Vincents Herz pochte in seiner Brust als sein Blick über die seltsame Gestalt am Fluss schweifte. Er hatte sie nicht fokussieren können, aber nach einem wild Tier sah es nicht aus. Vielleicht nach einem Zombie? Oder einem einsamen Wanderer?
In Windeseile schwenkte er das Gewehr zurück. Irgendwo hier musste doch—
"Waidmannsheil, Kollege!"
Erst kamen die Worte. Dann ein gewaltiges Auge. Vincents Herz stoppte, sein Geist schrie, aus purem Reflex beugte sich sein Finger um den Abzug. Dann riss er die Waffe nach oben und zerstörte beinahe seine Deckung. Ein Krampf packte seinen Arm und er rammte die Fingernägel seiner freien Hand hinein. Nur Sekunden trennten ihn davon das Gewehr doch noch abzufeuern. Dann rieß Jäger es ihm aus der Hand und Vincent sank zu Boden. Schwer atmend schloss er die Augen. Die Anspannung in seinen Fingern wich, sein Herzschlag normalisierte sich. Und dann kam die Wut. „Bist du denn bescheuert?! Erst schreckst du mich auf und dann steckst du dein Auge vor die Linse? Wolltest du etwa, dass ich dir die Rübe wegballere?!“
"Ich dachte eigentlich du hättest mich gesehen. Ansonsten musst du noch an deinen Fähigkeiten arbeiten."
An seinen Fähigkeiten arbeiten, pah! Wie soll er denn bitte die gesamte Baustelle auf einmal im Auge behalten? Mit einem Partner der ihm Ziele ansagt wäre das sicherlich möglich, aber doch nicht alleine. Und erst recht nicht mit einer Waffe, die er zum ersten Mal verwendet. Er konnte vor langer Zeit zwar mit einem ähnlichen Gewehr trainieren, aber mehr als ein paar strunzdumme Zombies hatte er dabei nicht ins Jenseits geschickt. „Gib das wieder her!“ Er schnappte sich das Gewehr und trat aus seinem Scharfschützennest, die Augen gen Süden gerichtet. Dann hob er seine Waffe und lugte durchs Zielfernrohr. Was auch immer er vorhin gesehen hatte war verschwunden, hatte sich vielleicht schon längst ins Lager geschlichen. „Irgendwas ist hier rumgeschlichen bevor du mich aufgeschreckt hast. Keine Ahnung was es war, aber wir sollten dem vermutlich auf die Schliche gehen. Außer du irgendwas besseres zu tun?“
Geändert von BIT (26.09.2015 um 14:13 Uhr)
Grund: Sig aus! ~ BIT
"Irgendwas ist hier rumgeschlichen bevor du mich aufgeschreckt hast. Keine Ahnung was es war, aber wir sollten dem vermutlich auf die Schliche gehen. Außer du irgendwas besseres zu tun?"
"Herumgeschlichen?", wiederholte Jäger mit Verwunderung und spähte angestrengt in die gleiche Richtung. Der graublaue Himmel spiegelte sich in dem ruhigen Fluss. Hin und wieder durchbrachen unsichtbare Kröten die Stille. Von ungebetenen Gästen war keine Spur.
Jäger wandte sich erneut zu Vincent.
"Bist du sicher?"
Vincent schaute wieder durchs Zielfernrohr, der Lauf bewegte sich nun hektisch zu allen Seiten des Lagers.
"Ja, bin ich. Scheißdreck. Hast du eine Ahnung was passieren würde, wenn ein Zombie bei uns reinschneit?"
"Mh-hm.", nickte Jäger nachdenklich. "Frisst uns Haare vom Kopf, dann den Kopf, dann den Rest. Wir sollten gucken, ja?"
"Ja. Du gehst voran. Und Jäger, beim nächsten Mal hast du ein Loch im Kopf."
"Eh, ich dachte du guter Schütze, Kollege. Du musst auch bei wi-dri-ge Bedingungen arbeiten können, verstehst? Schnell zwischen Freund und Feind unterscheiden um Freund nicht aus Versehen Loch in Kopf zu machen."
"Wer hat was von aus Versehen gesagt?" Vincent ignorierte Jägers breites Grinsen und rappelte sich auf. Als sie sich beide von dem Snipernest entfernt hatten, sagte Jäger nach einer kurzen Denkpause:
"Okay, ich schlage vor du nimmst Südwesten, ich Südosten." Er wies mit seiner schwarz angemalten Hand auf die zwei südlichsten Ecken der Baustelle. "Dann wir schreiten Rand ab und gucken wo dein Phantom sich den Pimmel wäscht und wenn einer von uns ihn findet, dann wir schreien laut. Abgemacht?"
