Hey, alles in Ordnung bei di- was... was ist das? Also ich weiß was das ist, ich meine... wo hast du die denn aufgegabelt?"
Eryn grinste. Sie hatte sich erstaunlich schnell daran gewöhnt, nun Frauchen für Snowball zu sein. Und aus dem anfänglichen Ärgernis ist in dieser kurzen Zeit eine tolle Ablenkung geworden. Ihr einfach nur dabei zuzusehen, wie sie sich verspielt auf dem staubigen Boden wälzte, war eine willkommene Abwechslung zum schwer belastenden Abstecher nach Fawyerland. Die Katzendame gab ihr die Möglichkeit, nicht daran zu denken, dass sie beinahe gestorben wäre, sich dabei ihrer schweren Schuld das erste Mal zumindest halbwegs gestellt hat und nun vielleicht infiziert war.
Aus irgendeinem Grund mochte das Kätzchen die Irin, was vielleicht die größere Überraschung war. Eryns tendenzielle Abneigung von Tieren, die andere als Freunde sahen, rührte vornehmlich daher, dass sie sich an keines erinnern konnte, das sie je gemocht hatte. Die meisten Vierbeiner reagierten schon in früher Kindheit schon extrem aggressiv auf die Bardame. In einsichtigen Momenten, die doch immer häufiger wurden, konnte die 25-Jährige ihnen das nicht wirklich verdenken. Snowball schien zu reichen, dass die ehemalige Kellnerin ihr das Leben gerettet hatte.
"Sie ist mir... nachgelaufen", antwortete sie der Taucherin. Eryn war froh, die griechischstämmige Taucherin zu sehen. Sie war nur kurz vorbei gelaufen, als die Barfrau gerade zurück ins Lager kam und hatte sich dann wohl wieder nützlich gemacht. Da alles in dieser Umgebung gefährlich schien, konnte man nie sicher sein, dass andere zurückkehrten.
Kaum hatte die Kämpferin nach ihr gefragt, widmete sich Snowball der rothaarigen Frau auch, zerrte mit den Zähnen verspielt und friedlich an ihrer Lederhose, die nicht wirklich für eine Frau gemacht zu sein schien. Wie es genau dazu kam, dass die Bardame der Katze begegnet war, musste sie auch Evi nicht erzählen. "Sie heißt Snowball!", weihte sie den ehemaligen Stammgast des Dusty Derreck's aber ein. Die Krokodilszähmerin machte - ähnlich wie Will zuvor - ein fragendes Gesicht. Eryn beließ es bei einem kurzen: "Ich mag Kontraste!"
Die Frau mit der Sandtarnjacke bückte sich, um Snowball zu streicheln. Es sah nicht so hölzern aus, wie Eryn sich sich selbst beim Umgang mit dem kleinen Tier vorstellte, doch auch nicht so vertraut, wie andere oft wirkten. Das vermutlich sehr junge Kätzchen schien nicht ganz ihre Klasse zu sein - sie rangelte sonst sicher eher mit Löwen. Das Tier schien aber Gefallen daran zu finden, wie auch an Evi selbst. "Sie mag dich!", stellte die Barfrau lächelnd fest. Vielleicht war die Menschenkenntnis des Kätzchens doch nicht so schlecht.
Als wäre Snowball ertappt worden, schlich sie sich kurz darauf davon. Ihr neues Ziel schien das Kultistenmädchen zu sein, der Vierbeiner stolzierte fast in jägerischer Wachsamkeit auf sie zu. Eryn sah ihrem neuen Haustier noch einen Augenblick grinsend hinterher, bevor sie sich wieder an die Kämpferin wandte. "Ich bin in letzter Zeit oft so nachdenklich. Aber Snowball einfach zuzugucken, wie sie... irgendwas macht... ist so schön ablenkend." Sie hatte das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen. "Natürlich habe ich nicht vergessen, dass wir eine wichtige Mission haben und unsere... Freunde retten müssen, aber... manchmal will ich auch nicht daran denken. Wenn nur für ein paar Momente."
