Eryn fühlte sich fantastisch. Sie war obenauf. Wem sonst gelang es, sich eine erstaunlich gute Massage geben zu lassen und dafür noch etwas zu bekommen? Wohl nur ihr. Was auch immer für Dunkelheiten sich in den letzten 24 Stunden in ihre Seele geschlichen hatten - man schien sie der Barfrau nicht anzumerken. Wäre die Welt so, wie sie sie kaum kennengelernt hat, würde sie wahrscheinlich eine verdammt gute Schauspielerin sein, die die Männer vor den Bildschirmen zusätzlich die Köpfe verdrehte. Das weibliche Pendant zu den einst berühmten Männern, von denen ihre Mutter immer geschwärmt hatte: George Klinsey, Richmond Gere und Hugh Jackman, oder wie sie nicht alle geheißen haben. Wahrscheinlich waren das nun noch ältere Männer. Oder sie waren den Umständen zum Opfer gefallen. Oder einfach an Altersschwäche verreckt.
Doch das sollte die 25-Jährige nicht stören. Sie war in der Blüte ihres Lebens und würde noch viele Jahre die Bewunderung der Personen um sie genießen können, bis sie selbst irgendwann ergraute. Vielleicht stünde ihr dann ein Leben als Köchin bevor - das war schließlich auch eines ihrer Talente. Oder sie würde selbst die Bar übernehmen. Oder irgendeine andere Bar dieser Welt. Wer wusste es schon? Vielleicht würde die Erde ja bald tatsächlich wieder aussehen wie vor langer Zeit; durch ihre Mithilfe.
In einem - den Umständen entflohenen - Anfall von Optimismus und Tatendrang, nahm sich Eryn vor, ihr letztes Problem in den Griff zu bekommen. Derreck musste irgendwo sein. Das letzte Mal als sie ihn gesehen hatte, war sein Blick ihr gegenüber fast angewidert, hatte sie dem jungen Raoul doch mindestens die Nase gebrochen. Die aufkeimende Schuld schluckte die Femme Fatale herunter, bevor sie ihr die Laune vermiesen konnte.
Sie warf einen Blick in Richtung Leuchtturm. Ihr Chef hatte sich in stillen Momenten gerne dort aufgehalten, doch nun herrschte auch dort reges Treiben. Frank und Doc Strider schienen das Bauwerk zu bevölkern, und auch Stutton war da ja noch. In Gedanken ging sie die Orte durch, die der Gründer des Pubs sonst aufgesucht hatte, wenn ihm nicht nach Gesellschaft gewesen ist. Da kamen ihr die Baffin Hills in den Sinn. Es gab dort eine kleine Steinformation vor der Felsenge, in die man besser keinen Fuß setzte, wenn sie nicht durch regelmäßige Patrouillen abgesichert wurde.
So sattelte Eryn ihren Rucksack, den Anschein machend, Sheng's Hope wieder für etwas wie den Orchard-Handel verlassen zu wollen. Dieses Mal sollte ihr Weg sie in Richtung Südosten führen. Trotz aller zwielichtigen Sicherheiten war sie vorsichtig, bewegte sich nur zu gerne langsam und zwischen Felsen. Einsam und allein wäre sie unvorsichtig ein zu gutes Opfer für einen Überfall oder Schlimmeres. Ol' Cletus und seine Jungs waren furchtbar genug, jedoch noch lange nicht das Maß aller boshaften Dinge in der Gegend. In diesem Wissen schlich die 25-Jährige sich im Schutze der Schatten werfenden Naturgebilde und ihrer tänzerischen Gewandtheit vor, bis sie die erwartete Steinformation erblickte, die skurril genau das Bild eines Halbmondes traf. Schon von Weitem sah sie ein Bein auf einer Seite herunterhängen, in dreckigen Lumpen gehüllt, die lange keine Wäscherei mehr von innen gesehen hatten. Es konnte nur Derreck gehören.
Und tatsächlich - als sie näher kam, sah sie seinen krummen Körper dort eingefallen im steinernen Mond sitzen, hörte die traurigen, schrägen Klänge seiner alten, von Rost zerfressenen Mundharmonika, die er in all den Jahren nie zu beherrschen gelernt hatte. Sie trat näher, vorsichtig, um den Mann nicht aufzuschrecken, den die letzten Wochen sicher schreckhaft gemacht haben. Und dann räusperte sie sich. Einerseits, um sich anzukündigen und andererseits, um den trockenen Staub und Sand, der in der Luft lag, aus ihrer Kehle zu befördern. "Derreck?, bat sie dann mit sanfter Stimme um seine Aufmerksamkeit. "Derreck, ich muss mit dir reden!" Sie gab sich ernst - angemessen ernst. Seine Musik verstummte, er sah sie an. In seiner Miene lag Leid, Kummer, doch auch Sehnsucht und ein kurzes, wenngleich bitteres Lächeln, als er ihr in die Augen und auf die Lippen blickte. "Eryn!", stellte er lethargisch fest.
