"Ich denke, wir können also schon sehr bald wieder damit rechnen, die werte Dame bei uns begrüßen zu dürfen?“

Irgendwie war diese Situation Niki unangenehm. Julius war natürlich für seinesgleichen nicht ungewöhnlich exzentrisch, aber das Gesamtbild fiel für ihn doch etwas von der Rolle. Und als er eine Sekunde darüber nachdachte, war es wohl eindeutig die Überlegenheit Julius', die seine Nervenbahnen zusammenzucken ließen. Sie konnten es sich mit ihm auf keinen Fall verscherzen.

"Mein Vater hat an genau diesem Orte hier jahrelang gegen Fransisco Javier Arellano-Felix gekämpft und ihn anschließend aus dem Geschäft gedrängt. Ihn wie einen geprügelten Hund fliehen lassen."

Irgendwie klingelte es ihm bei diesem Namen. Aber es kam ihm vor, als sei es eine Ewigkeit her, dass er ihn gehört hatte. Zumindest schien er eindrucksvoll genug gewesen zu sein, sodass Niki ihn nicht vollständig vergessen konnte. Vielleicht würde er bei Gelegenheit nachfragen. Gerade, als Niki jedoch seine Gedanken ordnen konnte, fing Frank neben ihm auch schon an, dem Sabal-Boss zu entgegnen.

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"Okay, Zeit, meine bescheidenen Diplomatiekünste zusammenzukratzen", dachte sich Frank, als der Anführer dieser Siedler seine Begrüßung beendet hatte. Frank musste zugeben, dass er ehrlich beeindruckt war, das mussten Armeebestände sein, kein Wunder, dass sie sich so gut halten konnten. Die angebotene Zigarre lehnte er höflich ab, er rauchte nicht, nahm einen Whiskey an. Morris hätte vermutlich dafür gemordet. Er nippte kurz daran und sofort fühlte er sich an seinen Vater erinnert, der diesen immer gern getrunken hatte. Seine Lieblingsmarke. "Ich möchte mich für die freundliche Begrüßung bedanken und kann nur sagen, dass der Whiskey sehr gut ist, selbst vor dem großen Zehren hatte ich selten einen besseren, auch wenn ich zugegebener Maßen erst 25 war", bedankte er sich etwas ausschweifend, "doch um uns nicht mit fremden Federn zu schmücken, müssen wir einen Irrtum berichtigen, der anscheinend vorliegt: Wir gehören nicht zu Perlmutter. Wir sind lediglich Freunde von ihr, da wir regelmäßig mit ihr Handeln und ihr vor kurzem in der Not geholfen haben." Ärger mit diesen Leuten wegen dieser Angelegenheit wollte er vermeiden. Er hoffte, dass Niki dort weitermachen würde, wo er angefangen hatte. Der jüngere Mann konnte so etwas einfach besser.

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"Freunde von... Perlmutter?", begann Julius darauf argewöhnisch auf Franks Aufklärung zu entgegnen.
"Was heißt schon Freunde", übernahm Niki daraufhin den Gesprächsanteil seiner Leute, "Sie sehen, er ist alt genug, um aus einer Welt zu stammen, in der das Wort Freunde noch inflationär verwendet wurde."

Alkohol und Zigarette lehnte er mit einer schnellen, unmissverständlichen Geste ab und deutete wieder auf das Gesprächsobjekt hin. Reihum zeigte er mit dem Finger auf jeden seiner Begleiter, anschließend auf sich selbst:

"Zunächst einmal: Lisa, Frank und Niki. Um wieder zu Perlmutter zurückzukommen: Wir kommen von Shengs Hope, geschickt von Sheng höchstpersönlich. Sie werden sicher wissen, dass sich Perlmutter nicht entgehen lässt, Handel mit einer Siedlung solcher Größe zu betreiben. Sie hatte letztens einige Probleme und ihre Karawane drohte, mitten in der Pampa liegenzublieben. Quasi das sichere Aus. Aber das war nichts, was unsere feine Truppe nicht hätte wieder geradebiegen können."

Er drehte sich zu Lisa.

"Zeig ihm das Geschenk, dass sie uns dafür gemacht hat."

Lisa kramte das Amulett mit dem Klapperschlangenzahn hervor und präsentierte es beidhändig dem Sabal-Boss.

"Julius, jemand wie Sie müsste mit Sicherheit wissen, worum es sich hierbei handelt und wie viel es unseren Aussagen Bekräftigung erbringt. Wir sind natürlich ehrlich: Direkt von Perlmutter wurden wir nicht gesandt, aber wir handeln durchaus in ihrem Sinne, und somit auch in Ihrem. Aber gerade ein Mann wie Sie müssen wissen, dass in dieser Welt nicht mal mehr das Atmen umsonst ist. Das hat Perlmutter selbst Ihnen sicherlich nicht nur einmal gesagt. Um also auf den Punkt zu kommen: Wir sind für alles bereit, wenn Sie es sind."