das Nicken, welches Lisa folgen ließ, war doch eindeutig.

    Als die beiden an der Tür zum Wachraum ankamen, schlug das Herz der ehemaligen Kellnerin in tatsächlich atemberaubender Geschwindigkeit unter ihrer Brust und der Robe des Feindes. Auf ihrer Reise hatte Eryn sich das ein oder andere Mal Wachen stellen müssen. Da war die Frau unterhalb des Lagers der Sabals. Mit ihr war sie dank Will und seiner Waffe leicht fertig geworden. Dann war da Club. Sie hatte auch mit ihr ein leichtes Spiel, wenn sie im Anschluss daran doch Glück hatte, um nicht Torres' Rache zu spüren. Die Leibgarde von Jack konnte sie mit Unterstützung von Evi, einem Flammenwerfer und dem jungen Arzt zumindest zur Hälfte niederringen. Doch der Preis war der Tod eines guten Freundes. Und jetzt?

    Sie besaß keinen Flammenwerfer, mit dem stinkenden Riesen ließ sich nicht handeln. Keiner ihrer Gegner war je so mächtig gewesen. Eryn konnte nur hoffen, dass es Lisa gelingen würde, den Schlüssel zu den Zellen zu stehlen, ohne dass er überhaupt etwas davon mitbekommen würde. Denn die zwei Frauen wären ihm, mit dem verhältnismäßig kleinen Gewehr bestückt, nahezu schutzlos ausgeliefert.

    Als die 19-Jährige die Tür aufdrückte, drang ihnen wieder der Gestank aus dem Inneren entgegen. Die letzte Warnung. Doch der Plan stand. "Viel Glück!", wünschte Eryn leise, was Lisa wortlos zur Kenntnis nahm, bevor sie Fuß in den Raum setzte und die Irin unter der Robe umständlich nach ihrer Waffe griff.


    Geändert von MeTa (30.10.2015 um 16:22 Uhr)

  7. #147
    Tatsächlich? Der war mal ein großer Schauspieler? fragte Mary milde überrascht bezüglich der Enthüllung die Frank soeben gemacht hatte. Natürlich hatte sie schon aus Erzählungen von Kinofilmen und dergleichen gehört und auch schon ein oder zwei verlassene Kinos von innen gesehen aber das war es auch schon. Sie hatte nie einen dieser unzähligen Filme gesehen, von welchen diejenigen immer erzählten, die noch vor dem großen Zehren gelebt hatten. Sie meinte auch schon etwas von "X-Men" gehört zu haben aber das konnte genausogut ein Deja vú sein. Hätte ich ihm nicht zugetraut. fügte sie noch einen Kommentar hinzu, denn der daueragressive Jackman wirkte auf sie wirklich nicht wie jemand der sich groß verstellen konnte.

    Tja, das große Zehren und die harten Jahre danach haben viel von uns abverlangt und uns eben auch verändert. Ich war damals ein junger Detective in San Fransisco, geradeinmal 24 Jahre alt und die Welt stand mir offen, dachte ich. Wer weiß ob du mich erkennen würdest wenn du in die Vergangenheit reisen würdest. meinte Frank mit einem Anflug von Nostalgie in der Stimme. Ich vermisse diese Zeit auch manchmal, ja natürlich aber ich habe auch im Jetzt etwas schönes, eine Famile. Ausserdem, mit Adam haben wir die reelle Chance auch aus der Zukunft noch etwas großartiges zu machen. Es wird viel Arbeit werden und lange dauern aber es wird alles werden. Das Heilmittel wird die Gefahr durch die Zombies massiv verringern und den Kultisten einen Schlag versetzen, von dem sie sich kaum wieder erholen können. Danach schwieg er einen Moment und begann dann seine Sachen zu nehmen. Ich glaube es wird langsam Zeit unseren Teil zu leisten. Wenn wir jetzt losgehen, sind wir rechtzeitig bei der Zelle von Henry, Sara und den anderen. sagte er als er bereit war.
    Gut, ich und November sind auch bereit. sagte Mary und strich langsam über das Fell ihres Hundes.

    Ich habe ja schon viel ekelhaftes erlebt aber dass eben steht weit oben auf der Liste. Nur diese eine Razzia 1 Jahr vor dem großen Zehren war schlimmer. beschwerte sich Frank im Flüsterton, als sie aus der Kanalisation stiegen und er endlich wieder tief Luft holen konnte. Ja, es war wirklich wiederlich, nur pass lieber auf dass uns keiner entdeckt. murmelte Mary in Richtung Frank, der als Antwort nickte und sich weiter auf den Weg machte.

    Ich bins Frank, wir holen euch jetzt hier raus. flüsterte so, dass man es auf der anderen Seite hören konnte. Frank als sie die Zelle erreicht hatten und begann die erste Ladung Sprengstoff bereit zu machen. Mary, eine Druidin aus der Nähe von Shengs Hope die uns Hilft ist auch hier.
    Ich bringe gerade den erwähnten Sprengstoff an der Wand an. Geht auf die andere Seite des Raumes und dort in Deckung wenn möglich. Ich habe auch noch eine zweite Ladung dabei, die bringe ich so an, dass sie uns hilft den Rückzug zu sichern. Wenn die erste Sprengung erfolgt ist, macht euch sofort auf den Weg, dort hinten ist ein Gulli der in die Kanalisation führt. Klettert dort hinunter, unser Lager ist in einem, alten Hotel. Mary und ich decken euch den Rücken während ihr flieht.
    erklärte Frank den Plan und brachte die erste Ladung an der Wand an und die zweite ausserhalb des Sprengradius der erstes und etwas versteckt, er würde sie betätigen, sobald die anderen flohen, sodass die Bombe hochgehen würden wenn sie auf dem Rückzug waren.
    Nun waren sie bereit. Das Spektakel konnte losgehen. Frank ging erneut zur Zellenwand, flüsterte Achtung es geht los. durch die Wand und machte sich dann daran in Sicherheit zu gelangen und zog seine Pistole. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Mary ihren Bogen bereit machte.


    Geändert von wusch (30.10.2015 um 16:44 Uhr)

  8. #148


    Die Skypeople würden für die Reisenden aus Shengs Hope wahrscheinlich alles tun, was sie in dieser Welt noch tun konnten.
    Trotzdem machte sich Enigma fast in die Hose, als er an der Zipline hing, die Liz Graham davor mit kundiger Hand auf das Dach des Domes geschossen hatte.

    Der Anführer und NSA-Agent schluckte schwer und wartete nur darauf, dass die neben ihm liegende Frau, die wohl eine gute Freundin der Leute um Hugh war, ihm den Daumen hoch reckte, denn im Moment lag sie auf einer Decke und justierte leise summend am Scharfschützengewehr herum, das dort noch immer montiert war und darauf gewartet hatte, zum Einsatz gebracht zu werden.
    Schweiß lief dem Mann in die Augen, doch neben der riesigen Bürde auf seinen Schultern spürte er auch das knisternde Papier von Abschiedsbriefen und heldenhaften Glückskekstexten, die ihm seine Leute teilweise zum Spaß, teilweise ernst mit auf Weg gegeben hatten, denn nun galt es.
    Und dann hob Liz auch schon den Daumen, während das schallgedämpfte Gewehr einmal aufjaulte und einen Untoten, dessen verfaulte Arme verdächtig in Griffreichweite zur Zipline waren, in einen feinen Regen aus rotem Staub verwandelte.
    Enigma sah genau wie die Beine des Untoten wie die Beine einer Puppe, deren Fäden durchgeschnitten worden waren in Zeitlupe nach unten fielen und auf dem Dach aufschlugen.
    Und während der Fahrtwind seines eigenen Heransausens ihm fast den Atem nahm, sah er den zweiten Teil seiner Truppe gerade unter ihm auf ihren Fahrrädern dahinsausen, offensichtlich im Begriff, die Ablenkung zu starten…

    --

    Die amerikanische Flagge wehte im Wind und Pete, der Mann, der die Ehre gehabt hatte, dass der Aufzug nach ihm, seinem Erbauer benannt wurde und mittlerweile bekannter war als er selbst, räusperte sich kurz und rückte seine uralte, mittlerweile ausgeblichen farblose Krawatte zurecht. Er stand auf einem großen Hänger, auf der anderen Seite waren vier Fahrräder befestigt, deren fleißige Strampler sich gerade warm machten.
    Sie waren keine Soldaten, nie gewesen, jeder der kämpfen konnte, war mittlerweile gefallen oder verwandelt. Aber sie waren noch immer klug. Oder wahnsinnig.
    Aber Wahnsinn war vielleicht das Einzige, das jetzt noch helfen konnte und Bestand hatte.
    Neben ihm stand eine hübsche Frau mittleren Alters, wie war bei der CIA gewesen und hatte jahrelang als Sängerin in der russischen Staatsoper gearbeitet, da von dort aus die Wege zum Kreml sehr kurz waren.
    Sie hatte wirklich eine Stimme wie ein Engel, laut und glockenrein.
    Und nun kam das zweite Standbein der Skypeople zum Tragen – ihr unermüdlicher Erfinder- und Bastlergeist. Pete war sich sicher, dass dies die wahrscheinlich einzige, letzte oder verbliebene Wahlkampfsprechanlage war, die es solarbetrieben noch in den USA gab. Und sie würden sie zum Einsatz bringen.
    Er gab der Sängerin ein Zeichen!

    --

    Enigma sauste durch den roten Nebel weiterer zerberstender Leichen hindurch die Liz auf seinem Wege auf das Dach des Domes pulverisierte und dann spürte er festen Beton unter seinen Füßen wissend, dass er nun bremsen und die Beine anziehen musste um langsam zum Stehen zu kommen. Sich jetzt hier die Beine zu brechen wäre wirklich lächerlich gewesen. Und dann erkannte er, dass auf dem Dach ein riesiger Kultistenbrecher stand. Er würde sich jeden Moment umdrehen und ihn entdecken.
    Doch plötzlich – ein lautes Knacken, ein Rascheln, Geräusche, die er schon seit zwanzig Jahren nicht mehr gehört hatte und dann plötzlich verstärkt über die Anlage weithin schallend und den gesamten Dome eindeckend:
    „O! say can you see
    by the dawn’s early light,
    What so proudly we hailed
    at the twilight’s last gleamin…”


    Der Kopf des Kultisten zuckte herum und er stapfte Richtung Süden, genau auf die Melodie zu, so dass er genau vor der Mündung des Scharfschützengewehrs von Liz landen musste.
    Und schon löste sich der Kopf des Mannes in Holzsplitter und rotem Blutnebel auf, der Leib sank leise und glucksend zu Boden!
    Es lief perfekt! Nun rannte er los um in Richtung Norden zu gelangen, auf das Oberlicht zu.

    --

    Ganze Massen von Kultisten strömten aus dem Tor des Alamodomes und knurrten und geiferten böse, während Agent Anatova, alias Agent Smith mit voller Lautstärke das Star-spangled Banner zum Besten gab.
    Langsam setzte sich der Pulk aus wütenden Streitern des Feindes in Bewegung, doch während ihre Unverwundbarkeit legendär und ihre Kampfkraft zum Fürchten war, war ihre Geschwindigkeit im wahrsten Sinne des Wortes ihre Achillessehne…
    Und nun, wo es den Kultisten auch an Anführern fehlte, die Streitmacht zu befehligen, war dem starken Leib der kluge Kopf abhanden gekommen.

    Doch unerbittlich kamen sie näher und als die Hymne zu Ende war, setzten sich endlich die Männer auf den Fahrrädern in Bewegung und so langsam wie die Hausstreitmacht der Kultisten auf die Skypeople vorrückte, so langsam zogen sie sich zurück.
    Und dann war Pete an der Reihe, während Agent Smith sich darauf vorbereitete, Mister Jackman zu Ehren die australische Hymne zu singen.
    Er hatte sich für eine besonders schöne Rede entschieden, die er nun in Anzug und dank des Lautsprechers schmettern würde:
    „“We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness.”

    --

    Enigma schwitzte, den das Dach war voller Teerpappe welches das Sonnenlicht aufnahm und die Luft in einen Grill verwandelte. Keuchend schraubte er am Oberlicht herum und keuchte zufrieden, als die letzte Schraube fiel.
    Wenn alles nach Plan lief, würden hier gleich der verrückte Schauspieler und seine nicht minder wahnsinnige Truppe aus Überlebensexperten einfinden und dank seiner Strickleiter nach oben klettern.
    Er griff nach hinten und erstarrte.
    „Wo war die verdammte Strickleiter?“
    Ihm wurde schlecht vor Angst, als ihm einfiel, dass die Strickleiter noch immer oben am Turm lag. Es gab somit keine Möglichkeit, Hugh und seinen Leuten nach oben zu helfen.

