Mary, Jack und Leo machten sich an die Arbeit.
Langsam wurde es Abend und damit ein bisschen dunkler und düsterer, doch noch immer kitzelten die Strahlen genug Helligkeit hervor und tauchten das Besucherzentrum und seine Überwucherung in sanftes, rötliches Licht.
Noch immer wirkte der Eingang wie ein großes, schwarzes Loch, das jedes Licht verschluckte und bewohnt war von einem Dämon, der möglicherweise von McAldrin hier zurückgelassen wurde, um ihnen allen eine letzte, tödliche Falle zu stellen.
Der Plan war gut und schnell ausgeführt, als das Fleisch drapiert wurde, konnten sie wieder deutlich das schwere Atmen und das feine, leise Scheppern von Metall hören, ein schwerer Leib, laut atmend, der etwas aus Metall mit sich herum schleppte, doch noch immer gestattete die Dunkelheit keinen Blick hinein und so bereiteten sie die Falle draußen vor…

...und warteten und warteten. Obschon die Kreatur im Inneren das Fleisch riechen MUSSTE, rührte sie sich nicht, verharrte dort, atmete und ließ ab und an das Metall scheppern. Wie eine dunkle, intelligente Macht, die dort drinnen lauerte, beseelt von einer seltsamen Intelligenz? Oder schlichtweg selbst für eine Falle zu dumm? Oder war es etwas ganz Anderes, dass sich dort drinnen befand?

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Laura lachte meckernd, als sie in den Plan eingeweiht wurde. „Das is‘ eine Rache nach meinem Geschmack!“, krakeelte sie und murrte dann mit vor Trunkenheit schwerer Zunge. „Viel besser als mein Plan…“ Und mit diesen Worten ließ sie vor Jegor, Liz und Jackal den Mantel fallen und offenbarte den Grund ihrer klobigen, unförmigen Figur, die von den anderen einfach nur als Fettleibigkeit interpretiert wurde.

Die Wahnsinnige hatte sich am ganzen Leib Sprengstoff drapiert, es war eine Weste, wie Jackal und Jegor es noch von früher kannten, von Fernsehberichten, die sich über Selbstmordattentate gedreht hatten. „Wenn ihr wollt, kann ich seeehr gerne die ultimative Ablenkung starten und Fawyer damit für das, was er mir angetan hat, vollends bezahlen lassen! Grade jetzt, wo meine Dummheit und seine Intrigen dafür gesorgt haben, dass ich Mum in ihrem letzten Kampf nicht beistehen konnte.“ Trotz ihrer Trunkenheit klang ihre Stimme diesmal fest und ernst. Doch Jackal und Jegor erkannten sofort, dass der Sprengstoff neben der ultimativen Ablenkung auch sehr nützlich werden konnte wenn es darum ging, ein Loch in die Barrikade zu sprengen.

Liz schüttelte den Kopf und atmete laut aus. „Das ist Wahnisnn… Fawyer bringt den Wahnsinn der Leute zutage…“ Die beiden Reisenden blickten sie an und Liz wechselte schnell das Thema: „Was die ••••n betrifft, ganz ehrlich – sie haben hier nicht das beste Leben, aber sie leben in Sicherheit. Fawyer hat ganz ureigene Gründe, dass es ihnen gut geht und ihnen niemand ein Haar krümmt… wobei, wortwörtlich ist das nicht zu nehmen, er vermietet sie natürlich auch für ziemlich kranke Sachen. Aber hier haben sie eine relative Sicherheit für Leib und Leben. Ihr müsst ihnen schon deutlich mehr Sicherheit und ein Dach über dem Kopf anbieten, bevor sie euch begleiten. Und ihr werdet sie mit silberner Zunge überreden müssen, denn soweit ich das bisher mitbekommen habe, kennen sie eigentlich nur das Leben hier unter Fawyer. Kurzum: Wenn ihr die Damen und den Kleinen davon überzeugen könnt, dass es bei euch sicher ist, dass ihr ihnen Sicherheit und ein Dach über dem Kopf anbieten könnt und sie euch glauben, dann werden und würden sie euch folgen. So meine Einschätzung. Was mich betrifft – ich kann hier ohne Wrecker nicht weg. Die Leichengrube kenne ich, er liegt nicht darin, vielleicht ist er noch hier im Gebäude? Ich kann dir auf jeden Fall das Zimmer zeigen, in dem er verschwunden ist.“

Jegor blieb zurück und überlegte. Es war offensichtlich, dass die ••••n alleine mit einem guten Plan nicht zu überzeugen waren. (Sinnvolle Probe ist ein MUSS, also Unterhalter, Sprachgenie, Handel oder Verführung !)