Es war fast eine Befreiung, als sie ihn sah. Seine hellen, fast weißen Haare glänzten im Licht der untergehenden Sonne. Und - vielleicht bildete Haile es sich nur ein - er lächelte. Das gefiel ihm schon immer. An der Spitze einer Armee zu stehen. Und wenn es nur eine verrottende, untote Armee war. Vielleicht war das auch das Schicksal von Hailes zahlreichen Brüdern - nein, Jacks Nachkommen wären keine einfach Fußsoldaten. Er würde seine Söhne in machtvolle Positionen bringen. Groß, stark, anders als die Masse.
Haile war sich fast sicher, dass die großen Fleischbrocken, die mit Vorschlaghämmern die Front der unzähligen Zombies unter ihr bildeten, unter ihren Kapuzen hellblondes Haar hatten.
"..."
Jack McAldrin hob seine Hand zum Gruße, fast als würde er seine jüngere Tochter in der Ferne erkennen können. Aber das war vollkommen ausgeschlossen...
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Im Lager saß Haile still in einer Ecke in der Nähe von Adam. Sie ließ die kleine Maus über ihre Hände laufen. Das kleine Wesen ließ hin und wieder ein Pipsen ertönen und schien sich sehr wohl bei dem Kultistenmädchen zu fühlen. Einmal wagte sich das Nagetier sogar bis auf Hailes nackte Schulter vor und lief aufgeregt ihren Arm hinab.
"..."
Haile bemerkte das schwarze Fellbündel erst, als es schon fast zu spät war. Die Katze schnappte nach dem Mäusschen, das einen panischen Schrei von sich gab und schnell über den Platz rannte. In ihrem Jagdinstinkt gepackt fauchte das schwarze Tier noch einmal und setzte zum Sprung an, Hailes kleine Freundin verfolgend.
"...!"
Katz und Maus lieferten sich eine Verfolgungsjagd, die im Lager nicht unbemerkt blieb. Die Katze sprang der Maus immer wieder hinterher, wenn das kleine Tier einen Haken schlug, um auszuweichen. Haile konnte nur hilflos zusehen.
"...!"
Ein glockenhelles Lachen kam von der anderen Seite des großen Metallsargs.
"Ich bin in letzter Zeit oft so nachdenklich. Aber Snowball einfach zuzugucken, wie sie... irgendwas macht... ist so schön ablenkend."
"..."
Diese dunkelhaarige Frau aus der Bar, Eryn, saß neben Evi und beobachtete die Katze mit einem Lächeln.
"..."
Was...was ist das? Haile blickte wieder zu Eryn. Sie lächelte zwar nach außen hin - aber... Nein. Das fühlt sich falsch an. Von der Barfrau ging eine unheimliche Dunkelheit aus. Ihr Herz war schwer, vernebelt, fast so wie das von Lexi, aber Haile konnte nicht den metaphorischen Finger darauf legen, was hier nicht stimmte.
"..."
Währenddessen war die kleine Maus anscheinend ihrer Jägerin entkommen. Es raschelte im Blattwerk, welches vom Zoo auszugehen schien. Schwermütig blickte Haile dem kleinen Tier nach, dem Geschenk von Leo. Alles im Leben muss enden. Hailes Leben. Jacks Leben. Auch das Leben einer kleinen Maus. Aber heute war sie anscheinend noch einmal davon gekommen. Haile wandte ihren Blick der Katze zu, die mit einem zufriedenen Schnurren wieder zu den anderen Menschen lief und sich an die dunkelhaarige Schönheit schmiegte. Eryn unterhielt sich leise mit Evi...also konnte sie nicht ganz falsch sein, oder?
"...aber... manchmal will ich auch nicht daran denken. Wenn nur für ein paar Momente."
"..."