    Plötzlich zerstoben wieder zwei Untote und aus dem blutigen Nebel trat Liz Graham, auf dem Rücken die Strickleiter, die sie ihm hin warf, das Gesicht rot vor Wut.
    „Das bleibt besser unter uns, was?“, grinste Enigma erleichtert und Liz fauchte nur: „Die ist für dich wenn du noch einmal Scheisse baust!“, Und sie hielt eine lange, dicke Patrone hoch. Enigma hob einen Finger und sagte: „Das ist das falsche Kaliber für das Gewehr oben…?“
    Liz war schon auf dem Rückweg und rief ihm nur über die Schulter zu: „Die ist auch nicht für deinen Kopf, die ist für dein Arschloch.“

    Enigma blies kurz die Backen auf und rannte los in Richtung Oberlicht, wo er dann die Strickleiter hinunterfallen ließ.
    Alles war bereit!
    Und dann hörte er es…

    --

    Der Mann der auf dem Thron gesessen hatte, nahm die Musik draußen grinsend zur Kenntnis.
    „So wird es also beginnen. So werden sie versuchen, meine alten Freunde zu retten.“, raunte der Anführer der Kultisten einer Gestalt hinter sich zu, einem Schemen, den nur er wahrnehmen konnte und hinter seiner Maske atmete der Mann schwerer, hatte er doch seinen Leib geopfert, um dem Virus, der ihnen von den Göttern selbst gesandt worden war, ein gutes Heim zu bieten.
    Mühsam stemmte er sich hoch und trat nach vorne, dort, wo seine Kinder, seine Jünger zu ihm, dem Großmeister des Tempels beteten.

    Er ließ seinen Blick zu Sheng wandern, der ruhig und gefasst in den Seilen hing und spottete laut hörbar: „Seit wir uns kennen, hast du jeden Tag versagt, Sheng. Bis mir das Licht des Glaubens die Augen öffnete, habe ich deinen Worten vertraut. Und nun liegt es in der Hand einer einzigen Prophezeiung, der Hand des Schicksals selbst und somit in den Augen der Göttern, ob du leben wirst oder nicht. Bald schon werden deine Freunde versuchen diesen Tempel zu stürmen. Durch den Haupteingang kommend, meiner Armee in die Arme laufend.“

    Enigma grinste in sich hinein. Die Kultisten hatte noch immer keinen Schimmer, dass der Tempel bereits komplett unterwandert war.

    Der Großmeister sprach weiter, spottete…

    --

    Sheng war ruhig geworden. Die Erkenntnis hatte sich ihm bis zuletzt verweigert, doch dann hatte er die Worte vernommen und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen.
    Er wusste, dass er hier sterben würde.
    Und er umarmte den Tod. Denn sie wussten nicht, welche Möglichkeit sie ihm damit gaben.
    Er würde für seine geliebte Ziehtochter sterben. Und ihr damit ein Leben in Sicherheit gewähren und garantieren. Er würde mit seinem Opfer sie aus diesem Krieg lebend hervorgehen lassen.
    Dafür würde er nur zu gerne vor jedem Todesengel knien und sich mitnehmen lassen. Für den Bürgermeister war es nur schade um jedes geschwiegene Wort an so vielen Gelegenheiten an denen er leise war, weil sich so gehörte. Schade vor allem um eine bestimmte Person, der er zu gerne noch gesagt hätte dass…

    --

    Wingman brauchte deutlich länger, die Worte und die Gestalt in Einklang zu bringen und als es ihm klar wurde, warf er sich in den Knebel schreiend wieder und wieder gegen seinen Pfahl.
    Er hatte diesem Mann fast sein ganzes Leben geopfert und war so böse verraten worden!

    Der Großmeister des Tempels, der Mann, der die Kultisten hier anführte, war Niemand anderes als der Mann, der den „Cult of Vision“ überhaupt ins Leben gerufen hatte!
    Der Großmeister des Tempels war Stane.
    Der Mann, der sich Toske nannte.
    Die Person, die alles über Adam gewusst hatte und ausgesandt worden war, den silbernen Sarg in der Baffin Bay zu bergen, der jedoch niemals ankam.
    Der Mann, der in seinem alten Bunker neben Shengs Hope wahnsinnig geworden war, als er die Wahrheit erfahren hatte.
    Er war Niemals gestorben. ER war nicht einmal entführt worden und sein leeres Grab war nur deswegen leer, weil er in der Einöde gleichsam Wahnsinnige um sich geschart hatte.

    Während Sheng und er noch den Sarg in der Baffin Bay gesucht hatten, nach ihm getaucht hatten, hatte sich der Verrückte mittels seiner Kultisten in Stellung gebracht, ihnen den Sarg als Heilmittel abzunehmen.
    Er hatte Shengs Hope gekannt, alles darüber gewusst.
    Er war alles Schlechte, der Ursprung allen Übels, das Shengs Hope je befallen hatte!

    Wingman warf sich wie wild in seinen Fesseln hin und her, bis sein übermüdeter, gefolterter und kaputter Körper aufgab und ihn Ohnmacht umfing…

    --

    „Preiset die Götter und die Zähne und die Klauen, Brüder des Glaubens!“
    Großmeister Stane Toske hatte die Arme ausgebreitet und sprach mit lauter Stimme, die im gesamten Dome zu hören war.
    „Denn der Apostel ist auf dem Weg hierher, bringt uns den Messias. So wie die Bilder, die die Götter im Traum mir sandten, wahr wurden, wird der Apostel sein eigen Blut töten und uns den Sarg bringen. Und mit ihm die Rettung der Welt im ewigen Frieden. Das PAX, der Traum, der ewige Schlaf wenn alle Menschen erst einmal gereinigt waren und sich unserer Armee angeschlossen hatten.“

    Er ließ sich im stillen, im dumpfen Jubel seiner Schar unter ihren Holzmasken feiern, die Arme noch immer erhoben wie ein Imperator bei den Festspielen.
    „Nun lasst die Opferungen beginnen.“, jubelte er und heisere Schreie unter hölzernen Masken waren die Antwort.

    Die Reisenden aus Shengs Hope hätten keine Sekunde später erschienen dürfen…

    Geändert von Daen vom Clan (30.10.2015 um 23:50 Uhr)

  9. #149
    Der Wagen pflügte durch die Massen an totem Fleisch. Das Geräusch der röhrenden Motoren ließ die Köpfe der Mutanten herumreißen.

    Oben auf dem Truck stand eine kleine Figur.
    Gehüllt in einen schwarzen Umhang, der ihre Gestalt komplett verbarg.
    Nur die silbrig glänzenden Haare waren zu sehen.

    Sie hatte die Aufmerksamkeit des ganzen Domes.

    "..."

    Hugh bretterte wie von Sinnen durch die immer noch knienden Monster, direkt auf die Grube zu, neben denen Raoul und Wingman an Pfähle gebunden waren.

    Nur noch wenige Sekunden.

    Sie ging in die Knie. Wingman schien sich noch heftiger gegen seine Fesseln zu stemmen, als er erkannte, was da auf ihn zu kam. Auch Raouls Lebensgeister schienen zurückzukehren, auch wenn seine geschwollenen Augen unmöglich erkennen konnten, wer da auf dem Truck stand.

    Es war so weit.

    Jackman fuhr eine scharfe Kurve direkt vor der Grube und Haile sprang elegant von dem rasenden Truck, direkt an den ersten Pfahl, klammerte sich daran fest, hoch über den geifernden Köpfen der Zombies. Sie hangelte an den Schnitzereien an dem Marterpfahl entlang, bis sie an den festen Stricken angekommen war, die Wingman in Position hielten.

    Mit ihrem Ritualmesser durchtrennte sie erst die Seile, die seine Arme fesselten und schließlich auch den schwarzen Stoff, der vor seinem Mund gespannt war. Sofort wurde sie fast von seinen heftigen Bewegungen vom Pfahl geschmissen.

    „HÖRT NICHT AUF IHN, HÖRST DU?! HÖRT NICHT AUF IHN! ER LÜGT! ALLE KULTISTEN LÜGEN!“

    „...!?“
    „ER LÜGT! NEIN! HÖRT NICHT AUF IHN!“

    Wingman machte Anstalten, höchstpersönlich vom Pfahl zu hüpfen und alleine zu Evi zu stürmen, die sich gerade am Kran entlanghangelte. Haile hielt ihn gewaltsam zurück.

    „...!“
    „Lass mich, Kind, du verstehst das nicht!“
    „...“
    „Ich schätze, wir fliehen mit der Karre? Dann hol den Burschen, ich halte so lange diese Viecher ab, unsere Ärsche zu fressen!"

    Mit einem grimmigen Nicken bestätigte Haile den Plan. Die Zombies schienen aber immernoch vollkommen kopflos zu agieren und schienen Haile, Wingman und Raoul fast zu ignorieren. Nur die Untoten in der Grube zwischen den beiden Marterpfählen bewegten sich gierig.

    Mit einem Satz sprang Haile von Wingmans Pfahl, während der Soldat selbst vorsichtig herunterkletterte. So schnell ihre Beine sie tragen konnten, rannte sie am Rand der Grube vorbei, zu Raouls Marterpfahl auf der anderen Seite. Sie machte sich daran, hochzuklettern und erreichte schnell die Höhe, an der der junge Mann befestigt war.

    „...!“



    Sie trennte gerade seine Fesseln, als ein lauter Knall den Holzpfahl erschütterte. Einer der Mutanten hatte mit seiner Axt begonnen, den Pfahl zu fällen! Mit wenigen Schnitten befreite Haile Raoul und gestikulierte ihm, dass er nach oben klettern sollte. Haile folgte ihm und stützte ihn bei den ersten Griffen. Oben auf dem Pfahl war eine kleine Plattform, die Raoul schon erreicht hatte. Nur noch wenige Zentimeter...! Doch da erschütterte ein weiterer Knall den Holzpfahl.

    „...!"

    Mit einer Hand hing Haile an dem Pfahl und war daran hinabzufallen, direkt in die gierigen Münder der Gereinigten. Erst rutschte ein Finger ab, dann der nächste und schließlich baumelte sie über dem Abgrund, nur gehalten von zwei Fingern und der tiefen Hoffnung in ihrem Herzen.

    Sie blickte nach oben, direkt in die Augen von Raoul. Er schien zu schreien, aber Haile konnte nicht hören, was er sagte. Wenn das ihre letzten Momente waren, dann wollte sie das nicht hören. Sie dachte an den Tag, der so viele Wochen zurücklag. Der Tag, an dem sich ihre Lippen im Bauch des Stahlbiests berührten.

    „...“

    Es kann so enden.
    Meine Schuld ist beglichen.


    Sie ließ los.

    Aber sie fiel nicht. Eine Hand schloss sich um ihren Arm.

    Raoul hatte seine Fesseln gelöst und Haile aufgefangen. Die Welt um sie herum kehrte zurück, die Schreie von Wingman, das Rufen von Leo, das Geräusch der unzähligen malmenden Schädeln um sie herum. Mit einer unmenschlichen Anstrengung zog Raoul Haile nach oben und schloss sie in seine Arme.

    „Du lebst...“
    „...du auch...“
    „...“

    Der Mutant hatte es geschafft. Langsam, erst fast unmerklich, fing der Pfahl an, zu fallen. Er bewegte sich unendlich langsam. Erst wurde ihr Stand unsicher, schließlich neigte sich das ganze Gebilde immer mehr und mehr. Die beiden Teenager blickten sich in die Augen und nickten. Jetzt oder nie.

    Gemeinsam sprangen sie am Pfahl herunter.

    Sie landeten unsanft direkt in den ausgebreiteten Armen von Wingman, der sie auffing. Sie würden leben. Alle.

    Raoul stützte Wingman, der sein Bein kaum bewegen konnte und zu dritt sprinteten sie durch die Massen an Zombies zu dem Monstertruck. Wieder mussten beide Wingman gewaltsam davon abhalten, Evi hinterherzuklettern. Er schrie schließlich nur noch einen Satz:

    „HÖRT NICHT AUF SHENG! ALLE KULTISTEN LÜGEN!“

    Geändert von Caro (31.10.2015 um 00:58 Uhr)

  10. #150
    Nachdem Haile geschmeidig vom Monstertruck gesprungen war, bretterte Jackman an den Kran heran. Evi sah sich nicht um, sie hatte nur dieses Gerüst vor Augen, das sie erklimmen musste. Ihr kam vor, als wäre dies der Moment, auf den sie seit Ewigkeiten hingearbeitet hatte - als wäre die Sache mit Adam nur ein Vorwand gewesen, um hier und jetzt genau an diesem Punkt sein zu müssen.

    Einen kleinen Augenblick lang musste sie innehalten und sich zwingen, sich zu erinnern. An die zerstörte Heimat, die brennenden Häuser und die Spuren im Staub. Der Ring von Jäger glänzte wild an ihrem Finger, und nun richtete sie ihren Blick nach oben. Es wirkte, als würden sie Kilometer vor der Spitze trennen.
    Sheng. Sheng. Sie dachte an nichts anderes, als an Sheng, als ihre Hand das Metall berührte.
    Mit einem Satz war die Taucherin auf dem Gerüst und bei jedem Griff und Schritt atmete sie laut ein oder aus, um einen Rythmus zu finden und sich die Kondition gut einzuteilen. Es war als wäre sie im Wasser, nur musste sie sich vertikal nach vorne schwingen.