Sie beschlossen, diesen Part zuerst zu wagen. Also gingen Liz und Jackal nach oben, unbemerkt, da Fawyer mittlerweile seine Niederlage und den damit verbundenen Prestigeverlust mit einer ganzen Reihe Freigetränke und Chelseas nackten Brüsten wettmachen wollte. Kaum waren sie im oberen Geschoss angekommen, drückte Liz Jackal an die Wand, da sie ein Pfeifen hörten.

Vorsichtig lugten sie um die Ecke und sahen Torres, der gerade aus einem der Zimmer kam und zufrieden gähnte. „Das ist GENAU das Zimmer, in dem Wrecker geschlafen hatte!“, murmelte Liz und blickte den Ödländer an. „Ich sorge für Ablenkung, mach was draus!“, hauchte sie und begann sich aus dem Versteck zu lösen und genau in den Gang zu laufen. Gespielt erschrocken erstarrte sie, als Torres sie natürlich „erwischte“ und schnell warf sie sich gegen eine andere Tür, als würde sie fliehen wollen. „Diese verdammte…“, knurrte Torres und rannte ihr sofort hinterher und stellte sie natürlich, da das Zimmer keinen Fluchtweg hatte. Aber er stand mit dem Rücken zu Jackal, der somit problemlos an dem Türrahmen vorbei schlüpfen konnte um sich so das Zimmer von Wrecker genauer anzusehen. „Ich weiß GENAU, dass du was mit dem Verschwinden zu tun hast…“, hörte er noch die wütende Stimme von Liz und konnte sich gut ausmalen, dass sie ihn nun gezielt und theatralisch beschäftigt halten würde.
Als Jackal dann schließlich im Zimmer stand, fiel ihm sofort auf, dass dieses Zimmer nicht nur an der Tür eine seltsame Markierung hatte, sondern zudem auch deutlich luxuriöser ausgestattet war. Das Bett war eine schlechte Kopie eines Himmelsbettes und seltsamerweise mit allerlei Folien ausgelegt. Des Weiteren fiel ihm sofort auf, dass es in dem gesamten Raum einfach keine Ecken zu geben schien. Alles war abgerundet worden, auf jeden Fall Vieles davon nachträglich, man konnte die Schleifspuren von Raspeln und Feilen noch sehen. Am Bett selbst befanden sich einige Paar Handschellen, vordergründig mit Plüsch überzogen, so dass sie weniger gefährlich und fest wirkten, doch das Metall darunter war stabil und locker Militär-Standard.

Das Auffälligste jedoch, das Jackal schwer schlucken ließ, waren feine Löcher in der Wand, direkt hinter einem Bild, das eine liebevoll zusammengestellte Collage aus herausgerissenen Playboy-Seiten war. Die Wand dahinter klang hohl, wie Jackal feststellte und recht schnell hatte er einen Mechanismus gefunden.

Direkt hinter dem Bild befand sich ein Geheimgang, eine schmale Tür nur, die in einem ebenso schmalen, kleinen Gang endete, der nach unten führte. In die Dunkelheit hinein. Eine Rampe, bestehend aus einer Leiter. Direkt neben der Leiter sah er kleine, feine Düsen, die durch die Wand geführt worden waren, die Kabel dazu endeten in einem kleinen Kanister, der rechts neben der Geheimtür auf der dunklen Seite angebracht worden war. Der Kanister hatte keine Schrift, wohl aber mit einem Edding nachträglich eine Buchstabenkette aufgetragen: SVFLRN

Hinter sich hörte er ein empörtes, weibliches Aufschreien und es schien, als würde Torres nun die Diskussion tätlich beenden wollen und damit würde auch Jackals Ablenkung sein Ende finden.

Was immer er tun wollte, er musste nun schnell handeln und sich für ein Vorgehen entscheiden!