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Ritter
Eryn war von dem seltsamen Gebaren des Kultistenmädchens eingeschüchtert. Dass sie sich ohne Weiteres dazu setzte, war das eine, und sicher komisch genug. Doch die Blicke, mit denen sie die Barfrau musterte, waren beängstigend, auch, wenn die Irin nicht genau festmachen konnte, warum. Es war nicht so, dass sie Angst vor Haile hatte. Nach dem, was sie für die Gruppe getan hatte, musste man von ihrer Seite aus nur mit dem Besten rechnen. Sie war eine Lebensretterin, keine Gefahr.
Evis Worte beruhigten Eryn. Sie war zumindest nicht die Einzige, der das Verhalten der Stummen kurios vorkam. In diesen Zeiten war es oft schwierig zu sagen, wer überhaupt normal war und wer nicht. Haile saß da und starrte sie an als würde sie nicht mal wissen, das andere so ein Verhalten als seltsam erachten könnten. Oder es war ihr egal. In jedem Fall tat sie es und war damit einfach sie selbst, unverfälscht. Und damit wohl das komplette Gegenteil der 25-Jährigen. Vielleicht war es das, was Eryn am Kultistenmädchen störte. Sie hielt ihr einen Spiegel vor, der etwas anderes zeigte als das, was sie sich und andere hat glauben lassen wollen. Ohne wirklich zu wissen, wer und was sie war.
Wieder musste Snowball sie ablenken. Das Kätzchen schmiegte sich erneut an die Beine der Schönheit, räkelte sich unter ihren Fingern, die kurz darauf durch ihr Fell fuhren. "Du hast Recht!", sagte Eryn lächelnd zu Evi, ignorierte das Starren von Haile nun, bildete sich ein, dass sie eine gewöhnliche, wenn auch stille Gesprächsteilnehmerin war. Sie fühlte sich nicht mal total unwohl. Der erfahrenen Taucherin vertraute die ehemalige Kellnerin ohnehin und es gab auch Leute, vor denen sie weniger gerne gesprochen hat als vor dem Kultistenmädchen. Die Tatsache, dass sie weitestgehend stumm war, machte sie auf eine merkwürdige Art und Weise zu einer guten Vertrauten. Geheimnisse wären bei ihr sicher gut aufgehoben. Trotzdem hatte Barfrau nicht vor, ihre mit dem Mädchen zu teilen.
"Trotzdem, ich muss mal ein bisschen entspannen. Ich habe immer das Gefühl, andere machen mehr und sind dabei nicht so... wehleidig... oder... nachdenklich", sagte Eryn und blickte dabei auch zu Haile. Eigentlich traf das auf beide der Anwesenden zu. "Wenn mich irgendwas... nervt oder so... bin ich dafür eigentlich meistens selbst verantwortlich." Sie nickte dann, als hätten die beiden Powerfrauen sie durch ihr bloßes Dasein motiviert. "Wenn wir weiterziehen, möchte ich mich auf jeden Fall nützlich machen." Sie war das der Sache schuldig. Sie war es allen schuldig, denen sie Unrecht getan hatte. Allen voran Torres. Und immerhin war ihr auch persönlich etwas daran gelegen, schnell weiter zu kommen.
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