Unter den erstaunten Blicken von Evi ließ sich Haile neben Eryn fallen und taxierte sie mit einem durchdringenden Blick. Es war das erste Mal seit langer, langer Zeit, dass sie etwas mit der Bardame zu tun haben wollte. Aber Haile wollte wissen, was hier falsch war. Was an Eryn falsch war.
Howard und Frank kamen erschöpft bei Will an. Er selbst stützte sich auf seine Knien, und musste kräftig nach Luft ringen. Er hatte es geschafft mit dem deutlich jüngeren Polizisten lange genug mitzuhalten, wenn auch zwei, drei Schritt hinter ihm und das Adrenalin, dass durch seine Venen pochte gab ihm wohl auch die Kraft den ganzen Weg über durchzuhalten. Doch nun, als er sich wieder abregte, und sein Herzschlag sich langsam normalisierte, spürte er die Erschöpfung.
"Wir hätten irgendwie dafür sorgen müssen, dass wir die anderen Sonnenpanele abdecken können. Wir sollten wohl froh sein, dass wir überhaupt eine davon retten konnten.", bemerkte er.
Sie hatten sich wieder auf den Rückweg gemacht. Frank trug ihre Ausbeute auf den Schultern, es war nicht sonderlich schwer, aber sehr unhandlich, und so wirkte er ein wenig verklemmt.
"Du sicher, dass du keine Hilfe willst", bot Wil seine Hilfe an, aber der Polizist winkte ab.
"Was wir wohl mit dem Ding am Float anstellen können? Wirkt für mich eher wie ein Lockvogel für die Infizierten, nichts dass wir bei uns haben wollen. Aber vielleicht weiß ja jemand in der Gruppe mehr davon...",meint Howard, mehr im Selbstgespräch als in die anderen beiden gewandt.
Den Rest des Weges verbrachten sie schweigend, aber zufrieden, ihren Teil geleistet und mit dem Schrecken davon gekommen zu sein.
Es hatte tatsächlich etwas Ablenkendes, dem schwarzen Kätzchen Snowball zuzusehen. Und wenn es schnurrte, war das auch irgendwie beruhigend. Und es schien, als wäre beides genau das Richtige für Eryn, die ziemlich... naja, wie sie selbst gesagt hatte, nachdenklich wirkte.
"Natürlich habe ich nicht vergessen, dass wir eine wichtige Mission haben und unsere... Freunde retten müssen, aber... manchmal will ich auch nicht daran denken. Wenn nur für ein paar Momente."
Evi öffnete gerade den Mund, um etwas zu entgegnen, als Haile ankam und nicht etwa irgendwas von ihr wollte, sondern sich zielstrebig neben die Bardame setzte. Und sie starrte, als würde sie auf irgendetwas warten.
"Ähm, Haile, du bist gerade ein bisschen gruselig.", sagte Evi, aber das Mädchen kümmerte sich gar nicht darum, sondern blickte weiter mit großen Augen auf Eryn.
"Sie ist manchmal ein bisschen ein Creep, da muss man sich gar nichts denken.", richtete sie sich schließlich wieder an die Bardame und unterstrich die Bemerkung mit einem Schulterzucken.
"Jedenfalls ist es doch gut, wenn du nicht dauernd an unsere Aufgabe denkst. Ich meine, ehrlich, wer tut das schon? Das macht einen doch nur kaputt. Wir müssen auch darauf achten, dass es uns gut geht, damit überhaupt jemand diese Mission erfüllen kann, und dazu gehört Ablenkung nun mal." Eryn lächelte, warf aber immer wieder einen Blick auf Haile. Ein ordentliches Gespräch konnten sie wohl erst einmal vergessen, bevor dieses Starren nicht aufhörte.
