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Krieger
Das ist es also. San Antonio. Dieser Name wird nach den Ereignissen der nächsten Tage entweder als der Beginn einer neuen, freien Welt in die Geschichte eingehen, oder zum bitteren Ende einer letzten Hoffnung der Menschheit werden. Trostlos erstreckten sich die verlassenen Gebäude vor ihnen, dreckige Fenster klafften wie tausend Augenhöhlen aus den farblosen Betonkörpern. Die Stadt selbst ein toter Koloss, dessen Adern seit Langem aufgehört haben mit Leben zu pulsieren. Nur der Alamodome im Osten der Stadt durchbrach die Tristesse, erhob sich in der Ferne wie ein schwarzer Tumor. Der Himmel wirkte blass, bedrückende Stille legte sich über die Wanderer, umhüllte sie, zerrte an ihren aufgerütteten Nerven.
Nachdem das modifizierte Gefährt durch den waghalsigen Einsatz von Eryn, Léo, Evi und Will eine Schneise der Verwüstung in die Zombiehorde geschnitten hatte, wurde es für die Nachzügler ein leichtes Spiel die Barrikade zu passieren und sich den Anderen wieder anzuschließen. Der gesamte Highway war meilenweit überwuchert mit verwesten Körpern. Manche brannten immer noch, das Feuer wanderte mit dem Wind von einer Leiche zur nächsten und hinterließ nur verkohlte, harmlose Überreste. Bisweilen griffen dürre Hände nach ihren Stiefeln, einige konnten sogar immer noch stehen und ihnen entgegen torkeln. Sie fielen ohne die geringste Chance auf Gegenwehr. Pflichtbewusst hielt JägerAusschau nach den lebenden Toten, solche die von dem Wagen nicht erwischt oder nur geringfügig verletzt wurden und weiter in ihrer ewigen, ziellosen Trance durch die Leichenberge wanderten. Es wird Andere geben, die ebenfalls diesen Weg aus welchen Gründen auch immer einschlagen werden. Und es lag an jedem Einzelnen diese Arbeit fortzuführen, bis kein Untoter mehr übrig ist. Wer weiß, es könnte zu einer Art Pilgerfahrt werden. Find a Zombie, kill a Zombie. Menschen würden sich zusammentun und ihren Anspruch auf ein freies, geordnetes Leben einfordern. Sie würden alles tun, was notwendig sein wird um ihren Kindern eine andere, eine bessere Welt zu zeigen, eine, die nicht übersät ist mit Tod und Verwesung. Genug des ständigen Überlebenskampfes, genug von diesem Kultisten-Bullshit, von diesem Geschwür, das die Welt als ihre Geisel hält.
"Wenn auch nur irgendwer daran denkt, nicht erst unsere Freunde zu retten...!"
Eryns leidenschaftliche Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und er war dankbar dafür. Noch ein Stück weiter und er hätte an Will gedacht, der nicht mehr in der Gruppe gewesen ist, als Jäger und der Rest zu den Kämpfern hinzu gestoßen waren. Er hatte nicht nach ihm gefragt. Hat nur stillschweigend seine Abwesenheit wahrgenommen und als schließlich der Marschbefehl kam, warf er sich den schweren Rucksack über die Schulter und setzte den Weg fort. Später, wenn das Alles vorbei ist, wird Zeit zum Trauern bleiben. Immerhin ereilte den Arzt ein wahrer Heldentod, mehr konnte man nicht verlangen. Jäger war müde, er sehnte sich bereits danach.
"Ich.", sagte er leise zu niemand Bestimmtem. Dann etwas lauter: "Ich. Ich bin dagegen." Er spürte die Blicke der Anderen auf ihm ruhen und senkte seinen Eigenen. In seinem Körper machte sich eine Leere breit, die er nicht mehr aufhalten konnte und wollte, und so ließ er es gewähren. Zersetze meine Eingeweide, nimm mir mein Gehirn und mein Herz. Eine leere Hülle soll sich dieser Übermacht am Horizont entgegen werfen, ohne Emotionen, ohne Angst. Etwas Anderes würde die Mission zum Scheitern verurteilen, und für ihn gab es nur diese eine Mission. Eine Einzige, seit Sheng ihm die Hand auf die Schulter gelegt und ihm tief in die Augen geschaut hatte. Wie gerne er sie alle wiedersehen würde. Stark schlug die Lust nach Rache in seiner Brust und er betete zu allen Göttern die es gab, dass das Pochen aufhören und von der Leere rasch verschluckt werden würde. Keine Ablenkung, kein unnützes Gefühl durfte seine Hand führen, seinen Blick von dem wahren Ziel wegführen. Nur die Strategie und der Kampf müssen übrig bleiben.
Er sagte es noch einmal:
"Ich bin dagegen. Es ist zu gefährlich für unsere Mission, zu knapp bis die Horde uns Weg abschneidet. Die Menschen, die wir lieben werden sterben, damit so viele andere Menschen überleben können. Wirmüssen erfolgreich sein, und wenn es unser letzte Atemzug und den unsere Freunde bedeutet. Es gibt keine andere Weg. Rettung der Welt ...", er machte eine Pause und seine Augen blieben an der schwarzen Festung hängen und dem blanken Wahnsinn, den sie beherbergte. "Rettung der Welt hat oberste Prioriät, versteht doch. Ich bitte euch, wie eurer Kamerad, der mit euch allen durch Feuer ging, seid vernünftig. Wenn wir sie nicht retten, dann wir sie immer noch rächen. Aber Adam. Danach wird es keine zweite Chance mehr geben. Keine mildernden Umstände." Er empfand einen Funken Stolz er als den letzten Satz hervorbrachte ohne über die komplizierten Worte zu stolpern. Gleichzeitig hoffte er, dass auch dieses Gefühl bald im Nichts verschwindet. Für Stolz gab es keinen Platz mehr.
Geändert von truecarver (17.10.2015 um 14:05 Uhr)
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