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Young Imperial Combo
"SEHT! Die Ringerin der ALLIGATOREN!" Evi blickte erschrocken durch die Runde. Jap, Lancaster hatte eindeutig sie damit gemeint.
"Die Prüfung des Blutes, Kriegerin der Hope'Ari! Der Mann mit dem Bart lächelte ihr zu, fast als wäre er stolz, dass sich jemand für die Prüfung entschieden hatte. Prüfung des Blutes... ja, das klang ja schon richtig erbaulich.
...das Spiel mit dem Alligator. Niedergerungen und mit befleckten Händen, die Trophäe über den Kopf schwenkend. Eine Prüfung, die Stärke und Mut erfordert."
Evi lachte mit einer Mischung aus Erheiterung und Unsicherheit. "Ja, klar. Der Alligator." Damit war doch sicher ihr stärkster Krieger gemeint, der als Schmuck einen...Alligatorenschwanz hinter sich herzog? Während der Mann mit dem Bart immer noch breit grinste, wurde die Taucherin von der Anführerin von oben bis unten mit den Augen abgetastet, als müsste sie erst entscheiden, ob sie der Rothaarigen so etwas zutraute.
"Hey, ich habe Haie geritten, euer Alligator ist kein Problem.", scherzte Evi, doch es waren nicht nur die abschätzenden oder gespannten Gesichter der Vultures, die sie schließlich verstummen ließen. Es waren vor allem Lancaster und Léos Augen, die ernst auf ihr lagen und ihr deuteten, dass hier keine Witze gemacht wurden. Ein Alligator. "Echt jetzt?", entfuhr es Evi, und Lancasters Blick sagte es. Echt jetzt.
Der Mann, der sich ihr nun auch als Voodoo vorgestellt hatte, begleitete die Taucherin fast feierlich in Richtung Hängebrücke, über die sie das Camp verlassen würde. Erst durch den Hintereingang schnurstracks rein, danach schnell hinaus, auf konventionellem Weg zurück hinein und beim nächsten Zwinkern auch schon wieder raus, um sich mit einem Tier zu prügeln. Naja, immerhin konnte Evi sich nicht über zu wenige Überraschungen an diesem Tag beschweren.
"Wir wollen sehen, dass Hope'Ari stärker ist als die Natur, sie aber gleichzeitig zu nutzen und zu ergründen weiß.", sagte Voodoo schließlich. "Das heißt, der Kampf ist nur der einfache Teil. Ich muss den Alligator erst einmal finden.", stellte sie für sich selbst fest. "Begleitest du mich oder... wer ist hier der Schiedsrichter?" Sie hielt kurz inne. Meine Güte, war das ein Wort, das sie lange nicht mehr gebraucht hatte. Ihr Vater war immer der "Schiedsrichter" gewesen, wenn seine Männer sich mal wieder mit Armdrücken die Zeit vertrieben hatten. Ihr Begleiter überging den Begriff, oder vielleicht wusste er auch wirklich nicht, was sie damit sagen wollte, und antwortete nur: "Zwei von uns werden dich begleiten, um wie der Vogel zu beobachten, und am Ende von dir zu singen."
Es stellte sich heraus, dass Voodoo und die Wache von vorhin, der Typ mit dem Nagel im Ohr, sie in den Sumpf begleiten würden. Letzterer hatte sich offenbar freiwillig gemeldet, und irgendwie war es Evi ganz recht, weil er nett wirkte. Auf jeden Fall beruhigender als der stolze Vulture-Mann.
Durch diverse Streifzüge durch Sumpfgebiete, die Evi früher öfter unternommen hatte, wusste sie zumindest einige grundlegende Dinge über die Verhaltensweisen von Alligatoren. Nur hatte sie bisher gewusst wie man sie vermeiden, und nicht wie man sie finden und niederringen konnte.
An warmen Tagen sonnten sich die Tiere oft an Ufern ihres feuchten Lebensraumes, aber heute war das Wetter vermutlich zu heiß dafür. Und die Paarungszeit dürfte auch so ziemlich vorbei sein, bei der zumindest die Männchen oft seltsame Laute und einen ziemlichen Radau machten, um die Konkurrenz abzuschrecken. Die Suche hätte also durchaus leichter sein können.
Während die drei durch immer matschigere Erde stapften, hockte sich die Taucherin manchmal hin, um den Schlamm zu berühren und bedeutsame Blicke in eine Richtung zu werfen. Das war zu absolut nichts gut, aber es sah vielleicht so aus, als hätte sie total Ahnung von dem, was sie hier tat.
Nach einer Weile, als Evi eine Stelle im Sumpf gefunden hatte, die einer großen Lache glich und beinahe für einen kleinen See gehalten hätte werden können, hielt Voodoo plötzlich an und grinste. Er hatte es vor der Taucherin gesehen - im schlammigen Gewässer konnte man eine Unebenheit erkennen. Es war der Rücken eines Alligators, und wenn man den feuchten Hügelchen auf der Haut mit dem Blick folgte, konnte man auch den Kopf entdecken. Er war das einzige, das im halbwegs Trockenen lag, im Schatten eines palmenartigen Strauches.
Das war eigentlich fast zu perfekt um wahr zu sein.
Ohne ein Wort zu sagen, zog Evi ihr Hemd aus. Sie rieb sich das Gesicht mit Schlamm ein - das schien in letzter Zeit ihr liebstes Hobby geworden zu sein - und versuchte so vorsichtig wie möglich in die Lache zu gelangen, ohne das Tier aufzuschrecken. Der Plan war, so nahe wie möglich heranzuschwimmen, um den Alligator von hinten zu bespringen, und hoffentlich irgendwie so zu fassen zu bekommen, dass man den Kopf fest im Griff hatte. Vielleicht konnte sie ihr nasses Hemd so um den Hals des Tieres wickeln, dass es schneller vorbei war, als gedacht. Das war bei all der Größe, Schnelligkeit und glitschigen Oberfläche des Tieres keine leichte Aufgabe, aber immerhin wusste Evi genau, worauf sie sich einließ. Und was sie tun konnte, um Fehler zu vermeiden.
[Prüfung des Blutes: Kampftaucher und Terrain:Sumpf, nehme ich mal an^^]
Geändert von Lynx (22.09.2015 um 13:39 Uhr)
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