Eryn war von dem seltsamen Gebaren des Kultistenmädchens eingeschüchtert. Dass sie sich ohne Weiteres dazu setzte, war das eine, und sicher komisch genug. Doch die Blicke, mit denen sie die Barfrau musterte, waren beängstigend, auch, wenn die Irin nicht genau festmachen konnte, warum. Es war nicht so, dass sie Angst vor Haile hatte. Nach dem, was sie für die Gruppe getan hatte, musste man von ihrer Seite aus nur mit dem Besten rechnen. Sie war eine Lebensretterin, keine Gefahr.
Evis Worte beruhigten Eryn. Sie war zumindest nicht die Einzige, der das Verhalten der Stummen kurios vorkam. In diesen Zeiten war es oft schwierig zu sagen, wer überhaupt normal war und wer nicht. Haile saß da und starrte sie an als würde sie nicht mal wissen, das andere so ein Verhalten als seltsam erachten könnten. Oder es war ihr egal. In jedem Fall tat sie es und war damit einfach sie selbst, unverfälscht. Und damit wohl das komplette Gegenteil der 25-Jährigen. Vielleicht war es das, was Eryn am Kultistenmädchen störte. Sie hielt ihr einen Spiegel vor, der etwas anderes zeigte als das, was sie sich und andere hat glauben lassen wollen. Ohne wirklich zu wissen, wer und was sie war.
Wieder musste Snowball sie ablenken. Das Kätzchen schmiegte sich erneut an die Beine der Schönheit, räkelte sich unter ihren Fingern, die kurz darauf durch ihr Fell fuhren. "Du hast Recht!", sagte Eryn lächelnd zu Evi, ignorierte das Starren von Haile nun, bildete sich ein, dass sie eine gewöhnliche, wenn auch stille Gesprächsteilnehmerin war. Sie fühlte sich nicht mal total unwohl. Der erfahrenen Taucherin vertraute die ehemalige Kellnerin ohnehin und es gab auch Leute, vor denen sie weniger gerne gesprochen hat als vor dem Kultistenmädchen. Die Tatsache, dass sie weitestgehend stumm war, machte sie auf eine merkwürdige Art und Weise zu einer guten Vertrauten. Geheimnisse wären bei ihr sicher gut aufgehoben. Trotzdem hatte Barfrau nicht vor, ihre mit dem Mädchen zu teilen.
"Trotzdem, ich muss mal ein bisschen entspannen. Ich habe immer das Gefühl, andere machen mehr und sind dabei nicht so... wehleidig... oder... nachdenklich", sagte Eryn und blickte dabei auch zu Haile. Eigentlich traf das auf beide der Anwesenden zu. "Wenn mich irgendwas... nervt oder so... bin ich dafür eigentlich meistens selbst verantwortlich." Sie nickte dann, als hätten die beiden Powerfrauen sie durch ihr bloßes Dasein motiviert. "Wenn wir weiterziehen, möchte ich mich auf jeden Fall nützlich machen." Sie war das der Sache schuldig. Sie war es allen schuldig, denen sie Unrecht getan hatte. Allen voran Torres. Und immerhin war ihr auch persönlich etwas daran gelegen, schnell weiter zu kommen.
Nur wegen dieser einen Plastikstatue waren sie fast gestorben, naja, hoffentlich würde sie ihnen etwas nützen. Howard hatte recht, sie hätten die Solarpanele wirklich abdecken müssen und genau das tat er auch, kaum dass der Mikrobiologe es ausgesprochen hatte. Besser spät als nie und so würde ihnen zumindest der Ritter nicht auch noch die Zombies auf den Hals hetzen. Die Statue war zwar alles andere als leicht, aber irgendwie gebot es ihm sein Stolz. Er hatte den Zauberer nicht gern zurück gelassen, denn auch er wäre nützlich gewesen aber das Leben selbst war wichtiger als eine leblose Statue. Für Adam und somit das Wohl der Menschheit zu sterben oder auch seine Freunde, ja, das wäre es im Notfall aber dafür? Nein. Was genau ihnen der Ritter bringen würde wusste er noch nicht aber mit all den seltsamen Dingen die sie für ihr Float schon aufgetrieben hatten, konnte es nicht schaden und im Notfall wäre ein Lockvogel für die Zombies nicht schlecht. Beim Ritter wären die Zombies besser aufgehoben, als bei den Menschen. Vielleicht konnte man die Zombies so auch in eine Falle locken.
