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Auserwählter
Plötzlich ging alles sehr schnell. Gerade noch stand Haile hinter Leo, dann stellte sich Lancaster zwischen die beiden Furien und schließlich endete es doch in einer Prügelei. Vermutlich - Haile nutzte die Gunst der Stunde, um ihrem Anführer endlich die Opfer zu zeigen. Das war ja eigentlich auch der Sinn hinter der Sache. Haile wusste nicht warum, vielleicht war es ihre eigene Geschichte, aber sie wollte nicht noch mehr Leben geopfert sehen. Die Reise mit ihrer neuen Familie hatte ihr gezeigt, dass die Welt es wert war, gerettet zu werden - es war ganz anders, als die Kultisten immer behauptet hatten. Die Menschen waren nicht hoffnungslos. Die Menschheit war nicht hoffnungslos.
"Sch...eibenkleister, Haile. Wenn die Vultures uns sehen haben wir ein echt fettes Problem."
"..."
Schon wieder. Was hatten die Älteren der Familie denn bitte gegen das Retten von Menschenleben? War das nicht irgendwie das Ziel ihrer Reise? Erst Evi, und jetzt auch noch Lancaster. Haile stand kurz davor, bockig mit dem Fuß aufzustampfen (denn auch postapokalyptische Teenager sind immernoch irgendwo Teenager) und sich die Männer einfach selber über die Schulter zu werfen. Was angesichts ihrer Statur eine wirklich schlechte Idee gewesen wäre. Aber die Älteren wollten sich ja unbedingt mit diesen Wilden verbrüdern.
"...!"
Mitten in diesen unausgesprochenen Konflikt kamen die Wachen von Seeker geplatzt, die sich einen der Gefangenen schnappten und wortlos mit ihm zur Schlammgrube stapften. Haile warf Lancaster einen trotzigen Seitenblick zu und rannte hinter der Prozession her. Sie kam gerade noch rechtzeitig, um die Schenkung zu beobachten. Jakal stand einfach nur da, schicksalsergeben und still. Er hätte ein gutes Opfer abgegeben. Er hatte den Kopf vor Leo gesenkt, die immernoch wie eine Amazone im Ring stand. Über die Köpfe hinweg warf sie Haile einen Blick zu.
"Danke, Schwester, für dieses großzügige Geschenk."
"..."
"Aber lass uns nicht vergessen, dass auch meine - unsere - Schwester, Haile Throatseeker, ihre Kraft beweisen wollte"
Leo winkte Haile heran, die im Vorbeigehen Jakal kurz in die Schulter kniff - eine Geste des "Alles wird gut", oder zumindestens des "Alles wird okay".
"Steh auf. Komm her."
Jakal gehorchte. Er hatte anscheinend gelernt, nicht zu widersprechen. Und für diese Lehrstunde schmerzhaft bezahlt.
Der Ring war nun frei. Haile warf noch einen Seitenblick auf Jakal, nickte ihm aufmunternd zu und trat dann in den Ring. Dort wartete sie auf einen würdigen Gegner - welcher Art auch immer.
Haile ist bereit für die Prüfung der Kraft (Raufbold) mit einem gleichwertigen Gegner (normale Erfolgschance)
Geändert von Caro (25.09.2015 um 00:46 Uhr)
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Legende
Niki spürte nicht nur den Handabdruck, als Julio seinen Arm auf Nikis Schultern ausruhte. Dieser Druck drang noch viel weiter nach innen, durch seine Adern bis in sein Herz. "Theatralisch" war genau das richtige Wort, um ihn zu beschreiben. Denn er tat einen wunderbaren Job damit, seine Rafinesse durch sein scheinbar lockeres Gemüt hinwegzusetzen. Und Julio tat dies bestimmt auch nicht, um sich zu verstellen. Nein, er wusste wohl, dass seine Zuhörer sein Schauspiel erkennen würden - wozu machte er sich also die Mühe? Wahrscheinlich aus einem simplen Grund: Es machte ihm Spaß.
Niki trat einen hastigen Schritt zur Seite und drehte seine Schulter von ihm weg, schaute ihm aber direkt in sein immer noch grinsendes Gesicht:
"Julio, Sie sind gemein!"
Einen leicht überraschten Gesichtsausdruck konnte die betroffene Person jedoch diesmal nicht verbergen, aber alles andere wäre auch etwas zu offensichtlich unnatürlich gewesen.
"Niki - ich schätze, ich verstehe nicht so recht?"
"Was soll ich denn bitteschön noch antworten? Wir werden sicherlich nicht Ihr Gesuch einfach lächelnd abwinken und dann einfach nach Hause gehen können! Im Grunde genommen überlassen Sie uns ja gar keine Entscheidungsgewalt über diese Situation."
Niki blickte weiterhin nervös in das Gesicht von dem Boss, der erst nachdenklich, dann resignierend zur Seite schaute. Niki atmete tief durch und sprach weiter:
"Also schön - wie ich ja bereits angedeutet hatte, werden wir uns dem Auftrag wohl annehmen. Aber im Angesicht des jüngst verlaufenden Gesprächs werde ich das Angebot zum Essen wieder ausschlagen müssen, so leid es mir tut. Und meine Partner täten gut daran, es mir gleich zu folgen, aber die Entscheidung überlasse ich ihnen."