Die Angestellte trat näher an ihren Chef heran. Sie setzte sich neben seine Füße, die er bewusst etwas zurückzog, zuvor noch kurz den Dreck mit den Sohlen wegwischend, ohne wirklichen Erfolg. "Derreck, Sheng weiß, was passiert ist!", sagte sie dann ernst und sah ihn an. "Irgendwie muss er es mitgekriegt haben... er ließ mich abfangen, als ich von den Orchards zurückkam." Sie konnte den Ausdruck auf dem Gesicht ihres Chefs nicht klar definieren, doch eine fragende Tendenz lag allemal darin. Wahrscheinlich verstand er nicht, warum sie hier war. Er musste glauben, dass sie vor einer Festnahme geflüchtet war. Doch Eryn ließ mögliche Fragen nicht lange offen. "Ich habe ihm gesagt, dass du es alleine gemacht hast", gestand sie und setzte sofort einen entschuldigenden Gesichtsausdruck auf. Ein Moment von echter Scham war ihrem Gesicht abzulesen. "Es tut mir Leid, ich bin soo feige!", schüttelte sie den Kopf. "Du hingst komplett drin, ich habe nur meinen eigenen Kopf aus der Schlinge ziehen können. Glaub mir, ich hätte dich gerettet, wie du mich gerettet hast, aber dafür wusste er zu viel." Sie sah beschämt zur Seite. "Ich habe gesagt, dass du den Jungen mit der Pfanne geschlagen hast, bevor ich reagieren konnte. Dass du dann abgehauen bist und ich nicht wusste, was ich tun soll." Sie ließ eine kurze, bedeutsame Pause folgen, die ausdrücken sollte, dass sie sich selbst verabscheute. Das tat sie nicht wirklich, doch zumindest empfand sie etwas Reue. "Aber Sheng versteht dich, Derreck. Er findet es genau so ehrenhaft wie ich es finde. Er sagt, dass ich daran denken soll, dass du es aus Liebe zu mir getan hast - und das tue ich." Das tat sie wirklich. Und es verwirrte sie zutiefst. "Aber er sagte auch, dass er nicht umher kommen wird, dich für deine Tat zu bestrafen", schloss sie schließlich ab und sah ihm in die kümmerlichen Augen, seine Reaktion abwartend. Sie war ehrlich zu ihm, spielte kein doppeltes Spiel, sondern gestand ihre Fehler. Das war mehr Geste als jeder andere von ihr zuletzt erfahren hatte.
Derreck blickte sie mit einer Bitterkeit an die zeigte, dass er alles in seinem Leben verloren hatte und sich eigentlich wohl nur zum Sterben hier zurückgezogen hatte.
Und dann sagte er etwas so Geistvolles, wenngleich in ihren Augen vielleicht nicht unbedingt korrektes, dass sie sich den Satz unbewusst wahrscheinlich immer merken würde:
"Du bist ein Spielzeug, das die Götter einsetzen, um die Glücklosen dieser Erde zu strafen."
Derrecks Haut war mittlerweile puterrot, seine Lippen aufgesprungen, der Sonnenbrand, der sich bei diesem Mann anbahnte, würde schrecklich sein und ihn wahrscheinlich noch mehr verunstalten, als er es jetzt schon war.
"Sheng?" Er lachte bitter auf. "Der "echte" Bürgermeister dieser Stadt hat mich vertrieben. Gesagt, ich darf nun gehen und die Stadt verlassen. Damit das Verschwinden von Raoul mit mir zusammenfallen würde."
"Was hast du mit Raoul gemacht?", fragte Eryn mitfühlend und plötzlich spürte sie einen Kloß in ihrem Hals, denn seine Tat würde genau IHR Handeln reflektieren. Sie schloß die Augen und wünschte sich so sehr, er würde ihr gleich eröffnen, dass er ihn freigelassen hatte und dass Raoul sich freudestrahlend davon gemacht hatte, glücklich und mit überraschend geheilter Nase entkommen zu sein...
Doch Derrick enttäuschte sie - wie so oft in ihrer gemeinsamen Zeit. "Ich habe ihn ausgeliefert." Er straffte sich und sein Blick war voller Selbstverachtung. "Ich konnte nicht anders. Ich stand schon mit ihm am Tor... das schwöre ich dir. Aber..." Er biss sich auf die spröden Lippen und diese rissen auf, einen feinen Blutstropfen offenbarend. "...ich musste die ganze Zeit an dich denken. Wie ich es so oft getan hatte, vergebliche Mühe. Nur diesmal musste ich daran denken, wie seine irre Tochter dir die Kehle durchschneidet. Wie sie mit dem Messer an dir herumspielt, wie sie es bei mir getan hat."
Eryn sog erschrocken die Luft ein - sie hatte Georgina für wunderlich und wenig mit ihr vergleichbar gehalten, aber für so eine Sadistin niemals. Der ehemalige Barbesitzer schnaufte geräuschvoll und nickte tonlos.
"Es ist dumm und hat mein Leben zerstört. Aber ich habe es für dich getan. Und ich würde es wieder tun. Immerhin... konnte ich in dieser kranken Welt wengistens Geüfhle zeigen. Und sind wir ehrlich, die Bar ist in deinen Händen viel besser aufgehoben." Er lächelte schief und entblößte seine grausam unappetitlichen Zähne.
Und damit wandte er sich von ihr ab und flüsterte leise: "Bitte mach was aus meinen Sünden. "
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Frank untersuchte weiter den Tatort, doch es war viel zu unaufgeräumt und dreckig. Es lag überall Müll und Unrat herum, Stofffetzen, Kisten, in denen sich Schrott auftürmte.
Dem Polizisten war klar, dass er nicht würde alles sinnvoll durchsuchen können, denn dafür hätte man sicherlich eine Armee gebraucht. Wenn er nur wüsste, wonach er Ausschau halten sollte?
Gab es irgendetwas, das Stutton mit dem Fall in Verbindung brachte?
Geändert von Daen vom Clan (12.09.2015 um 22:24 Uhr)
Frank sprach gerade mit Howard, dem alten Mikrobiologen und hatte ihn gebeten, sich die Leiche in Stuttons Leuchtturm anzusehen, als ihm ein Licht aufging. Etwas hatte ihn die ganze Zeit gestört. Er hatte nicht genau gewusst was es war aber er wusste da war etwas in dem Chaos, das Stutton seine Wohnung nannte und nun war ihm auch klar was.
"Stutton mit schwarzem Rucksack aufgegriffen. Weggeschickt." hörte er Wingman innerlich sagen als er diesen erblickte.