Endlich im Lager angekommen stellte er den Ritter in einem Anflug von Humor genau so neben Adam ab, dass er wie ein anachronistischer Leibwächter für diesen wirken musste. Das hier haben wir in Antonioland gefunden. Dass und jede Menge Zombies. Lasst das Solarpanel, bei diesen Worten zeigte er auf die abgedeckte Stelle, besser abgedeckt, denn es versorgt ihn mit Strom und dann fängt er an zu reden und sich zu bewegen. Die Zombies zumindest werden von ihm und seinen Kollegen angelockt wie die Motten vom Licht. erklärte er den anderen im Lager anwesenden.
Der Geräuschpegel im Casino hatte ordentlich zugenommen, als das Kartenspiel in volle Fahrt kam. Der Raum war plötzlich erfüllt von schallendem Gelächter, dem Klimpern von Plastikchips und klirrenden Gläsern. Grobe, aber heitere Kerle schlugen einander mit flachen Händen auf den Rücken, grölten laut ihre Scherze und stießen bei dem geringsten Anlass mit ihren beständig randvollen Gläsern an, bis der Fusel leise auf den Boden plätscherte. Für diese Stimmung hatte Jäger derzeit nicht viel übrig. Es lief alles nicht so, wie es hätte laufen sollen. Er hatte sich an die Bartheke gesetzt, den Rücken zu einem Halbkreis gekrümmt und den Kopf mit einer Hand stützend stierte er freudlos vor sich hin. Das Gesicht schmerzte immer noch, im Magen beschwerten sich wieder die Gedärme. Wieder im Lager würde er Will oder Howard bitten, einen Blick auf die Sache zu werfen. Erneutes Gelächter. Müde hob er seine Augen. Auf dem Spieltisch stand nun eine Holzkiste, ein Anderer zog gerade ein paar Schuhe unter dem Tisch hervor und stellte sie daneben. Jäger sprang auf.
Beim Näherkommen fing er Jackals Blick auf. Der große Kerl war ihnen seit der Baustelle gefolgt, im Schlepptau von dem stummen Teenager. Jäger und Jackal hatten bisher noch kein einziges Wort miteinander gewechselt, doch in dem Moment war es wie ein stummer Redeschwall zwischen ihnen. Es sah nicht gut aus. Etwas musste geschehen, um den Gewinnchancen einen leichten Schub nach oben zu verpassen. Die Aufmerksamkeit der Gruppe war auf das Spiel und die kameradschaftlichen Zoten gerichtet, alles, was sich außerhalb des vollgestellten Spieltisches befand, existierte nicht mehr. Jägers gieriger Blick fiel erneut auf die Stiefel. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
"Na, meine Freunde? Was ihr hier macht, eh?", lallte er angeheitert und stellte sich an ihren Tisch.
"Tanzen Ballet, wonach siehts denn aus?", sagte irgend jemand und alle lachten. Jäger stimmte mit ein, ohne zu wissen, wer es war. Er klopfte einem Spieler kameradschaftlich auf die Schultern, bis der sich genervt von ihm weglehnte.
"Das ist schön! Hey, könnt ihr mir weiterhelfen? Ich bin auf Suche nach gute Pussy, sehe aber nur Arschlöcher. An wen ich muss mich wenden?"
"Vorsicht.", sagte Fawyer drohend und sein Lächeln erstarb während er Jäger mit einem Seitenblick musterte. "Du hast dir für dein großes Maul schon Eine gefangen, wieder vergessen?"
"Ich nur Spaß, ich nur Spaß."