Wo dein Phantom sich den Pimmel wäscht … dieser Kerl hatte schon eine sehr eigene Ausdruckweise. Sein Plan klang dafür nicht schlecht, jedenfalls insofern sich dieses „Phantom“ nicht schon tiefer in das Lager begeben hat. „An sich ist dein Plan ganz okay, aber wenn sich hier tatsächlich irgendwer oder irgendwas rumtreibt, wäre es vermutlich sinnvoller die Grenzen gemeinsam abzuschreiten. Nicht, dass wir noch einer nach dem anderen ausgeschaltet werden ohne es mitzubekommen. Ich bin mir außerdem sicher, dieses 'Phantom' beim Fluss gesehen zu haben. Also fangen wir am besten im Südosten an und schauen auch im Unterholz nach dem Rechten.“ - „Wie du willst.“
Vincent hängte sich das Gewehr über die Schultern — auf kurze Distanzen wäre es mehr als nur hinderlich — und zog stattdessen seine Pistole. Jäger tat es ihm gleich und gemeinsam schritten sie zur Stelle, wo der Fluss anfing an der Baustelle vorbeizurauschen. Vincent hatte seine Aufmerksamkeit dabei auf Südwesten gerichtet und Jäger auf Südosten. So konnten sie die anderen Richtungen aus dem Augenwinkel ebenfalls im Auge behalten. Sollte für Zombies vollkommen ausreichen. Und wenn es doch ein Mensch war, dann würde er entweder mit Schüssen auf sich aufmerksam machen, oder sich im Unterholz verkriechen bis die Gefahr vorüber war.
„Siehst du irgendwas?“ - „Wasser. Sand. Steine.“ Jäger versuchte dabei so neutral wie möglich zu klingen, aber Vincent konnte nicht umhin den Spott hinauszuhören. - „Etwas auffälliges!“ - „Nein.“ - „Das kann doch nicht sein! Ich bin mir sicher irgendwas gesehen zu haben.“ Er ließ seinen Blick nach Westen schweifen. Dann nach Süden. Dann direkt auf den Fluss zu. Jäger hatte recht. Es war nichts auffälliges zu sehen. Hatte er sich diese Bewegung tatsächlich nur eingebildet?
Eryns Lippen fomten ein 'oh'. Die Idee, dass sie sich verkleiden könnte um für den Fall, dass sie entdeckt werden würde, sie vielleicht nicht umgehend als Einbrecherin zu erkennen war gefiel ihr. Sie nickte Will bestätigend zu und wies ihn mit ihren Händen an das Stück Stoff zu ihr herüberzubringen. Vorsichtig schlich Will zu Eryn herüber. Jedes kleine Geräusch das er verursachte ließ sein Herz einen Schlag aussetzen. Wenn sie erwischt werden würden könnte das ihr Todesurteil sein. Er drückte Eryn die Kleidung in die Hand. "Beeil dich." flüsterte er. Eryn grinste und zog verspielt ihre Augenbrauen hoch. "Du kannst es ja gar nicht abwarten mich in dem Fummel zu sehen was?" Will verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. "Eryn, mir ist vollkommen egal was du trägst ich möchte nur nicht, dass wir hier erwischt werden." Eryn streckte Will die Zunge heraus und verschwand dann in der Dunkelheit der Bar. Will konnte ein leises rascheln von Kleidung hören und kurz darauf tauchte die Bardame auch schon wieder neben ihm auf. Sie drückte ihm ihre eigentliche Kleidung in die Hand und bedeutete ihm, dass sie weitergehen wollte.
"Sei vorsichtig ok? Ich werde hier unten auf dich warten." Will war besorgt, ob ihr Plan aufgehen würde. Immerhin wussten sie beide nicht wer oder was sich dort oben befand. Eryns Miene hatte wieder ernstere Züge angenommen und sie nickte. "Mach dir keine Sorgen. Wenn ich nicht wieder zurückkomme dann gehst du alleine zurück ins Lager." Will gefiel dieser Plan immer weniger, aber sie wollten beide wissen was sich dort oben befand.