Er schaute sich ein wenig um, tat ein paar Schritte und fing dann wieder an zu reden:
"Aber wir benötigen Details, Julio. Der Auftrag wird wohl kaum auf gedanklichem Papier so aussehen, dass wir jemanden von uns losschicken, der dann gemütlich zu den Vultures spaziert und dann ganz schnell wieder das Weite sucht! Wenn Sie uns, wildfremden Personen, so leicht eine solch gefährliche Waffe anvertrauen würden, wären Sie jetzt wohl kaum am Leben, und noch weniger das Oberhaupt eines solch beachtlichen kleinen Reiches, wie ich es mal nennen darf. Ich muss Sie also wieder darum bitten, Ihre Karten offen zu spielen. Momentan sehe ich mein zukünftiges Ich nämlich noch durchlöchert, mit einem Dolch im Rücken!"
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Krieger
Na wer sagts denn, da hat jemand einen Freund mitgebracht. Vorsichtig lugte Jäger über die Betonmauer, hinter die er mit Vincent während des Beschusses abgetaucht war. Der Schwimmer hatte sich bereits davon gemacht. Um ihn jetzt noch kriegen zu können, musste einer von ihnen ans andere Ufer schwimmen und die Verfolgung zu Fuß aufnehmen. Jäger entschied sich dagegen, sich die Füße nass zu machen und widmete seine volle Aufmerksamkeit dem Heckenschützen. Das Mündungsfeuer flammte erneut auf, kurz darauf knallten laut die Schüsse und die Kugeln bohrten sich mit einem giftigen Pfeifgeräusch in die Mauer.
"Gib mir Deckung!", rief Jäger während er seine Kletteraxt aus dem Riemen zog und sich startklar machte.
"Du willst da raus? Sicher?", schrie Vincent zurück.
"Kollege schießt wie alte Oma auf Dreirad! Guck!"
Eine weitere Salve pfiff ihnen um die Ohren. Die Geschosse flogen weit über ihren Köpfen hinweg, einige platschten laut ins Wasser, andere Schlugen in eine Mauer ein, 10 Meter von ihnen entfernt.
"Ich weiß wo er ist und kann über Baustelle von Versteck zu Versteck rennen. Aber dann ich auf freie Feld! Du musst ihn in Schach halten, damit ich zu Waldstück gelange und das hier auf sein Schädel schlage!" Er warf die Axt leicht in die Luft und fing sie wieder auf.
"Wirst du ihn gleich töten?"
"Nicht wenn ich vermeiden kann. Aber wenn er mir keine Wahl lässt, ich werde mit spitze Ende zuschlagen müssen. Bis dahin halte auf ihn drauf. Er im Gehölz am Waldrand versteckt, hinter Baum. Muss immer rausgucken. Du dann kannst schießen. Ich verlass mich auf dich, ja?"
Jäger grinste. Er spürte wie sein Herz nun zum zweiten Male an diesem Tag das Adrenalin durch seinen Körper jagte. Seine Sinne waren geschärft, die Muskeln in seinen Beinen fühlten sich wie Sprungfedern an, bereit ihn über die Arena bis zur Finishline zu tragen. Genau wie auf den Scavenger Runs, nur unter leicht erschwerten Bedingungen, dachte er. Er presste sich an die Mauer, spürte die Kälte in seinem erhitzten Rücken. Die Axt fühlte sich so vertraut an, als brenne sie wie er selbst auf den bevorstehenden Run.
Die Schüsse stoppten abrupt und Ruhe kehrte ein. Jetzt oder nie.
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[Eure Daenigkeit]
"Natürlich ist dies alles nicht so einfach, werter Freund. Ihnen war doch klar, dass Sie die von Ihnen so begehrten Batterien erst dann erhalten, wenn die Vulture vor uns im Staub liegen und wir sie mit Mann und Maus getötet haben.
Für den Frieden natürlich und für die Handelsbeziehungen." Julio missinterpretierte seine Skepsis und fügte noch hinzu: "Ich habe ihnen meine Waffen gezeigt und bewiesen, dass wir gewinnen werden. Leider kennt man uns dort bereits, aber wenn Sie als Jemand, der den Vultures vollkommen unbekannt ist, sich ihr Vertrauen erarbeiten und dann das kleine Spielzeug deponieren, dann kommen wir komplett ohne eigene Verluste aus. Und wissen Sie was, werter chinesischer Freund - ich schenken Ihnen meinen Jeep. Mit dem Maschinengewehr. Na, wie klingt das in Ihren Ohren?"
Der Doktor kicherte wieder sein hohes, fistelstimmiges Lachen und machte sich dann daran, kleine Phiolen in eine Art umgebaute Zentrifuge zu platzieren, dabei ging er äußerst behutsam vor und seine Finger zitterten kein einziges Mal.
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