Jäger kreiste langsam um den Tisch wie ein Geier, auf den Lippen ein dämliches Grinsen. Hin und wieder machte er den Eindruck das Gleichgewicht zu verlieren, stieß dabei gegen die Tischkante und entschuldigte sich viel zu laut. Ein falscher Schluckauf entwich seiner Kehle, als er den Oberkörper über den Tisch beugte um fachmännisch die Stiefel zu inspizieren. Die allgemeine Heiterkeit war inzwischen verschwunden. Die Anderen hockten auf ihren Plätzen wie Truthähne, pressten ihre Karten genervt an die Brust wenn Jäger vorbeischlenderte. Auf Jackals Stirn glänzten unterdessen kleine Schweißperlen, er war angestrengt in das Spiel vertieft, blendete sämtliche Störungen aus so gut es ging.
Jäger bleib hinter einem blonden Kerl stehen und fing an, seine Schultern zu massieren. "Ich dich mag, Blondie. Wette, die Mädels laufen dir nur hinterher, stimmts? Ja? Ich gerne auch gut aussehen, dann mir Mädels auch hinterlaufen. Ja?"
"Ja!", rief der Andere genervt und stieß Jägers Hände weg.
"Ist gut, wollte nur Kompliment machen." sagte Jäger beleidigt und machte dann eine kleine Pause, schien zu überlegen. Dann sagte er, die Stimme wehmütig und zittrig: "Ich mag diese Ort hier. Kleine Oase in große Wüste. Habt euch gut eingerichtet, nicht wahr?" Wieder setzte er seinen Weg um den Tisch fort. "Wir auch hatten schöne Ort, wisst ihr? Hübsche Dörfchen, mit hübsche Leutchen. Eines Tages, ich und meine Freunde bekommen wichtige Mission. Ganz wichtige Mission. Wir gehen los und als wir kommen zurück, alles ist tot. Häuser verbrannt, Menschen umgebracht. Frauen, Kinder... Wer tut sowas, ich frage. Wer tötet Unschuldige? Müssen wir alle nicht zusammenhalten in diese schweren Zeiten?"
Er kam wieder zum Stehen und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. Es hatte ihn selbst überrascht wie einfach und schnell ihm plötzlich die Tränen gekommen sind. Das ist nur Show und ich bin ein guter Schauspieler, tröstete er sich und rieb mit den Fäusten erneut seine Augen. Soldaten heulen nicht, sie dienen und sterben.
"Alle haben irgendjemanden in diesen scheiß Zeiten verloren.", sagte plötzlich Furlan zustimmend. Der alte Mann saß mit gekrümmtem Rücken, seine Karten lagen mit dem Gesicht nach unten vor ihm auf dem Tisch. Ein halbvolles Glas stand daneben, den er mit seinen rheumatischen Fingern umschloss und an den Mund setzte.
"Ja, Väterchen. Du recht hast. Es ist nur... Zombies eine große Gefahr. Sehr große Gefahr. Sie schlafen nicht, sie fressen nur. Mich, dich, ihn, sie, uns, denn wir sind Hauptgericht. Ist das nicht genug, ich frage?." Seine Augen waren so feucht, dass sich alles doppelte. Er hasste es. "Es nicht genug, von deine Mutter oder deine Vater oder deine kleine Tochter totgebissen zu werden? Das ist sehr traumatische Situation. Und was wir machen? Wir bringen uns gegenseitig um. Überfallen, plündern, hassen. Nein! Welt braucht gute Leute. Leute mit große Herz und große Verstand. Ihr nicht Arschlöcher, oh nein. Ihr Kämpfer! An vorderste Front!" Jäger stellte sich hinter Fawyer und legte auch ihm die Hände auf die Schultern. "Helden, ich sage! Wie unser Gastgeber. Großer Mann, ja? Großer Häuptling mit größte Pimmel, dass von hier bis Westküste reicht. Sie dich doch so nennen, ja? Großer Held von ABCD 112 oder so? Was wenn du auch große Held von 'E' sein kannst? E wie Ehre. E wie dicke Eier in der Hose! Ich sage, schließ dich uns an, Soldat. Wir gehen dahin, wo tödliche Kampf tobt und wo Ehre wartet. Ganze Welt wird deine Namen wissen, mein amerikanischer Freund! Was du sagst, hm? Du uns hilfst?"