Eryn musste die beiden Gestalten austricksen, dass war klar. Nur wie? Sie ließ ihren Blick schweifen. In der Bar gab es nichts was sie gebrauchen könnte um ihr Schauspiel authentischer zu gestalten. Die Wäscherei? Sie sah Will an und blickte dann fragend zur Wäscherei. Er schüttelte nur den Kopf. Dann fiel ihr das Lager mit den vielen Weinflaschen ein. Das könnte funktionieren. Sie beudeutete dem jungen Arzt, dass er warten solle und huschte flink wie eine Katze hinunter ins Lager. Sie nahm eine der Weinflaschen aus dem Regal atmete noch einmal tief durch und ging dann wie selbstverständlich die Treppe wieder nach oben, löschte das Licht und ließ die Tür einen Spalt offen stehen. Dann würde Will später keinen Lärm machen.
Der junge Arzt kauerte sich in die dunkelte Ecke des Flurs. Er hatte sich so positioniert, dass er beide Personen im Blick hatte aber nicht sofort gesehen werden würde. Die Türen zur Bar und zur Wäscherei waren offen.
Eryn ging selbstsicher den Flur entlang, direkt auf die Personen zu. Jetzt gab es kein zurück mehr.
Geändert von BIT (26.09.2015 um 14:14 Uhr)
Grund: Sig aus! ~ BIT
Evi verspürte eine leichte Vorfreude bei Voodoos Worten, auch wenn sie hoffte, dass diese keine nebulöse Verschleierung für irgendetwas waren, das sie nicht wollte. So wie der Händedruck, den sie beinahe eingegangen wäre. Aber bis zur Nacht dauerte es noch, und zwischenzeitlich durfte man auch nicht vergessen, wofür sie eigentlich hier waren.
Ja... wofür waren sie denn hier? Evi wandte sich nun an Lancaster, dessen Gesichtsausdruck unergründlich war. "Sag mal, was ist eigentlich los? Wozu sind die Prüfungen und warum machen wir sie?", fragte sie ihn und ließ eine weiter Frage - nämlich die nach der Léo und Seeker Situation - unausgesprochen.
Lancaster erklärte der Taucherin in knappen Worten, dass die Vultures ein paar Batterien hatten und sie ihnen überlassen wollten, wenn sie sich als würdig erwiesen hatten. Und er erwähnte auch murrend, dass der Clan mit einem anderen verfeindet war und auf eine Verbündung hoffte. Offenbar würden dafür noch mehr Batterien rausspringen.
"Wir sollten das irgendwann den anderen sagen. Vermutlich wollen die wissen, dass wir uns in einem Clankrieg befinden." Sie lachte leise, aber eigentlich war ihr ein bisschen elend zumute. Das war eigentlich gar nicht ihr Kampf, und trotzdem sah es so aus, als müssten sie sich einmischen, um ihr eigenes Ziel zu erreichen. Klar, die Vorstellung mit den Vultures in eine Schlacht zu ziehen, hörte sich für Evi sogar ein bisschen romantisch an. Aber die Realität war nicht romantisch, sondern hart. Und wer konnte wissen, wie die anderen "Hoppari" darüber dachten?
"Ich warte dann erst mal auf euch..", sagte die Taucherin zu Lancaster, weil sie irgendwie das Gefühl hatte, dass hier noch etwas unerledigt war. Außerdem waren die Prüfungen ja offensichtlich noch nicht vorbei. Hatte im Lager zumindest schon jemand berichtet, dass es diese gab?
So in Gedanken fiel Evis Blick eher zufällig zur Scheune, wo Pray gerade den Balkon verlassen wollte. "Oh hey!", rief sie ihm zu, weil ihr gerade wieder etwas eingefallen war. Der Mann sah überrascht auf sie herab. "Kann ich dich etwas fragen? Also, unter vier Augen?" Jetzt sah er noch verblüffter aus, nickte aber und verschwand vom Balkon. Evi wusste nicht, ob sie die Halle betreten durfte, weil sie so wichtig aussah, und wartete draußen. Als sie sich schließlich trafen, liefen Pray und die Taucherin ein paar Schritte, so dass sie weg von größeren Menschengruppen waren, aber noch nah genug, um es wie kein geheimes Gespräch aussehen zu lassen.
"Was kann ich für dich tun?", fragte der Mann und schien immer noch überrascht darüber, dass Evi ihn so angesprochen hatte. Diese druckste nun ein bisschen herum.
"Also es ist eigentlich keine direkte Frage, eher eine... hm, sagen wir,... Situation..."
Sie atmete durch. Jetzt hatte sie ihn schon herbestellt, dann musste sie auch mit der Sprache herausrücken.
