Ergebnis 1 bis 20 von 162

Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Station 1 - "Wave Shengs Hope Goodbye"

Baum-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #27
    Immer wieder lugte Jäger um die Ecke, den gummierten Griff seiner Kletteraxt hielt er fest in seiner Hand umklammert, bereit jederzeit zuzuschlagen. Der Kerl auf dem Wachturm hatte sich über die Brüstung gelehnt und rief etwas zu einem Mann, der gerade von einem Anderen am Arm gehalten wurde. Er hatte Verbrennungen im rußgeschwärzten Gesicht, zog beim Gehen das Bein nach und der Kopf war mit einem rot befleckten Verband umwickelt. Sein Helfer blieb stehen und reckte den Kopf zum Wachmann hoch, während der Humpelnde sich kaum auf den Beinen halten konnte und immer wieder am Arm hochgezogen werden musste. Nur zu, nehmt euch Zeit und sprecht euch aus, dachte Jäger und blickte wieder zu Niki, der sich eifrig auf die Werkbänke gestürzt hatte, auf der Suche wertvollen Materialien. Es handelte sich um eine alte Garage, die seit dem Ausbruch der Apokalypse leer gestanden hatte und von den Buccaneers gefunden wurde. Es gab zwei Räume; in dem Größeren wurden an den Wänden entlang Werkbänke und Holztische aufgestellt. Im Kleineren befand sich eine Art Lager, wo Kisten aufgestapelt standen und Stoffsäcke den Boden säumten. Ein schmaler Durchgang gewährte einen begrenzten Blick in den jeweils anderen Raum.

    Eryn war hinter den Kisten im anderen Raum aus Jägers Blickfeld verschwunden und Léo hatte die Anweisung erhalten ihr dabei Gesellschaft zu leisten. Die Leute hier hatten wohl andere Probleme, als in ihrer Werkstatt herumzustehen. Der Angriff hatte sie mitgenommen, nun verkrochen sie sich in ihre Zelte, offenbar ohne einzusehen, dass sie ihr Lager nicht länger halten können. Sollten die Vultures erneut hier einen Besuch abstatten, dann hätten die Bucas nichts um ihnen etwas entgegenzusetzen. Selbst am helllichten Tag konnten vier Leute in das Herzstück vordringen und unbemerkt die Regale leerräumen. Was würde wohl passieren, wenn die Angreifer zurückkommen.

    Jäger spitzte die Ohren. Hatte er gerade Worte vernommen? Ihm war so, als hörte er den Klang einer tiefen, männlichen Stimme. Sie kam etwa aus der Richtung, in die Eryn und Léo verschwunden waren. Während Niki mit den Werkbänken beschäftigt war, pirschte er sich vorsichtig hinter eine Reihe von hüfthoch gestapelten Kisten und spähte in den kleineren Raum hinein, und zwar dort, wo er den Ursprung der Stimme vermutete. Seine Augen hefteten sich zunächst auf den regungslosen Körper, der in einer Blutlache lag. Wo einst sein linker Arm gewesen war, klaffte nur noch eine dunkle rote Wunde, aus dem Stumpf troff das Blut unaufhörlich auf den Boden. Léo kauerte daneben, umringt von dem roten See, der sich immer weiter auszubreiten schien, bis es irgendwann den gesamten Raum füllen würde. Mit dem Rücken zu Jäger stand ein breitschultriger Mann mit sehr kurz geschnittenen Haaren und freiem, sonnengebräuntem Oberkörper. Auf seinem Rücken zeichneten sich zahllose Konturen und Formen ab, wanden sich in schwarzer Farbe um seine Hüften und Schultern. In dem Licht war es schwierig auszumachen, was die Formen genau darstellten sollten, aber Jäger tippte auf Auszeichnungen und bestandene Initiationsriten. Gruppen, die es schneller schafften die Paradigmen der zivilisierten Welt abzulegen, hatten sich in den letzten Jahrzehnten zu barbarischen, stammesähnlichen Gemeinschaften entwickelt. Man erkannte an den Tätowierungen, welchen Rang die Person hatte und ob sie durch bestimmte Prüfungen Respekt oder als das schwächste Glied Ablehnung verdiente.

    In seiner Hand glänzte matt eine silbergraue Machete, die scharfe Klinge berührte Léos Hals. In dem Moment als er merklich seine Schultern hob und die Lungen mit Luft füllte um das gesamte Lager zu alarmieren, preschte Jäger hinter den Kisten hervor und stürzte sich auf ihn, kurz bevor der Schrei seinen Mund verlassen konnte. Im Würgegriff umschloss Jäger dessen Hals mit seinem Arm, während er ihm den anderen Arm quer aufs Gesicht drückte. Der Andere fing an sich keuchend zu wehren, schwang den stämmigen Körper herum und sprang mit dem Rücken gegen die Wand, damit Jäger den Griff lockern würde. Er klemmte ihn förmlich zwischen sich und dem kalten Stein der Werkstattwände ein. Doch Jäger hielt sich beharrlich fest, presste ihn mit aller Kraft noch stärker an sich heran, während der Rest seines Körpers schlaff von dem Buccaneer herab hing und federleicht bei jeder Bewegung mitschwang. Spitze Ellbögen schossen plötzlich nach hinten und malträtierten mit jedem Schlag Jägers Hüften und Rippen. Wieder versuchte er zu schreien, doch aus dem weit aufgerissenen Mund kam nur leises Keuchen und Gurgeln. Eine trockene, rosafarbene Zunge schob sich ins Freie, unter einem blau angelaufenen Gesicht. Die Augen waren geweitet und kurz davor aus dem Kopf zu springen. Jäger fühlte, wie allmählich die Kraft aus den Gliedern seines Gegners wich. Dieser sackte leicht nach unten bis Jäger wieder den Boden unter seinen Füßen spürte. Er drückte sich sachte mit einem Bein von der Wand hinter ihm weg um den fast Bewusstlosen so umzudrehen, dass nun er ihn an die Wand quetschen konnte. In wenigen Sekunden werden sie dann gemeinsam an der Wand entlang zu Boden sinken und es würde wieder Ruhe einkehren. Doch irgendwo schien der Buccaneer noch Kraftreserven gelagert zu haben, die er nun anzapfte, den Körper schlagartig aufrichtete und mit einem heftigen Sprung sich selbst und Jäger gegen einen hohen Kistenstapel katapultierte. Jäger musste selber einen Schrei unterdrücken, während die ganze Luft aus seinem Körper entwich. Er war eingeklemmt zwischen staubigem, stinkendem Holz und dem bemalten, schweißnassen Rücken des Buccaneers, der zwar immer noch angestrengt versuchte Luft in seine Lungen zu pumpen, aber dennoch die Kraft dazu fand, sich gegen Jäger mit vollem Gewicht zu stemmen. Besorgt stellte Jäger fest, dass sich sein Griff nach und nach lockerte. Der Andere musste es ebenfalls gespürt haben und erhöhte nochmals den Druck, indem er die ganze Kraft in seine Beine legte.

