Der Kran war ein altes, in ihren unwissenden Augen, uraltes Artefakt. Ein seltsames Monster aus Stahl.
Ein beständiges flüsterndes Knarren ging von dem Kran aus, fast wie von einem Baume, der sich im Wind wog, doch hier klang es anders, falsch und unvertraut.
Es klang mehr wie der knurrende Magen einer Bestie aus Stahl, die sich anschickte, sie zu töten.
Doch das kam Haile gerade Recht, sie hatte sich schon lange nicht mehr des Geschenk des Lebens als würdig erwiesen und würden alte Augen sie nun so sehen, sie hätten sie für wertlos erachtet und sie nicht geschmückt.
Die Diener waren gegangen, doch die Pflichten blieben. Also schmiegte die junge Kultistin die Hand um die erste Metallsprosse und schwang sich nach oben. Obschon sie nur so wenig wog, schien der Kran sich mit aller Kraft und Macht gegen sie zu stemmen, er begann sich zu winden und plötzlich lächelte Haile. Die Metallschlange versuchte sie abzuwerfen, mit diesem Gedanken konnte sie gut arbeiten, das konnte sie verstehen, als sie Meter für Meter nach oben kletterte und sich keinen Deut um die Blicke derer scherte, die nun ihre Familie waren. Sie prüfte ihre Würde, das hieß für sie, sie wurde beobachtet, durfte jedoch nicht selber schauen.
Probe Haile: Parcourläufer: Bestanden!
Bald schon zerrte ein warmer Wind an ihr, die Metallschlange warf nun alles in die Waagschale, sie nach unten zu stoßen und sie mit zerschmetterten Gliedern am Boden zu sehen und mit steigender Gefahr stieg auch Hailes Kribbeln im Bauch an, die pure Lebensfreude, sich der Gefahr hinzugeben wie Stan sich diesem Alkohol hingegeben hatte. Sie wollte jauchzen, wenn sie gewusst hätte wie es ging. Endlich war sie oben angekommen und musste sich auf dem Bauch flach nach vorne robben und mit aller Kraft oben an den vielen Sprossen der Querstrebe festhalten. Sie wusste, dass Sheng vor Sorge gestorben wäre, wenn er sie nun so gesehen hätte und das zeigte ihr, dass es richtig war. Als sie circa die Mitte der Querstrebe erreicht hatte – in ihren Augen hatte die Metallschlange hier einen Knick, als wolle sie nach vorne stoßen und beißen – konnte sie die ganze Umgebung überblicken. Perfekt.
Sie sah ein seltsames Gebäude ganz im Westen, einen Turm der so etwas wie ein Holzkreuz aufwies, das aus dem Blätterdach ragte. Kreuze waren die Zeichen von Feigheit und der Feinde, so viel wusste Haile von Jack.
Und ganz im Süden sah sie die Reste einer Stadt. Graue Gebäude, Ruinen, die komplett überwuchert waren von Pflanzen und Gewächsen und in Denen sich die Ungereinigten tummelten, viele von ihnen. Eine ganze Herde, die keinen Schäfer hatte…
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Frank und Howard machten sich daran, die massive Mauer genauer zu untersuchen. Sie fanden neben verrostetem Baugerät noch zahlreiche intakte Werkzeuge, die perfekt dazu geeignet waren, Dinge zu bauen, sollten sie jemals in die Verlegenheit kommen, das tun zu müssen. Dort waren Container, die mittlerweile von den Schlingpflanzen des Dschungels komplett überwuchert wurden und die es schwierig machten, die Türen dort zu öffnen, so fest waren die Scharniere mittlerweile verrostet. Es schien offensichtlich, dass man größeres Werkzeug brauchte, um hier voran zu kommen.
So widmeten sie sich der Mauer selbst. Diese zog sich wohl durch Teile der Grenze zwischen den beiden Staaten und wie die Beiden nun erkannten, waren es im Grunde zwei Mauern, oder besser gesagt, eine dicke Mauer aus Betonplatten, in deren Zwischenräumen an die drei Meter Platz war. Es wirkte, als wäre sie so gebaut worden, um in der vier Meter hohen Mauer Stauraum zu schaffen oder die Möglichkeit, schwere Artillerie dort unterzubringen oder zumindest ein Scharfschützennest, fast so wie eine mittelalterliche Burgmauer. Das Mauerstück, welches bei ihnen unfertig endete, war ein ungeschliffener Klotz aus Beton. Dicke Mauern links und rechts, dazwischen eine unfertige betonierte Treppe, um auf die Mauer oder auf Höhe des Zwischenraums zu kommen, der sich zwischen den Metern zwei und drei befand und durch eine Metalltür gesichert war, so dass man im Moment nicht das „Innenleben“ der Mauer in Augenschein nehmen konnte.
