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Ritter
In Evis Worten lag fast etwas Verzweiflung. Doch sie schien jetzt zu lächeln, was die Barfrau schließlich erwiderte. Noch immer hielt sie Derrecks Karte in den unruhigen Fingern.
"Ich weiß, was du meinst", stimmte sie zu, sagte aber nichts weiter. Auch sie fühlte sich unnütz. Noch bei der Baustelle hatte sie sich in gefährliche Situationen geworfen und diese mit unerwarteter Bravour gemeistert, den Plan der anderen durch das Platzieren des Sarin-Gases unterstützt und bei der Flucht den Doktor und die verletzte Wachfrau erledigt. In der Rückblende hatte sie nichts davon überfordert - auch, wenn sie wusste, wie knapp die Auseinandersetzung mit der Bewaffneten war, in der sie wohl nur die Oberhand gewinnen konnte, weil ihre Gegnerin durch Wills Schüsse bereits in einem so miserablen Zustand gewesen war. Die ganze Szene hatte sie sogar erstaunlich kalt gelassen, auch wenn sie froh gewesen ist, bei der nächstbesten Gelegenheit das Blut aus- und abgewaschen zu haben. Doch jetzt, bei der Rückkehr in ihre zerstörte Heimat, war sie fast gelähmt.
Sie zwang sich selbst dazu, ihren inneren Monolog zu unterbrechen. Immerhin stand auch weiterhin Evi neben ihr, schweigend. Mit einem Hauch Bitterkeit im Blick lächelte Eryn wieder. "Ich bin froh, dass jemandem außer mir das Dusty Derrecks etwas bedeutet", gestand sie. "Als ich Derreck das letzte Mal..." - mitten im Satz entschloss sich die 25-Jährige dazu, ihn zu ändern: "Derreck hat manchmal so getan, als würde ihn das nicht so sehr jucken." Sie ballte die Faust fest um seine Karte. "Aber ich möchte daran glauben, dass das nicht so war. Er zeigt nur nicht so eindeutig, wie wichtig ihm das alles ist. Er... er ist eben nicht Sheng!" Sie musste grinsen. Ein kurioser Vergleich. Auch Evi grinste, schien sie beide doch zumindest genug zu kennen, um den Witz daran verstehen zu können.
Wieder stand Eryn kurz davor, die Taucherin nach ihr und dem Bürgermeister zu fragen, ihre Neugierde zu stillen. Doch es stellte sich in ihren Gedanken als nicht lohnenswert dar, vielleicht unsensibel.
Und so entschied sich die Barfrau für eine etwas spielerische Fortsetzung des Dialogs. "Naja - du hast den Müllhaufenmann gefunden und bist dabei, ihn in die Gruppe zu integrieren. Das ist mehr als ich getan habe", schmunzelte sie und warf dabei einen Blick zur Seite, wo einige Meter neben ihnen außerhalb hörbarer Reichweite Jack untersuchend umherstreifte, während sie den Strand östlich von der INS Ahladita erreichten.
"Wer weiß; vielleicht stellt sich ja heraus, dass Krokodile Sheng's Hope überfallen haben. Dann kannst du das Problem quasi im Alleingang lösen!" Sie grinste Evi an, durchaus mit anerkennender Bewunderung in den Augen. Es war ohne Zweifel eine große Geschichte. Auch, wenn sie nicht hätte tauschen wollen.
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