Ich würde die Diskussion gerne noch mal neu aufrollen. Ich hab einige elementare Fragen ja schon angesprochen und versuche jetzt mal, sie zu beantworten. Sagt bitte sofort Bescheid, falls ich mich irre.

Warum befürwortet jemand Diversität?
Es gibt mindestens zwei große Gründe, die hier im Thread auch schon genannt wurden:

- Eine zu homogene Figurenauswahl ist einigen zu langweilig.
- Menschen, die aufgrund ihrer Merkmale normalerweise in Spielen und Filmen und vielen anderen Medien kaum auftauchen oder schlecht wegkommen, sollen repräsentiert und positiv dargestellt werden.

Allgemein gesehen schließt Diversität natürlich auch fiktive Spezies oder Persönlichkeiten mit ein, im Speziellen geht es aber um die Repräsentation realer Gruppen.

Warum baut jemand lieber homogene Figuren in sein Spiel ein?
Solange niemand unter Beweis stellt, dass er fragwürdige Motive hat, gehe ich erst mal davon aus, dass hinter den homogenen Figuren keine stecken. Auch in Hinblick auf diese Frage wurden schon einige alternative Gründe genannt:

- Der Entwickler hat kein Interesse an diversen Figuren.
- Der Entwickler ist es so sehr gewohnt, dass die Figuren homogen sind, dass er gar nicht auf die Idee kommt, etwas anders zu machen.

Spielt es für die Mehrheit der Spieler eine Rolle, ob die Figuren divers oder homogen sind?
Jeder Mensch mag das eine lieber als das andere. Etwas lieber mögen heißt aber nicht, das andere zu verachten. Der Teil der Spieler, der Diversität befürwortet, wird sich über diverse Figuren natürlich freuen. Der Teil der Spieler, der Menschen wegen eines bestimmten Merkmals verachtet, tut das nicht, aber die Ansichten solcher Menschen sollten sowieso keine Rolle spielen. Alle anderen Spieler werden diversen Figuren gegenüber vermutlich ziemlich neutral eingestellt sein.

Mit einer Ausnahme. Das ist jetzt aber nur eine Hypothese. Es gibt eine Menge Spieler, die großen Wert auf die Liebe legen. Ich bin zwar der Meinung, dass die meisten Rollenspiele Liebesgeschichten keine große Bedeutung beimessen, aber viele Spieler sehen das anscheinend nicht so. Immer dann, wenn die Liebesgefühle der Hauptfigur eine nicht unerhebliche Rolle spielen, kommt die vielzitierte Identifikation meine ich doch zum Tragen. Mal angenommen ein heterosexueller Spieler spielt ein Spiel wie Final Fantasy 8 und erwartet eine Hetero-Romanze und dann stellt sich heraus, dass Squall sich aber in einen Mann verliebt - ich glaube, das hätte schon eine Auswirkung auf den Unterhaltungswert.

Ist es schwierig, diverse Figuren zu schreiben?
Nein, denn die Figuren unterscheiden sich nur in einem Aspekt von anderen. Die Liebe zwischen homosexuellen Figuren ist natürlich nicht anders als die Liebe zwischen heterosexuellen. Die Hautfarbe hat keinerlei Auswirkung auf die Persönlichkeit und das Verhalten einer Figur. Nur dann, wenn man sich mit den realen gesellschaftlichen Problemen der Gruppen auseinandersetzen will, sollte man schon Bescheid wissen.