Der schwarze Rucksack! Wenn er den Fand, kam er vielleicht weiter. Der war es der Stutton mit dem Munitionsfall verband!
Nun sah man Frank deutlich die Erleuchtung an. Entschuldigen sie Howard aber ich muss dringend Los, ich habe eine Idee! Wir treffen uns im Leuchtturm! sagte der ehemalige Polizist noch und machte auf dem Absatz kehrt und eilte zurück in den Leuchtturm, um den Rucksack zu suchen. Der war hier garantiert. Doc! rief er Strider zu kommen sie mal runter und helfen sie mir Stuttons schwarzen Rucksack zu finden. bat er seinen Kollegen, als er mit Suchen begann.
Der Saustall, in dem Stutton gewohnt hatte, war wirklich schrecklich. Doc Strider und Frank mussten sich durch Müll, Fäulnis und Schimmel wühlen und es wurde langsam klar, warum Stutton nicht nur als wunderlich galt, es war offensichtlich, dass er seinen Verstand ebenfalls auf dieser Müllkippe verloren haben musste.
Vor allem fanden sie viele Dinge, die keinerlei Sinn ergaben, zerstörte Feldstecher, verbogene Ausrüstungsteile, die aussahen, als wären sie mutwillig zerstört worden.
Hinter einem Schrank fanden sie etwas, dass sie schockierte: Auf einem alten Korkbrett fand er mehrere Objekte, die sie als persönliche Objekte identifizierten. Diese waren fein säuberlich mit Nadeln auf dem Korkbrett befestigt und schienen das einzige zu sein, das er regelmäßig gepflegt hatte. Sie waren wie Schmetterlinge aufgespießt und das Korkbrett war an den Seiten so abgegriffen, als wäre es oft in der Hand gehalten worden.
Er sah eine Schwimmhose, ein paar Ohrringe, ein auffälliges Freundschaftsarmband und Frank wurde es flau im Magen. Stutton war dafür bekannt gewesen, früher oft am Strand und am Schiff unterwegs gewesen zu sein. Und was sie hier vor sich sahen, waren die Habseligkeiten Jener, die Frank offiziell als "beim Schwimmen und Tauchen vermisst" kannte. Keiner der Leiber wurde je wiedergefunden und so wurden sie für tot erklärt. Gerade das Tauchen im Schiff oder auch in der Bay - vor allem in der Anfangszeit, in der Untote noch im Uferschlamm lauerten - galt als sehr gefährlich und das war es heute noch.
Doc Strider erkannte dank seines geschulten Blickes, dass das Korkbrett seltsam dick war. Als der erfahrene Bastler es auseinander nahm, fanden sie eine doppelte Wand.
Mit Kohle stand dort geschrieben. "Es springt über und badet dich in Sicherheit. Familie."
Sie ließen das Brett vorsichtig auf eine Ablagefläche sinken und machten mit der Suche weiter.
Der "Doc" rief kurz nach Frank, als er unter einer Decke etwas hervorzog, das sie ein Koffer aussah. Als sie ihn vorsichtig öffneten, kam ihnen ein grausiger Gestank nach Fäulnis entgegen.
Darin befanden sich allerlei kleine Messerchen, Skalpelle und auch ein Korkenzieher, an dem noch einige schwarze Haarsträhnchen klebten. An allen Klingen waren eingetrocknete Reste von Blut zu erkennen, die beiden Männer blickten sich vielsagend an.
Und dann fanden sie endlich das Objekt, welches sie so lange gesucht hatten. Unauffällig und absolut leer.
Frank ließ frustriert und enttäuscht den Rucksack finden und schüttelte den Kopf.
"Hier MUSS etwas sein.", sagte er sich und begann unter dem Schrank zu suchen, wo er den Rucksack gefunden hatte. Tastend ließ er seine Finger fliegen und dann fand er einen kleinen Spalt. Als würde sich ein Teil des Bodens anheben lassen. Frank schwitzte in der Hitze dieses Turms und der Staub kitzelte seine Nase und beschmierte ihn mit einer dicken Schicht Flusen, doch es gelang ihm, eine Hand in das Loch zu bringen und erspürte und ertastete: Hülsen. Eindeutig in der Form von Patronen. Sie hatten die verschwundene Munition gefunden!
Munition +3 erhalten!
Der Koffer mit den "Werkzeugen" könnte einer besonders morbiden Person überantwortet werden und den Trait "Klingenkreuzer" generieren ODER als 1 x Handelsware eingesetzt werden.
Jetzt musste sich nur noch um Stutton selbst gekümmert werden, wer weiß, welche Geheimnisse ein Arzt ihm würde entlocken können?
Geändert von Daen vom Clan (12.09.2015 um 23:03 Uhr)
Frank kam nicht umhin zu grinsen. Sie hatten die Munition gefunden und das sogar schneller als erhofft und es war anscheinend auch noch so gut wie alles da. Es war nicht genug für die Reise aber es würde sie einen großen Schritt weiter bringen. Geschätzt war dies ungefähr ein Drittel der benötigten Menge. Seine Nase jedoch hatte einen hohen Preis bezahlen müssen. Es hatte ihm einiges an selbstbeherrschung abverlangt sich hier zu beherrschen. An sich war das Chaos kein zu großes Problem aber in Verbindung mit dieser Tödlichen Mischung aus Fäkalien und Verwesungsgestank war es fürchterlich.
Ich danke ihnen für ihre Hilfe hier Doc, ich glaube ohne sie hätte ich die Munition lange nicht so schnell finden können. Sagte Frank Behalten sie dieses Zeug hier für den Moment, ich glaube daraus lassen sich einige nützliche Waffen gewinnen oder wir könnten sie verkaufen. Wenn sie sich für die Waffen entscheiden Doc, könnte ich ihnen ein paar Handgriffe zeigen. meinte er noch und bedankte sich so für DOc Striders hilfe. Er war es schließlich gewesen, der in Wingmans Büchlein den Hinweis mit dem schwarzen Rucksack entdeckt hatte.
