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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Station 2 – Charging Itza

Baum-Darstellung

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  1. #11
    Lancaster, Eryn und Leo machten sich kurz nach dem Aufbrauch von Evi und Haile auf den Weg, immerhin hofften sie darauf, das Gespräch, dass sie führen würden, würde für genug Ablenkung sorgen, damit die Beiden als Späher und Infiltratoren würden in das Lager eindringen können.



    Die Taucherin und das Kultistenmädchen folgten dem Weg parallel, abseits der leicht ausgetretenen Pfade und die sumpfige Urwaldlandschaft empfing und umhüllte sie nun vollends.
    Die größte Schwierigkeit war gewesen, den Rio Grande zu überqueren, doch nach kurzer und wenig frustrierender Suche hatten sie eine leckgeschlagene kleine Yacht gefunden, die am Ufer gelegen hatte und fast vollkommen zerstört war. Doch über das Deck selbst konnte man an einem der umgestürzten Masten entlang klettern und so letzten Endes mit etwas Schwung und Sportlichkeit an das andere Ufer kommen, auch wenn die letzten paar Meter definitiv eine artistische Schwimmanstrengung erforderlich machten.

    Es war ein abermals schwüler Tag und sie durchschritten erst zügig den trockenen Teil ihres Pfades, ein Ambiente aus gelblichen dicken Gräsern auf einer ausgedörrten Erde, umsäumt von halbhohen Bäumen, die samt und sonders mit Moos bewachsen waren. Evi, die sich gut in Sümpfen auskannte, wusste, dass es hier Schlangen und selbst Alligatoren geben konnte und sie somit jeden Schritt bewusst und mit großem Bedacht würden wählen müssen.
    Schließlich waren sie, der Himmelsrichtung Süden folgend, im sumpfigen Gebiet angekommen. Hier waren die Gräser dichter, der Boden sackte ab und an bis zu einem Meter ab, wobei in diesen kleinen Tümpeln das stehende Wasser vollkommen grün war und nach Fäulnis stank. Schwärme von Insekten stiegen bei jedem Schritt auf, als sie durch das Wasser wateten und sich dann vorsichtig mehr und mehr nach Süden, auf das vermutete Lager hin, schlichen.
    Sie wussten, dass ihre Kameraden wahrscheinlich dem Pfad Richtung Süden folgen würden…

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    Lancaster, Leo und Eryn waren einem deutlich besser ausgetretenen Pfad gefolgt. Dieser hatte fast schon den Charakter einer Wanderstraße und schien oft benutzt worden zu sein.
    Sie waren froh, auf diesen Trampelpfad gestoßen zu sein, nachdem sie einige Kilometer durch den an sich malerischen und wunderschönen Wald zurückgelegt hatten. Etwa auf Höhe der befestigten Insel stießen sie dann auf ein vollkommen verwittertes Schild, das schief und überwuchert von Moos und Schlingpflanzen durch einige Sträucher verdeckt wurde und das Gebiet als „Vogelbeobachtungsgebiet Sabal“ lobpreiste. Als die Drei dies lasen, wurde ihnen auch gewahr, dass sie seit längerer Zeit schon zahlreiche Vogelarten zwistchern und trillern gehört hatten und die Äste der Bäume gesäumt waren mit allerlei wunderschönen Vögeln, ein kleines Paradies inmitten der Hölle.

    Dem Trampelpfad weiter folgend stießen sie schließlich auf einige seltsame Gegenstände, sie wirkten fast rituell, es waren Aufbauten von Holz und Knochen, geschmückt mit allerlei neuartigen Gegenständen wie leeren Patronenhülsen, blinkenden Teilen eines Spiegels oder herabhängenden verrosteten Klingen, Scherenhälften, gesammelten Stacheldraht oder weiteren martialischen, spitzen Materialien des eigentlich täglichen Waffen- oder Hausgebrauches.
    Je tiefer sie nach Süden vordrangen, umso mehr von diesen seltsamen, barbarischen Aufbauten konnten sie sehen, die links und rechts ihren Weg säumten.
    Und dann stießen sie auf die erste Leiche. Er war an solch eine mannshohe pyramidenförmige Holzbaute angebunden gewesen und schien früher ein T-Shirt getragen zu haben, darüber eine kugelsichere Weste. Von den Gesichtszügen her sicherlich ein Mexikaner, war er untenherum nackt mit Kabelbindern hier gefesselt geworden. Er sah an sich unverletzt aus, sah man von vielen gut verheilten Narben der älteren Vergangenheit ab. Es wirkte, als wäre er hier verdurstet oder verhungert, die Leiche wirkte, als wäre sie schon einige Monate hier und hatte bereits stark zu verwesen begonnen. Das Auffälligste jedoch waren die vier roten Bänder, die sich um je einen Arm und ein Bein schlangen und gebunden waren. Darauf eingestickt ein verziertes „S“ – es wirkt wie ein fehlplatziertes Bandensymbol „deluxe“, so wie zumindest Lancaster es früher von Filmen kannte.

