Diese Frage hätte Eryn sich exakt so auch selbst stellen können.
Warum?
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Es war nicht nur der Schmerz einer vermeintlich blutenden Nase, der sie weinen ließ. Es war mehr als das.
"Weil ich nicht nachdachte, oder zuviel. Weil ich jemanden liebe, dem ich es nie gezeigt habe. Weil mich der Frust darüber, dass ich zu stolz war, ihn zu mögen, jetzt verfolgt. Weil ich dachte, ich könnte wieder gut machen, wie ich ihn behandelte, indem ich die leiden lasse, die ihm nur halb so Unrecht getan haben wie ich selbst. Weil ich keinen anderen Weg kenne. Ich bin selbstsüchtig. Ich bin ein Monster. Ich bin ein Spielzeug. Ein Spielzeug, das die Götter einsetzen, um die Glücklosen dieser Erde zu strafen." Sie seufzte schwer.
"Ich habe einen Jungen dem Tode überlassen, um mich selbst zu schützen.
Ich hätte dich, ohne zu zögern, getötet, wenn ich dazu fähig wäre.
Ich habe einen Kanister mit Giftgas in eine Siedlung geschmuggelt.
Ich hätte die verfickte Katze dem Zombie zum Fraß vorgeworfen, wenn es mir was gebracht hätte.
Ich habe mehr Unschuldige getötet als du dir vorstellen kannst.
Scheiße..."
Sie schluchzte und spuckte das Blut aus, welches über ihre Lippen in ihren Mund gelaufen war. Ihre Lider wischten die brennenden Tränen aus ihren Augen. Eryn sah geblendet ins Licht, wo Torres stehen musste. "Das war's...", sagte sie achselzuckend. "Ich habe nicht mehr für dich. Ich bin nicht mehr als das. Ich kann nicht behaupten, dass mich jemand vermissen würde. Ich bin... alleine Schuld. Weder Jäger, noch Lancaster, noch sonst wer. Sie haben nichts damit zu tun."
Sie dachte an Jäger, Leo und Niki, mit denen sie das Lager der Plünderer überfallen hatte. Sie dachte an Frank, dem sie vor Sara geholfen hatte, Silvia eine Zukunft zu bescheren. Sie dachte an Will, mit dem sie sich verstanden - den sie geneckt - hatte und mit dem gemeinsam sie das Giftgas zu den Sabals brachte. Sie dachte an Evi, die fast zu einer Freundin hätte werden können. Und zuletzt dachte sie an Derreck.
Das durfte nicht das Ende sein. Sie WAR schrecklich. Doch sie wollte nicht gehen...
"Hör zu, Torres: Meine Freunde und ich sind hier auf dem Weg zu einer Mission. Wir haben die Möglichkeit für ein effektives Heilmittel, wir können die Zukunft verändern, die Welt wieder machen wie sie war, bevor ich lebte. Ich weiß, dass das ein schwacher Trost ist..." - sie konnte die Wunde an seinem Arm im Schein des Lichtes nicht erkennen, doch natürlich wussten beide, was sie bedeutete - "...und ich kann nicht behaupten, dass wir rechtzeitig fertig werden, um dir zu helfen, aber die Gruppe braucht ein hübsches Gesicht, auch wenn ich nicht mehr bin als das. Wenn du mich gehen lässt, gebe ich dir das erstmals ehrliche Versprechen, den Rest meines Lebens zu versuchen, all das Chaos, das ich bisher gestiftet habe, wieder gut zu machen."
Und das erste Mal seit Langem spielte sie kein Spiel.