Dann sollten wir jetzt am besten gehen und unsere Beute bei Wingman abliefern, er wird sich sicher freuen sie wieder zu sehen. meinte Doc Strider. Frank nickte zur Antwort und begann die Munition in den schwarzen Rucksack zu schaufeln, mit dem Stutton sie wohl auch gestohlen hatte, daher war er das passende Gefäß für den Transport.
Gemeinsam machten sie sich auf zum Dusty Derrecks und als sie schließlich dort ankamen, kam er nicht umhin, seinen Rucksack Wingman und auch Sheng mit einem Ratet mal was ich gefunden habe! zu präsentieren. Die Umstände des Fundes waren traurig gewesen aber sie hatten Die Munition. Das war ein großer Erfolg.
Bei dieser Gelegenheit gab er auch Wingman seinen Schlüssel zurück. Vielen Dank für dein Vertrauen, dass hat bei der Auffindung der Munition sehr geholfen. bedankte er sich noch bei dem ehemaligen Kampfpiloten.
Wingman fielen fast seine liebevoll hergestellten Flaggennadeln aus der Hand, als Frank und Doc Strider mit der guten Nachricht zu ihm kamen und zudem den schwarzen Rucksack mit der Munition triumphal-laut auf einen der wenigen freien Tisch fallen ließen, so dass die Hülsen schepperten wie ein einfahrender Zug.
"Vor so guter Arbeit kann ich nur salutieren!", flüsterte der Pilot und es war offensichtlich, dass er widerstand, die Beiden in den Arm zu nehmen. "Ihr habt mir meinen Arsch gerettet, ich schulde euch was.", sagte er und wirkte zum ersten Mal seit Tagen etwas gelöster und etwas weniger nervös und getrieben.
Doch gegen seine wahre Natur kam er nicht an. Nachdem er mit einem fast ausgetrocknetem Edding einen großen grünen Haken an die Armory gesetzt hatte, blickte er sich wieder mit flinken Augen auf dem Rest der Karte um und verfiel wieder in stumpfes Brüten.
"Eine Ressource verletzt, mit der Munition stehen wir gut da. Aber Lebensmittel sind noch ein riesiges Problem." Es wirkte, als würde er mehr zu sich selbst sprechen.
"Habt ihr eigentlich die schwarze Robe und das blonde Haar als Beweisstück gefunden?", fiel ihm dann noch ein und Frank verneinte.
"Dann ist und bleibt es irgendwie doch ganz schön rätselhaft.", seufzte Wingman. "Was hatte Stutton dazu getrieben? Warum jetzt? Und was hatte er vorgehabt? Das passte alles wirklich nur schlecht zusammen und zumindest bei mir hinterlässt es ein mieses Bauchgefühl." Das Wingman im Grunde die Definition von Paranoia und "sich selbst zu stressen" war, ließen die Beiden vorsichtshalber unerwähnt, aber binnen Sekunden schoben sich dunkle Schatten auf Wingmans Gesicht und umwölkten seine Stirn. Es war offensichtlich, dass er sich gerade schreckliche Horrorszenarion ausmalte...
Geändert von Daen vom Clan (13.09.2015 um 10:07 Uhr)
Evi war nun fast völlig alleine, weil alle, die da gewesen waren, nun bei Haile in einer ruhigen Ecke des Gebäudes waren. Nur Wingman war geblieben und hatte emsig weiter Tische verrückt, Regale ausgeräumt und immer wieder seine geliebten Fläggchen für die Karte geschlichtet.
Evi hatte etwas lustlos ebenfalls ein paar Einrichtungsgegenstände hin- und her geschoben, ohne überhaupt nachzudenken, was sie da eigentlich tat. Das Bild von Creep mit dem Speer im Körper ging ihr nicht aus dem Kopf, und der vorhin kurze, aber eindeutige Schmerzensschrei half dabei nicht. Natürlich war es "da draußen" gefährlich, aber es mit eigenen Augen zu sehen, war einfach etwas anderes. Vor allem wenn es jemanden traf, der kurz zuvor das Zünglein auf der Waage für die Entscheidung gewesen war, selbst auf die Mission mitzugehen.
Aber keine zehn Pferde würden sie jetzt in die Nähe der Patientin bekommen, um nach ihr zu sehen. Sie hatte genug Beistand, und den Docs würde Evi ohnehin nur im Weg stehen. Aber irgendwie musste sie dieses Bild loswerden.
"Was mache ich hier eigentlich?", fragte sie sich nun plötzlich, als sie bemerkte, dass Wingman gerade fluchend einen Tisch verschob, den Evi eben erst dorthin gestellt hatte. Sie war ihm nun wirklich keine Hilfe, also schüttelte sie kurz den Kopf, als ob sie damit wieder zu Sinnen kommen würde, und widmete sich noch einmal dem Lageplan. Das Problem, einen geeigneten Partner zu finden, bestand nun noch viel mehr - jetzt wo alle entweder mit Haile beschäftigt, oder schon an einer Aufgabe waren.
"Ratet mal was ich gefunden habe!", hörte die Taucherin schließlich Franks Stimme. Er und Doc Strider lieferten einen Rucksack bei Wingman ab, der voll mit Munition schien. "Nice.", sagte Evi anerkennend und der Erfolg der beiden Männer rüttelte sie endgültig aus ihrer Lethargie. Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, dann kommt der Berg... nein, warte, andersrum ... Völlig egal.