    "...NICHT AUF IHN..." Irgendwo hinter sich hörte sie laute Rufe. "ER LÜGT!" Evi wollte sich nicht umsehen, sie musste konzentriert bleiben, aber sie bekam das Gefühl nicht los, dass es um Sheng ging. "ALLE KULTISTEN LÜGEN!" Es war Wingman, das konnte sie jetzt ausmachen. "ER LÜGT! NEIN! HÖRT NICHT AUF IHN!"
    Nur einen kurzen Augenblick lang zögerte sie mit ihrem nächsten Griff, aber es war kaum mehr als ein Zwinkern lang.
    Nichts würde sie aufhalten, Sheng zu retten, nichts.

    Léo und Jackman kamen kurz vor der Taucherin ganz oben an, und stürzten sofort weiter zum Anführer der Kultisten, während Evi sich gerade auf den Arm des Krans hochzog.
    "Evi!", hörte sie ein Rufen. Sein Rufen. Es war das erste Mal seit so langer Zeit, dass sie seine Stimme hörte, und sie befürchtete ihr Herzschlag würde aussetzen. Stattdessen winkte sie ihm durch eine kurze Handbewegung völlig dämlich zu, bevor sie vorsichtig, aber zügig an die Stelle trat, an der er hing.
    „HÖRT NICHT AUF SHENG! ALLE KULTISTEN LÜGEN!“ Es war nur ein leises Echo, das Evi beim Blick auf den Mann am Kran wahrnahm.
    "Ich... ich bin so froh.", sagte er erschöpft, aber erleichtert. Die Taucherin lächelte und packte das Seil. "...So froh, dich noch ein letztes Mal zu sehen."



    Evi stutzte und ließ den Strick los.
    "Was redest du da? Ich bin hier um dir zu helfen."
    "Das kannst du. Indem du mich losschneidest."
    Die Taucherin lachte auf und machte sich erneut daran, das Seil zu packen.
    "Ich meine es ernst. Evi. Sieh mich an."
    Widerwillig wie ein kleines Kind richtete sie ihren Blick auf ihn. Sein Gesichtsausdruck war flehend.
    "Schneide das Seil durch. Wenn ich in die Grube falle, dann... dann kann ich dort das Los von Haile erleichtern. Es... ist besser so. Mach es ihr zuliebe."
    Er meinte es völlig ernst. Er meinte es wirklich völlig ernst!
    Evi wischte sich kurz übers Gesicht. Das konnte doch nicht wahr sein. Sie stand auf, stemmte die Hände in die Hüften und sah nach oben. Als hätte sie alle Zeit der Welt atmete sie tief durch, kämpfte mit Tränen, die sich sich jetzt nicht erlauben konnte und wandte sich dann regelrecht verärgert an Sheng.
    "Idiot. Haile bringt mich um, wenn ich dich da reinfallen lasse. Ich glaube es ist an der Zeit, dass du sie mal entscheiden lässt, was gut für sie ist. Glaubst du ehrlich, dass auch nur irgendetwas leichter für sie wäre, wenn sie um dich trauert?"
    Sheng sah Evi in die Augen und nickte.
    "...Bist du wahnsinnig? Ich..." Wieder der Blick an die Decke. Dann nach unten. Dann zu Sheng. Er lächelte ermutigend. "...Okay."

    Mit einer schnellen Bewegung schwang sich die Taucherin auf das Seil. Das rauhe Material tat in den Handflächen weh, aber ansonsten war es ein Leichtes, daran nach unten zu rutschen.
    "Was machst du denn da?", rief Sheng völlig außer sich, aber da war sie schon fast bei ihm angekommen. Evi rutschte so weit nach unten, dass sie schließlich seine Schulter packen und sich an ihn heranziehen konnte. Nun hielt sie nichts, außer der Umarmung, in der sie ihn umklammert hielt. Ihre Köpfe waren nun so nebeneinander, dass ihr Mund direkt an seinem Ohr war. "Ich werde keinen einzigen Schritt mehr ohne dich gehen.", flüsterte die Taucherin dem Bürgermeister zu.
    "Weißt du, was ich stets vor Augen habe, seit wir losgezogen sind, um Adam sicher ans Ziel zu bringen? Was ich Tag und Nacht, jede Sekunde, und einfach mit jedem Herzschlag von mir gesehen habe? Es war dein hoffnungsvolles Lächeln. Ich wollte allen Menschen so ein hoffnungsvolles Lächeln schenken. Und ich wollte dich noch einmal so glücklich sehen. Wenn das nicht möglich ist, dann will ich auch nicht mehr. Ich beende es, hier und jetzt."

    Ohne zu zögern griff sie nun nach ihrem Beil, das an ihrer Hosenlasche hing. Es war ein wahrer Kraftakt, es nur mit einer Hand zu erwischen, aber die Taucherin merkte kaum, wie kleine Schweißperlen ihre Stirn zierten.
    "Nein, das wirst du nicht tun!", rief Sheng, der nun endlich verstanden hatte, was sie im Begriff war zu tun.
    "Sag mir nicht wie ich sterben soll."
    Evi schaffte es gerade so, sich wieder etwas nach oben zu hangeln und mit einer Hand das Seil zu umfassen. Mit der anderen führte sie das Beil an die Schnur.
    "Hör auf!" Es war nun offenbar wieder mehr Leben in den Bürgermeister zurückgekehrt, denn er begann ein bisschen zu zappeln.
    "Hey, willst du dass ich runterfalle und du dann bis in alle Ewigkeiten hier hängst? Die Kultisten werden dir nämlich nicht runterhelfen, auch nicht auf die Art, wo du dann sterben würdest. Die werden gerade verprügelt."
    Sheng schien einen kurzen Moment lang verarbeiten zu müssen, in welcher Situation er sich gerade befand.
    "...Hör auf. Du darfst nicht wegen mir..." Er wirkte geschlagen. "Es ist ein Fehler, aber ich kann dich nicht mit in den Tod reißen."...Bist du dir sicher?" Ein Nicken.
    Evi rutschte langsam wieder nach unten. "Also darf ich dich nun bitte retten?", fragte sie sanft und Sheng nickte erneut. Einen kurzen Moment lang sahen sie sich in die Augen, dann kletterte die Taucherin schon eifrig an dem Seil nach oben. Nur wenige Augenblicke später hatte sie den Strick nach oben gezogen, und glücklich keuchend half sie dem Bürgermeister aus diesem seltsamen Korsett zu kommen.
    "Ich wollte das nicht. Es wäre für Haile wirklich besser, wenn ich jetzt da unten liegen würde." Es wirkte, als müsste er dies unbedingt nochmal loswerden, weil es sein Gewissen plagte, aber er hatte den Widerstand längst aufgegeben.

    Evi half Sheng, der natürlich geschwächt war, so gut es ging wieder nach unten zu kommen. Es war nicht einfach, jemanden zu stützen und gleichzeitig zu klettern, aber nach unten war es definitiv einfacher als nach oben. Sie hatte einen Teil des Seils mit ihrem Beil abgeschnitten und es zur Sicherheit um ihre Hüfte und dann um seine gebunden, so dass sie auch im Notfall noch etwas ausrichten konnte. Außerdem...
    "Nicht dass du auf die Idee kommst, dich noch irgendwo in die Tiefe zu stürzen.", meinte die Taucherin grinsend, als sie eine kurze Pause einlegten. Doch Sheng grinste überhaupt nicht und schüttelte ernst den Kopf.
    "So nicht. Außerdem ist die Entscheidung gefallen. Und jetzt muss ich auch mal dein Leben retten... oder es zumindest so gut ich kann schützen."
    Ich werde keinen einzigen Schritt mehr ohne dich gehen.


    Geändert von Lynx (31.10.2015 um 07:46 Uhr)

  11. #151





    Bis dato war ja alles wie am Schnürchen gelaufen. Fast schon zu gut.
    Der Ober-Obermuffti sollte besser wirklich ein hartes Kaliber sein, sonst könnte Léo für Nichts mehr garantieren. Ihr innerer Staudamm an Hass und Verzweiflung war kurz vorm Bersten. Wenn sie nicht bald ein Ventil zum Ablassen fand...
    Die Vier erklommen den alten Kran, als würde es an der Spitze Frei Tequila geben. Das müde Metall knarzte bedrohlich unter der zusätzlichen Belastung, doch das was das geringste ihrer Probleme. Mit eiserner Entschlossenheit kletterte die Latina höher und höher. Es mutete fast wie eine einstudierte Choreographie an, so fließend und mühelos wirkten ihre Bewegungen. Selbst die Sprünge schienen mehr die eines Panthers als eines Menschen zu sein.
    Sie sah nicht nach, ob ihre Schwestern im Geiste zurecht kamen, das war nicht nötig.
    Evi hatte einfach Cojones und Haile schon einen verdammten Kran zum Einsturz gebracht.
    Apropos.
    Sie hätten den Sprengstoff mitnehmen und diesen Kackkran in die Luft jagen sollen, sodass er volle Kanone auf den Obersack knallt und sie die drei Typen nur noch abpflückenmussten.
    Schnelle, saubere Nummer, aber sowas fällt einem natürlich erst jetzt ein.
    Hju eierte einige Meter unter ihr herum und kam offensichtlich nicht mit ihrem Tempo mit.
    In regelmäßigen Abständen brüllte Léo ihm erbauliche Motivationen hinunter.
    „Wenn Du weiter wie ne Schnecke hochschleimst, bist Du morgen früh noch nicht oben!“
    „Alter!“
    „Der Oberobermuffti stirbt an Altersschwäche, ehe Du bei ihm ankommst!“
    „Léo, noch so ein Spruch und ich verpasse Dir eine neue Körperöffnung mit meinem Gewehr, wenn ich oben bin!“
    „Wenn Dich das schneller klettern lässt, liebend gerne!“
    Doch es verfehlte seine Wirkung nicht.
    Fast zeitgleich schwangen sich die Beiden auf den Quermasten des Kranes.
    Eisiger Wind peitschte ihnen ins Gesicht und ließ Kleidung und Haar wild herumflattern. Balancierend kamen sie der Stelle näher, von der sie noch am nächsten auf die VIP-Lounge springen konnten. Das ehemalige Stadion unter ihnen wirkte winzig und die Kultisten und potentielle Freunde wie Ameisen. Ganz im Gegensatz zum Oberobermuffti, der am Rand stand und noch immer damit beschäftigt war, seinem Fußvolk irgendwelchen Rotz zuzublubbern.
    Dass er sie noch nicht bemerkt hatte, war sehr seltsam.
    Still tauschten Léo und Hju einen Blick und zogen ihre Waffen, ehe sie sprangen und sich formvollendet auf dem Dach der Lounge abrollten.
    Sofort sprang die Halbmexikanerin auf und sprintete auf den langhaarigen Hünen zu, der sich ihrer immer noch nicht gewahr wurde.
    Die halbe Distanz war bereits bewältigt, als er sich endlich umdrehte und ihm stand der Schock und die Überraschung über den unvermuteten Besuch deutlich im Gesicht geschrieben.
    Seine blutunterlaufenen Augen weiteten sich schier endlos.
    Etwas in ihnen weckte vages Wiedererkennen in ihr.
    Doch sie würde sich sicher nicht die Zeit nehmen, daran jetzt auch nur einen Gedanken zu verschwenden.
    Mit einem Urschrei hob sie ihre Machete über den Kopf und schien nun nur noch so auf ihn zuzufliegen.
    Das Erstaunen auf Seiten Oberobermufftis wandelte sich in Zorn und auch er ließ einen unwirklichen Laut durch seine Hässlingsmaske entfahren, der durch das ganze Stadion hallen mochte.
    Dann rannte er ihr entgegen.
    Léo stieß sich mit aller Kraft vomBoden ab.
    Wie ein Bulldozer preschte er ihr entgegen.
    Perfekt, denn sie so würde sie mehr Schaden anrichten können, wenn sie gleich traf.
    Sie holte in der Luft aus.
    Alles, was sie an diesem verkackten Tag durchmachen musste und sie deswegen fast durchdrehen ließ, brachte sie in diesen einen Schlag.
    Sie durfte nicht verfehlen.
    Sonst konnte sie sich gleich in die Tiefe stürzen, denn genau das würde ihr innerlich widerfahren.
    Wie eine Rakete schnellte sie hinab.
    Das künstliche Röcheln seiner Atemmaske drang an ihre Ohren.
    Léo hieb zu.
    Für einen Augenblick war sie seinem Gesicht so nah, dass sie direkt sehen konnte, wie sich der Zorn in seinen Augen zu einer Art Vorfreude wandelte, sie gleich packen und zerreißen zu können.
    Oder was auch immer, denn das würden weder Hju noch Léo noch sonstwer je erfahren.
    Die Vorfreude wandelte sich wieder in Erstaunen.
    Geschmeidig landete sie auf dem Boden, die Machete von einem roten Film aus Blut benetzt.
    Sie hatte nicht verfehlt.
    Ohne den geringsten Widerstand hatte sie dem Oberobermuffti den Kopf von den Schultern getrennt.



    Geändert von Mephista (31.10.2015 um 13:22 Uhr)

  12. #152
    Hugh hatte wirklich Probleme mit der Latina mitzuhalten.
    Er konnte noch sehr einen auf aggressiven und impulsiven Raufbold machen, der er ja zum Teil war, doch er spürte wie ihm das Alter wirklich tief in den Knochen steckte.
    Heute, in dieser Stunde, mehr als jemals zuvor.

