Eryn erreichte die Siedlung zu ihrem Glück ohne weitere Zwischenfälle. Wenn man den hohen Flüssigkeitsverlust über ihre Augen nicht als Zwischenfall sah. Doch die Barfrau schob das eigene Weinen auf die vielen kleinen Sandkörner, die ihr in die Augen flogen. Zumindest teilweise hatte sie damit Recht.

Kaum war die Grenzen zu Sheng's Hope überquert, fiel ihr Georgina ins Auge. Die schmerzenden Füße der 25-Jährigen nahmen wieder Geschwindigkeit auf, zu wütend war sie. Diese •••••••• würde bekommen, was sie verdiente.

"Hallo Eryn, ich bräuchte deine Hilfe um Sara zu überzeugen...", hörte sie Frank sagen. Er ließ weitere, erklärende Worte folgen, die sie nur fauchend abtat, ihre Augen, in denen Trauer und Wut lagen, noch immer in Richtung der Tochter des Adeligen gerichtet. "Kümmer dich um deinen eigenen Scheiß!" "Alles okay Eryn?", folgte aus seinem Mund. Er hatte sie glücklicherweise nicht gehört.

Die Schönheit seufzte auf und stoppte dann doch. Sie sah ihn an. Er wirkte ehrlich bedrückt, gleichzeitig besah er sie sorgenvoll. Was für ein Kerl. Er hatte so große Sorgen und kümmerte sich dennoch auch um ihre. "Alles Gut, ich war nur in Gedanken... Stress mit Derreck!", deutete sie ehrlich an. Im Augenwinkel konnte sie erkennen, wie Georgina ging, ihr vorerst entkam, wohl nicht mal Notiz von der heranrauschenden Eryn genommen hatte. Womöglich war das besser so. Und was Frank da erzählte, war wichtig. Auch sie selbst fühlte sich verantwortlich für dieses Kind, war sie doch dabei gewesen, als Will der Mutter half, es auf die Welt zu bringen. Ein kurzes Hochgefühl durchströmte sie. Wer auch immer es war - dieser jemand hatte es geschafft. das Baby aus den Händen dieses abartigen Clans zu holen. "Ich schau' mal, was ich machen kann. Kommst du mit?", fragte sie und ging dann vor.

Als Sara die beiden erblickte, konnte Eryn sie nahezu seufzen sehen. Sie schien zu wissen, wofür der Ex-Polizist sie geholt hatte. Die Verletzte schien die Hoffnungen nicht lange aufrecht halten zu wollen. "Eryn, ich habe Frank bereits gesagt..." - "Ich weiß, was du Frank gesagt hast!", unterbrach die Irin sie. Sie nutzte die Wut auf Georgina aus, kanalisierte diese, um Energie für die bevorstehende Überzeugungsarbeit aufbringen zu können. Höflichkeit und schmeichelnde Worte brachten sie nicht weiter, genau so wenig wie sie glaubte, die fleißige Frau mit ihrem Charme und ihrem bezaubernden Äußeren reizen zu können. "Und ich wäre nicht hier, wenn ich auch nur im Geringsten daran zweifeln würde, dass du ihm helfen kannst und sollst!" Wieder öffnete Sara den Mund, doch wieder kam die Barfrau ihr zuvor. Vielleicht war es tatsächlich ihre Wut, die sie die Initiative ergreifen ließ, vielleicht war es die Verletzung, die "Foreman" hemmte.

"Ich war dabei, als Will das Kind... rausholte. Und irgendwer hat es hierher gebracht, um ihm wenigstens eine Chance auf ein normales Leben zu geben, weit genug weg von diesen... Schweinen. Ich weiß, dass du die Hilfe nicht aus Boshaftigkeit ablehnst und deine Gründe hast, aber das Kind hat eine Zukunft verdient. Schon seine Mutter hatte die nicht." Sie dachte an die Umstände, unter denen Frauen auf der Farm gehalten wurden. Hätte sie nicht den Schutz der Siedlung, hätte sie damals den falschen Ort gefunden - nicht Sheng und Derreck, sondern die Orchards erreicht -, hätte es ihr genau so gehen können. "Frank und Silvia sind die besten Eltern, die es an einem Ort wie diesem geben kann. Thomas steht ein fantastisches Leben bevor, und...", sie sah kurz Hilfe suchend zu Frank. "Richard." - "... Richard kann es genau so gehen, die Weichen sind gestellt." Sie vermittelte Optimismus, malte ein positives Bild von der Zukunft des Kleinen, um Sara dann nur härter zu treffen: "Aber die besten Eltern der Welt können keine Nahrung ersetzen. Und so wird die kleine Familie hungern oder sich irgendwann doch dazu entscheiden müssen, den Jungen wegzugeben, weil er der zusätzliche Mund ist, der nicht mehr gestopft werden kann. Und gerade in den nächsten Wochen muss Silvia alleine ohne die Hilfe ihres tapferen Mannes auskommen. Und als die tolle, liebevolle Mutter die sie ist, wird sie früher oder später alles tun, was dazu gehört, als Mädchen für alles für Morris oder als unterbezahlte Sklavin auf den Feldern von Floyd-Williams arbeiten, sich überanstrengend und darunter leiden, wie die heruntergekommenen, jungen Gestalten dieses Dorfes, die mit Waffen spielen." - sie sah demonstrativ auf die versorgte und umwickelte Wunde am Bein der Frau, die ihr gegenüber stand, atmete tief und bedeutsam ein.

"Frank erwartet nicht, dass du ihr etwas schenkst. Silvia braucht keine Almosen, nur einen angemessenen Job und eine Vergütung, die es ihr ermöglicht, Richard für's Erste gesund wachsen zu lassen. Er will nur eine Chance!" Dann grinste sie Sara erstmals an. "Frank und auch ich kommen zwar erst wieder, wenn wir unsere Aufgabe erledigt haben, aber... ich habe gehört, dass sie im Dusty Derreck's große Gefallen gegen viele Getränke tauschen!" Sie zwinkerte der Verletzten zu. "Lass dies einen solchen Gefallen sein. Verliere nichts und gewinne so viel - lass andere gewinnen!"