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Thema: Charaktervielfalt in Makerspielen

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    @maniglo93
    Du kritisierst also ganz grundsätzlich Diversität ohne Handlungsbezug? Die erzwungene Repräsentation, von der Eikenberry spricht, betrifft ja nur den Fall, dass die Figuren aus wirtschaftlichen Gründen oder der Publicity wegen divers sind, als Beispiel wird das “Dumbledore syndrome" genannt.

    Repräsentation ist natürlich in erster Linie Selbstzweck. Die Figuren sollen die entsprechenden Gruppen repräsentieren. Das ist aber in Ordnung so, die Charaktere müssen nicht aus Handlungsgründen divers sein. Die anderen Figuren sind ja auch nicht aus Handlungsgründen "nicht-divers".

    @PeteS
    Zitat Zitat
    Ich glaub die meisten die nich selber zu ner Zielgruppe gehören die unterrepräsentiert ist - wollen gar keine Repräsentation.
    Gefordert wird Repräsentation wohl wirklich hauptsächlich von marginalisierten Gruppen und Aktivisten, was aber natürlich nicht bedeutet, dass alle anderen sie ablehnen.

    Zitat Zitat
    Dabei tut das eben nicht mal den entsprechenden Gruppen gut - wenn die gar nicht so gut dargestellt werden oder die Charaktere immer "schlecht geschrieben" sind.
    Wann sind die Charaktere denn schlecht gemacht bzw. kommt das heutzutage überhaupt so oft vor, dass Figuren, die der Diversität wegen eingebaut wurden, auffällig schlechter als die anderen sind?

  2. #2
    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Wann sind die Charaktere denn schlecht gemacht bzw. kommt das heutzutage überhaupt so oft vor, dass Figuren, die der Diversität wegen eingebaut wurden, auffällig schlechter als die anderen sind?
    Liegt das nicht auch mit daran, dass fragliche Figuren mehr im "Rampenlicht" stehen? Es kräht halt kein Hahn danach, wenn ein weißer cis-hetero-Char, den es so in seiner nicht-diversität auch noch in 20 anderen Szenen und 300 anderen Filmen gab meh ist - es ist halt einer von vielen. Hat man dagegen eine bewusst diverse Figur die nicht so dolle ist, ist man umgekehrt sehr viel schneller bei "Warum sind alle diversen Chars eigentlich so schlecht geschrieben?" (um zu übertreiben) - man hat halt auch einfach keine so große Vergleichsmenge.

    Ich denke auch nicht, dass Diversität immer zwingend begründet sein muss. Es geht ja auch ein Stück darum, Lebenswelten abzubilden und in echt hast du ja auch nicht nur dann queere Leute um dich, wenn es dafür einen ganz bestimmten Grund gibt. Was aber tatsächlich eine absolute Nullnummer ist, ist das angesprochene Dumbledore-Beispiel: Ein prominenter, fiktiver Charakter, der hinter den Kulissen "geoutet" wurde - aber um Gottes Willen darf das ja, obwohl es (so irgendwie) canon ist, nirgends dargestellt werden. Da geht es echt rein um Publicity und hat einen ziemlich schalen Beigeschmack.

  3. #3
    Und wie sieht ein richtig umgesetzter "diverser" Charakter dann aus? Muss der Schwarze alle seine Kommentare rappen, die Frau alle 5 Minuten in Tränen ausbrechen und der Schwule ständig mit dem Hauptcharakter flirten?

    Um bei dem Dumbledore-Beispiel zu bleiben: Soll er Harry einen Heitartsantrag machen? Oder von irgendeinem der Charaktere zusammen mit Snape auf der Schultoilette erwischt werden? In welcher Szene in Harry Potter spielt Dumbledores sexuelle Orientierung auch nur die geringste Rolle?

  4. #4
    Die Figuren müssen einfach nur das sein, was sie sind.

    Ich hab zwar nur rudimentäre Harry-Potter-Kenntnisse, aber soweit ich weiß, hat Rowling doch erst später gesagt, dass Dumbledore schwul ist. Hätte sie es gewollt, hätte sie der sexuellen Orientierung sicher eine größere Rolle geben können. Ansonsten zeigt sich Homosexualität nicht anders als Heterosexualität: Durch Gefühle gegenüber den Menschen, von denen man sich angezogen fühlt.

