Evi konnte noch gar nicht einordnen, wie sie sich nun fühlte. Es war so eine seltsame Mischung aus zufriedener Müdigkeit und heller Aufregung, wovon sie eigentlich nicht gedacht hatte, dass man so etwas gleichzeitig empfinden konnte.
Die stickige Luft in der Hütte, der Duft nach Vanille und Zimt, der Schmerz am Rücken, der sich wie kleine, tänzelnde Flammen angefühlt hatte und Voodoos beruhigendes Summen hatten sie in einen Zustand tiefster Ruhe gebracht. Aber keinen Moment lang hatte sie vergessen, wie aufregend das alles eigentlich war. Und sie merkte bei jedem Brennen ihrer Haut am Rücken, und mit jedem leisen Klimpern ihres Schmuckgürtels, wie ihr Herz in Erinnerung an dieses "Ritual" wieder schneller klopfte.

"Große Schwester.", hörte sie Nagelohr sagen, und als sie sein freudiges Gesicht erblickte, strahlte sie nur noch mehr. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.", sagte Evi lächelnd und strich sanft über die Alligatoren-Zähne, die leicht gegen ihre Hüfte stießen. "Also gefällt es dir?" "Bist du verrückt, es ist absolut kra... wundervoll. Es ist echt wundervoll." "Krass" konnte hier einfach nicht ausdrücken, wie viel es ihr bedeutete.

"Vielen Dank... kleiner Bruder." Es fühlte sich ein bisschen merkwürdig an, aber gleichzeitig auch richtig, ihn nun so zu nennen. Sie unterdrückte den Impuls, ihn zu umarmen - das ist ja sowas von "alte Welt"., dachte sie scherzhaft und lehnte sich nun ebenfalls an die Hütte.
"Sag mal, gibt es hier irgendwo etwas, womit ich mir meinen Rücken ansehen kann? Irgendetwas, das spiegelt, wenigstens ein bisschen."
Nagelohr zuckte mit den Schultern. "Ich kann ja mal nachsehen." "Du musst jetzt nicht extra-" "Für Teeth Hoppari mache ich das gerne! Ruf nur, und ich bin zur Stelle!" Er lachte ausgelassen und schon war er verschwunden.
Seufzend setzte Evi sich nun in den Staub vor Voodoos Hütte, lehnte sich an die Außenwand und seufzte. Erst noch einmal durchatmen.
Teeth Hope'Ari. Nach allem was passiert war, fühlte sie sich heute, genau in diesem Moment, wie eine Teeth Vulture. Aber gleichzeitig sehnte sie sich jetzt, da sie sich so gut aufgehoben fühlte, auch nach zu Hause. Sie vermisste Shengs Hope. Und sie vermisste Sheng. Wenn er nur sehen könnte, was sie gerade erlebten.