"Hey Wingman, weißt du wo Jäger ist?" , fragte Evi den ehemaligen Piloten, der gerade die Armory auf der Karte abhakte und Frank und Strider irgendetwas Besorgtes zumurmelte. Ihr antwortete er nur abwesend: "Sagte was von duschen." Er wirkte nun wieder deutlich schlechter gelaunt als noch kurz zuvor. "Äh... weißt du, wo er wohnt?" Nun drehte Wingman sich mit einem gehetzten Blick zu ihr, der sie stumm zu fragen schien, ob sie noch ganz dicht war. "Hey, nein, ich will ihn bloß für eine Aufgabe.... ach, vergiss es. Ich finde ihn schon." Bei dem Kerl wusste man wirklich nie, was man erwarten sollte. Sie wandte sich nun von den Männern ab und trat vor das Dusty Derrecks. Wie schwer konnte es schon sein, eine Person unter... 200 zu finden.
Immer noch gut gelaunt und mit dem Sack Munition in der Hand, marschierte Vincent zum Marktplatz. So langsam aber sicher musste er sich wieder irgendwas zum bekritzeln besorgen, ansonsten würde das in all dem Chaos noch untergehen. Er marschierte also von Stand zu Stand, sah auf den ersten Blick aber nichts, was ihm irgendwie helfen könnte. Notfalls hätte er sich vielleicht eine Decke krallen und auf dieser rumschreiben können, aber ein Buch oder zumindest ein paar Dokumente waren ihm dann doch lieber. Als er die Hoffnung schon beinahe aufgegeben hatte, hielt einer der Händler tatsächlich ein Buch in die Höhe, sagte irgendwas von Science-Fiction und Opern, aber der Inhalt war Vincent relativ egal.
"Kann ich mir das mal anschauen?"
"Nur zu. Aber packen sie es bitte nicht zu grob an! Die Seiten haben schon ganz schön gelitten."
In freudiger Erwartung schlug Vincent also das Buch auf ... und erblickte viel zu eng bedruckte Zeilen. Die ursprünglichen Wörter waren dummerweise auch noch viel zu gut lesbar, als dass er einfach hätte drüberschreiben können. Am Anfang und am Ende gab es zwar relativ leere Seiten, aber die würde er vermutlich innerhalb weniger Abende füllen. Sehr klein zu schreiben könnte das noch ein bisschen in die Länge ziehen, aber selbst dann rechnete er nicht mit mehr als einer Woche.
"Sorry, aber damit kann ich leider nichts anfangen." Der Händler starrte ihn verwirrt an, hatte es doch nicht so ausgesehen, als ob Vincent auch nur eine Zeile gelesen hätte. Auf eine Debatte hatte er allerdings auch keine Lust. Davon gab es zuhause schon mehr als genug. Von daher nahm er das Buch mit einem gekünstelten Lächeln entgegen und begann es erneut zu bewerben nachdem Vincent sich entfernt hatte.
"Verdammt, dann gehe ich halt erst mal ..." Vincents Blick fiel auf einen alten Mann, der hinter wertlos aussehendem Plunder auf dem Boden saß. Er schien nicht wirklich auf der Höhe zu sein, wackelte er doch ständig von vorne nach hinten während seine Augen nur noch so halb geöffnet waren. Er bemerkte nicht mal seinen Kunden und tat dementsprechend auch nichts um seine Wahre feil zu bieten. Bei einem dieser Gegenstände handelte es sich um einen Zeichenblock. Einer, der offensichtlich vom Regen malträtiert worden war, aber das minderte den Wert heutzutage nur geringfügig.
"Darf ich mir den mal ansehen?" Der Händler zuckte kurz, reagierte ansonsten aber nicht. Von daher fiel Vincent auf die Knie und schnappte sich den Block. Zu seiner Überraschung war dieser nur zur Hälfte bemalt. Die Seiten waren zwar sehr gewellt und würden unter starkem Druck vermutlich reißen, aber immer noch besser als nichts. "Wie viel wollen ..." Als ob der Kerl reagieren würde. Von daher zog Vincent sein angeschlagenes Magazin aus der Pistole und warf es dem Händler vor die Füße. Immer noch keine Reaktion, dabei würden die meisten Händler mehr verlangen. "Das muss dann wohl reichen." Grinsend schnappte Vincent sich den Block und huschte von Dannen bevor der Händler protestieren konnte.
Pfeifend trat er schlussendlich ins Dusty Derreck, beinahe so gut gelaunt wie nach seinem erfolgreichen Diebstahl. "Hey Sheng," rief er dem Bürgermeister entgegen, welcher ihm noch vor Wingman in die Arme lief. "Schau mal was ich tolles gefunden habe." Er ließ den Sack zu Boden gleiten und präsentierte die Munition mit einem strahlenden Lächeln. Sheng ließ seinen Blick nach unten gleiten, aber an seiner betrübten Miene änderte das nichts. "Ein ganzer Batzen Munition!" führte Vincent fort. Seine Mundwinkel zuckten aber die von Sheng hingen weiterhin nach unten. "Ähm ... ist irgendwas passiert?"
Frank war irgendwie seltsam berührt von Wingmans überschwänglicher Dankbarkeit und wusste, das Wingman das mit dem Gefallen ernst meinte. Wingman war niemand, der Dinge einfach so daher sagte, daher würde er sich den Gefallen für einen Moment aufheben, in dem er das wirklich brauchte. Das ist mein Job Wingman. erwiederte Frank daher lediglich mit einem Anflug von Bescheidenheit in der Stimme. Was mir übrigens noch mehr Sorgen macht als Stuttons seltsame Verbindung mit der ganzen Geschichte ist sein Selbstmord oder zumindest sein scheinbarer Selbstmord. das muss erst noch entschieden werden. klärte Frank Wingman über die genauen Umstände des Fundes auf und auch über alle anderen Details, wie den 'Morseleuchtturm', auch wenn das sicher nur mehr Öl in das Feuer seiner Paranoia gießen würde.
