Eryn schüttelte recht entschieden mit dem Kopf, brachte ihr langes, nicht mehr ganz so schön herunterhängendes Haar zum wehen.

"Ich glaube nicht, dass irgendjemand von uns zu schwach ist", stellte sie fest. "Wir alle leben noch. Also müssen wir irgendeine Stärke haben, die uns... naja, irgendeine Stärke eben." Sie achtete gar nicht so sehr auf den Stock in ihren Fingern, an dem Snowball zerrte, hielt und führte ihn mehr in Bewegungen, die reine Automatismen waren."Natürlich waren manche dabei selbstständiger und manche mehr auf andere angewiesen, aber... das ist doch echt egal." Sie wünschte sich, ein kluges Zitat ihrer Mutter anfügen zu können, doch wusste nicht mal mehr wirklich, wie diese ausgesehen hatte.

"Ich weiß auch nicht... das mit dem Gas war schon... extrem. Vor allem, wenn ich darüber nachdenke, wie einfach es mir gefallen ist." Sie erinnerte sich. Natürlich war es nicht per se leicht gewesen, in der Auseinandersetzung mit der schwer bewaffneten Wachfrau hatte sie Glück. Auch glücklich war, dass sie gerade rechtzeitig gekommen war, um den verrückten Arzt daran zu hindern, den wesentlich weniger verrückten Arzt mit seiner eigenen Waffe zu ermorden. Aber sie hatte erst später darüber nachgedacht, wie richtig oder falsch der Einsatz des Giftes gewesen ist."Vielleicht rede ich mir ein, dass alles was wir tun okay ist, weil wir für das... höhere Wohl arbeiten." Sie glaubte das nicht wirklich. "Oder ich denke mir einfach, dass es sonst jemand anders machen würde. Vielleicht verdränge ich so Sachen auch einfach." Eryn war sich sicher, dass am ehesten Letzteres zutraf.

"Aber ich finde es gut, dass es dir schwer fällt, sowas zu verarbeiten." Sie lächelte aufmunternd und warf den Stock dann einige Meter weit weg, erwartete das Snowball wie ein Hund hinterherrannte. Doch das Kätzchen räkelte sich nur faul neben ihr auf dem staubigen Boden, blickte dem Stock hinterher, als wollte sie die Barfrau für verrückt erklären. "Schlechtes tun wir... irgendwie alle. Wahrscheinlich ist das Empfinden von Reue das einzige, was uns besser oder schlechter macht." Sie streckte den Arm aus und ballte die Hand zur Faust, um Will damit kumpelhaft gegen die Schulter zu schlagen. Eine seltsame Geste, wie sie kurz darauf selber fand.

"Wahrscheinlich macht dich das zu einem der Besseren!", grinste sie.