  5. #5
    Zitat Zitat von Liferipper Beitrag anzeigen
    Um bei dem Dumbledore-Beispiel zu bleiben: Soll er Harry einen Heitartsantrag machen? Oder von irgendeinem der Charaktere zusammen mit Snape auf der Schultoilette erwischt werden? In welcher Szene in Harry Potter spielt Dumbledores sexuelle Orientierung auch nur die geringste Rolle?
    Die Fantastic Beasts-Filme spielen u.a. in der Zeit, in der Dumbledore eine Beziehung zu mit einem anderen Charakter dort hat, was von Rowling nun einmal so per Retcon etabliert wurde. Merkt man im Film wiederum nichts von, null. Und wenn ich nun schon zwei Charaktere miteinander verbandle als Autor ist es bestenfalls mieses Writing, wenn man das nur dadurch merkt, dass ich es im Interview sage. Oder kaufst du einem Serienschreiber auch ab, wenn er im Nachhinein erklärt "Oh, X und Y hatten übrigens eine Liebesbeziehung, auch wenn die sich kaum mal 2 Sekunden in die Augen gucken"?
    Davon ab: Diversität ist halt kein reiner Tag, den man einem Charakter per retcon ankleben kann und gut ist. Genau das ist Blödsinn und trägt zur Repräsentation gar nichts bei. Und da sind wir exakt bei dem Punkt, den Kelven gerade ansprach: "Hätte sie gewollt, ..." - okay, war in der Vergangenheit. Jetzt hat sie es aber etabliert - und will offenbar trotzdem nicht. So hätte sie Dumbledore auch eine Vorliebe für Schlagermusik andichten können, aber mit Diversität oder Repräsentation hat das nichts zu tun.

    Dein Einwand bezieht sich aber insgesamt null auf irgendwas von dem, was ich angebracht habe: Nirgends wurde verlangt, dass man bis zum Bodensatz in die Klischee-Kiste greifen soll. Man kann sogar diverse Charaktere gänzlich ohne Klischees darstellen, Donnerwetter.

    Geändert von BDraw (06.06.2018 um 18:52 Uhr)

  6. #6
    Ich finde den Fall Dumbledore etwas ungünstig. Man kann Rowling sicherlich vorwerfen, dass Homosexualität in Harry Potter absolut nicht repräsentiert wird, Heterosexualität jedoch ziemlich intensiv.

    Aber im Fall Dumbledore hat sie sicher nicht aus "Publicity"-Gründen später erwähnt, dass sie ihn als schwulen Charakter sieht. Zu so ziemlich alle Harry-Potter-Charakteren gibt es haufenweise Informationen, die es nie ins Buch geschafft haben. Und Dumbledores Sexualität spielt nun einmal in der Geschichte tatsächlich keine Rolle und hätte es auch nicht, wenn Rowling ihn als heterosexuell angesehen hätte.

    Bei Fantastic Beasts kann man es sicherlich kritisieren – also dass das Thema vermieden wird.

    Generell muss ich sagen, dass ich die Kritik an der "erzwungenen Diversität" meist ziemlich unsinnig finde. Vielleicht konsumiere ich die falschen Medien, aber mir ist so gut wie nie ein "diverser" Charakter in dem Sinne negativ aufgefallen, dass er in der Handlung deplatziert wirkt. Sehe jetzt auch keine große Herausforderung darin, einen solchen Charakter im Kontext natürlich wirken zu lassen – in der Regel reicht es ja, einen normalen Charakter zu schreiben. Kann natürlich auch herausfordernder sein, wenn man z.B. eine Figur vorkommen lassen will, deren kultureller Hintergrund einen hohen Rechercheaufwand bedeutet oder der aufgrund anderer Umstände (z.B. durch eine Behinderung) viel Fingerspitzengefühl erfordert. Würde aber sicherlich auch mal frischen Wind in eine Medienlandschaft bringen, wo vielfach extrem etablierte und oft gesehene Stereotypen dominieren.

    Wenn einem ein Werk hingegen penetrant entgegenschreit, wie divers es doch sein will, würde ich sagen, dass das Ziel verfehlt wurde, aber mir fällt jetzt auf Anhieb nichts aus meiner Erfahrung ein, wo das der Fall war.

  7. #7
    Zitat Zitat
    Wenn einem ein Werk hingegen penetrant entgegenschreit, wie divers es doch sein will, würde ich sagen, dass das Ziel verfehlt wurde, aber mir fällt jetzt auf Anhieb nichts aus meiner Erfahrung ein, wo das der Fall war.
    Die ich nenn sie mal Diversitätsgegner sehen solche Werke natürlich hinter jedem Baum. Aktuell wird ja Battlefield 5 vorgeworfen, erzwungen divers zu sein, und wie so oft wird mit historischer Korrektheit argumentiert.