Das war mit Sicherheit kein seltsamer Einfall Stuttons. Das wurde von langer Hand geplant, vielleicht schon vor 3 Jahren. überlegte er laut und teilte Wingman seine Gedanken mitich bin mir noch nichteinmal sicher, ob die Kultisten da wirklich drin verstrickt sind oder ob sie nur die Sündenböcke darstellen. Es gibt noch andere blonde Frauen. Auch hier in Shengs Hope. Damit meine ich garantiert nicht Haile.
Jaja, wie war das noch gleich gewesen - "Ich habe alle Sicherheitsmaßnahmen vor Verlassen des Bunkers deaktiviert oder abgebaut" - so oder so ähnlich hatte Wingman am Nachmittag versichert. Hier siehts zwar aus und die Wände könnten sicher einen neuen Anstrich vertragen, aber mein Blut muss es dann doch nicht sein..Ranger arbeitete sich nun noch behutsamer vor zum eigentlichen Bunker. Auch hier konnte er einige gespannte feine Drähte erkennen, die vermutlich weitere Sprengfallen auslösen würden. Wingman konnte doch unmöglich dies alles vergessen haben - hatte er ihn absichtlich getäuscht - sollte das ganze eine Probe seiner Fähigkeiten darstellen, um sicher zu gehen, dass nachher nur die an dem Transport teilnehmen würden, die auch in der Lage waren in unbekanntem Gebiet zu überleben ? Ranger wusste nur, dass er hier draußen keine Antworten auf diese Fragen bekommen würde.
Er fand zahlreiche Schriftstücke, er hatte früher schon öfters diese Zeichen gesehen, konnte Sie aber nicht lesen. Er musste also zurück in die Siedlung und jemanden mitbringen, der sich auf unterschiedliche Sprachen oder ähnliches verstand. Um die Fallen würde sich Ranger kümmern, solange diese hier überall noch "scharf" waren, war es zu gefährlich andere Personen in den Bunker zu lassen. Ranger ging zur Einstiegslucke zurück, passierte hierbei erneut die Sprengfallen und stand wieder am Eingang. Draußen war es mittlerweile fast Nacht, daher entschied er sich bis zum Morgen hier zu bleiben.
Er zog die Lucke über sich zu und setzte sich in die Ecke zum schlafen.
Als er einige Stunden später, der Tag dämmerte bereits, aufwachte spürte er zahlreiche Knochen seines geschundenen Körpers. Es dauerte einen Augenblick bis er voll da war und wusste wo er sich befand. Ranger machte sich auf den Rückweg zur Siedlung und drauf am frühen Vormittag ein. Er ging schnurstracks zur Kneipe, die zum Teil schon als Ausgangspunkt für ihre Operation "umgebaut" worden war. Das dürfte bedeuten, dass von Derreck jede Spur fehlt, Kam es ihm in den Sinn. Wingman stand wieder über Pläne und Listen gebeugt, oder immer noch ?
Er stellte sich neben diesen und wartete, dass Wingman ihn bemerken würde. Da dieser scheinbar jedoch nur Augen für seine Papiere und Fähnchen hatte strich Ranger gerade erst neu gesteckten Fähnchen mit einer energischen Bewegung vom Plan. Das sollte ihm die Aufmerksamkeit von Wingman garantieren. Und wie - Wingman erhob sich und blickte ihn mit vor Wut funkelnden Augen an: WAS SOLL DIE SCHEIßE zischte Wingman. Was das soll fragst du? Was DAS soll? Vielleicht sollte ICH DICH ja Mal Fagen WAS DAS SOLL? WIESO ERZÄHLST DU MIR DASS DER VERFICKTE BUNKER SICHER SEI WENN ICH DANN BEINAHE IN MEHRERE SPRENGFALLEN TRETE? WOLLTEST DU MICH UMBRINGEN? Auch wenn sich Ranger für gewöhnlich im Griff hatte kam seine Wut doch kurz zum Vorschein als er Wingman anschrie und offensichtlich kümmerte es ihn überhaupt nicht mehr noch anwesend war oder das Geschrei auf der Straße vernehmen würde.
Etwas ruhiger sprach er dann weiter: Was sollte das Wingman, wenn es eine Falle gewesen wäre hätte ich gesagt - okay, die hat Wingman vergessen - aber 5-6 Stück, wer weiß ob ich beim Umsehen alle entdeckt habe. Sollte das ein Test sein? Ob ich auch gut genug bin für die Expedition? Im Bunker gibt es sicherlich einiges zu holen, aber da muss jemand rein, der sich mit Sprachen oder so auskennt - aber zunächst muss ich die Fallen entschärfen. Und bevor ich das mache erwarte ich Antworten von DIR! Ach und wer zur Hölle ist dort draußen eigentlich begraben ?
Andrea hatte die ganze Nacht lang kaum ein Auge zugetan. Sie war immer mit einem ruhigen, tiefen Schlaf gesegnet gewesen, aber heute Nacht... heute Nacht war es einfach nicht möglich gewesen, zu schlafen. Nicht bei dem, was im Augenblick in Shengs Hope vor sich ging. Surreal war es im ersten Moment gewesen, mit bloßen Gedanken nicht zu fassen. Und dann war irgendwann die Erkenntnis durchgesickert, dass, ja, in der Tat, eine Hoffnung bestand, die Zombieplage zu bekämpfen. Wie Celina ihr es vor so vielen Jahren erzählt hatte.
Andrea war nun schon einige Jahre hier und hatte sich langsam damit abgefunden, einem ruhigeren Leben nachzugehen. Sie hatte ihre alten Reisegefährten immer seltener und schließlich so gut wie gar nicht mehr auf Raubzügen begleitet. Sie hatte diverse Pflanzen angebaut, sie verkauft, genutzt, was Lee ihr beigebracht hatte, um ärztliche Hilfe zu leisten, und war somit gut über die Runden gekommen. Und ihretwegen hätte es auch so bleiben können. Bis zu diesem Moment.