"Okay, also... ich vermisse etwas. Sozusagen. Ein Ding. Was würdest du sagen, wenn ich dich - rein theoretisch - bitten würde, es zu holen, weil es an einem Ort ist, wo ich nicht hin kann, du aber schon?" Nun war er völlig verwirrt.
"Aber wenn du es verloren hast, warst du dort doch schon, oder nicht? Warum sollte ich dann...." "Mjaaa... rein hypothetisch könnte ich ja wo gewesen sein, wo ich nicht sein hätte sollen." Sie blickte ihm bedeutsam in die Augen, und langsam begann er zu verstehen. Er wirkte jetzt sehr beunruhigt.
"Bist du etwa auch hier hereingeschlichen? Und... und bist du mir etwa nachgeschlichen?"
"Nein, nein. Nicht absichtlich.", winkte sie beschwichtigend ab, aber das beschwichtigte Pray überhaupt nicht.
"Weißt du, am besten führen wir das Thema nicht so genau aus. Jeder hat doch seine kleinen Geheimnisse. Ich zum Beispiel schmiere mich gerne mit Schlamm ein, kannst du dir das vorstellen? Und andere, naja, ich weiß nicht... andere lesen vielleicht in einer Bibel, obwohl sie einem Clan angehören, der das möglicherweise nicht so cool fände.", flüsterte sie arglos.
Nun war der Mann völlig aus dem Häuschen und hatte alle Mühe ruhig zu bleiben, weil Leute zumindest in Sichtweise waren.
"Oh nein, warte, hör zu, das sollte nicht fies rüberkommen. Es tut mir echt leid. Alles was ich will ist mein Korkenzieher. Er müsste irgendwo bei dem Vorhang in der Kammer liegen, in der du gebetet hast. Ich finde deinen Clan klasse, ehrlich. Als ich unerlaubt hier war, wusste ich noch nicht, dass ich euch klasse finden würde. Deshalb möchte ich das jetzt ja auch ehren und es auf die ehrliche Art versuchen. Und ich würde dich nie verraten."
Sie sah ihn flehend aber auch entschuldigend an. Falls er sie nun nicht abblitzen ließ, würde sie ihm auch noch raten, die Bretter hinten an der Scheune richten zu lassen. So als Friedensangebot.
Jegor war schon im Begriff, Vincent davon endgültig zu überzeugen, dass es sich um ein Phantom gehandelt haben musste, da sie noch nicht einmal wirklich Spuren ausfindig machen konnten. Jedoch Musste man Vincents Beobachtungsgabe auch zugute halten, dass es sich wohl um einen Vulture gehandelt haben musste, die sich wahrscheinlich durch jahrelange Jagden und Überfälle darauf spezialisiert hatten, unsichtbar zu werden.
Vincent winkte dann müde ab, sie würden wohl nichts finden und machte sich dann mit Jegor auf, wieder den Heimweg anzutreten, als er aus dem Augenwinkel etwas wahrnahm.
Sofort duckte er sich hinter ein Büschel Farn und zog Jegor mit sich, der etwas wütendes auf russisch zischte.
Und dann sehen sie einen einzelnen Mann durch den Rio Grande schwimmen, er hob seine Waffe geschickt über den Kopf und strampelte auf die Stelle zu, an der Vincent die erste Gestalt schon verschwinden gesehen hatte…
Ein Siedler, der einen Plünderer jagte sah man auch nicht alle Tage, so die einhellige Meinung der Beiden…
Als Eryn wie selbstverständlich auf die beiden Wachleute in all ihrer Anmut zugeschwebt kam, schien es, als würde sie sich zu Tode erschrecken.
Nervös sprangen sie auf und griffen sofort nach ihren Waffen, offensichtlich waren sie es nicht gewohnt, dass Menschen aus dieser Richtung auf sie zuhielten.
„Was zur Hölle…“, entfuhr es der Frau, als sie eines der Dienstmädchen erkannte und sofort senkte sie die Waffe und blickte ihren Kameraden entgeistert an
„Wo kommst du denn her? Und wer bist du? Dein Gesicht habe ich noch nie gesehen.“
Während der Mann sie eher interessiert musterte und die Hand trotzdem auf dem top gepflegtem Maschinengewehr, war die Frau wachsam und misstrauisch und bewegte sich nun auf Eryn zu. Der Mann hingegen entspannte sich und sagte: „Bleib mal cool, das ist wahrscheinlich einfach eine der Neuen. Der Boss hat Gäste aus dem Norden bei sich oben. Sie gehört wahrscheinlich einfach dazu und hilft dann wohl in der Küche aus.“
Dass er ihr damit im Grunde die perfekte Erklärung vorgesagt hatte, führte sie auf die gute Logik ihres Plans zurück.
