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Young Imperial Combo
So nah und doch so fern. Evi starrte eine Weile lang durch das Gitter auf die wertvolle Beute und wünschte sich, alleine ihre Willenskraft würde die dünne Barriere zwischen ihnen einfach verschwinden lassen. Das Gitter hatte an einigen Stellen die rötliche Farbe von Rost angenommen, wirkte aber immer noch recht stabil. Mit einem leichten Schaudern erinnerte sich die Taucherin an die verdreckte Decke, die sich in einem Raum nicht allzu weit entfernt bedenklich bewegt hatte. Natürlich konnte es auch nur eine Ratte gewesen sein, aber riskieren wollte sie nichts. Das Gitter musste ab, ohne das halbe Schiff aufmerksam zu machen.
Erst versuchte sie es mit sanftem Drücken, aber die Barriere gab kaum nach, weil Evi kaum Kraft in ihre rechte Hand legen konnte. "Scheiße.", fluchte sie leise, und zog sich unwirsch ihre Bandana vom Kopf. Sie war ziemlich durchnässt und kalt - eigentlich perfekt. Erst versuchte sie, mit dem feuchten Stoff, den sie in das Gitter wickelte, ebenjenes nach innen zu ziehen, aber schnell war ihr klar, dass es sich nur in die andere Richtung öffnen ließe. Also band sie ihre Bandana um ihre rechte Hand. Das Wasser hatte die Temperatur einer abgestandenen Brühe gehabt, aber jetzt - wieder im Trockenen - fühlte sich der feuchte Stoff angenehm kalt an. Und der Druck gab Evi das Gefühl, ihr kleines Handicap professionell behandelt zu haben.
Nun versuchte sie also, das Gitter mit beiden Händen in den Raum zu drücken, und schaffte es immerhin, eine Seite so zu verbiegen, dass die Ecken nur mehr lose befestigt schienen. Den letzten Schub verpasste sie dem Ding mit ihrem Fuß, und dann war es endlich geschafft. Die letzte Aktion war nicht völlig stumm verlaufen, aber besser, als Evi Anfangs erwartet hatte.
Trotzdem wollte sie sich beeilen. Sie verstaute die trockene Munition in den Außentaschen, und die Gewehre so halb, aber gut befestigt, in der Haupttasche ihres Rucksacks, wo sie leise gegen den Korkenzieher klackerten. Die Taucherin musste ein bisschen grinsen - der Wert ihrer Besitztümer war soeben ungefähr unendlich mal gestiegen. Auch wenn das Zeug jetzt natürlich allen in der Gruppe für die Sarg-Pilgerei zur Verfügung stehen würde.
Zufrieden, und nur noch mit ein paar schnellen Blicken, um auch ja nichts zu übersehen, machte sich die Taucherin schließlich auf den Rückweg.
Obwohl das Gewicht ihres Gepäcks deutlich schwerer war, fiel ihr die Strecke nun leichter. Wahrscheinlich, weil sie so beflügelt von ihrem Erfolg war. Deshalb grinste sie auch schon zehn Minuten, bevor sie überhaupt vor dem Dusty Derrecks ankam, bis über beide Ohren.
"Ich melde mich zurück!", sagte sie schließlich in eine unbestimmte Richtung, als sie angekommen war, und stellte stolz ihren Rucksack ab, aus dem unverkennbar die Waffen ragten.
Geändert von Lynx (11.09.2015 um 22:21 Uhr)
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