    Die beiden zogen sich mit einem kräftigen Schwung fast zeitgleich auf das Dach der VIP Lounge.
    Er konnte das rumoren der Masse an Kultisten im Hintergrund dumpf hören. Es war beunruhigend und erfüllte seinen Magen mit einem flauen Gefühl.
    Er hatte kein gutes Gefühl bei der Fahrt mit dem Monstertruck und er hatte auch jetzt kein gutes Gefühl.

    Doch noch bevor er den ersten Atemzug auf dem Dach tätigen konnte, sah er bereits wie Léo ihre Machete zog und losstürmte.
    Eine wilde Amazone, schön, feurig und unberechenbar.
    Vieles würde er dafür geben wenn er noch viel mehr Zeit mir ihr verbringen könnte.
    Doch würde er die Gelegenheit dazu bekommen?

    Aus der Kehle von Léo ertönte ein Kampfschrei, welcher dem bleichen, fast toten Mann mit Atemmaske entgegenschleudert wurde.
    Wenn dieser gekonnt hätte, dann wäre er wohl erwidert worden.

    Jackman sah nur mit erhobenem Gewehr dabei zu wie die beiden aufeinander zu sprangen.
    Der Kultistenboss die Arme zum Töten erhoben, Léo die Machete über den Kopf geschwungen.

    Der ehemalige Schauspieler legte das Gewehr an. Er zielte...
    Léo schlug zu.
    Ein- und Ausatmen.

    Er hörte wie die scharfe Klinge auf Fleisch traf und sich tief in den Hals des Kultisten grub.
    Er hörte wie die scharfe Klinge auf Knochen traf und sich einfach zwischen den Halswirbeln hindurch schob.

    Aus reinem Reflex heraus drückte Jackman ab.
    Der segelnde Kopf wurde von einer Kugel durchbohrt und wurde ein ganzes Stück weiter weg katapultiert.

    „Scheiße... ist der?“
    „Tot? Alter Mann, du lässt echt nach.“
    „Ich hatte mir das irgendwie... schwerer vorgestellt. Der ist ja einfach... eh... gestorben.“
    „Halt die Backen und lass uns hier verschwinden.“

    [Kampfprobe - Meisterlich Bestanden]

    Jackman nickte der Latina zu.
    Enttäuscht war er ja schon ein bisschen.
    Ohne jedes weitere Zögern rannten die beiden wieder zum Rand des Daches der VIP Lounge.
    Der Kran lag direkt zu ihren Füßen und sie mussten nur noch nach unten.
    Nichts weiter, keine schwere Aufgabe. Nichts könnte mehr schief gehen.



    Synchron sprangen sie von der Lounge hinab und krallten sich in die Metallstreben des Kranes.
    So lange der Aufstieg dauerte, so schnell kamen sie hinab.

    Als Léo und Jackman wieder beide am Fuße des Kranes ankamen blickte sie in die Gesichter von Evi, Haile, Wingman, Raoul und Sheng... sie alle standen vor ihnen, warteten nur noch auf die Rückkehr ihrer Freunde.
    Sie hatten es geschafft. Alle hatten sie es geschafft.

    Die Türen des Monstertrucks knallten laut als sie sich zu siebt in das Fahrzeug quetschten.
    Der Raum war so furchtbar eng, heiß und stickig. Aber die Freude der Freunde, der Familie überwogen einfach alles.

    Jackman drehte den Schlüssel des Trucks und ließ den Motor heulend an.
    Wie ein Wahnsinniger drückte er einfach mit voller Wucht auf das Gaspedal. Die Reifen drehten sich durch und das Gefährt kam schnell in Fahrt.
    Sie müssten ja einfach nur den Weg zurück und dann... wären sie durch.

    Der Monstertruck pflügte sich durch die Massen an Untoten, keiner war hier der sie kontrollierte. Alle Anführer lagen im Staub und hatten ihre gerechte Strafe erhalten.
    Jackman sah wie die Garage vor ihm lag, direkt dahinter die Türen die zum Oberlicht führten.
    Ohne jeglichen Zweifel, dass es schief gehen könnte riss der erfahren Anführer das Lenkrad herum und drückte mit aller Kraft auf die Bremse.
    Der Wagen brach aus, die Hinterachse wandte sich komplett herum und das Fahrzeug kam quer in der Garage zum stehen.
    Das war furchtbar knapp. Was zum Fick hatte man ihm eigentlich gegeben bevor sie losgingen? Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er vorher schon so einen riskanten Scheiß gemacht hätte.

    [Fortbewegungsmittel - Bestanden]

    „Wer ist eigentlich unser Fahrer? Ich bin mir sicher Sie schon einmal gesehen zu haben...“

    Hugh blickte direkt in das Gesicht von Sheng der ihn entgeistert ansah.

    „Hi. Hugh Jackman. Der Penner mit dem Bart... aus der Siedlung...“

    Sheng schien nicht wirklich direkt darauf zu kommen mit wem er es eigentlich zu tun hatte.

    "Lancaster. Ich hab mich nur rasiert, der Bart sah furchtbar aus."

    Ohne weitere Worte stießen seine Passagiere die Türen auf und strömten aus dem Wagen heraus.

    „Los, alle durch die Türe, geradeaus. Ich hab für nen Abholdienst gesorgt!“

    Geordnet folgten sie den gebellten Worten die keinerlei Raum für Zweifel ließen.
    Manchmal fand er es ja schon geil Anführer zu sein.
    Während die Zombies noch unkoordiniert auf dem Spielfeld herum wankten und nicht wussten wo sie hin sollten... da war ihre kleine Gruppe schon lange weg.
    Mit einer Strickleiter durch das Oberlicht, auf das Dach, erwartet von Enigma der stramm wie ein Soldat stand.

    Jackman war der letzte der oben ankam und von Enigma in Empfang genommen wurde.

    „Berichte: Alles lief nach Plan. Fluchtweg steht bereit. Extraktion vom Dach über Zipline.“
    „Scheiße Mann. Enigma, zieh dir einmal den Stock aus dem Arsch und sag uns wie extrem geil und cool das hier war. Wir haben grad unsere Leute rausgeholt, leben alle noch und du... du stehst hier vor mir und hast deinen Arsch aufs Spiel gesetzt. Ich geb dir einen aus sobald das hier alles vorbei ist.“

    Freundschaftlich boxte Jackman Enigma gegen die Schulter, klopfte ihm auf den Rücken und joggte dann seinen Freunden hinterher.

    Es war faszinierend.
    Sie hatten alle Ihr Leben riskiert. Sie haben wirklich alles erreicht was sie wollten und lebten noch.
    Alles in allem... bei ihnen lief alles perfekt.

    Geändert von Gendrek (01.11.2015 um 10:37 Uhr)

  13. #153
    Lisa atmete tief ein und schob vorsichtig den Vorhang beiseite. Sie blickte noch einmal zurück über ihre Schultern zu Eryn und sah, wie die 25-jährige ihr zunickte. Jetzt galt es also...

    Langsam schlich sie auf ihren nackten Füßen auf den Leichenberg zu, immer darauf bedacht ja kein Geräusch zu machen, welches dieses stinkende Ungetüm vor ihr aufwecken könnte. So flink und wendig wie es ihr unter ihrer mit Kissen und Stoffbahnen ausgestopften Kutte möglich war kletterte sie an den verwesenden Armen und Beinen hinauf, wobei sie aufgrund der eher matschigen Konsistenz ein paar Mal gefährlich abrutschte. Glücklicherweise boten ihr jedoch die Knochen der Leichen, auf welcher sich der Kultistenbrecher gebettet hatte, immer wieder Halt, so dass sie ohne große Zwischenfälle neben dem Riesen ankam und nun neben seinem Hals hockte.

    *Chrrrr....* Ein lautes Schnarchen hallte durch den Raum und die 19 jährige hielt inne. 'Hoffentlich wacht der nicht auf, bevor ich den Schlüssel auch nur in der Hand habe.' Doch nur wenige Sekunden später folgte ein seliges *Huiiii* und Lisa wusste, dass der Wächter weiterhin friedlich schlief. Mit angehaltenem Atem streckte sie nun also ihre Hand aus und fingerte nach dem Schlüsselbund. 'Eins.. zwei..' Es waren insgesamt drei Schlüssel an der Schnur befestigt, welche um den dicken Hals des Koloss gebunden war und Lisa achtete darauf, alle gleichzeitig in die Hand zu nehmen, damit sie nicht durch ein eventuelles Aneinanderklappern des Metalls auf sich aufmerksam machte. Es gelang und nun hatte sie nur noch die Aufgabe vor sich den Schlüsselbund vom Hals des Monstrums zu bekommen.

    Also erhob sie sich langsam von ihrer hockenden Position und bewegte dabei ihre zur Faust geformte Hand mit den Schlüsseln darin in Richtung Kopf des Kultisten. Sie spürte ihre Aufregung und ein leichtes Zittern in den Händen, doch es gelang ihr das Schlüsselband komplett über den Kopf zu ziehen, ohne dass der Zombie-Riese davon etwas mitbekam. Sobald sie dieses komplett in ihrer Gewalt hatte, hüpfte sie so schnell sie konnte hinunter auf den Boden und zum Ausgang des Raumes. Dort hielt sie Eryn grinsend die Schlüssel vor die Nase und diese zeigte ihr zur Bestätigung ein „Daumen hoch“.

    Auf dem Gang angekommen spürte Lisa ihr Herz in einem Wahnsinnstempo klopfen. Der erste Teil ihres Plans hatte ohne Probleme geklappt. Ob der Rest auch so glatt lief? Um keine weitere Zeit zu verlieren, gönnte sie sich jedoch keine große Verschnaufspause, sondern lief sofort hinüber zu der ersten Zellentür, an welcher Eryn zuvor mit Morris gesprochen hatte, und steckte den ersten Schlüssel, den sie in die Finger bekam, in das Schlüsselloch. Sobald sie diesen rumdrehte, hörte sie von drinnen aufgeregtes Stimmengewirr. „Wir werden gerettet!“ „Psst.. leise!“ „Vielleicht holen sie auch wieder jemanden zur Folterung.“ „Aber was ist mit...?“ „Jetzt seid doch mal leise!“ Doch die Tür öffnete sich nicht. „Mist! Falscher Schlüssel!“ fluchte Lisa vor sich hin. „Das ist Lisa!“ hörte sie von drinnen wieder eine Stimme. „Psst! Verdammt noch mal!“ Das war Morris. Den noch vor wenigen Woche so feinen Lebemann, der stets Gentleman war, nahm die ganze Situation wohlhoch mehr mit als sie zunächst annahm, wenn er vor Anspannung schon anfing zu fluchen. „Ganz ruhig. Alles ist gut.“ flüsterte die Halb-Deutsche, hauptsächlich um die Gefangenen in der Zelle zu beruhigen, aber auch um selbst nicht die Nerven zu verlieren. Der zweite Schlüssel passte und Lisa öffnete die Tür. „Kommt!“ winkte sie die in der Zelle eingesperrten Bewohner von Sheng's Hope heraus und Morris flüsterte sie zu „Wartet kurz. Ich hole noch eben die von nebenan.“ Lisa rannte zur zweiten Zellentür hinüber und dieses Mal passte der Schlüssel sofort.

    Als sie nun so alle gemeinsam im Gang versammelt waren, beschworen Lisa und Eryn die soeben Befreiten noch einmal darauf ein, sich nicht zu auffällig freudig oder euphorisch zu benehmen. „Mitkommen!“ rief Lisa nun mit verstellter tieferer Stimme Morris, Silvia und den anderen zu und machte sich daran diese über den Gang in Richtung Ausgang des Alamodomes zu geleiten.

    „O! say can you see...“ schallte es nach einem lauten Knacken plötzlich über die Lautsprecher durch den gesamten Dome. 'Was ist das?' Hektisch blickte die junge Frau sich um. Doch statt der Herkunft des Gesangs erblickte sie nur die monströse Gestalt des riesigen Kultistenbrechers, dem sie nur wenige Minuten zuvor die Zellenschlüssel geklaut hatte. Sie schluckte. 'Mist, nun sind wir dran.' „Äh...“ brummte Lisa unter ihrer Kutte, streckte den rechten Arm nach vorne und zeigte somit in Richtung des Eingangs des Alamodomes. „FEIND“ Die 19 jährige gab sich alle Mühe so viel Tiefe und Brummen wie nur möglich in ihre Stimme zu legen und hoffte, dass der Riese ihr abnahm, dass sie dazu gehören würde. Für einen Moment sah er sie fragend an, doch dann nickte er und trampelte an ihnen vorbei nach vorne, wo sich Eryn befand um die Flucht nach vorne abzusichern. In der Hoffnung, dass diese das Ungetüm ebenso überzeugen konnte, nutzte sie die Gunst der Ablenkung, die ihre Partnerin in diesem Moment darstellte und schaffte es somit zusammen mit den Gefangenen bis zum Ausgang des Alamodomes zu gelangen. Dank der Hilfe der Skypeople hatte sich glücklicherweise die Versammlung der Kultisten vor dem Eingang aufgelöst, so dass der Weg bis zum Hotel keine größeren Gefahren mehr darstellte.

