Ergebnis 1 bis 20 von 162

Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Station 1 - "Wave Shengs Hope Goodbye"

Baum-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #15
    "Bleib stehen!", forderte sie.

    Eryn lief ihrem Chef, dem ersten Impuls folgend, hinterher. Sämtliche echte und eingebildete Berührungsängste gegenüber dem oberflächlich widerwärtigen Derreck ignorierte sie, als sie nach seinem Oberarm griff. "Du kannst nicht gehen", sagte sie eher bittend und fand im ersten Moment keine rechtfertigende Erklärung. "Komm mit mir... zurück nach Sheng's Hope." Der lebensmüde Mann lachte kurz, spuckte mehr aus Gewohnheit auf den trockenen Boden. Seine Mimik drückte nichts als Spott aus. "Stell dich nicht naiver als du bist, Eryn. Wir beide wissen, dass das nicht geht!"

    Ihre Finger, die für einen Moment fast an seinem dreckigen Ärmel gezerrt haben, fuhren - nein - fielen den Stoff nun langsam und ohne festen Halt herunter, bis der Kontakt verloren ging. "Es muss gehen!", fluchte sie fast und besah sich den Boden, über dem der seichte Wind Sandkörner aufwirbelte. Aus den Gedanken rissen sie Schüsse, aus dem Westen kommend. Irgendwo zwischen Sheng's Hope und der Farm der Orchards. Hatte jemand diese fürchterliche Familie aufgemischt? Vielleicht dem Neugeborenen die Chance auf eine friedliche, schöne Zukunft erhalten? Zukunft. Ihr Blick widmete sich wieder dem Mann vor ihr. Er sah für sich selbst keine Zukunft mehr - und das wegen ihr.

    "Ich werde sehr bald gehen!", erstaunte sie ihn aus dem Nichts. Seinen fragenden Gesichtsausdruck konternd, klärte sie ihn darüber auf, was in der Siedlung Großes passiert war, erzählte von Shengs Ansprache und dem Abenteuer, an dem sie teilnehmen würde. Ihr war nicht nach einem positiven Ausblick, doch trotzdem versuchte die 25-Jährige Optimismus zu vermitteln. Vielleicht würde er bleiben, wenn die berechtigte Hoffnung bestand, dass die Welt sich ändern konnte. "Sheng bleibt in der Stadt. Du kannst zu ihm gehen, dich vorerst wegsperren lassen. Irgendwo versteckt, wo kein Floyd-Williams und auch keiner seiner Leute dich findet. Und wenn wir wiederkommen, sieht alles ganz anders aus. Vielleicht schaffen wir es dann, uns ihm zu widersetzen!" Sie seufzte. "Der Kerl kann mit sowas nicht durchkommen, Derreck."

    Ein weiterer Einfall verdrängte den ersten. "Oder du kommst mit, das Heilmittel zu eskortieren. So tust du, was Floyd-Williams sagt, bleibst nicht im Dorf, und... außer Sheng weiß es niemand.... naja, gut: Vielleicht die Person, die ihn informiert hat, aber... aber da bist du sicher. Jedenfalls so sicher wie jeder andere von uns!" Sie klang verzweifelt, und genau so schien er auch wahrzunehmen. Er regte sich nicht, doch sein Blick kam der Barfrau eindeutiger vor als jedes "Nein" und heftige Kopfschütteln dieser Welt. Sie hatte verstanden. Und wie zu häufig in den letzten Tagen musste sie ihre Tränen zurückhalten.

    "Dann... will ich dich nicht länger aufhalten. Ich war dir wohl genug göttliche Strafe!", resümierte sie enttäuscht, sich an seine stechenden Worte erinnernd. "Ich glaube nicht daran, aber ich hoffe, dass du deine Meinung änderst. Dass du zurück kommst. Dass ich dich nicht zum letzten Mal sehe." Sie lächelte bitter. "Komm her, du Idiot!" Eryn zog ihn an sich heran, ließ ihm keine Chance, die folgende Umarmung zu verhindern. Ihre Hände drückten fest gegen seinen Rücken, pressten ihn an ihre Brust - doch nicht erotisch; liebevoll. Bevor die unerwünschten Tränen sie übermannen sollten, ließ sie ihn wieder los, um direkt einen großen Schritt nach hinten zu wagen.

    Du bist ein Spielzeug, das die Götter einsetzen, um die Glücklosen dieser Erde zu strafen.

    Seine Worte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Ein vielleicht letztes Mal richtete sie das Wort an ihn, während ihre Finger in den eigenen Nacken glitten. "Du bist glücklos, häh?", fragte sie, doch kannte die Antwort. Sie zog sich die wertvolle Kette vom Hals, die Morris ihr gegeben hatte, und griff mit den Fingern der zweiten Hand nach seiner, öffnete die Finger, unter deren Nägel sich der Dreck vieler Jahre gesammelt hatte. "Wenn du von mir weggehen musst, um dein Glück zu finden, ist das wohl so. Aber diese... Erinnerung an mich soll dir Glück bringen." Sie legte das Silber in seine Handfläche, schloss seine Finger wieder und warf einen letzten Blick in seine traurigen Augen. Dann drehte sie sich um, um im Schutze der steinernen Naturbauten den sicheren Weg zurück in die Siedlung zu finden.



    Geändert von MeTa (14.09.2015 um 00:41 Uhr)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •