Da waren sie nun alle versammelt.
Die Sonne war untergegangen und trotzdem war Shengs Hope in Licht und Fackelschein getaucht, wie nie zuvor.
Alle Einwohner waren auf den Beinen, sie lachten und malten sich aus, was sie mit einem neuen Leben und einer neuen Welt anfangen könnten.
Sie träumten von langsamen Schritten hin zum Frieden und den Ideen, wieder gefahrlos reisen zu können, um lang verloren geglaubte Geliebte wiederfinden zu können.
Und sie saßen hier, noch fernab der Feier, ein kleiner, sehr exklusiver Kreis von besonderen Menschen, die allesamt über ein Stück Papier gebeugt waren.
Der Fackelschein eines großen Feuers auf dem Markt schenkte ihnen Licht und Wärme, die es an diesem warmen Abend nicht noch gebraucht hätte, jedoch alles in warmen, flackernden Schein tauchte. Talia hatte mehrere Hühner dem Feste geopfert und zudem hatten sie zwei dicke Schweine geschlachtet und das Fleisch schon seit Stunden auf einem improvisierten Grill gewendet.
Der Duft, er zu ihnen herüberstieg, ließ so manchen Magen knurren. Sheng sah hoch, neben ihm waren Wingman und Sara und er blickte jeden der hier Versammelten kurz an.
Frank, sein treuester Mann, der für die Mission seine Familie hinter sich ließ und für den es ein Job war, den er als seine Aufgabe ansah, ebenso Will, der etwas nervös mit dem Finger seine Brille zurechtrückte und seinen Vater hier zurücklassen würde. Daneben stand Eryn, anmutig, wie das Flackern des fernen Feuers ihre Schönheit betonte und doch wirkte es, als hätte sie sich sehr verändert, als wäre die einem Funken von Fröhlichkeit beraubt. Dann sah er zu Jegor, der dastand und stoisch dreinblickte, als würden sie eine Einkaufsliste besprechen, neben ihm Ranger, der das Besprochene wohl im Kopf durchging, so konzentriert wie er wirkte.
Sein Blick wanderte weiter zu Lancaster, der sich durch seinen mächtigen Bart strich und auf seinem leeren Flachmann herumtrommelte. Er sollte und würde den Trupp anführen und für ihn hatte Sheng noch eine kleine Überraschung parat.
Direkt neben ihm stand Vincent – in Shengs Augen der Mission größter Kritiker, der Skeptiker, aber Jemand, auf den man sich trotzdem immer verlassen konnte. Ein Mann, der beunruhigend viele Facetten hatte.
Dann sah er Lexi, die ihn ihrerseits mit ihren dunklen Augen musterte, das Mondlicht fing sich in ihren blonden Haaren und wieder fielen ihm die ersten Momente von Shengs Hope ein. Seine erste Waffengefährtin, die Frau, die ihn zum Mann machte und mit ihrem Spott und ihrer Stärke dafür sorgte, dass er es auch blieb. Direkt daneben Salma, die Latina, die mit den Stiefeln und den Waffen am Leib für sich schon eine Gefährlichkeit ausstrahlte, neben ihr, ihr treuer Hund. Niki schien sich ebenfalls den ganzen Plan eingeprägt zu haben und Sheng spürte eine riesige Erleichterung, dass er doch mitkommen würde, denn er hatte ein unglaubliches Wissen über diese Vorgänge und trotzdem musste sein Herz bluten, weil auch er ein Kind zurück ließ, um das er sich persönlich kümmern wollte. Direkt hinter Niki, im Schatten der Dunkelheit verborgen stand die Neue, die geheimnisvolle Schönheit, die sich ihm noch nicht vorgestellt hatte, doch ebenfalls freiwillig mitzog. Sie wirkte, als hätte sie während der Besprechung nicht auf den Plan, sondern permanent auf Niki gestarrt, doch das konnte auch täuschen. Die alte deutsche Dame, Andrea, die trotzdem keine Furcht hatte, sich die Finger schmutzig zu machen, war die Nächste, die er ansah und die ein wohlgemeintes anerkennendes Nicken von ihm empfing.
Der Schnabel der seltsamen Maske und die Maske allgemein wirkten im Lagerfeuerlicht noch viel gruseliger, aber Doc Strider hatte seine Prinzipien und der Bürgermeister war froh, dass der Experte für Basteleien und Improvisation ebenfalls Teil der Gruppe war. Das gleiche galt für Alfons, den Sheng nie ganz durchschaut hatte, was er aber für ein gutes Zeichen hielt, denn er schien gewitzt zu sein und gut mit Menschen umgehen zu können, ebenso Lisa, die trotz ihrer Attraktivität im Gegensatz zu Eryn sich augenscheinlich mehr im Hintergrund hielt und die ihre Mutter zurücklassen würde. Auch um sie wollte er sich verstärkt kümmern, eigentlich im alle Familien, die hier ihre Beschützer verlieren würden.
Als sein Blick weiter wanderte, sah er Haile an und schluckte kurz, denn sein Herz zog sich zusammen. Der flackernde Schein des Feuers auf ihrer mit Kohle bemalten Haut gab er ihr etwas sehr Kriegerisches und abermals schnürte sich seine Kehle leicht zu, plötzlich war er sich sicher, dass sie sich da draußen für ihre Familie opfern würde. Er sah schnell weg, bevor der Blick Hailes den seinen suchen konnte und sie die Trauer in seinem Blick sah, die sie für ausgemachte Schwäche halten würde und niemals verstanden hatte. Er sah stattdessen Howard an, der sich sehr für den Sarg interessiert hatte und einen wachen Geist besaß. Und neben Howard, am Ende der Runde, also im Grunde neben ihm selbst, stand Evi. Er wusste, was sie konnte und vertraute ihr. Und aus dem Augenwinkel beobachtete er sie, bis die Taucherin ihn ansah und er – ungeschickt wie ein Schuljunge – schnell mit hochroten Ohren wegblickte.
Das waren sie nun, die Männer und Frauen, die dafür Sorge tragen sollten, dass Adam sicher in San Antonio ankommen sollte. Er lächelte und spürte eine Woge aus Zuversicht in sich hochbranden.
„Also herhören.“, schnarrte Wingman und zeigte zum wiederholten Male auf das gezeichnete Stück Papier.
„Obschon San Antonio im Nordwesten liegt, müsst ihr zuerst Richtung Süden bis direkt an die mexikanische Grenze. Dort, außerhalb der zombieverseuchten Stadt Brownville, leben angeblich Händler, die die Batterien haben, die ihr dringend brauchen werdet, um Adam am Leben zu halten. Gehen die Batterien aus oder stirbt Adam, ist die Mission sofort gescheitert.“
Er blickte sich ernst um und hatte wieder den gehetzten Blick, als würde Adam jede Sekunde aufstehen und weglaufen. Einige der Umstehenden rührten sich, nickten und brummten Zustimmendes.
„Habt ihr die Batterien gefunden oder erhalten, oder was immer ihr tun musstet, geht Richtung Nordwesten. Das führt euch genau an zwei heißen Zonen vorbei. Ihr kommt dann an eine Schlucht, in der ein abgestürztes Flugzeug liegt. Lasst uns beten, dass es noch dort liegt, denn es bildet eine Brücke über die Schlucht. Ihr müsst unglaublich vorsichtig sein, dieser Ort ist perfekt für einen Hinterhalt. Habt ihr das geschafft, geht ihr direkt Richtung Norden in Richtung Three Rivers. Dort gibt es noch einiges an Zivilisation, grenzt aber direkt an ein Gebiet und Territorium des Kultes. Seid dort äußert vorsichtig. Wenn Stanes…“ Er korrigierte sich schnell. „…Toskes Aufzeichnungen vor seinem Wahnsinn richtig sind, dann findet ihr südlich von San Antonio das Forschungslabor in einem Vorort. Das Gebäude soll eine Festung sein, seid dort doppelt vorsichtig, wahrscheinlich gibt es dort sehr viele Untote. Oder diese Mutationen, von Denen schon berichtet wurde.“ Er nickte in Richtung Evi und Andrea, die dem Bürgermeister, Sara und ihm bereits Bericht erstatteten und diese seltsamen Vorkommnisse erklärt hatten.
Danach herrschte Ruhe und es wirkte, als würde jeder der 18 Freiwilligen seinen Gedanken nachhängen. „Ich habe zwei Schweine gekillt.“ warf Sara strohtrocken in die Stille hinein und rieb an ihrer Schussverletzung. Obschon der Arzt es verboten hatte.
Geändert von Daen vom Clan (17.09.2015 um 22:34 Uhr)