Thorn Vulture war ein guter Krieger. Kräftig, erfahren, geduldig, lauernd und vor allem davon überzeugt, eine unglaubliche Pechsträhne zu haben.
Obschon er bei jedem Plünderzug dabei war, obschon er schon getötet hatte, war sein Arm noch leer, denn stets hatte er anderen den Vorzug gelassen oder durch seine schweigsame Art seine Taten anderen nicht wirklich näherbringen können.
Als Voodoo ihn auserwählte, für den Clan Vulture Stärke zeigen zu dürfen, war er sich sicher, dass die gefiederte Schlange diesmal ihr Auge auf ihn legen würde.
Die blonde Kriegerin der Hope’Ari war sehr gut und schon bald merkte er, dass all seine Fähigkeiten und jedes Quäntchen Glück notwendig sein würde, um hier die Oberhand zu behalten.
Er schlug zu, er verfehlte, er trat, doch sie war einfach zu schnell. Er hatte noch Atem für hunderte Stunden, doch bewegte sich seine Kontrahentin schneller als er ihr wirklich folgen konnte.
Doch es gefiel ihm, die Menge war auf seiner Seite, die Krieger und Kriegerinnen feierten ihn, wollten ihn siegen sehen, ihr Geschrei trieb ihn vorwärts, ließ seine Muskeln schneller werden, doch niemals schnell genug für das Mädchen, dass sich Throatseeker Hope’Ari nannte.
Und dann fand er sich auf dem Boden wieder, geschlagen von der ganzen Wildheit des Mädchens, das würdig genug war, ihrem Anführer zu Verhandlungen zu folgen und er wusste, dass er heute Abend kein Zeichen am Arm sich verdienen würde.
Er schloss die Augen und schluckte die Enttäuschung dort hinunter, wo der Sitz seiner Seele war und konnte fast schon wieder lächeln, als die Kriegerin ihn küsste.
Sofort jagte wieder Adrenalin durch seinen Leib und geschlagen zwar, doch nicht besiegt, reckte er ihre Hand in den Himmel, an dem sich langsam der Abend abzeichnete.
Er hatte bei dem Affenmädchen und Seeker gesehen, was dieser Kuss bedeutete und sein Herz schlug im Takt von triumphalen Kriegstrommeln – sie hatte sich ihm somit als Schwester zu erkennen gegeben und diese Ehre nahm er gerne an.
Sie schauten sich Beide an und badeten im Jubel dessen, was sie so gerne getan hatten. Sich zu messen. Und sie sagten sich das Einzige, das notwendig war:
„…“
„…“
Nun gab es für die Vulture kein Halten mehr! Die Art, Siege mit einem Kuss zu besiegeln, beflügelte augenscheinlich die Fantasie und Lust der jungen Krieger und Kriegerinnen und abermals brandete Jubel auf.
Die Reisenden aus Shengs Hope wurden behandelt, bejubelt und verehrt, als wären sie schon immer ein Clan gewesen.
Gunst bei den Vultures +1 = 7/7
In diesem Moment – mit einem Timing, das perfekter nicht hätte sein können - öffnete sich das große Tor der Scheune und Seeker erschien.
Neben all den neuen Dingen, die die Reisenden die letzten Tage von dem Gebaren der Clans und insbesondere der Vulture erfahren hatten, gesellte sich ein neuer Gedanke. Sie hatten die Wildheit der letzten Jahrhunderte, die die Menschen der alten Welt so mühsam abgelegt hatten, nicht gewählt, um morden zu können. Vielmehr wurde es mehr und mehr offenbar, dass sie fest daran glaubten. Es wie einen Schild vor sich trugen um sich gegen das abzuschirmen, was sie nicht verstehen konnten oder verstanden hatten, weil es sie im zu jungen Alter ereilt hatte. Eine Katastrophe wie das große Zehren hatte zu viele Waisen zurück gelassen.
Seeker war bereits von Leo im Spott Aztekenprinzessin genannt worden, doch die Frau, die nun durch die Türe schritt, hatte diese Bezeichnung auch verdient.
Eine lange, wallende Robe schmückte ihre Leib, doch hatte sie keine Ärmel und war so geschnitten, das sie zweifelsohne mehr enthüllte als verbarg, wenn sie sich bewegte, doch stand sie still, lag es an ihr wie ein federnes Gewand eines Vogels.
