Was Sues und Stus angeht: Wenn man sich das im Spielverlauf aufbaut, arbeitet man ja daran, was der Sue-heit schon im Prinzip widerspricht. Eine echte Sue ist ohne eigene Anstrengung absolut OP und selbst wenn sie noch so großen Mist baut, zieht das keine negativen Konsequenzen nach sich. In einem vernünftigen Spiel ist das aber gegeben, ich kann in Fable II komplett hochgeputscht sein, aber wenn ich in ein Haus einbreche, kommt die Wache trotzdem.
Aber ja, etliche Leute haben panische Angst davor, dass ihre Charas Stus und Sues werden, während die meisten bei denen vorkommen, denen das am Hintern vorbeizieht. Man muss sich eben merken, dass der Charakter auch mal einen gravierenden Fehler machen sollte und den dann ausbaden muss. Dass die Begleiter nicht jede Tollpatschigkeit oder Zickigkeit total cutesy und/oder badass-schlagfertig finden. Großes Thema, über das sich schon endlos ausgelassen wurde, aber ich werde nicht müde.
Aber mal zum konkreten Thema. Oft genug kommen Charaktere mir also einfach zugelaufen und labern mich voll mit dem, was sie erlebt haben und erleben wollen. Beim Schreiben passiert das eher als beim Makern. Weil ich im Pixeln noch nicht soo gut bin, schau ich hier einfach Sets an, die zur Verfügung stehen, und die füllen sich meist wie von selbst mit Leben. Bis dann was wirklich Verwendbares vorhanden ist, braucht es freilich noch eine Weile an Arbeit, aber ich hab einen Ausgangspunkt.
Wenn es mal dazu kommt, dass ich mit Absicht einen Charakter entwerfe, beginne ich meist mit einer Charaktereigenschaft, die ich an mir kenne ... oder eben gar nicht kenne und dann macht es Spaß, sich hineinzuversetzen. Um daraus einen Plot zu kriegen, reicht es fast schon, zu schauen, wie der Chara sich mit dieser Eigenschaft in einer bestimmten Situation verhalten würde. Und darum ist genau das mein Tipp. Begabte Magieschülerin, die so schüchtern ist, dass es fast nicht mehr schön ist, wird in die große fremde Stadt geschickt, um ein für ein großes Fest wichtiges Artefakt zu holen, das da im Tempel aufbewahrt wird. Anstatt jemanden zu fragen, wird sie eher durch die Straßen irren und versuchen, es selbst zu finden. Was dabei alles passieren kann! Zu sehr von sich selbst überzeugter Banditenhauptmann, der aus Gründen in die Party kommt, stürzt sich in ausnahmslos jedes Gefecht, wo Worte eindeutig mehr bewirkten, und hält jeden für einen Feigling, der nicht vor der ersten Frage schon zweimal zugeschlagen hat. Das schreit doch nach abenteuerlichen Situationen!
Aussehen bringen sie meistens mit, natürlich passend zum Charakter (und am besten der entsprechenden Kultur). Meine eigenbrötlerische, viel herumgereiste magische Tierärztin, die jedes rieisge Fusselbiest trotz oder gerade wegen der Zähne und Klauen knuddeln will, ist eben ein bisschen mit Narben übersät und in ihren Taschen kreucht und fleucht alles Mögliche.
Das kommt alles mehr oder weniger mit der Zeit, ohne dass ich mir da bewusste Gedanken machen würde, eher nehm ich alle Impulse, die so kommen, in meinem Beispiel meist von meiner Freundin, gern auf und seh, wie sich das entwickelt.
Bei kurzweiligen Projekten hingegen reichen mir gröbere Umrisse, die sich ausdruckstark umsetzen lassen, da muss es keine Charakterstudie sein.
Zu alldem möchte ich erwähnen, dass es bei mir eben meist so herum abläuft, ich schreib den Plot nach den Charas. Man kann sich auch ein beliebiges Szenario hernehmen, das man gern ausbauen und umsetzen möchte, und über die Frage, wem man diese und jene Aufgabe anvertrauen würde und wer noch alles hereingestolpert kommen kann, zu den Charakteren kommen.