    Die Kämpfenden steckten nun in einer Art Wettlauf. Wer als erster ohnmächtig wird, verliert. Währenddessen hatte sich die Blutlache über den Großteil des Bodens verteilt. Der Buccaneer beugte seinen Oberkörper leicht nach vorn, um anschließend mit etwas Schwung den Hinterkopf in Jägers Gesicht zu stoßen. Seine Knie machten sich bereit, das gesamte Gewicht in den Stoß zu legen. Bei dem Versuch sich ruckartig aufzurichten, rutschten seine hohen Stiefel an den dicklichen roten Blutlinien aus, die zwischen den verwitterten Holzdielen langsam an sie heran gekrochen waren. Die Sohlen glitschten nach vorne, als wären wie aus dem Nichts Räder unter ihnen erschienen. Die Beiden fielen zu Boden und zwar so, dass Jäger auf ihm drauf zum Liegen kam, den Griff in dieser Haltung noch verstärkend. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Léo mit ihrer Machete in der Hand auf sie zukam. Jäger suchte rasch ihren Blick, schüttelte mit aller Kraft den Kopf und formte die Lippen zu einem deutlichen Nein, den er leise aushauchte.

    Aus dem anderen Raum war bereits Niki hinzugekommen, der den Aufprall gehört haben musste. Seine Augen weiteten sich, als er die sich ihm bietende Szene vorfand.

    Er rief im Flüsterton: "Was um Himmels Willen ist hier passiert? Seid ihr okay? Warum fehlt dem dort ein Arm?"

    Léo stand etwas unschlüssig da, mit der Machete immer noch im Anschlag, bereit sie dem Buccaneer in den Kopf zu rammen, sollte sich dieser wieder aufrichten. Doch dazu kam es nicht. Dessen Körper erschlaffte, während er von schwachen Zuckungen geschüttelt wurde. Die Lider schoben sich langsam über die geweiteten Augen bis nur noch das Weiß durch kleine Schlitze sichtbar war. Jäger lockerte sofort seinen Griff, rappelte sich umständlich auf und hielt zwei Finger an dessen Hals. Der Puls war schwach, aber das Herz pochte vor sich hin.

    Er sah Niki an, der immer noch etwas perplex dastand. Als Niki Jägers Stimme vernahm, wurde er aus seinen Gedanken gerissen.

    "Draußen alles gut?", fragte Jäger nach Luft schnappend, aber ohne Zittern oder Aufregung in der Stimme.

    "Ja. Glaube ich.", sagte Niki etwas unsicher, ohne den Blick von der armlosen Leiche zu nehmen. "Als ich den Krach gehört habe, sagte ich Eryn sie soll kurz den Eingang bewachen und kam dann rüber. Was ist denn hier passiert?"

    Léo steckte die Machete weg und trat mit dem Fuß gegen den Toten. "Wir haben auf zivilisierte Weise unsere Differenzen beigelegt. Wonach siehts denn für dich aus, imbécil?"

    "Ja, das sehe ich. Und was zum Teufel ist eigentlich dein Problem mit mir?"

    Sie ignorierte ihn und trat an Jäger heran, der gerade dabei war, dem Buccaneer mit einem durchsichtigen Kabelbinder die Hände auf dem Rücken zu fesseln.

    "Was machen wir mit ihm?", wollte sie wissen.

    Achselzuckend richtete Jäger den bewusstlosen Körper so auf, dass er ihn an die Kisten lehnen konnte. Der Kopf hatte etwas von dem Blau verloren und hing nun schwer über seiner nackten Brust.

    "Ich ihm Fragen stellen. Wer weiß, vielleicht er sagt wo mehr Zeug versteckt oder andere Lager preisgeben. Wir ihm geben zwei Minuten, okay? Wenn er nicht wacht auf, ich wach ihn auf."

    Jäger hob die Machete des Buccaneers vom Boden und klopfte mit den Knöcheln gegen die flache Seite der Klinge. Damit blieb er neben dem Bewusstlosen stehen, während sich Léo an Niki vorbeidrängte und aus dem Raum ging. Niki schaute sich das Blutbad nochmal kurz an, schüttelte leicht den Kopf und verschwand ebenfalls.

    Geändert von truecarver (17.09.2015 um 16:32 Uhr)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •