Jackal schnappte nach Luft und spürte bereits das Brennen, dass sich seine Lungen entlang ausbreitete, das schreckliche Gefühl, als würde sein Kopfinnenraum in einer Schraubzwinge feststecken und immer enger werden, als ihm mehr und mehr Luft ausging.
Dann plötzlich wurde er ruhig und friedlich, es wirkte, als hätte er sein Ende akzeptiert, er spürte plötzlich Wärme und war sich sicher, dass er die Hand von Perlmutter sehen konnte, die ihm die Wange entlang strich. Dann sah er ihr Gesicht, sie lächelte ihn freundlich und unendlich sanft an, ihr Lächeln verhieß Frieden und Schlaf bis in die Ewigkeit und während sich sein Mund mit Wasser füllte, lächelte Jackal ebenfalls und ließ sich fallen.
Plötzlich änderte sich das Gesicht von Perlmutter und sie gab ihm eine schallende Ohrfeige! „In meiner Karawane wird nicht geschlafen!“, schrie sie wütend und panisch schlug Jackal die Augen auf. Seine Wange brannte, warum, wusste er nicht, aber er strampelte wie verrückt und spuckte Wasser und sah wie in Zeitlupe, wie in einem unendlich langsamen Film, der vor seinem geistigen Auge ablief, wie Leo über ihm stand, wie ein rettender Geist und Racheengel zugleich, ihr Mund bewegte sich, doch kam kein Laut daraus, dann fing die Frau, der er zum Geschenk gemacht worden war, auf das Gitter einzuprügeln.
Ein Schatten löste sich vom Ufer, er sah Haile, die blondschmutzige Mähne ihres Haares flog nur so im Wind ihres Laufens, es war, als würde ein Kultist eine Flagge schwenken mit ihrem Gesicht darauf. Sie tanzte über die Klippen, jagte auf das Ufer zu und ihre Blicke bohrten sich ineinander, ließen sich nicht los, während das gongartige Hämmern von Leo an seiner Seite weiter ging, sein Fuß schmerzte, als würde sie diesen abhacken, anstatt ihn zu befreien.
Und dann sah er einen Schatten über sich hinwegfliegen! Er würde sich den Hals brechen, wollte er ihm folgen, aber er spürte, wie das Gitter heftig erbebte, als Leo es mit ihrer Machete und der geschenkten Sichel als Hebel aufdrückte und Leo sich wie eine wahnsinnige Raubkatze dagegen warf, um daran zu zerren.
Wieder drang schmerzhaft Wasser in Jackals Mund ein, füllte seine Lungen, er hustete wie ein Sterbender – und diesmal glaubte er endgültig zu sterben, denn plötzlich fühlte er sich so leicht an, als würde er schweben.
Der Himmel rückte ein wenig näher, die Wolken umfingen ihn, er spürte plötzlich keine Schmerzen mehr an seinem Fuß, keine Enge und dann wurde ihm schwarz vor Augen, als er starb…
Leo und Haile hatten Jackal ans Ufer gebracht, der starke Mann lag vollkommen schlaff da, er hatte keinen Puls mehr und seine Augen waren geschlossen.
Die beiden Frauen sahen sich an, die Haare vom Wasser klatschnass, die Kleidung ebenso. Keine von ihnen kannte sich damit aus, wie man einen Ertrinkenden rettete, Niemand kannte oder wusste, was getan werden musste und tausend Gedanken rasten durch die Köpfe der Beiden. Und dann machte Haile was sie immer machte, wenn sie nicht weiter wusste, sie beugte sich nach unten, um dem Mann etwas von ihrem Atem zu spenden.
Fast berührte sie die Lippen des Mannes schon, es war irgendwie logisch, die Luft des Lebens in seine Lungen zu pusten, als würde sie ihm das Leben damit schenken können.
„Pfff, der ist hinüber.“, sagte Leo resigniert und winkte ab, dann wurde sie wütend, weil er sie so einfach verlassen hatte.
Haile atmete tief ein, bereit, zu tun, was getan werden musste, ihn zu retten, als Teil der Familie…
…als Leo frustriert die Fäuste hob und sie wütend auf den Bauch von Jackal krachen ließ und ihn dabei als „treulosen Verräter“ beschimpfte, natürlich in Spanisch.
Und kaum dass die erste Faust heftig in Jackals Magengrube gelandet war, schossen die Augen von Jackal auf, schienen fast aus den Höhlen treten zu wollen und Haile spürte, wie ihr ein Schwall brackiges Bay-Wasser ins Gesicht gespuckt wurde.
Jackal sah das Gesicht der Kultistin über seinem, sie wirkte, als wäre ihr Gesicht klatschnass.
Gierig sog er die Luft ein und das brutal schwere Atmen in seiner Brust wurde leichter und leichter. Er war wieder unter den Lebenden.
Geändert von Daen vom Clan (02.10.2015 um 15:05 Uhr)