Gendocide Ending:
Irgendwann habe ich aufgehört mich wie eine Pussy anzustellen und zu denken "oh nein das kann ich nicht machen" und den Bösewicht gemimt.
Ein bisschen foreshadowing bekommt man ja durch das Genocide Ende glaube ich. Zumindest was Flowey betrifft. Und das man gestorben ist. Dann ist die Barriere von der alle sprechen wohl die Grenze zwischen der Welt der Toten und der Lebenden. Vielleicht auch zwischen Spiel und Wirklichkeit...
Das hat mich aber schon echt hart getroffen, das was Sans gesagt hat: Man fühlt sich wirklich moralisch beschissen und wie ein Heuchler, nicht nur wegen der ingame Taten. Eigentlich hat Sans gegen dich nicht den Hauch einer Chance wenn man es mal genau nimmt. Man kann es so oft versuchen, wie man entschlossen ist das Spiel zu beenden, er kann nur versuchen dich davon abzuhalten zum Ende zu kommen.
Das Spiel hat einen auch so viele Möglichkeiten gegeben aufzuhören, umzukehren, aber die Neugier war echt zu groß. In keinem anderen Spiel bekommt man sein falsches Handeln so sehr ins Gesicht gedrückt. Das lässt andere Spiele mit moralischer Entscheidungsfreiheit jetzt noch unsinniger dastehen, als ich es zuvor empfand.
Das was Flowey gesagt hat, trifft doch irgendwo den Kern der Wahrheit. Letztlich wird der Spielern bei moralischen Entscheidungen immer möglichst penibel darauf achten gut zu spielen, wo liegt der Sinn dann bei solchen verschiedenen Entscheidungen? Früher oder später wird der Spieler auch die anderen durchgehen. Alles ist so vorhersehbar man weiß genau was zu tun ist um zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Moralische Entscheidungen waren schon immer eine Farce wenn man es genau nimmt und als omnipotenter Spieler wird man niemals mit den konsequenzen konfrontiert, weil man mit einem reset wieder alles ungeschehen machen kann.
Sans tut mir als Figur wirklich sehr leid, er ist der einzige der ungefähr versteht was vor sich geht und kann nichts anderes tun als sein Schicksal zu aktzeptieren, deswegen verhält er sich auch so verdächtig unverdächtig, ein wirklich cooler und unscheinbarer Charakter den man schnell als Comic(-Sans) Relief abtut, vielleicht der beste in ganz Undertale, wie ich finde.
Mochte ja noch diese unterschwellige Kritik an RPG's im allgemeinen, die ja eigentlich alle sehr gewaltbereit gestaltet sind. Und das stärker werden für viele Spieler ein essentieller Bestandteil und Motivator ist das Spiel weiter zu spielen. Habe mich schon öfters mal aus Jucks gefragt, warum die Monster in RPG's immer wieder kommen und nicht irgendwann tot gefarmed sind, weil sie entweder zu viel Angst haben oder eben tot sind. Das ganze ist ein echt richtig guter Clue und verändert die Ansichtsweise die man auf herkömmliche RPG's hat. Die Freude die man dabei empfindet, wenn sich irgendwelche Zahlen immer weiter erhöhen. Der Charakter immer mächtiger und wirkungsvoller tötet. Dass das, eigentlich auch sowas wie eine perverse Freude des Strebens nach Macht ist. Oder überhaupt die kompromislose Natur vieler Spiele, die es einen nicht erlauben einen Konflikt aus dem Weg zu gehen. Man sollte sich bewusst sein, dass gut inszenierte Gewalt tatsächlich etwas ist, was die Massen bewegt, sofern wir ihr nicht ausgesetzt sind. In uns allen steckt irgendwo ein Voyeurist.
Undertale ist wirklich das perfekte Anti-RPG, es nimmt 2 Hauptaspekte dieses Genres auf und zeigt ihre pervertierten und heuchlerischen Schattenseiten auf. (sofern man sich denn wirklich gerne in seine RPG's hineinversetzt) Es zeigt auch wie weit Videospiele von der Wirklichkeit entfernt sind. Und wie wir uns auch außerhalb der Wirklichkeit von uns entfernen (oder vielleicht zeigt auch umgekehrt, wer weiß?). Bislang konnte mir kein Spiel so sehr vor dem Kopf stoßen wie Undertale es tat. Und dafür hat es die Bezeichnung Geniestreich wirklich verdient.
Eigentlich sollte man das Genocide Ende wirklich lieber zum Schluss oder gar nicht erleben. Die Message dahinter hat sich wirklich eingebrannt. Und sollte so auch als Letztes stehen.