    Sie hatte es tatsächlich geschafft. Sie hatte zumindest einen Teil ihrer Familien und Freunde befreien können. Doch was war mit Sheng? Und hatte man auch ihre Mutter retten können? Und wo blieb eigentlich Eryn???


    Geändert von Layana (31.10.2015 um 22:22 Uhr)

  14. #154
    Bis hierhin hatte alles zu gut geklappt.

    Probe Schütze - (Automatisch) bestanden

    Etwas musste schief gehen.

    „FEIND“, hörte sie Lisa rufen. Für den Anfang rätselte sie noch, doch als sie den Fleischberg auf sich zulaufen sah, waren ihre Fragen beantwortet. Ihre Mitstreiterin hatte ihn erfolgreich von sich und den Befreiten abgelenkt. Doch nun würde er in Richtung Ausgang rennen und dort eine weitere Hürde darstellen, der sich später nicht nur sie, sondern auch die anderen, irgendwo im Dome befindlichen Freunde stellen mussten. Etwas, das Eryn nicht zulassen konnte.

    "Komm schon, Fettsack!", rief sie ihm zu. Er wurde langsamer, stoppte gar ganz. Seine Augen musterten sie, wenngleich sich die Irin fragte, wie er durch sie sehen konnte, waren sie wie viele Partien seines Körpers doch verdeckt von einer Schicht herunterlappender Haut. "Ich bin der Feind." Es schien als brauchte er einen Moment, um ihre Worte zu sortieren. Am Ende war es wohl mehr der Ton als der Inhalt ihres Rufens, der ihm zu verstehen gab, dass sie ihm nicht freundlich gesonnen war. Als er nur begann, seinen massigen Körper in ihre Richtung zu bewegen, lief Eryn durch den Vorhang zurück in den Raum aus dem er kam - seine Schlafstätte, die einer Metzgerei täuschend ähnlich sah. An seinem aufgeregten, feindseligen Grunzen war zu erkennen, dass er vorhatte, bald zu schlachten.

    Noch während die Schönheit zurückwich, hoffte sie, dass Lisa, Morris, Silvia und die anderen nun würden fliehen können. Dann stieß ihr Rücken an etwas Weiches, Glitschiges. Es gab einen matschigen Ton von sich und trotz der Robe konnte Eryn die Feuchtigkeit an ihrem Rücken spüren, als sich der Gewehrkolben unter dem Stoff etwas in das ehemalige Bett des Kultisten bohrte. Für einen der beiden würde dies ihre letzte Schlafstätte werden, denn niemand hatte vor, den jeweils anderen unversehrt davon kommen zu lassen.



    Es war ein ungleiches Duell; der 25-Jährigen war dies vom ersten Augenblick an klar. Lediglich Entschlossenheit vermisste sie im Blick des Hünen, doch schob sie dies darauf, dass sein Gesicht kaum zum Ausdruck derartiger Emotionen in der Lage war. Er war ein Klumpen an verbeulter Haut, Muskelmasse und Fleisch. Der Prototyp einer brutalen Tötungsmaschine, nur zu diesem Zweck mutiert. Was auch immer sich einst hinter ihm verborgen haben mag, war längst nicht mehr. Das hier war kein Mensch. Und dennoch hielt er einen Moment inne, als er mit Leichtigkeit in Reichweite gekommen war, um Eryn mit seinen Äxten niederzustrecken. Als würde er wenigstens etwas honorieren, dass er diesem Exemplar Frau vor ihrer Ermordung Respekt zukommen lassen musste, sie sich vor ihm vielen, zu groß wirkenden Gefahren gestellt hatte. Auch, wenn beide wussten, dass sie sich dieses Mal tatsächlich übernommen hatte.

    Er atmete, so viel war zu sagen, und das nicht leicht. Seine massige, verklumpte und wie der Rest bestialisch stinkende Brust hob sich beinahe einen halben Meter, so kam es ihr vor. Es schien, als würde er Kraft sammeln, sich Luft in die Lunge pumpen, um die Äxte nur tiefer in das Fleisch der Frau zu rammen. Eine dieser Waffen hob er nun auch über seinen eigenen Kopf. Noch immer konnte sie seine Augen nicht sehen, doch sein Kopf wandte sich eindeutig nicht von ihr ab. Der Sadist ließ sich Zeit. Dies war kein einfacher Mord, sondern eine Hinrichtung. Hätte das Monstrum Regungen offenbaren können, dann würde er ihr zeigen, wie viel Spaß es ihm machte - da war die Barfrau sich sicher.

    Doch sie würde ihm zumindest einen guten Kampf bieten.

    Die Axt sauste nieder. Es war zu hören, wie sie die Luft durchschnitt. Die Frau, deren Beine sich bemühen mussten, um nicht zu zittern, drückte eben diese durch und sprang bei Seite, vorbei an der Waffe und hinter einen übergroßen Tisch in diesem vermoderten Raum. Die Klinge, die sie hatte treffen sollen, durchschnitt den Leichenberg, der Mutant spaltete sein Bett. Eryn konnte nicht einatmen, da riss er die riesige Waffe wieder nach oben, zerfledderte seine Schlafstätte, was ihn nur wütender zu machen schien. Sie bemühte sich, zügig aufzustehen, schon schlug das Monstrum erneut zu, dieses Mal mit einem horizontalen Hieb. Er grunze zufrieden, als seine Axt in den Stoff auf der Höhe ihrer Maske schnitt, die Irin nicht rechtzeitig wegtauchen konnte. Doch es schlug ihr nur die Maske vom Kopf, mit ihr den Turban, den Lisa aus einem Laken gewickelt hatte, wenn es auch nur Millimeter waren, die ihr Skalp vor der Abtrennung bewahrten.

    Sie warf sich auf den Boden, ihr übergroßer Feind schien sich fangen zu müssen, hatte noch nicht verstanden, dass sie lebte. Eryn drückte ihre Hände über den schmierigen Boden nach vorne, rutschte so beinahe aus, doch zog ihren Körper unter den Tisch. Wieder vernahm sie ein Grunzen, konnte nur die Beine des Hünen sehen. Doch festigte sich sein Stand, was sie als Zeichen für den nächsten Schlag wahr nahm. Und tatsächlich: Keinen Augenblick, nachdem sie sich weggerollt hatte, brachte er mit Wucht und Axt dem Tisch zum Einbruch, den die ehemalige Kellnerin nur splittern hörte. Während sie panisch keuchte und stöhnte, schien es ihm egal zu sein, dass er sein eigenes Mobiliar zerstörte. Sein einziges Ziel schien ihr Tod zu sein. Und je länger sie sich ihm aussetzte, desto mehr verlor sie die Kraft, um ihm diesen Plan zu vereiteln.

    Wieder ließ er die Axt auf sie herunterkrachen, wieder verfehlte er, doch klemmte den Stoff ein, der die Robe halb herunterriss, als würde er erst ihre Tarnung nehmen wollen, die sie ohnehin nicht mehr brauchte. Ohne das Kostüm der Feinde fühlte sie sich mehr und mehr entblößt. Doch Eryn nahm die Chance wahr, die dies bot, da sich auch das Gewehr auf ihrem Rücken freilegte. Sie stand nur halb auf und sprang weg, ohne zu sehen, ob ihr Feind schlug. Doch tatsächlich hörte sie die Wucht abermals im zitternden Boden aufschlagen, was ihr die Sekunden gab, die sie brauchte, um ihre Waffe vom Rücken zu nehmen. Die Sicherheit, die sie sonst verspürt hatte, wenn sie das Kriegswerkzeug in den Händen hielt, war jedoch kaum gegeben. Sie riss das Gewehr bei Seite, als der nächste Schlag des Riesen es nahezu aus ihrer Hand geschlagen und zerfetzt hätte. Er war nicht schnell, doch schnell genug, um ihr keine Zeit zu geben, zu zielen. Sie würde nicht die Chance bekommen, genug Distanz zwischen sich und ihren Henker zu bringen. Diese Zelle war groß genug, um den Hünen zu beheimaten, doch es war alles andere als ein Stadion. Und er hatte Heimspiel.

    Sie sprang erneut bei Seite. Nur die Tage, die sie tanzend verbracht hatte, konnten ihr noch das nötige Geschick geben, um den Schlägen des Mutanten auszuweichen. Eryn rannte bis zur gegenüberliegenden Wand, links vom Eingang. Zeit! Endlich Zeit. Ihre zitternden, vom Matsch am Boden nassen Finger versuchten, das Gewehr gerade zu reißen, rutschten jedoch einmal ab. Der zweite Versuch gelang und es löste sich der erste Schuss. Er traf den Riesen in der Brust, nicht weit unterhalb der Stelle, an der bei Menschen der Hals gewesen wäre. Äußerlich blieb er unbeeindruckt, doch offenbarte mehr Wut. Kurzerhand griff er nach den Überresten eines Tischbeins und warf es nach ihr. Sie hatte keinen Vincent, der sich statt ihr in das Objektil warf, keinen Will, der sie per Gitter schützte. Sie war alleine und wurde vom hölzernen Wurfgeschoss getroffen.



    Das zerfaserte Holz traf sie knackend am Unterarm, zwang sie dazu, die Waffe fallen zu lassen, beschädigte womöglich sogar Knochen und hinterließ Splitter in kleinen, blutigen Wunden. Sie beugte sich nach dem Gewehr, doch der heranrauschende, seine Axt schwingende Feind zwang sie dazu, ein weiteres Mal rettend in die Richtung zu springen, in der dieses sich nicht befand. Unwillkürlich trat der Riese das Jagdinstrument in seinem Ansturm bei Seite, doch verfehlte wenigstens sie. Jeder Schlag, mit dem er die 25-Jährige nicht traf, schien ihn ungeduldiger, brutaler und entschlossener zu machen. Er wollte sie nicht gehen lassen.

    Eryn wollte sich mit dem rechten Arm vom Boden abdrücken, doch der Schmerz ließ sie einknicken. Sie konnte dem nächsten Schlag nur rollend ausweichen, nun auch ihr Kleid mit der Flagge von Sheng's Hope den stinkenden Sud vom Boden der Wachzelle immer mehr aufsaugen. Sie lag auf dem Rücken, während das Monstrum vor und über ihr stand. Er hätte sie mit seinen Füßen zerquetschen können, doch wieder sollte es eine seiner Äxte richten.

    Er hätte gegrinst, wäre er dazu fähig gewesen. Die klumpigen Mundwinkel verzogen sich in einer Manier, die so gruselig wie endgültig war. Eryns Atem überschlug sich. Es war, als konnte sie sich nicht mehr bewegen, als wäre sie dort am Boden gefesselt. Die blutige, verschmierte Axt glitzerte, als würde sie der Barfrau zeigen wollen, wie scharf und tödlich sie war; so grausam wie tröstend. Es würde ein schneller Tod werden.

    Regungslos blickte sie die Waffe des Riesen an, um dann zu fliehen. Doch dieses Mal floh sie nicht mit ihrem Körper, nur mit ihrem Geist, das Monstrum allein mit dem lassend, was bald nur noch ihre Überreste sein würden. Wie einst das Opfer des Arztes, der ihr ein guter - vielleicht der beste - Freund geworden war, ihnen die erste Schlacht mit den Kultisten gewonnen hatte, so würde nun auch ihr Ableben anderen wenigstens die Möglichkeit zur Flucht bieten, mehr konnte sie nicht wünschen. Wenn es ihr auch schmerzte, so viel nicht mit eigenen Augen ansehen zu können.

    Wie Silvia und Frank sich wieder in die Arme schließen würden. Wie auch Thomas seine Eltern wieder vereint sah.

    Wie Sheng wieder unter Freunden war, seine Ziehtochter wieder sehen und Evi endlich selbst seine Liebe gestehen konnte.

    Wie sie selbst den Mann wieder sah, der ihr ein Leben in Sheng's Hope ermöglichte, dem Ort, den sie immer als Heimat angesehen hatte, wenn sie sich auch so oft über alles andere stellte. Ein letztes Mal hörte sie in ihrem Geist Derrecks letzte Worte an sie, die sie durch so viele, schwierige Momente geführt hatten, wenngleich sie doch so anklagend waren.



    "Du bist ein Spielzeug, das die Götter einsetzen, um die Glücklosen dieser Erde zu strafen."

    Ein Luftzug. Im ersten Moment hielt Eryn es für das Nachleben, in das sie der Koloss geworfen hatte, doch in Windeseile stieß der Gestank wieder dazu. Die Hölle? Nein. Dies hier war noch immer der selbe Raum, noch immer der selbe Moment. Und die Szenen, die sie vor Augen gesehen hatte, waren nicht ihr bisheriges Leben, welches in Zeitraffer an ihr vorbeieilte, sondern Vorstellungen von der Zukunft, die sie erleben wollte... erleben musste. Es sollten nicht bloß tränenreiche letzte Wünsche einer bald Sterbenden sein, sondern echte Szenen, die ihre Freunde erlebten, die sie erlebte. Sie wollte Derreck wiedersehen. Und wenn er sie für eine Strafe hielt, für ein Spielzeug, dann war sie doch ein lebendiges Spielzeug, ein atmendes. Sie hatte nicht all das überstanden, um jetzt drauf zu gehen. Wer würde sonst Touristen in den Pub locken, den das neue, strahlende Sheng's Hope haben würde? Wer sonst würde Georgina das Leben zur Hölle machen? Wer sonst würde erzählen, wie sie diesem fetten, stinkenden ••••••• das Maul gestopft hatte?

