Eryn nickte nur. Und wenn es das Dusty Derrecks wäre - viel weniger als vorher würde da nun auch nicht mehr stehen. Das sagte sie aber nicht laut.

Bens Geschenk hob ihre Laune. Es tat ihr gut, nach all der Zeit mal wieder so etwas wie Bewunderung zu spüren, wenn auch nur verpackt in eine Überraschung, die der Scavenger ihr nie hatte überreichen können. Sie hatte Will damit aufgezogen, dass er ihr gefolgt war und ihm der Anblick von ihr - in Unterwäsche oder auch im Dienstmädchenkostüm - sicher gefallen hätte. Doch sie war sich ziemlich sicher, dass er keinerlei Interesse an ihr hatte - erstaunlich wenig Interesse.

"Lass uns gehen!" Sie verbannte den Schokoriegel vorsichtig in das sorgfältig zusammengelegte Häufchen Stoff, in das sie in einem ruhigen Moment wieder steigen würde. Sie hatte nicht vor, die verkommene Köstlichkeit zu essen - jedenfalls nicht bald. Sie war aber auch zu schade, um sie zu teilen. So ließ die Barfrau die vielleicht heilste Stelle des Dorfes wieder zurück, um zu Evi aufzuschließen und gemeinsam mit ihr die Wäscherei zu verlassen, vorbei an der eingefallenen Hütte, die ehemals Vincents war. Er würde sie nicht mehr brauchen. Und sie hatte sich nie richtig bei ihm für die Rettung im Pub bedanken können, für die ganzen Hilfstätigkeiten. Er war Zeit seines Lebens vermutlich fleißiger gewesen als sie. Und sicher hatte Derreck ihn nicht so gut bezahlt wie die 25-Jährige.

Auch am Bug der INS Ahladita traten sie zügig vorbei, um einen doch erleichterten Blick auf die ehemalige McDonalds-Filiale zu bekommen. Doch sie war auch weiterhin im selben Zustand wie ihr Gründer. Dreckig, kaputt - wenn nicht zerstört -, armselig; doch gerade noch am Leben. Jedenfalls war es das, was die Bardame hoffte. Sie tauschte einen entlasteten Blick mit der Taucherin aus, bevor sie weitergingen, nun in Richtung Westen. "Floyd-Williams hat ja wirklich die volle Breitseite abbekommen!", sagte sie, die Genugtuung nicht verstecken könnend und fast ein wenig grinsend, als klar wurde, dass das Geräusch tatsächlich durch das einstürzende Anwesen des Ermordeten verursacht worden war. Erklärend warf sie hinterher: "Du kannst gar nicht ahnen, was für ein Arschloch er war. Ich gönne niemandem den Tod, aber..." - ...ihm eigentlich doch.

Eryn hielt sich gerade noch davon ab, den letzten Teil laut auszusprechen. "Wirklich: Er war das absolute Gegenteil von Gut. Das Gegenteil von so Leuten wie Sheng." Schon die Bardame selbst spürte den Hass in ihrer Stimme. Sie nahm sich zurück. Evi würde sicherlich wissen, dass George nicht zu den angenehmsten, gütigsten Gestalten der Siedlung gezählt hatte - doch vermutlich hatte sie zuletzt nicht so fürchterliche Erfahrungen mit dem Sklaventreiber gemacht. Ich hoffe, Georgina ist es ähnlich ergangen. Auch das kam zum Glück nicht laut heraus.

Als sie sich den zerstörten, eingefallenen Bauten an und auf der ehemaligen Plantage des Reichen näherten, stieg noch immer Staub und Schutt auf. Plötzlich erstarrte die Kämpferin neben Eryn. Als sie ihr einen fragenden Blick zuwarf, sah Evi besorgt aus. "Ich hoffe, Jäger war nicht darin, als es einstürzte." Die Kellnerin warf den Blick wieder nach vorne, als Shengs Angebetete einige Schritte nach vorne machte. "Jääägeeer!" Im ersten Moment kam sie sich etwas albern vor, doch dann entschloss die Irin sich dazu, ihrer werdenden Freundin unter die Arme zu greifen. Das Kleid mit dem Schokoriegel vor sich in beiden Händen haltend, rief auch sie, ein wenig leiser als Evi: "Jäägeer!"