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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Station 5 – Crossroads - "Zwischenspiel"

Baum-Darstellung

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  1. #14
    Hinter dem Sarg-Gespann, an dem Evi lehnte, ratschte es in unregelmäßigen Abständen. Ein Messer glitt wieder und wieder durch Fett und Sehen hindurch, schabte an Knochen entlang. Jemand hockte dort, ein Teil der Gruppe und doch vollkommen aussen vor. Der Sklave. Das Geschenk der Vulture. Einer von Perlmutters Jungs. Der Schakal. The Jackal. J. Er, der wie ein Schatten ihrer Gruppe um Adam gefolgt war, bis hierher, bis seine Schuhsohlen Pergament geworden waren. Nur ganz kurz war er bei ihnen gestanden. Mit verschränkten Armen. Solange bis der Schlaf seine Lider mit sanften, unnachgiebigen Fingern herabzwang und er beinah auf Jegor drauf gekippt wäre. Dann zog er sich zurück um Kraft zu sammeln, auf Ödländerart. Erst meditierte er. Halb im Schlaf, halb im Wachen. Die halb geschlossenen Lider über der Asche seiner Toten auf der Haut gesenkt, deren Muster er auswendig kannte und nun wieder und wieder mit den blutigen Fingern nachfuhr. Nur ab und an schreckte ihn ein vom Wind herangetragenes Stöhnen auf. Dann folgte ein weiteres ratsch, ein weiterer Schnitt, mehr Blut. Diesesmal stopfte er sich frische Kaninchenleber in den Mund. Wippte wieder zurück vom Ballen auf den Spann und die Ferse. Langsamer wieder. Die Augen geschlossen.

    Sorgsam las er mit blutigen Händen in den Eingeweiden des frisch geschlachteten Kaninchens vor ihm. Musste kein zweites Mal an den Horizont blicken, wusste was dort lag. Als Jegor sagte, was wahr war. Und die Latina sagte, was wichtig war, wusste er, das er in der Debatte nicht gebraucht wurde. Allein noch wer auf seinem Pfad mitkommen würde, war interessant für ihn. Also wartete er. Er wusste ohne hinzusehen, die beiden Wanderer würden ebenso wachen wie er. Wusste das Novs Ohren gespitzt waren, auch wenn der begeistert die zugeworfenen Kaninchenohren zerkaute. Seine Gedanken murmelte er vor sich hin, so als müsse er sie mit dem Fleisch zusammen durchkauen, oder sie mit dem großen ums Lager streifenden Hund teilen, um sie gänzlich zu begreifen. Die Worte waren so leise, dass die einzige zu erwartende Antwort das beständige Heulen und Kreischen und Schreien im Wind war. Und das Klirren der tausend mal tausend Dolche aller Stämme der Kultisten.

    "Der Kampf unausweichlich. Aber wo und wie und mit welchen Waffen. Ob sie in die Falle tapsen. Oder nicht. Ob sie sich ein blutiges Rückszugsgefecht mit ihrer 'Familie' an der Seite liefern wollen, nach dem Befreiungskampf, eingekreist von der Armee. Oder nicht. Ob wir Es haben, wenn es dazu kommt. Und Adam, natürlich. Der sie vielleicht aufhält... oder nicht. Im Labor dann wieder Rückzug, wieder in der Falle, jeden Millimeter und jede Sekunde mit Leben bezahlen müssen. Unnötige Kämpfe. Jemand sollte sie davor beschützen. All diese hübschen kleinen, ganz besonderen Schneeflocken. Es wird sie zerstören, was sie dort sehen." Und ihn, wenn er mit ihnen kam. "Letztlich ist es egal. Wir teilen uns auf. So oder so. Jeder tut was er tun muss." Offensichtlich hatte er nicht mehr vor irgendwem zu folgen, sondern kannte seinen eigenen Weg bereits.

    Er leckte sich nach der blutigen Mediation das Rot aus den Mundwinkeln. Wieder murmelte er etwas, ganz leise, hinab zu seinen Füßen: "Alles was bleibt ist das alte Versprechen. Das, was ich ihm gegeben hab." Er fischte nach der grob geschnitzten hölzernen Tigerfigur, mit den blauen Tigerpflastern darauf. Verfiel mehr und mehr in den Dialekt der Ödländer. Und lächelte. "Ihm und allen, denen er's versprochen hat, das Mittel zu finden. Er und sie und all die zahllosen, vergessenen Helden, die drüben an der Bar warten. Und auch Sheng und sein Lebenswerk." Seine Stimme war bitter, wie Kaffeebohnen.

    "Shengs Joke, in der Tat", wisperte er sanft. Er lachte leise über diese Ironie des Schicksals.


    Dann ging er auf die junge Frau mit dem rabenschwarzen Haar zu, die verloren wirkte in all dem Chaos um sie her. "Mary? Meinst du es wäre möglich..." Unterbrach sich. Legte den Kopf schief, als nehme er Witterung auf. Sorge umwölkte sie. Und der Hauch von etwas endgültigem. Er legte vorsichtig eine Hand an ihre Stirn, als ob er Fieber messen wollte. Bemerkte selbst nicht einmal, das er ihr Kaninchenblut an die Stirn schmierte dabei, bis Nov zu ihr hochlinste und es abschlecken wollte. Er hielt erschrocken inne und fasste erst wieder einen Gedanken, als der Hund seine Finger abzulecken begann. Beinahe zärtlich, als ginge es ihm nicht um das Salz und das Blut und den Fleischgeschmack, sondern um etwas ganz anderes.
    Ihre Augen. Da war etwas in ihren Augen, das auch in Lauras gestanden hatte.
    "Hey... du willst doch jetzt nicht das Lager abbrechen und dich davon machen? Wobei..." Er betrachtete nachdenklich die blutigen Linien auf seinen Armen, alles was vom gefressenen Kaninchen übrig geblieben war. "...es gibt durchaus schlechtere Pläne.."

    Geändert von Viviane (17.10.2015 um 20:11 Uhr)

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