    Sie klammerte sich mit aller Kraft an den Anhänger, den sie ihrem ehemaligen Chef geschenkt und der auf skurrile und doch glückliche Weise den Weg zu ihr zurückgefunden hatte.

    "ICH!"

    Es war wie ein Kampfschrei. Eryn warf sich nach vorne und entkam der Axt, drängte sich mit einem Hechtsprung durch die Beine des Riesen hindurch nach vorne, wo ihr Gewehr lag. Ihr Arm pulsierte vor Schmerz, brannte fürchterlich. Es war als würde das modrige Gift der zerfledderten Leichenberge sich den Weg durch ihr Blut bahnen, durch ihren Körper gepumpt werden. Doch sie war bereits infiziert, hatte nicht vor, es zu bleiben. Sie standen kurz vor dem Heilmittel, nur dieser Kampf musste noch geschlagen werden.

    Sie griff die Waffe so fest, dass nicht die Möglichkeit bestand, sie fallen zu lassen, huschte noch weg, bevor der Koloss sich umgedreht hatte. Er wirkte wie ein orientierungsloser Troll, der seine Waffen angespannt, doch unbedrohlich in der Hand hielt. Was zuvor ein beeindruckendes Monstrum gewesen ist, war nun eine zu groß geratene Ratte in der Falle. Hinter ihm stehend jagte sie den Lauf des Gewehrs in seinen klobigen Fuß. Es knackte, als würde die steinerne Haut absplittern. Eryn drückte ab und schoss dem Hünen den Stand weg. Sein halber Fuß verabschiedete sich vom Rest seines Fleisches und mehr durch den Schreck taumelte er, um schließlich zu fallen. Er schwang die Äxte dabei, doch eine rutschte ihm aus der Hand. Er versuchte, sich aufzurichten, doch nach zwei weiteren Schüssen aus dem Gewehr der Irin fehlte ihm auch der zweite Fuß dazu.

    Sie bestieg seine Beine, die er wie ein fettes Baby strampeln ließ. An den bestialischen Geruch hatte sie sich nicht gewöhnt, doch die Schönheit war zu entschlossen, dem Treiben des Fettklumpen ein Ende zu bereiten. Froh über den Batzen an fettiger Masse, der sein Gemächt verdeckte, schwang sie sich auf den Bauch. Ein Arm schnellte in ihre Richtung, doch das Gewehr schoss ein Loch in seine Hand. Er jaulte und krächzte, heulte fast. Die zweite Hand folgte, mit der er versuchte, die Barfrau von seinem Bauch zu wischen, doch sie tänzelte über den Griff hinweg, ließ seine erschöpfte Hand ins Leere wandern. Aus dem Grunzen war nunmehr ein hässliches Heulen geworden.

    Eryn erreichte seinen Hals und trat mit den Füßen fest auf eben diesen. Durch die verranzte, schorfige Haut durfte er kaum etwas spüren, doch trotzdem schüttelte er gequält mit dem Kopf. Ein letztes Mal griff sie das Gewehr fest und schob den Lauf vorbei an Furunkeln und überlappender Haut in die Nase des Wächters. Und nun war es er, der aufgegeben hatte.

    "Gegen mich darf man mal verlieren!", spottete die ehemalige Kellnerin erschöpft und grinste.

    Und dann drückte sie ab.


    Geändert von MeTa (12.07.2016 um 09:11 Uhr)

  15. #155
    Dies hier war schlimmer als die Fliegerbombe zu entschärfen. Da war es zwar auch um sein Leben gegangen, seines und das von Lisa aber alle anderen waren in Sicherheit. Wenn er hier nun mit diesen Bomben Mist bauten, dann riskierte er nicht nur das von Mary und sich selbst, die sich ja freiwillig gemeldet hatten, sondern auch noch das der 20 Einwohner von Shengs Hope, die hier gefangen waren und zu denen unter anderem Sara und Henry gehörten. Henry... sie würden ihm beibringen müssen, dass sein Sohn vor wenigen Tagen sein Leben gelassen hatte, um sie so weit zu bringen. Einem Vater erklären das sein Sohn gestorben war, sein einziger Sohn. Frank konnte sich gut vorstellen wie sich dies dann anfühlen würde, doch jetzt war nicht die richtige Zeit dafür. Wenn die Flucht so reibungslos wie möglich gelingen sollte, würden sie ihn leider noch im dunkeln lassen müssen. Mit diesen Gedanken setzte er die Drähte an die richtigen Stellen und befestigte sorgfältig die Bombe an der Wand, die bald nicht mehr als ein Tor in die Freiheit für die Gefangenen sein sollte. Schweißtropfen liefen ihm ins Gesicht, als er höchst konzentriert erst an dieser und dann der anderen Bombe arbeitete.
    Die Bombe ist scharf, ich zünde sie jetzt! gab er den Gefangenen aus Shengs Hope und auch Mary bekannt, kurz darauf aktivierte er die Bombe und begab sich hinter einem Schrank nahe der zweiten Bombe in Deckung.

    Probe Schulbildung: Bestanden

    Der Knall war Ohrenbetäubend und für einen Moment hörte Frank nichts als ein pfeifen und er befürchtete schon, dass es ihm die Trommelfelle herausgeblasen hätte, als die Geräusche der Welt langsam wieder zu ihm zurück kehrten. Kommt Leute, lauft! Dort entlang! rief Frank, jede Heimlichkeit fallen lassend, denn wenn die Kultisten diese Explosion nicht gehört hatten, dann würden sie garnichts mitbekommen. Ein wenig Sorge bereitete ihm die Decke, über die sich nun schon einige feine Risse bildeten, hoffentlich muteten sie dem Stadion nicht mehr zu, als es verkraften konnte. Es würde allen nichts nützen, wenn sie unter ettlichen Tonnen Schutt begraben würden.

    Die Einwohner von Shengs Hope standen einen Moment noch wie erstarrt da, sich offensichtlich noch nicht sicher ob sie diese Wahnwitzige Befreiungsaktion nicht nur träumten. Sie sahen alle fürchterlich aus. Die Mangelernährung, das eingepfercht sein und der Gewaltmarsch hierher hatte sichtbare Spuren hinterlassen. Doch in ihren Augen brannte wieder die Hoffnung. Ein Ausgang der zum Greifen nah war, etwas an das sie nicht mehr zu glauben gewagt hatten war doch noch wahr geworden. Dann langsam setzten sich die Ersten in Bewegung und das brach den Bann. Die Flucht begann. Macht euch keine Sorgen um die anderen. Sheng, Wingman, Morris, Silvia und einige andere leben auch noch und wir retten sie auch gerade in diesem Moment. Die Kultisten bekommen ihre gerechte Strafe. sagte Frank grimmig um die Flüchtenden noch weiter zu ermutigen und hoffte, das der Oberste der Kultisten bereits tot war und seine Frau und sein Sohn in Sicherheit.
    Er bückte sich dann zu der zweiten Bombe hinunter und machte auch sie scharf, als die letzten auf seiner Höhe waren und die erste Kultisten herein stürmten um sie aufzuhalten. Kaum war der Zündmechanismus der Bomben aktiviert, wich er weiter zurück, rückwärts laufend um die Übersicht nicht zu verlieren und weiterhin schießen zu können. Beeil dich Mary! rief er Mary zu, welche Sara beim, Laufen half. Sara war zwar nicht bewegungsunfähig aber rennen konnte sie durch die Strapazen auch nicht einfach so. Die Kultisten kamen schon bedrohlich nahe, während Frank bereits die ersten beiden Kugeln in die Köpfe von Kultisten jagte
    Als schließlich die zweite Bombe detonierte, zerfetzte sie nicht nur mehrere Kultisten und verschaffte ihnen so wertvolle Sekunden, doch über ihnen begann ein dumpfes Donnergrollen. Die Risse in der Decke hatten sich bedrohlich ausgeweitet und die Decke begann zu zerbröseln. Beeilt euch, bald stürzt der ganze Raum ein! rief er mit einem leichten Anflug von Panik in der Stimme, während er weiter auf die Kultisten schoss.

    Probe Schütze: Bestanden

    Dann, nur wenige Momente später geschah das Befürchtete, die Decke stürzte ein, noch bevor die Letzten, Sarah und Mary hindurch kamen, selbst November stand schon neben Frank und wartete auf sein Frauchen. Lauft weiter, ich helfe den anderen beiden durchs Fenster hinaus! rief Frank den Flüchtenden zu.

    Geändert von wusch (31.10.2015 um 11:03 Uhr)

  16. #156


    Hastig, um ihr Leben fürchtend, rannten die anderen Menschen aus den Ruinen des Zelle in freie. Hoffnung schimmerte in ihren Augen, Hoffnung , ihre Familien wiederzusehen, Hoffnung dem Schrecken entfliehen zu können,der Misshandlung, den Schmerzen. Einigen wurde von den Kultisten schlimmer zugesetzt als Anderen. Eine junge, braunhaarige Frau, wie alle anderen abgemagert bis auf die Knochen, versuchte, irgendwie Schritt zu halten. Entlang ihres linken Beines zog sich eine hässliche, leicht blutende Wunde mit zerrissenem Rand , also ob die Kultisten eine alte, fast schon verheilte wunde wieder geöffnet hätten. Flink wie ein Wiesel sprang Mary zwischen zwei aus der Wände fallenden Betonbrocken zurück in die klaffende Öffnung, die Frank in die Wand gesprengt hatte. Mit ihrem sanften Lächeln legte sie sich Saras Arm um die Schulter und stütze sie, wandte sie wieder der um... und sprang, Sara mit sich zeihend, zurück, als die die Wand mit einem ohrenbetäubendem Krachen in sich zusammenbrach. Die riesige graue Staubwolke, die dadurch aufgewirbelt wurde, nahm ihr Atem und Sicht, brachte sie zum Husten. Von draußen hörte sie November winseln und Frank rufen. Benommen und halb desorientiert hob sie den Kopf, hörte, gedämpft durch den Schutt, der sich von ihr auftürmte und ihr den Ausweg versperrte, Franks Stimme.


    Das Fenster. Der Mann war ein verdammtes Genie.


    Mit neuer Zuversicht drehte sie sich um und lächelte die andere junge Frau aufmunternd an, die Stimme beinahe völlig ruhig.
    „Komm hoch, Sara. Wir kommen hier raus, ich verspreche es dir. Ich bin im übrigen Mary und...RUNTER!“ Mit einem Ruck an der Schulter der Brünetten lagen beide wieder flach auf dem Boden, nur den Bruchteil einer Sekunde, bevor auf der Höhe, auf der sich zuvor ihre Köpfe befunden hatten, Kugel durch die Luft zischten und mit einem metallischen Knallen und fliegenden Funken auf den Trümmerhaufen trafen.


    Hecktisch sah sie sich um und begann, die Trümmer hinauf ins obere Stockwerk zu klettern, während der Raum sich langsam, aber sicher mit schwarzgewandteten Gestalten füllte. Nach wenigen Momenten Zog sie die verletzte Frau über eine Kante , aus der eine Metallstrebe wie eine gebrochene Rippe hervorragte, und nickte weiter ins Richtung oberes Stockwerk.
    „Geh schon vor. Ich verschaffe uns ein paar Momente Zeit!“ Mit einer einzigen fließenden Bewegung zog sie den Bogen von der Schulter, legte den Ersten Pfeil auf und streckte den vordersten Kultisten, der die Hand schon nach Saras Knöchel ausgestreckt hatte, mit einem Schuss in die groteske Maske nieder. Das nervenaufreibende Röcheln, dass die fallende Gestalt von sich gab,schien die anderen Gestalten nur noch mehr anzustacheln, die beiden Frauen in ihre Finger zu bekommen. Wie eine stetig steigende schwarze Flut ergossen sie sich in den Raum, trieben Mary und Sara immer und immer weiter hinauf und in die Enge, egal, wie schnell Mary ihre Pfeile fliegen ließ und ihnen den gefiederten Tod brachte. Selbst die Leichen ihrer Brüder und Schwestern, die ihnen von oben entgegenkamen,von Mary mit einem Kräftigen Tritt als Hindernis gebraucht, schienen sie kein Stück zu verlangsamen. Wieder und wieder hastete Mary hinauf, half Sara, schoss einen Pfeil nach dem anderen ab und versuchte, die toten oder verletzten Fanatiker hinunter zu stoßen, um den Rest zu verlangsamen


    Es fühlten sich an wie Jahre, bis Sara endlich den Berg, den Mary in wenigen Momenten hinauf gehuscht wäre, erklommen hatte. Mit einem erleichtertem Aufatmen rannte ihr die junge Frau nach, warf noch einen schnellen Blick über die Schulter, als sie sich in den Resten der Decke nach oben zog, und runzelte die Stirn.


