Eryn hatte das Zimmer schnell durchsucht, Derrick war zwar ein sehr unordentlicher und ungepflegter Mensch gewesen, doch augenscheinlich arm wie eine Kirchenmaus und das verwunderte sie jedoch ziemlich, denn an sich war die Bar jeden Abend gut besucht gewesen und sie hatte Derrick immer für einen Mann gehalten, der sich hier hatte einiges leisten können.
Seufzend ging sie noch einmal die Besitztümer des Mannes durch und wurde schließlich fündig.
Sie fand unter seinem Bett, also besser gesagt, im ausgeschnittenen Zwischenteil zwischen zwei aufeinandergelegten Matratzen schließlich eine uralte Keksdose, die mittlerweile leicht verbeult aussah und offensichtlich vielfach geöffnet worden war. Sie wog schwer in ihrer Hand und wie selbstverständlich übernahm der arrogante, ja selbstbestimmende Teil ihrer Persönlichkeit die Kontrolle, als sie die Dose wie selbstverständlich öffnete. Sie redete sich ein, dass sie im Grunde sowas wie die letzte Verwandte von Derrick war, doch in Wahrheit war sie neugierig. Es klapperte und schepperte, als sie die Dose öffnete und das erste was sie sah, war ein buntes Freundschaftsarmband. Es hatte ihr gehört, bis sie davon überzeugt gewesen war, dass sie es beim Gläser spülen im Waschbecken der Bar verloren hatte. Unter dem Band fanden sich allerlei kleine Kostbarkeiten, hauptsächlich Münzen aus verschiedenen Ländern, die heute keinen Wert mehr besaßen, wohl aber schön anzusehen waren und sicherlich auch einiges an Materialwert hatten.
Zudem ganze Scheinbündel von dreckigen, abgegriffenen Dollarnoten, es wirkte, als würde jede einzelne eine Geschichte zu erzählen haben. Die größte Geschichte wurde jedoch von einem Schreiben erzählt, welches ganz unten in der Dose lag.
Es zeigte eine Karte, die Ecken und Ränder, an der die Karte gefaltet worden war, waren durch das Gewicht des Geldes tief, trotzdem konnte sie eindeutig erkennen, dass es sich um eine Stelle in Corpus Christi handelte, die mit einem dicken roten X markiert war.
Darunter war mit Bleistift eingekritzelt:
Die Zahl war unzählige Male unterstrichen, das Datum der Karte war 2030, also vor drei Jahren.Zitat
Derrick hatte verzweifelt für zwei Tickets gespart zu einer Legende, die immer wieder alle paar Monate durch die Siedlung geisterte. Die sagenumwobene Insel Olymp. Eine karibische Insel, in der die Reichen und Schönen der alten Welt vor Ausbruch des großen Zehrens eine Art Paradies hinter Mauern errichtet hatten und dort noch immer in Frieden und ohne Sorgen und Nöte lebten. Die sogenannten Schauspieler, die Reichen, jene, die diese Fabriken besessen hatten.
Doch Derrick hatte daran fest geglaubt. So sehr, dass er gespart hatte. Die Handelsware, von der sie überzeugt gewesen war, das er sie an die siedlungsbekannte Prostituierte gegeben hatte, wurde von Derrick augenscheinlich in Wirklichkeit zu Währung der alten Welt getauscht und hier gesammelt…