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„Jesus Christus…!“, entfuhr es Pray leise und mit energischer Miene scheuchte er einen jungen Krieger weg, der Evi gerade wohl so etwas wie einen Dolch schenken wollte.
„Ihr seid alles, aber ihr seid kein Clan, darauf würde ich mittlerweile wetten.“, zischte er ihr zu, während sie in die Scheune gingen, der alte Mann sie fast schiebend.
„Du musst darauf nicht antworten, es ist sowieso egal, was ist schon ein Clan?“, fügte er dann mit Bitterkeit hinzu, dann schien es jedoch, als würde er innehalten und noch deutlich mehr sagen wollen, verzichtete aber mit einem Blick auf sie darauf, sie hörte ihn leise wispern „Du würdest es sowieso nicht verstehen, du Kind der neuen Welt.“
Er seufzte.
„Ja, ich lese in diesem Buch. Ich liebe dieses Buch. Und dass ich anders bin als Voodoo oder Seeker hast du wahrscheinlich schon selbst gemerkt. Und du scheinst zu wissen, was die Bibel ist. Nun, ich bin alt genug, um ein Leben vor dem großen Zehren gehabt zu haben.“ Er hielt inne und sah sie lange an, ein Blick voll Sanftmut und Nachdenklichkeit. Er lächelte. „Du würdest die Welt nicht verstehen, in der ich aufgewachsen bin. Du würdest darin vor Langeweile umkommen, glaube ich, du Frau, die mit den Krokodilen ringt.“ Er schüttelte traurig den Kopf. „Wenn dich etwas tief in deinem Innersten berührt hat, dann wirst du es nie vergessen. Auch nicht, wenn die Welt, die du kennst, zerbricht. Es ist wie eine Liebe, die man immer in seinem Herzen trägt und die – wenngleich verloren – immer seine Zeichnung auf der Seele hinterlassen hat. Glaube mir, wenn eines Tages ein großes Wunder geschieht und die alte Welt wieder zurückkehrt –du wirst in deinem Herzen immer ein Stück deines Clans tragen. So wie ich Teile aus der alten Welt in mir trage.“
Er wirkte, als würde er mehr sagen wollen, unterließ es dann aber, ein Schatten fiel über sein Gesicht, als würde er es bereuen, schon so viel gesagt zu haben.
Er räusperte sich leise und griff in seine Tasche. „Ich habe es für ein Geschenk eines Kriegers für meinen weisen Rat gehalten…“ seufzte er mit einer Prise Ironie und gespieltem Bedauern. „Aber dann ist es doch nur die Ungeschicklichkeit eines Mädchens, das mich beim Lesen beobachtet hat.“ Nun lächelte er wieder volle Ruhe. „Ich würde sagen, ein Geheimnis für ein Geheimnis?“
Geändert von Daen vom Clan (24.09.2015 um 10:12 Uhr)
Eryn nickte. Sie nahm sich vor, sich von der Frau nicht einschüchtern zu lassen. Sie musste sich zusammenreißen, um der männlichen Wache nicht dankbar zuzunicken. Was sie tat, war schließlich sogar das Gegenteil von einem "Danke", sollte ihr aber die Möglichkeit geben, mehr Zeit und Freiraum zu gewinnen.
"Ja!", sagte sie eher genervt und gab sich dabei selbstverständlich. "Also entspann dich und tu nicht so als wärst du eine von den Wilden. Ich bin neu und soll Wein rauf bringen!", erklärte sie und hob die Weinflasche an, die sie aus dem Lager geholt hatte und seitdem in der Hand hielt. "Aber vielleicht überleg ich mir noch mal, ob man sich wirklich mit euch verbünden sollte, so aufmerksam wie die Wachen hier sind. Ich bin vor fünf Minuten runtergekommen. Du..." - sie drückte ihren Finger fast auf die Brust der bewaffneten Frau - "... warst nicht da und dein Kollege war wohl zu beschäftigt, sich deine Karten anzugucken. Wirst du nicht mal stutzig, wenn er nach deinem Zurückkommen zufällig den Einsatz gesteigert hat?" Sie konnte schon spüren, wie sich die Bewaffnete ihre Worte durch den Kopf gehen ließ und setzte noch einen drauf. "Gott - da würde ICH den Job ja besser machen. Und stattdessen werde ich gezwungen, in diesem albernen Kostüm rum zu laufen und ein Dienstmädchen zu spielen."
