Alligatorenfleisch schmeckte wie Hühnchen. Etwas zäher vielleicht, aber durchaus auszuhalten. Gedankenverloren sah sie den Kämpfenden zu,.
Haile besiegte ihren Kontrahenten ohne Probleme, nichts Geringeres erwartete sie von „Throatseeker“- vielleicht sollte sie bei passender Gelegenheit nochmal nachfragen, wie sie zu diesem Titel kam.
Die Menge jubelte und anscheinend hatte dieses imposante Ringen den entscheidenden Teil dazu beigetragen; schon kam Seeker in einem Gewand herausstolziert, und sie sah wahrhaft aus wie die Königin einer längst vergessenen Kultur. Als sie zu ihrer großen Rede ansetzte, war eine fast heilige Atmosphäre in der Luft.
Auch Léo war seltsam ergriffen von den Worten und deren Bedeutung. Noch immer empfand sie dieses ganze Gerede um Küken und gefiederte Schlangen als überzogen und sich der Realität entziehend, aber dennoch hatten sie hier eine wirkliche, starke Familie.
Ein kleiner Stich ging durch ihr Herz bei dem Gedanken, der allerdings unterging unter dem Schmerz, den sie auch jetzt noch in allen Gliedern verspürte.
Der Stich wurde allerdings mehr als spürbar, als ihre neue Schwester ihren Guapo nach Überreichung der Batterien küsste. Kein harter, kurzer Kuss- hier wurde Feuer und jeglicher Kunst hinein gelegt, er schien eine Ewigkeit anzudauern. Die immer noch mit Schlamm Bedeckte wandte sich ab, um ihre Fassung zu wahren.
Es war keine Wut auf Seeker mehr in ihr, die sie traf, eher.... dass Guapo es so einfach geschehen ließ? Die Gedanken wurde weit von sich gewiesen, als ihr Blick erneut auf das schmutzige Abbild des flügellosen Geiers auf Jackals Schulter fiel.
Es erschien ihr wie eine Brandmarkung zu sein, ein Besitzanspruch. Die Vulture legten viel Wert auf Tättowierungen, um ihre Identität und Geschichte nach außen zu tragen. Und war sie nicht jetzt mehr oder weniger eine Schwester? Léo konnte sich gut vorstellen, sich einen Affen oder etwas in die Richtung stechen zu lassen, um sich als „Affenmädchen“ zu etablieren. Und ihr „Sklave“ würde dieses Zeichen ebenfalls erhalten, um zu zeigen, dass sie die Bräuche und das Geschenk ehrte...
Es würde ihm nicht gefallen, und garantiert würde die Hälfte ihrer Gruppe völlig auf die Barrikaden gehen, wenn sie davon erfuhren, aber sie hatte sowieso nicht vor, ihn übermäßig lange zu behalten. Sie konnte gut genug für sich selbst sorgen und brauchte keinen Klotz am Bein, den sie am Ende mehr oder weniger noch babysitten musste, weil sie für ihn verantwortlich war als „Besitzerin“.
Gerade wollte sie sich zu ihm hinüberbeugen und ihre Gedanken und Vorhaben mitteilen, als sie einen festen Griff am Arm spürte.
"Mitkommen."
Guapo blickte Sie kurz an, ehe er zischte.
"Sofort."
Eigentlich ließ er ihr keine wirkliche Wahl da er den Griff nicht lockerte und sich einfach weiterbewegte.
Er zerrte die junge, völlig verdatterte Frau fort von Jackal und ihrem tollen Plan mit in eine einsame Hütte.


Stickige, heiße Luft. Das Atmen fiel schwer.
Ihr Anführer drückte Léo an einen der Pfeiler welcher das Dach der Hütte hielt. Das rauhe Holze presste sich gegen die samtene, feste Haut ihres immernoch spärlich verdeckten Hinterteils.
Durch den Druck brannte der Schmerz in ihrem Brustkorb beißend auf, doch es kümmerte sie kaum, stachelte sie eher noch an, als sich seine Augen in ihre fast zu bohren schienen.
Sein Blick war so vollkommen anders. Jünger, erfrischter. Er wirkte... echter.
"...ich weiss genau wer du bist Léo. Ich habe lange gebraucht bis ich dich zuordnen konnte. Aber ich kenne dich. D52."
Die Pupillen der Latina weiteten sich. Er wusste, wer sie war? Er kannte sie aus der Zeit, als es noch von Bedeutung war, wo ihre Odyssee gestartet hatte? Das konnte aber unmöglich Alistair sein, er hätte sie Kobold genannt...
Sein Gesicht kam immer näher.
"Hju... ich habe nicht vor eine große Erkennungsparty zu schmeißen. Aber es wäre schön jemanden zu haben bei dem ich einfach wieder... Hju... sein kann..."
Bilder von einem Dach vor zwei Jahrzehnten strömten auf sie ein. Sie hatte Noah und seinen Bruder kennengelernt, sie hatten sich darauf vorbereitet, über Bäume zu klettern, und sie hatte mit einem Mann geredet, der einen sehr komisch klingenden Namen hatte... von dem sie lachen musste, wann immer sie sich daran erinnerte.
Robert hatte kaum ein Wort rausbekommen und immer nur gesagt, wie sie so einfach mit Hju Jackenmann reden konnte.
Sie hatte mit ihm einen Rubicon Mango getrunken, weil er ihr so nett vorgekommen war. Es hatte einen wundervollen fruchtigen Geschmack auf der Zunge hinterlassen.
Hju...
“Du...“
Ihre Hand fuhr an seinen Hals und schloss sich darum. Sacht drückte sie zu. Sie kam seinem Gesicht entgegen, nur noch Millimeter trennten ihre Lippen voneinander.
“...bist echt ein alter Sack geworden, Hjuuu.“
Die Worten waren vielleicht im Spaß gemeint, aber es lag noch etwas anderes in ihrer Stimme. Verlangen. Sie hatte fast ihr Leben riskiert, um klar zu machen, dass sie Ansprüche auf ihn hatte. Es sollte sich langsam mal auszahlen.
Die Hand löste sich von seiner Kehle und glitt über seine starken Schultern auf seinen Rücken. Die andere leistete ihr schmerzend Gesellschaft.
Ohne großes Drumherum zog sie ihn noch näher an sich heran, falls das überhaupt noch möglich war.
Der letzte Abstand zwischen den beiden Gesichtern wurde spielend leicht überwunden, ehe Léo ihm fast schon spielerisch an der Unterlippe zu knabbern begann.