Léo knirschte hörbar mit den Zähnen. Hoffentlich hatte er es gescahfft Ihre Meinung so mürbe zu machen, wie auch das Geräusch für ihn zermürbend war. Dann packte sie ihn fest an seinem Shirt und ballte die Hand zu einer Faust.

"Esta gacho....also gut, aber das heißt nur, dass ich mitkomme, nicht, dass ich gleich meinen Arsch für irgendeine Roulladentrulla oder so riskiere."

Sie öffnete die Hand wieder und stieß ihn mit der Handfläche weg.

"Du schuldest mir was für diese Schleimtour...“

Damit wandte sie ihren Blick von ihm ab und blickte wieder stur hinaus in die Ferne.
Jackman konnte sehen wie es in der Latina brodelte und er fühlte sich auch schlecht dabei so eine Nummer mit ihr abzuziehen.
Doch er hielt einfach nicht viel davon die Gruppe in zwei verschiedene Richtungen zu senden von denen beide gefährlich waren.
Ein paar die hier bleiben und aufpassen und sich nur im Notfall aus dem Staub machen? Das klang nach einem Plan der ihm besser gefiel.


"Keine Sorge, sobald das vorbei ist werd ich was ordentliches kochen. Vielleicht Dosen-Frühstücksfleisch mit einer Dosen-Erbsen und Vakuum-Knäckebrot Panierung und dazu Dosen-Bohnen Carpaccio"

Léo schaute ihn entgeistert an.

"Muchacho... Carpaccio ist aber auch nur ein fancy Begriff dafür, dass du Bohnen in Scheiben schneidest."

Ja, natürlich war es das. Mit solchen Begriffen schaffte es jeder Koch aus dem kleinsten Scheiß etwas zu machen was einfach nur gut klingt, aber halt trotzdem... kleinster Scheiß war.

"Klar, ich könnte natürlich sagen... Jo, ich schab mal so nen lappigen Fleischkloß aus ner Büchse, schmier da zerdrückte Erbsen drauf und brösel Knäckebrot drüber. Danach schneid ich dicke Bohnen in Scheiben und ab geht die Lutzi. Aber das klingt halt scheiße."

Jackman stand nun auf und zog die Schultern nach oben.
Manchmal ist es die Illusion von etwas besserem was uns wirklich von etwas überzeugt und Hugh wusste... auch wenn die Leute hinter Ihrer Sache standen. Ab und an bräuchten sie jemanden der ihnen alles nochmal ein wenig schmackhafter machte.

"Ich glaub wir sollten uns auch bald wieder auf den Weg machen... vorher... muss ich aber noch was loswerden."

Hugh lief langsam wieder auf die Gruppe zu. Alle waren sie mittlerweile wieder um das schwelende Lagerfeuer versammelt, ließen noch ein wenig die Strapzen der letzten Stunden abklingen. Man sah ihn allen deutlich an, dass nicht nur die letzten Stunden sondern auch Tage arg in Leidenschaft gezogen haben.
Doch die nächsten Stunden die folgen, würden vermutlich alles in den Schatten stellen.
Sie begaben sich in den Bauch der Bestie.

Der ehemalige Schauspieler ging langsamen Schrittes zum Lagerfeuer schaute noch einmal kurz zum Alamodome.



Bedrohlich erhob sich das Stadion vor ihnen. Die schwarzen Vorhängen die jede ehemalige Öffnung verdeckten. Die lodernen Flammen welche das Gebäude in ein unheimliches Licht tauchten.
Jackman war sich sicher. Egal was sie dort erwartete. Es würde ihre bisher tödlichste Station sein.
Alles was ihnen vorher entgegengeworfen wurde war nur Vorbereitung, jetzt wird es ernst. Wirklich ernst.

"Hey."

Der gealterte Mann drehte sich zum Rest seiner Truppe und überblickte sie.

"Passt mal auf. Ich weiss, es gab ein wenig Streit zwischen uns was wir als nächstes tun sollten. Aber ich denke, das konnten wir beilegen. Das ist auch gut so. Denn jetzt brauchen wir mehr Zusammenhalt denn je."

Jackman steckte seine Linke in die Hosentasche und deutete mit einer ausschweifenden Geste der Rechten über die Landschaft hinter sich.

"Ich will euch nicht erzählen, dass wir da jetzt reinspazieren, unsere Leute rausholen und uns dann ein Happy End haben werden. Wir sind in keinem Film aus den 90ern. Das ist 2033 und das echte Leben. Ich muss euch auch alle nicht daran erinnern, dass wir bereits einige... Verluste... haben."

Jackman schluckte schwer und senkte den Blick.
Er ging all die Leute durch die nicht mehr unter ihnen weilten. Sei es, weil sie gestorben oder einfach... gegangen sind.
Jeder einzelne traf die Gruppe schwer.

Doch wenn sie zusammenhielten... dann waren sie stark und würden alles schaffen können.

"Es wird nicht einfach... aber wir sind so weit gekommen. Haben so viel geschafft und in uns brennt immer noch das Feuer. Seit heute vermutlich heißer als zuvor. Ihr alle macht mich stolz. Keiner von euch hat jemanden von uns bisher im Stich gelassen und ich will auch nicht, dass irgendwer von euch das denkt!"

Er selbst zweifelte an sich und seinen Entscheidungen. War es wirklich richtig gewesen Vincent im Dschungel mitkämpfen zu lassen? Hätte vielleicht nicht er selbst das Gitter nehmen sollen anstelle von Will?
Er zweifelte... und doch wusste er, dass sich manche Dinge nicht vermeiden lassen und es keinen Sinn macht sich über Vergangenes den Kopf zu zerbrechen und selbst zu zerstören.



"Haile! Du hast dich immer wieder in Gefahr gebracht, sieh wo du heute stehst. Seite an Seite mit deiner Familie.
Eryn! Vor 2 Wochen noch Barfrau und jetzt? Bedienst du Flammenwerfer und Gewehre.
Howard? Du bist definitiv weiser und besonner als. Ohne dich hätte ich bestimmt großen Mist gebaut.
Frank, du wirfst dich immer wieder in die Schusslinie. Ohne deinen mutigen Einsatz und deine Erfahrung hätten sich andere in Gefahr begeben müssen, dafür danken wir dir alle!
Léo... auch wenn es manchmal so aussiehst als hättest du keinen Bock auf alles hier... du machst einen verdammt guten Job, ehrlich jetzt.
Und Mensch, Evi. Die Frau für alles, wenn ich je draufgehe, bist du die nächste Anführerin dieser Truppe.
Hey... und Jäger."


Jackman ging auf den Russen zu der fast schon instinktiv die Haken zusammenschlagen wollte, doch bevor er irgendwas machen konnte salutierte Hugh noch vor ihm.

"Ich hab keine Ahnung von dem ganzen Militär Kram... aber du bist der beste Soldat den sich diese Truppe wünschen kann."

Vom Eifer gepackt griff Jackman an sein Gewehr und lief wieder auf die Klippe zu.
Er fühlte sich gerade wie diese halbnackte Frau im Gemälde "Die Freiheit führt das Volk".
Ihm hingen zwar keine Titten aus dem Ausschnitt, aber er hatte ein Gewehr, und stand auf einer kleinen Erhöhung und ja... vielleicht fehlte ihm auch die Flagge. Doch die hätte er Eryn ja auch schwer vom Leib reißen können.
Stattdessen reckte er halt die Faust in die Luft.

"FÜR HOPE!"