Sie hoffte darauf, einen Streit unter den beiden entfacht zu haben. Und sollte sie damit erfolgreich sein, wollte sie erst einen Blick in das Zimmer des Docs werfen, bevor sie die Treppe hoch gehen und hoffentlich endlich das Lager der Sabals - ja, so hießen sie wirklich - erreichen würde.
Kaum hatte Julio die Gegenleistung für die Batterien genannt, spürte Frank wie es ihm kalt den Rücken herunter lief. Diese Option die Batterien zu bekommen, wenn auch nicht alle die sie brauchten wenn er sich richtig an den Bericht aus dem Lager der Vultures erinnerte, war einfach, etwas zu einfach vielleicht. Was will er den Vultures da unterjubeln? Eine Bombe? Oder gleich irgendeine Biowaffe a la Milzbrand? fragte sich Frank, der sich noch an den 11.September und die nachfolgenden Jahre erinnerte. Ab dieser Zeit war die Welt und insbesondere die USA irgendwie... düsterer geworden, die USA hatte sich in den Nachfolgenden Jahren zu einem Land entwickelt hinter dem er immer weniger stehen konnte, auch wenn es unter Obama wieder leicht besser geworden war. Er hatte tatsächlich mit dem Gedanken gespielt auszuwandern und sich kurz vor dem großen Zehren zurecht gelegt es für 2014 ernsthaft in Angriff zu nehmen doch nunja... erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Er spürte eine Jähe Welle der Antipathie für diesen Mann in sich aufwallen. Frank selbst konnte zwar nicht für die ganze Gruppe entscheiden aber selbst würde das nicht annehmen, also würde er ersteinmal erklären, dass sie 3 nicht allein entscheiden konnten. Er hätte nicht gedacht, dass ihm die Plünderer sympathischer sein konnten als die Siedler. Doch selbst die Plünderer hatten nur die hälfte der Batterien, die anderen waren so oder so hier. Also würden sie hier ersteinmal weiter machen. Wer weiß was sich hier noch alles fand.
Das Angebot klingt nicht schlecht, allerdings müssen wir natürlich die Einzelheiten natürlich zuerst mitdem Anführer unserer Handelsgruppe besprechen. erklärte Frank unbestimmt und völlig wahrheitsgemäß. Selbst wenn er wollte könnte das nicht so einfach machen. Soetwas muss so oder so ordentlich geplant werden. fügte er noch hinzu.
Und was das Essen angeht freuen wir uns über die Einladung und ich selbst würde sie höchst gern annehmen.
Die Frau drehte sich auf dem Absatz um und sah den Mann an: „Ernsthaft jetzt, Hector?“
Der Wachmann brach in schallendes Gelächter aus und hob entschuldigend die Hände. „Gelegenheit macht Diebe!“, witzelte er und die Frau zwinkerte Eryn über die Schulter zu. „Dann verschwinde mal, Häschen, hier wird es gleich ungemütlich, wenn ich den Idioten an seinen Eiern aufhänge.“
Wieder lachte der Mann nur und griff nach „seinem“ Gewinn, als die Frau ihm auf die Finger schlug.
„Hey Häschen, wenn du schon mal unterwegs bist. Der Doc hat nach seiner „besonderen Lieferung“ gefragt, mach dich mal nützlich.“, sagte die Wachfrau noch und versuchte mit angestrengter Miene einen Finger des Mannes umzubiegen, die wie ein Schraubstock um ein gerade „ehrlich“ gewonnenes Magazin Patronen gefasst waren.
Eryn spielte weiterhin die Genervte, verdrehte die Augen und ging an den beiden im Scherz Streitenden vorbei um die Tür des seltsamen Raumes zu öffnen und hinein zu rufen, „dass sie sich sofort um die Erledigung kümmern würde.“ Dabei versuchte sie einen genaueren Blick zu erhaschen, konnte aber nur einen gefliesten Raum erkennen, in dem es abartig nach Chlor stank und in den Schutzanzüge in schreiend gelber Farbe zu sehen waren. Als sie danach die Tür zuschlug und diverse, ihr durch fehlendes Wissen der alten Welt unbekannte, Warnaufkleber daran sehen konnte, wurde ihr fast schlecht.