    Bald schon stießen sie auf einen Pfad, der Richtung Osten führte. Und von dort aus ging eine Hängebrücke über den Fluss und direkt auf das Lager zu…

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    Evi und Haile konnten das Lager nun perfekt einsehen.
    Sie waren – in Evis Fall schon zum zweiten Mal - komplett schlammverschmiert und entsprechend gut getarnt bis an die Palisade herangeschlichen.
    Das Lager schien recht groß zu sein, die Palisade bestand aus allerlei hölzernen Aufbauten, so als hätte man jedes Stück stabiles Holz, welches man finden konnte, mit so vielen Seilen und Nägeln wie auch nur ansatzweise möglich, zusammengebunden und zusammengenagelt.
    Dadurch wirkte die Palisade stabil, jedoch auch perfekt geeignet um hochzuklettern.
    Vom Lager selbst waren lauten Stimmen zu hören, Lachen, Schreien, Scherzen. Auf den ersten Blick wirkte es wie eine normale menschliche Ansiedlung.
    Doch als die Beiden vorsichtig die Palisade hoch kletterten und sich über den Rand dessen, was einstmals ein schwerer Eichenschrank gewesen war, schoben, konnten sie erkennen, dass sie es mit einem ganz anderen Menschenschlag zu tun hatten:

    Das Lager war grob rund und im Süden befand sich eine Art riesige Scheune, die wahrscheinlich schon vor dem großen Zehren dort gestanden war und nun zu einem Holzkonstrukt mit Festungscharakter ausgebaut worden war. Überall waren Straßenschilder an den Wänden angebracht, die gestohlen worden waren und sicherlich religiöse oder kultische Bedeutung hatten. Vieles war mit Federn geschmückt und auch hier konnten sie die Beobachtung der anderen Drei bestätigen: Vieles war mit alten Klingen, Messern oder blinkenden Glas- oder Spiegelscherben geschmückt.
    Vom Haupthaus ausgehend waren zahlreiche kleinere Hütten oder Zelte errichtet worden, die allesamt schmutzig wirkten. In der Mitte war ein großes Feuer entzündet, welches im Moment nur mit starker Glut brannte und an dem gerade Essen zubereitet wurde.
    Sie konnten außerdem eine große Grube erkennen, in die einige junge Kinder immer wieder Wasser hinein schütteten, als wollten sie damit Schlamm erzeugen. Diese Grube war umgeben von einem Zaun aus Holz der wiederrum gesäumt war von Knochen und Schädeln, die eindeutig menschlich und tierisch waren.
    Sie konnten außerdem drei Wachtürme erkennen, die besetzt waren, ebenso wie das Lager selbst sehr gut bewacht wurde und viele Plünderer der Road Vultures beherbergte.

    Der Menschenschlag, der sich hier versammelt hatte, wirkte gelassen, fast fröhlich. Es waren fast mehrheitlich junge Männer und Frauen, die hier mehr hausten als lebten, verglich man die Umstände mit Shengs Hope. Und doch gab es Unterschiede. Sie wirkten fröhlicher, entspannter, jedoch auch lauter und kriegerischer. Was auch immer sie taten, es wirkte großspurig, fast aggressiv und immer mit einem unterschwelligen, prahlerischen Unterton. Viele von ihnen hatten lange Haare, die sie zu einfachen Frisuren und Knoten hochgesteckt oder dank der Verfilzung zu Dreadlocks umfunktioniert worden waren. An Ausrüstung hatten sie eine krude Mischung aus brachialen Waffen und moderner Technologie. So sahen sie einen Wachposten, der eine AK47 auf den Rücken trug, die in sehr gutem Zustand zu sein schien und an dessen unteres Ende jedoch ein über dem Feuer gehärteter Holzpflock mit Panzertape und Seil angebunden war, eine fast steinzeitliche Version eines Bajonetts.
    Ähnlich war es mit der Kleidung – wobei bis auf die Wachposten, die sich in mehrere Lagen Stoff gehüllt hatten und schmutzige Motorrad- oder gar mit Federn verzierte Footballhelme trugen – an sich überraschend viel Haut gezeigt wurde, wenn nicht gerade ein besonderes Stück Beute mit Stolz getragen wurde. Sei es eine kugelsichere Weste oder eine Flakjacke oder eine junge Frau am Feuer, die gerade mehrere Fische ausnahm und außer einem Blaumann, wie man ihn früher in jedem Baumarkt finden konnte, nichts am Leide trug.
    Evi, die viel über die verschiedenen Plünderer-Clans schon gehört hatte, konnte auch das klassische „Markenzeichen“ dieses Clans ausmachen. Wo die Flameriders oftmals Verbrennungen offen zeigten und das Feuer anbeteten und die Bucaneers versuchten, sich maritim zu kleiden, waren es bei den Road-Vultures großflächige Hautzeichnungen, grob gestochene Tattoos, keine Asche und kein Ruß, wie bei den Kultisten. Die Vultures ließen sich die Geschichten ihrer Kriege, ihrer Reisen, ihrer Liebe und ihrer Erlebnisse in die Haut stechen, wobei die Geschichte stets an den Armansätzen begann und sich dann über den Rücken und die Brust fortsetzte. Ebenso beliebt waren Stechschmuck, der angeblich ohne Betäubung angebracht wurde und aus den metallenen Besitztümern der persönlich umgebrachten Feinde des Clans zusammengehämmert wurden. Da Strom genauso wie moderne Hygiene fehlten, war das „Anbringen“ mit einem von den Vultures willkommenen Schmerz verbunden, der Vorgang als solcher aus uralten Tagen übernommen. Entweder durch unter der Haut durchgezogene gefärbte Schnüre oder nach Art der Völker Mikronesiens.

    Sie wirkten wild, sie wirkten gefährlich, doch auch glücklich und ohne jede Sorge, gefangen in Riten, die auf Stärke basierten und gegenseitigem Respekt.

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    Der Anführer Lancaster führte seine Gruppe nun über die Brücke und wurde sofort von Wachposten erkannt.
    Instinktiv hoben alle Drei die Hände und zeigten, dass sie unbewaffnet waren. Wie auch Haile und Evi erkannten die drei Reisenden, die in diplomatischer Mission unterwegs waren, sofort den wilden Charakter dieser Menschen, die wie die meisten Plünderer Stärke und Überlebenswillen verehrten, doch im Gegensatz zu den eher feigen Bucaneers und den kriegerischen Flameriders wirkten die Vultures neugierig und amüsiert, wobei die – man musste sie einfach Krieger und Kriegerinnen nennen - den Blick Lancasters suchten und versuchten, ihn nieder zu starren, während die gemächlich und neugierig herbeiströmenden Plünderer, die gerade wohl keinen Wachdienst hatten, ihre Blicke eindeutig schamlos, anzüglich und sehr abschätzend über die beiden Frauen gleiten ließen.
    Sie waren nun auf der Hälfte der Brücke angekommen und zahlreiche Gewehre oder Pistolen waren auf sie gerichtet. Ebenso Wurfspieße die aussahen, als wären sie selbst geschmiedet worden, mit schartigen Klingen, die schreckliche Wunden reißen konnten.



    Dann sahen sie eine Gestalt aus der Palisadenumzäunung kommen, der alle Anderen schnell Platz machten, eine Mischung aus Unwillen und Respekt.
    Es war eine hochgewachsene Frau, deren Hautzeichnungen bis ins Gesicht reichten. Sie blieb bei der Brücke stehen und blickte die drei Reisenden an, während vollkommene und atemlose Stille herrschte. Sie griff dann nach hinten und zur Seite und löste drei Lederbänder, so dass ihr improvisierter Waffengurt, bestehend aus unzähligen Klingen, zweier Macheten, einiger Kreissägenblätter und der Hälfte einer scharfgeschliffenen Gartenschere klirrend und scheppernd zu Boden fiel. Sie schmunzelte in einer Art willkommener Vorfreude und vollkommen waffenlos schritt sie auf die Brücke und hielt auf die drei Reisenden zu. Lancaster , Leo und Eryn war klar, dass sie sich damit genau in die Schusslinie ihrer eigenen Leute begab und dass sie ihre Waffen noch hatten, sie im Grunde vielleicht sogar mit etwas Glück in einem schnellen Streich niederstechen konnten.
    Dann war die Frau, die offensichtlich die Anführerin darstellte, heran und trat ganz nah an Lancaster heran, mit dunklen Augen stechend die Seinen fixierend.
    „Ich bin ‘Seeker Vulture‘, hinter mir seht iht die "Rasenden" des Clans. Befreit von den Fesseln der alten Welt.“ Keinen Augenblick unterbrach sie den Blick in Lancasters Augen, während sie sogar noch näher auf Lancaster zukam, so dass ihre Gesichter nur noch weniger als 20 Zentimeter auseinander waren. „Von welchem Clan und mit welcher Botschaft kommt ihr hierher?“
    Nur Lancaster, der die alte Welt noch kannte, konnte Vieles vom Schmuck oder der federbewehrten Zier als... aztekisch zuordnen. Fast so, als würden sie sich Mühe geben, dieses Volk darzustellen.

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    Der Moment schien perfekt für Haile und Evi. Fast alle Augen waren auf ihre Freunde gerichtet, fast alle Waffen jedoch ebenso.
    Bis auf die schlafenden in den Hütten und ein Paar, welches sich lautstark der Lust hingab, sowie einiger kochender Plünderer am großen Feuer, schien das Lager nun wie ausgestorben und abgelenkt.
    Die Taucherin und das Kultistenmädchen sahen sich an. Sie sahen die große Scheune, sie konnten die Wachtürme erkennen, Wohnhütten und –zelte. Eine Hütte, die als Schmiede und Waffenkammer taugte, die Grube mit Schlamm und eine Hütte, die als Fuhrpark für Motorräder und Pferde diente. Wo wollten sie die Suche beginnen?

    Geändert von Daen vom Clan (20.09.2015 um 12:40 Uhr)

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