    Die waren stehen geblieben, und lichteten eine Gasse für... eine solche große, hässliche Monstrosität hatte Mary in all den Jahren, in denen sie das Land bereist hatte, noch nie gesehen. Groß wie ein Bär und breit wie ein Panzerschrank stampfte die große, schwarze Gestalt einfach die Trümmer hinauf, als wäre es ein gemütlicher Feldweg. Dort, wo die Ärmel der Robe zu kurz waren und blick auf die baummstammdicken Arme freigab, offenbarte sich ein Übelkeit erregender Anblick: Die Haut war von einem blassen grau, aber über und über mit schwärenden, eitergefüllten Blasen übersät, die bei jeder Bewegung zitterten, als würden sie gleich platzen. Die übergroßen Hände waren geschwollen und rot entzündet, die Finger standen in den unmöglichsten Winkeln ab und endeten in schwarzen, Ekel erregend langen Fingernägeln, die mehr den Klauen eines Tieres als irgendetwas anderem glichen. Der Anblick dieses Kolosses lies Mary schlucken, und sie schüttelte den Kopf, wie um ihre Angst zu vertreiben. Es war ein Zombie oder ein Mensch, sterben konnten beide. Ihre rechte Hand fuhr zu ihrem Köcher, während sie schon halb den Bogen hob, ihn grob aus das Monster ausrichtete...


    Ihre Finger fanden nur Leere vor.


    Mit einem erschrockenen Aufkeuchen sah sie an sich herab. Erbarmungslos präsentierte ihr Hüftköcher ihr die blanke Wahrheit: Sie hatte keine Pfeile mehr. Sie konnte nicht mehr schießen.
    Sie war wehrlos.


    „FUCK!“ fluchte sie, sprang weg und schob Sara weiter zum Fenster. „Okay,wir haben ein Problem. Ein zwei Meter großes und halbtonnen Schweres Problem.... Ich habe einen Plan, aber dafür musst du mir vertrauen.“ Mit einem Kopfschütteln warf Mary ihren Zopf zurück, und lächelte die Frau ihr gegenüber zuversichtlich an, während sich hinter ihr das Kultistenmonster durch das Geräusch schwere Schritte und knirschender Steine ankündigte.
    Blass und erschöpft nickte Sara nur. Mary nickte ebenfalls.“Danke. Dann setzt dich so nah ans Fenster wie Möglich und halt den Kopf unten.“ Schnell sprang sie wieder weg, weg vom Fenster, balancierte auf dem letzten Rändern der Decke am Rand entlang und federte ab, welche Teile sie noch trugen und welche nicht.


    Langsam, mit der drohenden Präsenz einer nahenden Naturkatastrophe , erhob sich die Gestalt des Kultisten aus dem Loch und starrte Sara an, steckte schon die erste Klauenhand nach ihr aus... und fuhr dann mitten in der Bewegung herum. Mary stand am anderen Ende des Raumes und funkelte des Riesenzombie herausfordernd an. Dunkelrot floss ihr Blut zwischen den Fingern hervor, einer Spur folgend, die ihren Ursprung an einem Schnitt an ihrer Hand hatte.


    Mit einem Tosen sprang dieses Monster auf die junge Frau zu, gierig die Hände nach ihr ausgestreckt... machte einen Satz auf sie zu. Noch einen, bei dem der Boden unter den Füßen des Monsters erbebte. Langsam, mit Verunsicherheit im Blick, die sich langsam in Blanke Angst verwandelte, ging Mary Rückwärts, immer den Zombie vor sich, immer weiter zurück, bis sie die Wand im Rücken spüren konnte. Von unten schallte das schadenfrohe Gelächter der Kultisten wie das von Dämonen herauf. Der Koloss sprang das letzte Mal auf Mary los, eine Wolke von Verwesungsgestank mit sich tragend, die Krallen schossen auf ihren Kopf zu...


    ...und zischten wirkungslos nach unten, als die sowieso schon stark mitgenommenen Deckenreste unter dem Gewicht des Kultisten nachgaben und zusammen mit ihm nach unten stürzte. Das Lachen der Kultisten verwandelte sich in Schreien.


    Zitternd, eng an die Wand gedrückt, wagte Mary es,ihre Augen wieder zu öffnen. Sie stieß ungläubig, als hätte sie selbst nicht damit gerechnet, die Aktion zu überleben, den Atem aus, und balancierte an den noch etwa Fußbreiten Resten des Bodens, die geblieben waren, zu Sara ans Fenster, die sie ungläubig anstarrte.


    „Wir haben nicht viel Zeit. Ich will, dass du dich an meinen Handgelenken festhältst. Ich halte dich fest und runter, unten fängt Frank dich auch. Egal was passiert, ich will, dass du dich festhälts. Ich werde dich nicht fallen lassen, egal was passiert.“


    Sara nickte. „Mary...danke, ich...“ „Spar dir das für später, wenn wir zeit zum Tratschen finden.“ erwiderte diese, riss den schwarzen Stoff vom Fenster, kniete sich ans Fensterbrett und winkte die Verletzte her. Fest schlang sie die Hände um die dünnen, abgemagerten Handgelenke,lies Sara sich aufs Fensterbrett sitzen und ließ sie langsam und vorsichtig, um sie nicht zu verletzten, hinunter. Mary ächzte leise, als sich ihr das Fensterbrett in den Bauch grub und sie mit aller Kraft den frischen Schnitt in ihrer Handfläche gegen den Arm von Sara drückte. Ein lautes Krachen lies beide Frauen und auch Frank, der unten schon die Arme nach Sara ausstreckte, zusammenfahren, und vor Schreck ließ die geschwächte , verletzte Frau beinahe los.


    „Nicht.“ Mary krallte sich in Saras Arme fest und bewahrte sie somit davor, abzustürzen.


    „Sara, ich habe dir gesagt, du darfst nicht loslassen!“ rief Mary über den Krach hinweg, den die Kultisten verursachten, als sie über die restlichen Trümmer der Decke hinweg und den beiden entgegen stiegen.


    „Ich verspreche dir, es wird alles gut. Ich lasse dich nicht los. Vertraust du mir?“ Wieder erschien ihr übliches Lächeln auf ihrem Gesicht, dermaßen voller Hoffnung, dass es selbst die andere Frau ansteckte und ebenfalls zu einem leichten Lächeln brachte. Sara nickte.


    Soweit es ging, lehnte sich Mary aus dem Fenster und brachte Frank Sara zo nahe wie möglich.
    „Frank, hast du sie?“


    Plötzlich weiteten sich ihre hellen, hoffnungserfüllten Augen und wurden Glasig. Fest, fast schon schmerzhaft grub sie die Finger in Saras Arme, während langsam das Lächeln von ihrem Gesicht gewischt wurde wie ein Sonnenstrahl von einer Wolke. Ihre Arme begannen, unter der Last zu zittern und zu Beben, ihr Gesicht wurde blass.
    Der Polizist von unten sah hoch, griff Sara an den Oberschenkeln und zog vorsichtig daran. Mary ließ erst los, als sie sich ganz sicher war, das Frank die Frau hatte.


    Dann stürzte sie Kopfüber aus dem Fenster, während sich im Fensterrahmen die dunklen Gestaltend er Kultisten zeigten und den winzigen Rest des Raumes füllten. Mit einem dumpfen Schlag, begleitet von einem ungesunden Knacken, landete Mary mit der vollen Wucht auf dem Rücken. Der Aufschlag trieb ihr jegliche Luft aus den Lungen, und sie blieb einige Momente liegen, so lange, dass Frank sich umdrehte.


    „Mary? Alles in Ordnung?“


    Keine Reaktion. November winselte leise, rannte zu seinem Frauchen und begann, ihr das Gesicht zu lecken


    „Mary?!“


    Mit einem schmerzerfülltem Stöhnen richtete sich das Mädchen auf und kam langsam, mit verzerrtem Gesicht, wieder hoch. „Nov, du hast Mundgeruch.“ Murmelte sie Leise und zog sich an ihrem übergroßen Hund hoch. Sie warf dem besorgten Polizisten ein schiefes,wenn auch nicht ganz echtes Grinsen zu, während ihr die Qual ihres Aufschlags noch ins Gesicht geschrieben standen.


    „Was machst du noch hier, Frank? Die anderen warten auf dich!“ sagte sie leise, mit einem leichten Zittern in der Stimme. Sie kam tatsächlich wieder auf die Beine. „Ich komm grad nach“ Plötzlich wurde sie von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt. „Ist alles in Ordnung bei dir? Der Sturz...“ „Hat mir vermutlich ne Hand voll Rippen gebrochen. Nichts, was sich nicht wieder einrenken lässt.“ unterbrach Mary den Polizisten und schob ihn in Richtung des Gullys. „Jetzt Hop, bevor die Kultisten hinterher hüpfen.“


    Es platschte leise, als Frank, Sara und Mary als letzte in die Kanalisation kamen und mehrere Augenpaare, die sich erschrocken zu ihnen umdrehten, begrüßten sie.


    „Keine Sorge. Wir sind es. Es sind alle raus. Vorsicht, es wird dunkel“ beruhigte Frank die Anwesenden und zog den Gullydeckel über sich zu. Dunkelheit umfing die Anwesenden, nur Unterbrochen von einzelnen Lichtflecken, die durch offene Gullydeckel oder Löcher in Straße und Kanal entstanden. Dann schlang er Saras Arm um seine Schulter und stützte sie beim Tragen, während Mary hinten das Schlusslicht bildete, ihren treuen Freund fest an ihrer Seite.


    Sie hatten es geschafft.

    -----




    Alle Anwesenden unter der Erde zuckten zusammen und schauten sich hektisch um, als eins schauriges, fast schon unmenschliches Geräusch durch den Kanal hallte. Frank legte die Hand auf den Griff seiner Pistole und sah sich misstrauisch um. Es dauerte einen Moment, bis er das hallende Weinen als das Winseln von November identifizierte. Als er sich zu Mary umdrehte, bekam er einen Schreck. Das Mädchen war blass wie ein Gespenst, stütze sich an Wand und Hund ab und wankte bedenklich. Wieder wurde sie von Husten geschüttelt. Schnell ließ er Sara runter und lief zu Mary. Das dreckige Wasser platschte laut und spritze seine Beine hinauf, doch das war ihm egal.


    „Mary, was...MARY!“ Gerade noch rechtzeitig streckte er die Arme aus, um das Mädchen aufzufangen, bevor sie in das dreckige Brackwasser fallen konnte. Als seine Hände ihren Rücken berührten, spürte er eine warme Flüssigkeit, die die Rückseite ihres Kleides durchtränkt hatte. Er zog eine Hand zurück. In der beinahe völligen Dunkelheit, die in den Tunneln herrschte, sah es schwarz aus, doch der metallische Geruch war ihm nur allzu bekannt.


    „Sorry, Frank...ich hab's...verpatzt.“ sagte sie mit leiser , zitternder Stimme ins Dunkel hinein. Das Licht genügte gerade, um ihr Gesicht erkennen zu können. So in Franks Armen, ohne genügend Kraft, noch weiterzugehen, sah sie kindlicher aus denn je; Nicht das Gesicht einer jungen Frau, sondern das eines Kindes , versteckt unter Blut und Asche, schaute dem Polizisten entgegen. „Ich... komm gleich...gleich nach, ja? Nur kurz ausruhen. Is...nur halb...so wild“ Wieder war es November, dessen Winselnd durch den halben Tunnel hallte, und er stubbste Fragend Marys Hand an,wie auf der Suche nach einem Leckerli. Das Mädchen lachte leise ihr glockenhelles sanftes Lachen, dass erneut von einem heftigen Hustenanfall unterbrochen wurde. Ein dünnes Rinnsal Blut rann aus ihrem Mundwinkel und strafte ihre Aussage Lügen.


    Franks Augen weiteten sich. Das sah nicht gut aus,das sah gar nicht gut aus. Schnell schlang er einen Arm um ihre Schultern, die anderen unter ihre Knie und Hob sie hoch. „Halt durch Mary. Wir bringen dich zu Howard. Er hat schon viele Leute wieder zusammen geflickt, außerdem schuldet er dir noch was dafür, dass du ihn mit Säure übergossen hast.“ Er versuchte zu Lachen, doch das Lachen klang genauso gezwungen und unecht wie der Witz. Dann begann Frank zu laufen, zu rennen, an den anderen vorbei, November im Schlepptau. „Er bekommt dich wieder hin Mary, du wirst schon sehen, alles wird gut werden, alles wird wieder gut...“ Seine Stimme brach leicht, und der gestandene Polizist musste sich zusammenreißen. Er würde nicht vor dem Mädchen anfangen zu weinen-


    „Heey, hey, ist schon gut... Nicht traurig sein, ja? Lächelnd gefällst du mir viel besser,...“ , sagte sie, versuchte, den Mann, der sie hielt, zu trösten.
    Verdammt. Soviel zu dem Vorsatz. Er konnte nicht verhindern, wie sich eine einzelne Träne aus seinem Augenwinkel stahl. Trotzdem versuchte er, für Mary zu lächeln. Sie war so groß gewachsen, dass es gewesen war, sich darüber hinweg zu täuschen, wie jung sie war, wie kindlich.