Andrea hatte nie das Bedürfnis gehabt, eine Heldin zu sein, hatte nie daran geglaubt, etwas tun zu können, um die Welt zu verändern oder gar zu verbessern. Sie war pragmatisch gewesen, hatte sich immer den Umständen angepasst und sie so genutzt, wie es notwendig war, um selbst nicht auf der Strecke zu bleiben. Sie hatte harte Zeiten überstanden, viele gute Erfahrungen gemacht und viele bittere, aber all das hatte sie stärker gemacht und sie bereute nichts in ihrem Leben. Nun, fast nichts. Es gab diese eine Sache, die sie immer wieder heimsuchte, die immer wieder an ihr zu fressen begann, wenn sie gerade glaubte, ihren Frieden damit geschlossen zu haben.
Isabelle.
Ein Kind, dass sie geboren, aber nie gekannt hatte. Das sie aus Angst zurückgelassen hatte. Und das keine zwanzig Jahre später dann auf der Suche nach ihr umgekommen war. Ertrunken, so hatte man ihr gesagt. Den Zombies war sie entkommen, aber nicht dem gottverdammten Wasser. Hatte es einfach nicht mehr zu den Rettungsbooten geschafft. Aber am Ende war es egal, wie genau das Mädchen gestorben war, denn wie Andrea es auch drehte und wendete, es war ihre Schuld. Es war ihre Schuld, dass Isabelle in Sydney gewesen war, in einem Brennpunkt während der Apokalypse, auf der Suche nach ihrer Mutter. Hätte sie sich nur dazu durchgerungen, einmal, nur ein einziges Mal Kontakt zu ihrer Tochter aufzunehmen, wäre sie ihr nicht gefolgt und würde heute vielleicht noch leben. Oder wäre wenigstens erwachsen geworden. Siebzehn Jahre war kein Alter, um zu sterben. Für niemanden.
Und das war der Grund, weshalb sie beschlossen hatte, sich aus der Bequemlichkeit ihres Lebensabends in Shengs Hope zurückzuziehen und nun ihre Hilfe zu leisten. Damit es keine weiteren Isabelles geben würde. Damit in weiteren zwanzig Jahren die Menschheit auf die Zeit mit den Zombies zurückblicken würde, wie sie es heute auf das beginnende 21. Jahrhundert tat. Ein Teil der Geschichte, unwirklich und mystisch. Zombies gehörten nur in Geschichten.
Es überraschte Andrea nicht, dass das Dorf in Aufruhr war, dass jeder etwas zur Vorbereitung tat, dass laut und aufgeregt geredet wurde. Und irgendwie steckte diese Lebhaftigkeit sie an, irgendwie verspürte sie das Bedürfnis, sich anzuschließen. Irgendetwas zu tun. Und sie war sicher, dass es da einiges gab. Gerade außerhalb von Shengs Hope gab es noch einige Stellen, die man nach Vorräten, Munition und sonstigen Nützlichkeiten durchsuchen konnte.
"Hey", sprach sie, als sie vor dem "Dusty Derrecks" zum Stehen kam, die nächstbeste unbeschäftigt aussehende Person an. In diesem Fall handelte es sich um Evi. "Weißt du, ob sich schon jemand in Little Cadiens umgesehen hat?" Die kleine, verlassene Siedlung würde sicher noch einige kleinen Schätze zu bieten haben. Andrea war nicht unbedingt angetan von der Vorstellung, durch den Sumpf zu marschieren, aber wenn sie jetzt auf einmal anfing, zimperlich zu sein, sollte sie am besten jegliche Pläne, eine Hilfe zu sein, begraben, und hoffen, dass ihr jemand aus irgendwelchen Ruinen einen dieser lächerlichen Rollatoren mitbringen würde, vor der Apokalypse auf einmal alle alternden Frauen rumgelaufen waren. Nein, sie würde nicht ausgerechnet jetzt anfangen, wählerisch zu sein.
Sie hatte sich noch nicht einmal richtig von der Bar entfernt, als Evi auf ein neues Gesicht traf. Also eines, das sie bei der morgendlichen Ansprache nicht gesehen hatte - Andrea an sich kannte sie schon. Sie war manchmal in der Bar und handelte mit Kräutern. Es war eine flüchtige Bekanntschaft, nicht zuletzt, weil die erfahren wirkende Frau unnahbar erscheinen konnte, wenn man nichts direkt mit ihr zu tun hatte. Aber sie war Evi auf keinen Fall unsympathisch und schien auch einiges auf dem Kasten zu haben.
"Ich hab mir den Lageplan gerade eben angesehen.", antwortete die Taucherin mit einem Grinsen, weil ihr das gerade nur zu gelegen kam. Das war viel besser als jemanden zu suchen, von dem man nur wusste, dass er sich gerade die Füße wusch. "Ich wollte nach Little Cadiense und suche zufällig noch jemandem, der mich begleitet." Und etwas leiser fügte sie hinzu: "Die lassen die Leute nur ungern alleine gehen." Das mulmige Gefühl im Magen, dass sie bei dem Satz wieder spürte, weil sie sich an Creep erinnerte, hinderte sie daran, sofort weiterzusprechen.
"Also wenns dir nichts ausmacht, können wir uns gleich auf den Weg machen. Ich sage nur Wingman Bescheid." Andrea nickte und Evi ging schnellen Schrittes zurück in die Bar. Endlich konnte ihr bescheuertes Fähnchen wieder zum Einsatz kommen. Da ist der Berg wohl doch zum Propheten gekommen. , dachte sie nun viel fröhlicher und bemerkte schließlich erleichtert, dass Wingman gar nicht in der Nähe der Karte war. Offenbar war er damit beschäftigt, von irgendeinem Kerl angebrüllt zu werden. "...VERFICKTE BUNKER SICHER SEI WENN ICH DANN BEINAHE IN MEHRERE SPRENGFALLEN..." Uuuh, das hörte sich nicht gut an.