  8. #8
    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Wann sind die Charaktere denn schlecht gemacht bzw. kommt das heutzutage überhaupt so oft vor, dass Figuren, die der Diversität wegen eingebaut wurden, auffällig schlechter als die anderen sind?
    Die meisten Sachen die mir bisher negativ aufgefallen sind - waren wie gesagt bestimmte Handlungs-Aspekte, die man verbaut hatte. (Romance-Optionen oder erzwungene Romance in Filmen.) Bei Charakteren könnte ich spontan jetzt nur ältere 08/15-Fantasy-Filme (Setting in an Mittelalter angelehnter Fantasy-Welt also sowas was man seltener findet) nennen in denen immer irgendwie ein Schwarzer mit drin war. Der war dann immer so gemacht, dass er total brutal wirkte - und wortkarg. Aber am Ende doch sehr nett rüberkam weil er sich für irgendnen andern (weißen) Char opferte oder so ähnlich.

    Aber die Filme warn ja auch älter. Und Fantasy ist sowiesso selten. Und die andern Chars waren auch alle nicht so prickelnd.


    Also bei Massenware sind die für Diversität eingefügten Charaktere dann vielleicht nicht unbedingt schlechter - weil der Rest auch schon so schlecht ist. Beim eingefügten Plot-Punkten sollte man halt gucken, dass es so umgesetzt wird, dass es nicht billig "reingerotzt" wirkt um bestimmte Vorlieben zu bedienen. Weil das ja auch von den Chars umgesetzt werden muss und die dann schlecht rüberkommen. (Also zum Beispiel bei Romance-Beispielen wo der Char sonst okay sein könnte, dort aber schlechter wirkt und es ihn runterzieht, wenn das nich ausgearbeitet wurde und man da auf die schnelle ne Szene reinpackt irgendwo.)


    Dass es immer speziell um den abweichenden Char gehen muss bzw. um ein Merkmal von ihm - halt ich auch für Unfug. (Umgekehrt geht es ja auch nicht darum dass Weiße jetzt weiß sind zum Beispiel.) Es muss halt passen und man sollte keinen "Zwang" anmerken. So wie im echten Leben sich Leute auch alle natürlich verhalten und nich tanzend auf der Straße rumschrein "seht her ich bin homosexuell/schwarz/sonstwas". Zu Dumbledore kann ich nix sagen. Für mich ist er nicht homosexuell. Kenne nur die normalen Harry Potter Kinofilme - keine Bücher oder "drumherum"-Kram dazu. Da war einfach die Sexualität nich wichtig bei dem Char.

    Es spielt also gar keine Rolle - weder positiv noch negativ - was sonst drumherum passierte oder von der Autorin dazu erschaffen wurde noch zusätzlich. (Deshalb stört es auch nicht negativ, aber hat halt auch keinen positiven Wert - da es egal ist.)


    Bei Battlefield hängt es davon ab, wie sehr auf Histories das Game ausgelegt ist. Habe gesehen es ging um Frauen die man spielen konnte? Hab aber auch nur nen kurzen News-Artikel dazu gelesen und mich kaum damit befasst. So viel ich weiß ist es ja aber ein Online-Shooter - wo der Plot nicht so relevant ist. Da wärs eigentlich egal. Sollte aber halt dann auch in allen Nationen verfügbar sein. (Man dürfte theoretisch auch nich dagegen sein, wenn in einem reinen Online-Shooter es mal zur NS-Zeit spielt und man schwarze jüdische Nazis spielen kann. Wenn es da eh nich um den Plot geht sondern nur ums Gameplay mehr.)

    Hat man jetzt aber ne stabile Single-Player-Kampagne und will historisch was zeigen, zwingt da aber Frauen rein wo sie nich warn - dann würde das natürlich nicht passen. Und Kritik wäre sehr berechtigt. Als einfachen Griff kann man ja ein Spiel in ein anderes Setting schieben oder historisch ne alternative Zeitlinie erschaffen (das aber auch vermitteln) - dann hat man so ne Problematik umgangen.



    Man könnte als Beispiel noch Anime nehmen - manche kennen sich ja hier auch im Forum damit aus. Da haben wir das Beispiel umgekehrt: Es werden bestimmte Persönlichkeitsgruppen "reingestopft". Aber statt es zu wollen wird das eher stark kritisiert. Da hier es darum geht bestimmte Fan-Ziel.-Gruppen mit ihrem Typ Lieblingscharakter zu bedienen und da dann die Frauen meist schlechter wegkommen und andere das kritisieren. Hier seh ich es aber ähnlich wie oben schon gesagt: Wenn die Handlung nicht drunter leidet, dann ist das egal.