Währenddessen lief das Spiel weiter und Jackal wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Jäger versucht die anderen Spieler abzulenken, damit sie schlechter spielen und Jackals Gewinnchancen steigen.
Es wurde so langsam verdammt heiß hier drinnen und das nicht nur, weil sich einige am Tisch die ••••n als Glücksbringer auf den Schoß gezogen hatten. Schon eher, weil alle am Tisch (sogar ihr Kartengeber) den heruntergekippten Alkohol wegbrannten, wie ein abfackelnder Ölförderturm. Jackal hatte Glück, das keiner mehr darauf zu achten schien was er trank - sein dürrer, blonder Bewacher war rotzbesoffen und selig schnorchelnd neben ihm mit dem Kopf auf dem Tisch eingeschlafen. Also trank er gar nichts, um einen klaren Kopf zu haben. Unter seinen krausen Stirnlocken faltete sich seine Stirn beim durchrechnen der Chancen wie eine Zieharmonika, er wirkte fast ein wenig verzweifelt so zusammengesunken wie er dasaß, während die anderen mehr und mehr Probleme damit hatten, Jegors Gebaren in ihrem Rücken zu ignorieren. Er konnte schwören das dieser schmucke Blonde, Gunnie, dem Russen nach seinem Annäherungsversuch mit den ach so kräftigen Händen nun ständig auf den Hintern starrte. Die meisten anderen lachten inzwischen lauthals über Jegors betrunkenes Gebaren und blickten ihm mit glasigem Blick hinter, wie einem Schoßhund dem man einen Tritt verpassen wollte, einfach zum Spaß. Doch der Hausherr (Fawyer) erreichte so langsam aber sicher seinen nervlichen Siedepunkt und war drauf und dran war seinen Leuten zu befehlen das Großmaul der 'Schnüffler aus Shengs Hope' rauszuschmeißen.
Neben Jegors 1A Schauspiel versuchte er selbst noch eins draufzusetzen: Die Ödländer mit allem, was er bei Mum und in seinem Leben davor gelernt hatte, in Sicherheit zu wiegen. [Wissen: Plünderer] Er sprach Gunnie sogar noch - als falsche Fährte - Mut zu: "In den Eingeweiden eines Hundes am Wegrand hab ich heute morgen gelesen, dass einem Ödländer aus dem Osten großes Glück bevorsteht. So wies aussieht, musst dann wohl Du das sein... ist meine letzte Runde, wies aussieht. Mach ihn platt, hörst du, Gunnie?! Hei, Cavedave, nehmt ihr mich auch noch mit, wenn ich ohne Hosen hier rausstapfe?" Cavedave klopfte ihm draufhin - fälschlicherweise in der Annahme, er wäre drauf und dran aufzugeben, schon wieder auf die Schulter, rief was von "Hat endlich kapiert, dass die Konkurrenz hier hochprozentiger ist, als er. Na los, du unerschöpflicher Whiskeyquell, schieb die Chips zu Gunnie, der schaukelt das für uns und dann wird das Spielzeug ausprobiert, Leute! Ha!". Und tatsächlich schob Jackal daraufhin mit einem zustimmenden Grinsen und unterwürfigem Nicken seinen Einsatz bereits zu Gunnies Schuhen hin, als ginge er davon aus, dass der Blonde und Fawyer sich ein Kopf an Kopf rennen leisten würden.
