Die Schlacht war geschlagen.
Was von ihren Feinden geblieben war, lag zerschmettert oder vom Flammenwerfer versengt rauchend und brennend im Staub. Einige Leiber ihrer untoten Feinde waren von der Brücke gestürzt und waren im Fluss davongetrieben worden, als wären sie Boten, die eine Nachricht von den Reisenden aus Shengs Hope mit sich führten, die da lauten musste, sich in Acht zu nehmen, denn gemessen daran, dass sie die Blockade durchbrochen hatten und ihre Gegner nicht den Eindruck gemacht hatten, sie nur aufhalten zu wollen, war es offensichtlich, dass sie nun in der Offensive waren.
Die Kultisten konnten unmöglich wissen, dass der Hinterhalt und die Straßensperre des McAldrin so schnell durchbrochen werden konnte, es war sogar wahrscheinlich, dass ihre Feinde sogar damit rechneten, dass sie einen Weg außen herum durch das Minenfeld suchten. Zum ersten Mal seitdem Shengs Hope zerstört und angegriffen worden war, hatten sie die Initiave zurück erlangt! Das Blatt hatte sich mit dieser Schlacht, die das Leben des jungen Arztes Will gefordert hatte, gewendet.
Sein Opfer war es vielleicht, dass nicht nur das Leben von Eryn gerettet hatte, sondern auch die Leben der vielen Verschleppten aus Shengs Hope retten würde.
Vor ihnen lag nun die freie Straße und sie konnten am Horizont gegen das Licht des neuen Morgens bereits die Silhouette der zerstörten Stadt San Antonio ausmachen. Der Ort, an dem sich ihre Freunde und Familien befanden.
Der Ort, an dem Adam die Rettung der Menschheit so nahe war.
Die Straße verlief schnurgerade – nun würde sie nichts mehr aufhalten können.
--
„Na, das ist doch optimal gelaufen, nicht wahr?“, grinste Fawyer und zog genüsslich an seiner dicken Cohiba.
„Aye Boss, die waren ganz schön nah dran…“, grinste Torres und Fawyer hob fragend eine Augenbraue. „Na, Liz, Laura, diese Eryn.“
„Natürlich, natürlich.“, lachte der Lebemann. „Mein guter alter Freund Jackman würde sich sicherlich nicht mit Trotteln umgeben.“
Fawyer lachte noch einmal befreit auf, dann klopfte er Torres auf die Schulter, der seinen Biss bisher perfekt verstecken konnte und machte Anstalten, sich wieder in sein Haus zu begeben.
„Wo sind eigentlich die beiden Nervensägen?“, fragte er dann, einem inneren Impuls folgend. Torres kratzte sich am Kopf. „Also Liz ist kurz nach dem russischen Haudrauf weg. In dieselbe Richtung. Aber wo Laura ist…“
„Ich bin hier.“ , kam es mit meckerndem Gelächter aus dem dunklen Eingang zum Bordell und sie sahen Laura, die ihren dicken Mantel um hatte und wie irre grinste. „Und das ist für Perlmutter.“
Mit einem grellen Lichtblitz zündete sie ihre Bombe am Leib und die Detonation erschütterte das gesamte Fawyerland, als die metallenen Schrapnellsplitter sich durch Holz und Fleisch bohrten und das Letzte, das einige der Menschen dort vor Ort wahrnahmen, das irre, doch ersterbende Gelächter von Laura war. Sie hatte am Ende ihre Drohung wahr gemacht.
--
Davon bekam man jedoch weit im Nordwesten nichts mit. Während der nächsten beiden Tage, in denen sie sich durch die Ruinen der kleinen Ortschaften vor San Antonio kämpften und – ihren beiden Zielen so nahe – sich weder Rast noch Ruhe gönnten, war die Skyline immer näher gekommen und gerückt. Die letzten Stunden waren sie müde geworden und die Erschöpfung forderte ihren Tribut, trotzdem war an Rast oder Ruhe nicht zu denken, war es doch ein Wettlauf gegen die Zeit.
Und dann lag San Antonio endlich vor ihnen, sie standen auf einer Anhöhe und blickten in die Stadt hinein und plötzlich wurde ihnen klar, welches grausame Problem sich ihnen nun als Stein in den Weg geworfen wurde.
Was sie direkt vor sich sahen, ließ ihnen das Herz in die Hose sinken.
Was nun folgte, könnte ihre Mission zerstören.
Nun hatten sie eine Schlacht der ganz anderen Art zu schlagen!
Weiter geht in Station 5
Geändert von Daen vom Clan (16.10.2015 um 22:24 Uhr)