    (Leider muss ich dann oft Kritik genau aus dem Grund bringen, da dann dort Schwachstellen sind und es nur noch ein Zurschaustellen solcher Charakter-Typen ist, ohne dass die Handlung irgendwas bietet. Aber es gibt eben auch Ausnahmen - wenn der Typ Story/Genre gar nicht handlungslastig ist. Siehe das was ich oben zu Battlefield dann zum Beispiel sagte. Es hängt also auch davon ab, was man macht - je ernster/plotfokussierter die Grundstimmung, desto stärker wird man Ausrutscher anmerken, wenn nich gut ausgearbeitet wurde.)


    Edit: Und Better Call Saul hab ich auch schon zig mal erwähnt - und dazu gabs sogar Links von News/Blogs die die Serie von feministischem Standpunkt her sehr gut fanden/finden (bisher, geht ja noch weiter bald). Sehr auf die Charaktere bezogen. Da würde man Ausrutscher extrem merken. Aber die Serie ist auch übelst gut gemacht. So "gut, dass sie schon nich mehr so gut ankommt". Weniger beliebt als Breaking Bad, von dem sie Spinoff ist - da weniger Action. Und eben so stark auf die Charaktere. Kim als weiblicher Char ist zwar nicht Haupt-Haupt-Char. Aber auch ein Haupt-Char, neben Jimmy. Und sehr gut umgesetzt. Aber da sind auch alle Chars gut umgesetzt. Wenn man jetzt nur Anwältinnen gezeigt hätte die halt auch Karriere machen - wär es langweilig gewesen. Aber so wie man sie darstellt ist das krass gemacht. (Und sie muss auch mal Jimmy helfen - dem männlichen Char. Aber das ist auch nicht durch Superkräfte oder weil der Mann ein Loser ist - wirkt alles ganz natürlich und nachvollziehbar, deshalb ist das für mich auch einer der besten Serien die ich je sah.)

    Geändert von PeteS (07.06.2018 um 08:11 Uhr)

  9. #9
    Früher wurden öfters so genannte Token-Figuren eingebaut, aber denen kann keine Seite etwas abgewinnen.

    Bei Battlefield 5 geht es so weit ich weiß nur darum, dass man im Multiplayer-Modus nun auch Geschlecht und Hautfarbe anpassen kann und ich glaube kaum, dass die Spieler in einem reinen Gameplay-Modus so viel Wert auf Authenzität legen.

  10. #10
    Das eigentliche Problem sehe ich halt eher bei dem lautstarken Affenzirkus, den vorrangig weiße cis-hetero Gamer/Fans vom Zaun brechen, wenn irgendwas auch nur andeutet, sich nicht mehr 100%ig um sie alleine zu drehen. Die argumentieren dann gerne mit "Authentizität", gehen dabei aber eigentlich nur von einer fiktiven und geschönten Version der Realität/Geschichte aus, um Veränderung zu verhindern. Natürlich machen sie sich damit vorrangig nur lächerlich, aber auf Dauer geht das allen Leuten, die tatsächlich etwas diverses versuchen wollen, doch an die Substanz...
    Das ist auch der Punkt, den ich in dem Artikel vermisse: Selbst wenn du einen eigenständigen und diversen und großartigen Charakter erschaffst, kriegt irgendein Idiot so oder so Schaum vor'm Mund...

    Es wird ja immer über die "dünnhäutigen Tumblr-SJWs" geunkt, aber im Grunde sind die Leute, die sich über Nichtigkeiten echauffieren eben jene "Experten", deren fragiles Ego schon implodiert, wenn eine Frau zu sehen ist und mal nicht nur zum Angaffen da ist.

    MfG Sorata

  11. #11
    Mit welcher Begründung sind Charaktere eigentlich weiß und heterosexuell? Was bringt das für die Story?
    Bin dafür dass alle Charaktere schwarz und homosexuell sind außer es ist für die Story zwingend erforderlich.

    Geändert von WeTa (07.06.2018 um 16:42 Uhr)

  12. #12
    Zitat Zitat von sorata08
    Das ist auch der Punkt, den ich in dem Artikel vermisse: Selbst wenn du einen eigenständigen und diversen und großartigen Charakter erschaffst, kriegt irgendein Idiot so oder so Schaum vor'm Mund...
    Meistens regen sich die Leute eben wirklich auf, weil sie Vorurteile haben oder weil sie die Gruppen, die repräsentiert werden, sogar hassen. Um die Qualität der Figuren geht es sicher nur den wenigsten.

    Ganz grundsätzlich sollte man die Figurenwahl des Autors einfach akzeptieren, wenn es ihm nicht gerade darum geht, bestimmte Gruppe verächtlich zu machen.

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