Ich glaube nicht, dass die Verständnisprobleme daher kommen, dass uns Gestik, Mimik usw. fehlen, aber schieben wir das ganze Offtopic mal endlich beiseite.

Ich verstehe immer noch nicht so ganz, was du überhaupt sagen willst. Wie geht es denn den anderen, falls hier überhaupt noch jemand mitliest? Um die Beispiele aus dem verlinkten Artikel sollte es eigentlich nicht gehen. Beim bekanntesten Beispiel, Dumbledore, soll Rowling erst nach den Büchern gesagt haben, dass er schwul ist, und als sie dann im Prequel die Chance hatte, seine Homosexualität darzustellen, hat sie es nicht gemacht. Die Kritik kommt afaik vor allem von denen, die repräsentiert werden sollen. Wir betrachten aber den Fall, wenn der Autor sich von Anfang für eine homosexuelle Figur entscheidet und sie auch so darstellt - ich hoffe zumindest, dass wir es tun.

Nun sagst du, dass es darum geht, welche Eigenart handlungsrelevant sei. Normalerweise würde ich davon ausgehen, dass eine Eigenart dann handlungsrelevant ist, wenn sie in der Handlung eine größere Rolle spielt, und ich sag mal ganz dreist, dass die meisten davon ausgehen würden. Du meinst aber anscheinend etwas anderes und ich frage mich immer noch, ob eine Eigenart nach deiner Definition überhaupt nicht für die Handlung relevant sein kann.

Ich wiederhole es nochmal: Wir sprechen über die Situation, dass ein Autor sich dafür entscheidet, eine Figur aus einer der marginalisierten Gruppen in seine Geschichte einzubauen. Grob gesehen haben wir zwei Möglichkeiten: Die "besondere Eigenart" der Figur spielt in der Handlung eine größere Rolle oder aber sie wird nur am Rande sichtbar. Ich sage: Selbst im letzteren Fall ist das vollkommen in Ordnung, weil auch die "Eigenarten" der privilegierten Gruppen oft nur am Rande sichtbar werden.

Spricht etwas dagegen, anstelle einer Figur aus einer privilegierten Gruppe eine Figur aus einer marginalisierten Gruppe zu nehmen? Das ist die Frage, über die wir eigentlich diskutieren sollten.

Token-Figuren wurden angesprochen, aber die stellt so gut wie jeder infrage, das ist keine gute Repräsentation. Außerdem haben wir darüber gesprochen, dass Menschen unterschiedliche Vorlieben und Vorstellungen von Ästhetik haben. Auch das ist vollkommen in Ordnung. Aber der entscheidende Punkt ist, dass es natürlich nicht dasselbe ist, bestimmte Figuren lieber zu mögen, und mit Hass auf Figuren zu reagieren, die davon abweichen. Diskutiert wird vor allem über deutlich abweisende Reaktionen und die aus meiner Sicht oft nicht nachvollziehbaren Argumente, um die bloße Abneigung zu kaschieren. Ja, das unterstelle ich einfach mal. Nicht jedem, aber einigen schon.

Erst gestern hab ich wieder so ein Argument gelesen. Beim neuen Assassin's Creed kann sich der Spieler ja diesmal das Geschlecht der Spielfigur aussuchen. Außerdem ist es möglich, mit anderen Figuren anzubandeln, unabhängig vom Geschlecht. Es sind also auch homosexuelle Beziehungen möglich. Das wird mit dem Argument kritisiert, dass es so was im alten Griechenland nicht gab und es würde ja auch gegen die Religion damals verstoßen. Das Spiel soll mal wieder nicht historisch korrekt sein (dabei spielt die Reihe ziemlich offensichtlich sowieso in einem Paralleluniversum). Meinen die Kritiker das wirklich so oder ist es nur vorgeschoben? Ein anderes Beispiel, das ich in letzter Zeit öfters las: Kriegerinnen werden kritisiert, denn die soll es ja früher nicht gegeben haben. Es ist immer wieder beeindruckend, wie wichtig einigen Spielern die historische Korrektheit ist.