Mühsam beherrscht ging sie die Treppe nach oben und erblickte einen weiteren Raum, der früher einmal Glanz versprüht haben musste und eine Art Empfangsraum gewesen sein musste, wahrscheinlich um Jacken – und Waffen – der Feiernden hier abzugeben.
Die Weinflasche noch in der Hand, öffnete sie die Tür und das grelle Sonnenlicht tat in ihren Augen weh. Und nun sah auch sie den Garten Eden, das kleine ummauerte Paradies.
Sie sah Stallanlagen, in denen sie den Pickup von vorher erkannte, nur ohne seine Ladung. Und eine kleinere Gruppe Menschen, die sich gerade um den Garten kümmerten, es schienen alte Leute zu sein ,die keine Notiz von ihr nahmen. Aus einem anderen Nebengebäude duftete es köstlich nach Gebackenem, die Wachen waren allesamt damit beschäftigt, nach außen zu blicken, so blieb ihr etwas Zeit.
Sie sah noch weitere Hütten und Scheunen und natürlich das große Haupthaus. Dort, über einem Balkon hinweg, erblickte er in einem hellen Raum einige Personen sitzen und sich gerade aufrichten und sie stutzte, als sie Frank, Lisa und Niki und einen ihr unbekannten Mann erkannte.
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Julio lächelte erfreut. „Dann ist es also beschlossene Sache, dass wir gemeinsam speisen und vielleicht möglicherweise den Rest des Deals dann über die Bühne bringen. Ich versichere Ihnen zwei Dinge: Haben wir erst Handelsbeziehungen mit Shengs Hope aufgebaut, werden wir massiv voneinander profitieren. Und noch viel wichtiger- haben Sie erst einmal gekostet, was Maria aus den wenigen, noch verbliebenen Waren an Köstlichkeiten zaubern kann, dann werden Sie hier nicht mehr fort wollen." Maria, die noch immer hinter Julio stand, lächelte gequält und gekünstelt.
„Nun, Sie wollen sich wahrscheinlich frisch machen, nehme ich an. Soll ich Ihnen Zimmer zeigen oder wollen sie gar zuerst mit Ihrem Anführer sprechen? Obschon ich hätte ob Ihres seriösen Auftretens hätte schwören können, dass Sie der Anführer sind. Nun ja, so kann man sich irren.“
Er stand auf, Frank und die Anderen taten es ihm gleich und dann lief es den Dreien eiskalt den Rücken herunter, als sie aus dem offenen Fenster heraus Eryn erblicken konnten, die gerade aus einem Nebengebäude kam und eine Art Dienstmädchendress trug, das perfekte Gegenstück zu Maria. Julio war gerade im Begriff, sich umzudrehen und ebenfalls in Richtung des Fensters zu gehen, wobei er sie sofort sehen und möglicherweise erkennen oder enttarnen konnte.
Geändert von Daen vom Clan (24.09.2015 um 11:23 Uhr)
Die Gestalt watete zielsicher in Richtung des Lagers. Vincent und Jäger hatten einen guten Überblick von ihrem Versteck aus, doch sobald er das Ufer erreicht und auf die Baustelle läuft, werden sie ihn aus den Augen verlieren. Sie mussten handeln, und zwar schnell.
"Er uns noch nicht gesehen, wir müssen Überraschung nutzen.", sagte Jäger schnell zu Vincent ohne die Gestalt aus dem Blick zu verlieren. "Wenn wir schnell sind, dann wir können vor ihm da sein. Verstecken uns hinter Betonmauer, dort. Wir sehen wie er Lager betritt, dann wir springen raus und überwältigen den Bandit. Müssen aber vorsichtig sein, damit er nicht uns sieht. Deal?"
Fantastisch. Eryn sollte Recht behalten. Sie war tatsächlich mitten im paradiesischen Lager der Sabals. Sheng hätte sich ein Beispiel daran nehmen sollen, wie luxuriös man hier teilweise zu leben schien. Aber es war sicher nicht einfach - und wer weiß, welche Opfer dafür getan werden mussten, so etwas zu bieten.