Ihre wilde Haarpracht hatte sie mit Bändern geschmückt nach hinten gebunden und an Armen und Beinen hatte sie lederne Schmuckbänder mit Federn anbringen lassen.
All der Schmutz von Gesicht und Leib war verschwunden, lediglich die Konturen der Tätowierungen, die den ganzen Leib ausnahmslos schmückten, waren zu erkennen im Fackellicht, da es bald schon rasch dunkel wurde.
Thorn und Haile waren eben nach geklettert, als die Menge verstummte und Seeker ansah, vor Ehrfurcht und Freude dann schwiegen.
Voodoo war hinter sie getreten und die massigen Arme verschränkt, blickte er strahlend in Richtung Lancaster.
„Als Fremde und Feinde seid ihr in unser Gebiet gekommen, Laangkaster vom Clan der Hope’Ari. Mit fremden Gebräuchen und seltsamen Riten. Mit Kriegern, deren Verhalten Fragen aufwirft, bis man in ihnen gelesen hat und sie so versteht und liebt, dass man sie als Schwestern und Brüder bezeichnen will! ICH will das tun. Ich werde es tun. Wo und wann immer man mich fragt. Wenn man die Ehre der Hope’Ari in Zweifel stellt, dann beleidigt man das Urteilsvermögen der Vulture. Doch wenn man ihre Stärke niedrig wertschätzt und sie schwach nennt, dann will ich einen Krieg entfesseln, der diese am Boden lebenden Würmer mit ihren Lügen straft!
Wir haben Gesetze, die uns den großen Brand und das große Zehren haben überleben lassen. Der Fluss des Bisses, denn die Männern in weiß als Fluch über uns gebracht haben. Überleben durch Stärke. Weiterleben durch Zusammenhalt. Schutz durch Familie und Sieg durch Stärke!“
Sie hatte die Hände erhoben und die vielen kleinen Metallstücke ihres Arm- und Beinschmucks sangen leise, mit den Federn spielte der Wind.
„Unseren Regeln wurde entsprochen. Die Prüfungen sind bestanden. Die Clans der Hope’Ari und der großen Vultures sind nun eins im Kampf.
Wir nennen sie fortan Freunde und Brüder. Wir kämpfen an ihrer Seite und sterben für sie wie Brüder und Schwestern als Krieger füreinander sterben!“
Sie hatte ihre beiden Sicheln gereicht bekommen und hatte sie hoch in die Höhe gereckt.
Dann ging sie auf Lancaster zu und griff nach seiner Hand. Dorthinein legte sie eine ihrer Sicheln und schloss dann seine Hand um den Griff.
Lancaster, Haile, Evi und Leo, die noch vor Ort waren, sahen, wie die beiden Diener von Seeker dann die Autobatterien in einen wunderschön mit Federn und klimpernden Metallsplittern geschmückten Beutel packten.
„Sie gehören euch. Wenn ihr den Rest der Beute wollt – Sabal hat sie. Wir werden und würden mit euch kämpfen.“ Sagte sie mit feierlichem Ernst und fügte ein „mein Bruder der Hope’Ari" hinzu, bevor sie ihn küsste.
Denn… machten das die Hope’Ari nicht so?
Batterien: 5/10 erhalten!
Zitat
Voodoo ergriff das Wort und sein Schrei in die Nacht hinein, handelte von einer Feier, die neuen Verbündeten der Hope’Ari willkommen zu heißen und mit ihnen zu trinken.
Die Vulture stimmten in den Jubel mit ein und schon bald wurde der Platz geschaffen, um zu tanzen, zu ringen und Geschichten zu erzählen.
Gebratener Alligator wurde gereicht und eine Version des Pulque, eines scharfen Alkoholgetränkes aus fermentierten Agaven.
Pray zog sich alsbald vom Trubel zurück und verschwand glücklich lächelnd in der Scheune, Voodoo hingegen in seiner Hütte, er hatte Arbeit vorzubereiten.
Und die Vultures feierten sich in wilde Trance…
Es war eine Nacht, wie geschaffen für allerlei Erlebnisse!