Altkluge Kinder, die den schwer zurückgebliebenen Erwachsenen erklären, was zu tun sei, habe ich mir zu mögen inzwischen gründlich abgewöhnt. Mutmachercharaktere für Randgruppen haben bei mir mittlerweile ebenfalls einen schweren Stand, wenn sie die aufdringlich pädagogisierende Spielart verkörpern.
Wie so oft ist es eine Frage der Machart und ich denke, man könne so ziemlich jeden Stereotyp verwenden, solange sie dem Spiel etwas hinzufügen. Ob sich hierbei die funktionale oder die narrative Integration besser auswirkt (einmal: Was kann die Spielfigur?; dann: Was erzählt sie mir?), hängt wiederum vom Spielzuschnitt ab. Reine Selbstzweckrepräsentanten müssten schon von einem talentierten Inszenator aufgeführt werden, der weiß, wie man wirkungsvoll Stil über Substanz stellt, um mir zu gefallen. 80er-Jahre-Action ist da ganz weit vorn ("Aliens"!).
Wann man seine Figuren aus den eingeführten Stereotypen entlässt (bevor man eine Erwartung bricht, sollte man sie erstmal aufzubauen verstehen), ist gar nicht mal so einfach zu entscheiden. Selbst Drehbuchprofis patzen. Als beispielsweise in "Star Trek - Into Darkness" ausnahmslos alle wichtigen Figuren - die Helden, der Schurke, die Harten, die Zarten, die Gefühligen, die Logiker - ihre Tränenkullerszene zu spielen hatten, dachte ich: Dann bleibt lieber in euren Schubladen. Darin habt ihr mir besser gefallen.