    „Frank... bleib stehen. Wir schaffen es nicht mehr rechtzeitig, das wissen wir beide... „ „NEIN! Wir werden es schaffen! Wir...“ der restliche Satz ging verloren, während Frank weiter lief, den Rest der Dörfler hinter sich. Doch je weiter er lief, je mehr er spürte, wie Marys Leben ihm buchstäblich durch die Finger rann,wie ihr zarter Körper von Husten geschüttelt wurde desto langsamer wurde er. Schließlich blieb er stehen,schwer atmend, unter einem der Löcher.

    Das schimmernde Licht der verschwindenden Sonnenstrahlen drang gerade noch hindurch, und die ersten , winzigen Punkte der aufgehenden Sterne waren zu sehen. In dem Licht sah Mary noch schlimmer aus, das Gesicht weiß wie ein Laken, nur unterbrochen von den roten Linien, die das Blut an ihrem Kinn hinterlassen hatte. Ihre blassen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, und sie schloss genießerisch die Augen, als die letzten Sonnenstrahlen ihr Gesicht streichelten. „Danke, Frank... für...für alles.“ Mit jedem Zug ging ihr Atem schwerer, rasselnder, und sie zitterte wie Espenlaub. „Bitte...bitte sag Léo...und Jackman ,dass...sie..nicht mehr böse auf mich sein müssen,ja?“ Frank nickte. „Versprochen“, sagte er leise , mit sanfter, leiser Stimme, und strich Mary über die Haare. „Danke... ich...hab was für dich...Ist in meiner Tasche, bei dem Hemd von meinem Dad, blauer Beutel...die Anderen...sollen mein Zeug... nehmen, was sie brauchen...Howard meine Kräuter...“
    Sie zuckte zusammen und erschauderte. Tränen rannen über ihr Gesicht, trotzdem lächelte sie, die tapfere kleine Mary. „Es gibt...auf einmal...soviel, was ich noch sagen will...“ Wieder hustete sie, stärker, als bisher, und rang verzweifelt nach Luft. Ihr Blick wanderte ins Leere... kurz. Dann sah sie Frank wieder an. Selbst jetzt, kurz vor dem Ende, schimmerte Hoffnung in ihren hellen, grünen Augen. „Passt auf euch auf...alle von euch... deine Familie...ich wünsche euch...alles Gute...“
    Frank lächelte nur zurück. „Danke Mary. Ohne dich hätten wir es nicht geschafft... Danke.“ Er schlang die Arme fester um die junge Frau und zog sie an sich. Er hielt sie fest in den Armen, während der Rest der der Gruppe langsam näherkam. Er spürte nur, wie sich ihre Brust hob.
    Und Sank.
    Hob.
    Sank.
    Hob.
    Sank.


    Langsam hob sie sich aus ihrem Körper, und flog den Sternen entgehen. Um sie herum wirbelten ihre liebsten Erinnerungen wie kleine Funken. Die Stimme ihrer Mutter,wenn sie ihr vorlas. Das Lachen ihres Vaters bei ihren ersten versuchen mit dem Bogen. Ihre kleine Schwester Sally, die ihr lachend um den Hals fiel...“Ich hab dich so lieb, Schwesterherz!“ Das helle Lachen ihrer Freunde, als sie alle zusammen am Lagerfeuer saßen. November als Welpe, der ihr in die Arme sprang. Das Kribbeln der Jagd, das Lächeln,derer, die sie geheilt und denen sie geholfen hatte. Auch die seltsame Gruppe von Abenteurern, denen sie begegnet war, wirbelte um sie herum. Etwas nachsichtig musste sie lächeln. Diese Leute würden die Welt retten.
    Sie wusste es.


    Mit einem leisen jaulen legte November Frank eine Pfote ans Hosenbein. Der Mann sah auf, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sah zu dem Hund. „Du hast Recht. Ich habe ihr versprochen, zu lächeln.“ murmelte er leise, und musste wirklich lächeln, wenn auch sehr schief. Sein Blick fuhr nach oben, zum Himmel, und er runzelte die Stirn.


    Er hätte schwören können, der eine kleine Stern dort oben hätte ihm gerade zugefunkelt.

    [Mary Survival: Misslungen...]

    Geändert von Soladra (01.11.2015 um 21:36 Uhr)

  17. #157


    Aus dem Schatten der Lounge, verborgen hinter schwarzem Stoff, löste sich ein Schatten und schritt in würdevollen, langsamen Schritten auf das Ende der Empore zu.
    Versonnen spielten die nackten Zehen des Schattens mit dem gräulichen, Schlieren ziehenden Blut des Mannes, der einst Stane war, der Kreatur, die sich zum Großmeister erhoben hatte und sie alle in den ewigen Frieden führen wollte.


    Ein Narr und ein Träumer zugleich, in den Augen des Schattens, der nun von der Empore sprang und leichtfüßig wie ein Panther unten aufkam, vorbei am nun leeren Kran, vorbei an den nun leeren Pfählen an denen die Geopferten ihr Leben aushauchen sollten.
    Sie hatten zweifelsohne eine Niederlage erlebt, doch war der Krieg noch lange nicht entschieden, denn die Armee aller Familien waren gerufen worden und würden in weniger als einem Tag hier sein um die Geächteten, die diesen Tempel entweiht hatten, zu richten und zu vernichten.


    Der Schatten lächelte böse, als er im Norden die Flüchtenden sah, die sich gerade durch das Oberlicht – welch verdammte Schwäche in ihrer Verteidigung – davon machten, nach oben kletterten.
    Doch noch stand eine Person unten, Jemand, der sich als Letztes davonstehlen wollte und genau die Person, die sie gesucht hatte…


    Haile war gerade dabei, nach oben zu greifen um das Seil mit beiden Händen fest zu packen und dann diesen verdammten Ort zu verlassen.
    Doch dann hörte sie eine Stimme.
    Eine erschreckend wohlbekannte Stimme.


    „Schwesterchen, glücklich mit dem was du angerichtet hast?“
    Sie ruckte herum, kampfbereit, den Dolch in einer fließenden Bewegung nach vorne gereckt, doch neben dem nur noch leise tuckernden Truck war Niemand zu sehen, nur ein schlanker Schatten, der nun in das Licht trat das der Scheinwerfer des Trucks warf. Trotzdem lagen noch mehrere Meter zwischen ihnen. Haile zögerte kurz, ein toter Kultist mehr würde vielleicht keinen Unterschied machen, doch etwas hielt sie zurück.


    „Kleine Schwester.“, sagte der Schatten und Haile fühlte, wie eine Faust ihren Magen packte und erbarmungslos zudrückte.
    Ihre Knie wurden weich, denn all die verdrängten Erinnerungen, die die Sicherheit von Shengs Hope sie hatte vergessen lassen, drängten zurück.
    Sheng als liebevoller Vater-Ersatz hatte diese Barrieren errichtet, als er sie gerettet hatte und ihr die Kraft gegeben, zu vergessen und zu verdrängen.

    Doch man vergaß niemals die wahre, leibliche Familie.
    Genau so wenig wie das eigen Fleisch und Blut einen selber vergaß.

    Die Gestalt, die schwarzgewandete Kultistin, die oben auf der Empore gewesen war, als Stane starb, nahm ihre kunstvoll verzierte Holzmaske ab und Haile starrte in das boshaft lächelnde Gesicht von Georgina!

    „Da fliehst du nun, Schwester des Tags und lässt deine Schwester der Nacht zurück.“
    Haile erkannte nun alles wieder. Wie heftige Schläge auf ihren Kopf prasselten die Erinnerungen auf sie ein. „Nicht alleine!“ – das war es, das ihr Unterbewusstsein ihr die ganze Zeit hatte sagen, ja, zuschreien wollen!
    Sie warnen wollte!
    Sie zwingen wollte, sich zu erinnern.

    Und sie sah wieder zwei Schwestern.
    Gemeinsam aufgewachsen, gemeinsam von Dienern umsorgt und dann plötzlich weinend sich in den Armen liegend.
    Weil eine Schwester gehen musste - eine Mission!
    Weil sie einen heiligen Auftrag vom Großmeister bekommen hatte und zurück blieb eine Schwester alleine.
    Eine Schwester verschwand in der Nacht und im Verborgenen, zurück blieb die Schwester, die die Sonne sehen konnte.


    „Ja, du erinnerst dich sicherlich. An deine auserwählte Schwester, die direkt zum Feind gesandt wurde, um bei unserem Agenten, meinem inszenierten… ‚Vater‘ „ sie spie das Wort wie einen Fluch aus – „zu leben. ICH, die Auserwählte. Georgina, die Schwester der Nacht. Keinen Zweifel gab es an der Prophezeiung als ICH geboren wurde.“

    Sie zischte nun jedes Wort voller Hass in Richtung Haile, die nur noch ihre große Schwester Georgina wahrnahm und gar nicht mitbekam, wie sie oben auf dem Dach schon feierten und keine Notiz von ihr nahmen.
    „Ich wurde geliebt! Verehrt und wie eine Göttin behandelt! Blond war mein Haar, wie das des Apostels aus den Reliefs der großen Prophezeiung. Es war MEINE Aufgabe, den Messias zu finden!“
    Sie hatte anklagend den Finger ausgestreckt und musterte Haile, es machte ihr Spaß, sie leiden zu sehen, das schien offensichtlich.

    „Die Jahre vergingen und der Messias tauchte nicht auf. Der Tempel wurde erst ungeduldig, dann wütend, dann wollte man meinen Kopf. Offensichtlich war ICH nicht die Auserwählte, so hieß es. Die andere Schwester musste es sein und man zwang mich … DICH … an den Ort der Feinde zu holen. Alles war perfekt in Shengs Hope, doch dann kamst du...
    Haile war wie erstarrt – sie war gefangen im Netz aus Lüge und Wahrheit, das Georgina spann.

    „Ja, wer denkst du, hat deinem schwachsinnigen "Vater" die Position des Tempels verraten? Wer hat diesem Trottel von Wingman zugespielt, wie man dort eindringen kann?“ Sie lachte hysterisch auf.

    „ICH war es, die dich nach Shengs Hope brachte! ICH war es, die dich zu deinem neuen Vater brachte, den WIR dir ausgesucht hatten, da dieser Trottel George bereits mich als „Tochter“ hatte. Ja, ja, du verdankst deinen neuen Daddy MIR! Und er sollte nun tot dort unten liegen.“
    Sie lächelte nun voller Hintersinn und Boshaftigkeit.

    „Denn du kennst die Prophezeiung! ICH habe meinen Vater getötet, an jener wundervollen Nacht, in der ich endlich Rache nehmen durfte an deiner perfekten Familie und deinem perfekten Ort! Wie sehr habe ich es geliebt, sie leiden zu lassen. Jahrelnag wandelte ich unter ihnen, sammelte ihre Geheimnisse und Schwächen. Machte mir auf meine Art und Weise Stutton und andere Männer untertan und schmiedete Pläne, unendliche Pläne. Ich schenkte Georg seine Familie wieder, von der er sich nicht trennen konnte und sicherte mir so seine Loyalität. Und dann warteten wir… auf den Messias. Und er kam, offensichtlich DANK dir.
    Und während du entgegen deinem Schicksal unseren Feinden geholfen hast, habe ich meinen Vater getötet.“

    Anklagend hatte sie den Finger auf Haile gerichtet.

    „Aber das war den Familien nicht genug!“, fauchte sie. „Sie wollten mich nicht als Apostel anerkennen, waren sie doch sicher, du würdest deinen Vater ebenfalls töten oder töten lassen. Und zwar heute. Hier. Aber leider hast du wie immer nicht getan wozu du ausersehen warst. Du hast uns weder Adam gebracht noch deine Vater getötet. Er wurde von mir nur am Leben gelassen, damit du ihn opfern darfst.“
    Und nun lächelte Georgina fast fröhlich.
    „Doch Sheng lebt, wissen wir doch alle, dass er hunderte Male mehr dein echter Vater war als Jack McAldrin. DU hast mich heute zur Anführerin der Familien werden lassen und mich durch deine Schwäche als Anführerin bestätigt, kleine Schwester und ich verspreche dir – ich werde jeden den du liebst und kennst, töten. Jeden einzelnen verwandeln und dich dann vom untoten Sheng, der untoten Evi, dem Zombie-Raoul zerfetzen lassen.“

    Sie kicherte wie ein kleines Mädchen und Haile stieß nach vorne, bereit, mit dem Dolch Georgina aus diesem Leben zu stechen, doch dann erkannte sie, wie die weggelockten Kultisten durch die Halle auf sie zugeeilt kamen und Georgina noch vor ihr erreichen würden. Und obschon die davon träumte und sich sehnte, ihr den Opferdolch durch den dürren Hals zu treiben, wusste sie, spürte sie, dass dieser Kampf erst noch kommen würde.

    Und dann war sie oben, bei Hugh, bei Evi, Leo und Wingman. Und zusammen mit Sheng und Raoul flüchteten sie von diesem dunklen Tempel - dem Ort der endgültigen Schlacht entgegen - das Forschungszentrum von San Antonio, sie würden dort mit der Armee von Georgina eintreffen.

    Ganz am Ende ihrer Reise, wenn die Schwester von Tag und die Schwester von Nacht sich mit Denen, die treu zu ihnen standen, die Schlacht um das Schicksal der Welt liefern würden.


    Weiter geht es im "Vorspiel zu Station 7"

    Geändert von Daen vom Clan (01.11.2015 um 22:46 Uhr)

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