Wenig später hatte Evi ihre braune Fahnennadel, gemeinsam mit einer pinken zum Ort Little Cadiense gesteckt - und zwar mit ganz besonderer Genugtuuung, auch wenn Wingman gar nicht hingesehen hatte - und trat wieder aus der Bar. "Alles erledigt.", sagte sie gut gelaunt zu Andrea und die beiden machten sich auf den Weg.
Gemeinsam beschritten die beiden Frauen die Straße, die gen Osten aus Shengs Hope führte. Andrea hatte Little Cadiens nie besucht, sie war ohnehin erst in Shengs Hope eingetroffen, nachdem die Siedlung aufgegeben worden war. Sie glaubte zwar, sich daran zu erinnern, von Weitem die verschwommenen Umrisse von Häusern gesehen zu haben, als sie mit den Anderen nahe des Festlandes vorbeigeschippert war, doch es war möglich, dass ihre Erinnerung ihr einen Streich spielte. In keinem Fall hatte sie jedenfalls genug erspähen können, um nun einen Vorteil daraus zu ziehen. Es war wohl ihr Glück, dass sie Erfahrung darin hatte, Ruinen zu untersuchen.
Über ihre Begleitung konnte Andrea sich auch nicht beschweren. Sie kannte Evi nicht sonderlich gut, eigentlich nur flüchtig aus ihren Abenden in der Bar, aber sie hatte schnell den Eindruck gewonnen, dass die junge Frau alles andere als inkompetent war. Und es war ihr ganz recht, nicht alleine ins Unbekannte zu ziehen.
Als die Straßenränder dann immer matschiger wurden, Andrea rings um sich mehr und mehr modergrüne Tümpel aus stinkender Suppe sehen konnte, wusste sie, dass sie ihr Ziel fast erreicht hatten. Und das bestätigte sich, als dann tatsächlich in der Ferne Silhouetten auftauchten, die wohl zu den Überresten der Siedlungshäuser gehörten. Andrea blieb stehen, hielt die Hand an den Gürtel, an dem ihre alte, aber noch lange nicht ausgediente Pistole hing, wandte Evi den Kopf zu und nickte sacht. "Bereit?"
Andrea und Evi durchsuchen Little Cadiens nach Ressourcen [Aufgabe Zeta]
Evi - Kampftaucher + Terrain: Sümpfe
Andrea - Survival + Terrain: Ruinen
Scharf keuchend bahnte sich Lancaster alles ignorierend einen Weg über die Plantage. "Ich schaff das..."
Der laute Schrei aus dem Haus der Cletus Familie schrack das Baby auf. Das unsägliche Heulen und Brüllen würde ihn noch umbringen... auf die ein oder andere Art und Weise.
Ohne weitere Rücksicht auf Verluste rannte Lancaster auf eine dichte Reihe von Bäumen hinzu. Äste peitschtengegen seine Oberarme und Oberkörper. Doch Lancaster rannte ununterbrochen weiter. "Ich schaff das..."
Ein gewaltiger Satz beförderte den alten Mann wieder über den Zaun.
Staubwolken folgten jedem seiner Schritte. Das Schreien in seinen Armen wurde immer lauter, immer nervenzerreißender.
Doch dann hört er das laute, knallende Brüllen einer doppelläufigen Schrotflinte. "Ich muss das schaffen..."
Jeder Atemzug brannte in seinem Hals, die Beine zu bewegen wurde immer schmerzhafter.
Der Weg zurück nach Shengs Hope war weit und im Gegensatz zu ihm hatten diese Rednecks nicht nur Schusswaffen sondern auch Pferde.
Aber er musste laufen, immer schneller, immer weiter.
Schon alleine der Anblick von Shengs Hope erfüllte ihn mit Hoffnung.
Aber er hörte auch das Trampeln von Hufen, weit hinter ihm. Erneut das laute Knallen einer Schrotflinte die in die Luft gefeuert wurde. "Ich schaff das... nurnoch ein paar Schritte... nurnoch ein paar Schritte..."
Dann flogen die ersten Brocken Dreck neben ihm in die Luft. Schrapnelle bohrten sich neben ihm in den Dreck. "Scheiße scheiße scheiße scheiße..."
"KOMM ZURÜCK DU BASTARD. FICK DICH FICK DICH!"
Ein weiterer Schuss der auf ihn zielte verfehlte sein Ziel.
Er würde er schaffen.
Das Trampeln des Pferdes ließ nach. Dieser brilliante Redneck hatte zweimal verfehlt und musste nachladen.
Lancaster hatte es zwar nicht geschafft das Mädchen zu befreien, aber das Kind konnte er retten.
Er wusste nicht was er jetzt tun sollte... zurück in Shengs Hope... mit einem Säugling. Er ging zur einzigen Person von der er glaubte, dass sie sich gut um ein Baby kümmern würde.
Lancaster gab das Kind in die mütterlichen Hände von Frau Moores, der Frau von Frank ab.
Das war das mindestes was er tun konnte... er selbst würde sich auf der Reise kaum um ein Kind kümmern können, geschweige den das Risiko eingehen es mitzunehmen.
Lancaster wollte sich nicht mehr mit dem Thema beschäftigen als nötig und so ging er wieder in Richtung des Dusty Derrecks, vielleicht gab es ja irgendwas neues.
Er würde jedoch ersteinmal seine alten Knochen ausruhen.
Jeder Atemzug brannte immer noch wie Feuer in seinem Rachen.