Frank machte sich gewohnheitsmäßig sofort Notizen und fertigte eine Zeichnung des Innenschnitts des Rohbaus an, auf den sie gerade blickten:
Nach der ersten routinemäßigen Zeichnung stiegen sie beide die Treppe nach oben, immer darauf bedacht, nicht zu fallen, da es noch keine Sicherheit oder Geländer gab und die Treppen im Moment am weitesten aus dem Gebäude herausragten, da links und rechts die Mauer bisher nicht weiter geführt worden war. Oben auf der Mauer angekommen, konnten sie zwar nicht über das Blätterdach sehen, welches ungefähr mit ihnen auf einer Höhe war und sich mittlerweile ebenfalls bis weit an die Mauer herangeschoben hatte, aber sie erkannten den mittlerweile von aufgespießten Blättern gesäumten Stacheldrahtverhau oben an der Mauer, der dort angebracht war, wo die Seite der USA verlief.
Dahinter befand sich ein seltsames Konstrukt aus Holz und blickte man die Mauer entlang Richtung Norden, dann erkannte man, dass vielleicht alle 500 Meter weitere solcher hölzernen Aufbauten angebracht waren.
Frank hielt sich für einen Experten in Sachen Schusswaffen und erkannte den Zweck dieser Aufbauten deswegen sofort: Es waren Geschützlafetten, dafür gedacht, Artillerie wie Kanonen dort anzubringen, die Ausrichtung war ebenfalls gegen Osten und damit gegen die USA gerichtet. Es war verstörend, in den letzten Kriegstagen musste hier Schreckliches passiert sein. Und dann erkannten sie, vollkommen verborgen von Gebüsch und Sträuchern, von Büschen und dicken Bäumen eine graue Masse weit im Osten der Mauer. Ein Panzer, überwuchert und mit schwarzverbrannter Seite daliegen. Es war schrecklich schwierig, ja, fast unmöglich, mehr zu erkennen, da sich die Blätter und Zweige bewegten, doch es schien, als wäre der Boden dort bedeckt von… Leichen. Sie bewegten sich nicht, doch zwischen ihnen lag militärische Ausrüstung und dazwischen ein gelber Kinderrucksack. Sie erkannten jetzt immer mehr Details. Es schien, als hätte hier eine Schlacht stattgefunden, über deren Überreste Mutter Natur gnädigerweise ein Leichentuch gelegt hatte um den Blick zu verbergen.
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Mehr konnten sie hier oben nicht finden, nur den warmen Wind spüren, der die vertrockneten und verfaulten Blätter vor sich hier trieb, so dass sie klangen wie kleine knöcherne Finger, die über Beton strichen.
Noch hatten sie nicht herausfinden können was genau vorgefallen war und das wurmte sie. Sie waren vom Gefühl her der Lösung so nahe. Mit einem seltsamen Gefühl in der Magengegend stiegen sie die Treppen wieder nach unten.
Probe Howard: Ermittler: Misslungen!
Probe Frank: Ermittler: Misslungen!
Howard blieb nachdenklich vor der Tür aus dem schmutzigen orangenen Metall stehen und blickte Frank fragend an, der erschrocken abwinkte. Doch es war schon zu spät.
Quietschend ging die Tür auf und sie blickten Beide in die absolute Dunkelheit des Innenstücks der Mauer. Und dann hörten sie schleppendes Schlurfen von knochigen Füßen, Geheule und Gestöhne! Begleitet von einer schrecklichen Welle des Gestank griffen knochige Hände nach ihnen, schoben sich mumifizierte Zombies nach vorne, die Haut verschrumpelt, braun und ledrig und schneller als sie die Tür schließen konnten, waren sie schon heran. Howard und Frank rannten, begleitet und verfolgt von einer Horde von vielleicht 40 der Untoten, die sich als erbarmungslose Welle auf genau ihr Lager zubewegten. Frank und Howard schrien Warnungen, Haile sah dies hilflos von oben und konnte nichts tun.
Sie mussten nun kämpfen. Um ihr Leben und um das Leben ihres Trecks. Eine erste Bewährungsprobe für ihren Zusammenhalt!
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