Als sie die ihr bekannten Gesichter sah, stutzte die Barfrau. "Guckt nicht so auffällig!", murmelte sie zischend, natürlich ohne auch nur ansatzweise von jemandem gehört werden zu können. Doch das Wichtigste war ohnehin getan, und sie müsste neben sich nicht auch noch drei ihrer Begleiter durch das Entdecktwerden in Gefahr bringen. So machte die 25-Jährige auf dem Absatz kehrt, nahm auch die Weinflasche wieder mit und trat zurück in das trübe Halbdunkel, aus dem sie gekommen war. Als sie die Treppe wieder herunterlief, murmelte sie etwas von "...der falsche Wein, bähbähbähäbäh, du musst schon den richtigen Wein holen...", gab sich - wie schon zuvor - genervt davon, herumgescheucht zu werden und das Dienstmädchen spielen zu müssen, ein letztes Mal hoffend, dass ihrem Schauspiel geglaubt wurde, oder die beiden Wachen einfach noch immer mit ihrem Kartenspiel beschäftigt waren.
Geändert von BIT (26.09.2015 um 14:12 Uhr)
Grund: Sig aus! ~ BIT
Wie kommt den sie hierher? fragte sich Frank und ihm rutschte merklich das Herz in die Hose und er war froh hinter Julio zu laufen, als er Eryn plötzlich auftauchen sah und Julios blick genau dorthin wandern sah. Sie musste sich irgendwie eingeschlichen haben. Gut. Nur wenn ausgerechnet Julio sie hier erwischte würde es sehr schwer werden, sich hier wieder heraus zu reden und Eryn würde vielleicht garnicht mehr heraus kommen. Sagt mal Julio. begann Frank spontan nachdem er sich eine halbe Sekunde gesammelt hatte, Ich kenne mich recht gut mit Schusswaffen und dergleichen aus und muss ehrlich sagen, dass ich eure hervorragende Ausrüstung nur bewundern kann. Die Scharfschützengewehre, die Nachtsichtgeräte und die Ausruhrbekämpfungsausrüstung das scheint alles aus einem Lager der Polizei von vor dem großen Zehren zu stimmen oder? tat er nun eine Frage offen kund, welche ihn sowieso schon die ganze Zeit über beschäftigt hatte, wenn er nun damit Julios Fokus weg von Eryn rücken konnte, war dies nur gut so.
Als Eryn unten ankam, waren der Wachmann und seine Kameradin dabei, sich wie Kinder zu gebärden, wenngleich auch wie kräftige, schwerbewaffnete Kinder. Lachend hielt der Mann das zu Unrecht gewonnene Magazin weit über den Kopf, während die Frau nicht mal ansatzweise dran kam und ihn stattdessen mit Tritten traktierte. Beide sahen kurz auf, als sie Eryn sahen, es wirkte jedoch, als hätten sie den Köder geschluckt und würden sie ziehen lassen und nicht behelligen.
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Julio wandte sich um und lächelte nun anerkennend. "Gut erkannt, Frank. Das haben wir meinem lieben Padre zu verdanken. Vor dem großen Zehren hatte er oft sehr eng mit den mexikanischen Spezialeinheiten zusammen gearbeitet und ich kann mit Stolz behaupten, dass er viel gegen die in Mexiko sitzenden Drogenbarone unternommen hat." Entweder glaubte er dies, wusste es nicht besser oder lügte, ohne rot zu werden. Oder er verkaufte seine Aggression gegen Arrelano-Felix als Kampf gegen die organisierte Kriminalität. "Was das also betrifft, sind wir bestens aufgestellt. Leider fehlt es uns eher an Männern, die damit umgehen können, da wir jeden Tag in Angst vor den wilden Vultures leben müssen. Diese blutgierigen Mörder machen selbst vor unseren Frauen und Kindern nicht halt, aber so sind die Plünderer eben. "
Er grinste begeistert und legte Frank jovial einen Arm um seine Schultern. "Wollen Sie mal meine neueste Errungenschaft sehen?"
Nach kurzem Gang standen sie im Garten und gingen auf eine hölzerne Scheune zu, in der sich allerlei Werkzeug befand.
Frank erkannte es sofort - ein Humvee, ein militärischer Jeep der us-amerikanischen Armee, auf dem sich sogar ein aufmontiertes, überschweres Maschinengewehr befand. Unter dem Jeep ragten Beine hervor, es wirkte, als wäre der Jeep noch nicht ganz einsatzbereit.
"Sobald die Vultures geschwächt sind, fahren wir mit dieser Schönheit in ihr Lager und ballern herum." Er grinste breit und klopfte dem Humvee auf die Motorhaube.
Frank, Lisa und Niki hatten den Eindruck, dass sie nun viel über die Angriffs- und Verteidigungsstärke der Sabals herausgefunden hatten.
Geändert von Daen vom Clan (24.09.2015 um 12:01 Uhr)