Sein eigentlicher Plan indes, den er mit wachem Blick hinter der Sonnenbrille ausbaldowert hatte, war ein ganz anderer. Gewinnen, natürlich.
Während Jegor, von diversen Auseinandersetzungen abgehärtet, bei der aufgeheizten Stimmung im Raum und allden Emotionen die sich gegen ihn ballten, nichtmal die Wimper zuckte, wurde der Karawanenspäher innerlich nun langsam dank der Rückendeckung durch ihn wesentlich ruhiger, entspannter.
Seine Karten lagen wie immer auf dem Tisch vor ihm, nur ab und zu hoppelte dieses weiße Kaninchen darüber, dass wirklich aussah wie aus einem Hut gezogen, und verschob sie und den geschrumpften Chipsstapel ein Stück, wenn dabei schon wieder ein Chip herabfiel, holte ihn J. wieder unterm Tisch hervor, wie immer...
Eben als Furlan sich kräftig schneuzen musste und den abgelegten Kartenstoß unbeobachtet ließ um neuem Fusel für die Runde – und sein eigenes, angeschlagenes Herz – von Chelsea organisieren zu lassen, wie immer...
Just als irgendein Wahnsinniger (Jackman & Kerosa) auf seinem Feuerstuhl am Fawyerland vorbeiraste, was den schwer betrunkenen Torres dazu brachte aufzuspringen, über die 'Scheiß-Flamerider Schweine, die sich aufführen, als gehörte ihnen der ganze Drecksladen' zu fluchen und die Runde volltrunken wie er war zu verlassen "um ein paar Ärsche aufzureißen und sich sein Zeug zurückzuholen" nicht wie immer, aber dafür mit einem mörderischen Unterton in der Stimme, der furchteinflößend war...
Als es schon den Anschein hatte, das J. zu begriffsstutzig war um eine verdammt gute Chance für eine Ablenkung zu erkennen – da sah Jegor nur einen Wimpernschlag lang eine winzige Bewegung aus dem Augenwinkel heraus. Als würde sich J. den Ärmel unterm Tisch zurechtzupfen.
[OC: Mit allem, was er an Taschenspielereien und -tricks aufbieten konnte – inclusive Sichtschutz durch seinen abgefüllten, schlafenden, schnarchenden 'Bewacher', das plüschige, weiße Kaninchen vor sich, diverser leerer Flaschen, seinem Feldstecher und einem grob geschnitzten Holztiger mit blauen Tigerpflastern darauf (ein uralter Glücksbringer, den er lange vor dem Brand geschenkt bekommen hatte) vor ihm auf dem Tisch - bugsiert Jackal unbeobachtet eine der Karten vom Tisch in seinen Mantelärmel - Infiltrator]
Was das auch immer gewesen war, der Topf wurde mit dem, was von Torres Chips übrig war, jedenfalls ein gutes Stück voller. Das Spiel ging weiter. Und Jackal schob sich nur die Sonnenbrille zurecht und packte das Kaninchen einmal mehr an den Ohren und zog es wieder zu sich, damit es nicht über den Tisch lief, wie immer...
Mit der Starthilfe seiner neuen besten Freunde war er definitiv wieder im Spiel. Und was nun kam, wäre ein exzellenter Bluff - denn alle anderen dachten, er spiele nur noch mit um Gunnie an seine Chips kommen zu lassen und hatte lange aufgegeben, aber er zog bei jeder Erhöhung mit, was jede Menge Gelächter hervorrief. Und dann mit dem Ass im Ärmel der Sieg.
[Infiltrator – Jackals Pokerface, damit keinem klar ist, dass er und Jegor zusammengehören; er konzentriert sich voll aufs Spiel; geht mit der geklauten Karte auf volles Risiko und versucht sich den Jackpot zu krallen;
evtl erleichtert durch Wissen: Plünderer, wenn er die Allianz mit den Ödländern vorspielt; sowie Jegors und Jackmans/Kerosas 1A Ablenkung]