Lancaster kannte die ungefähre Richtung, sobald er in Reichweite war könnte er die Obstplantage eh nicht mehr übersehen.
Er war einmal hier, einmal und nie wieder hatte er damals noch gesagt. Die verbohrten Rednecks gefielen ihm noch nie. Wofür er damals keinen Grund abgesehen von Abneigung fand, so hatte er jetzt zumindest einen guten Grund dafür zu sorgen, dass die Kacke ordentlich dampfen konnte.
Aber er wusste auch, dass Cletus nichts dem Zufall überlies und überall Patroullien das Gebiet abritten und sicherten.
Unentdeckt auf die Farm zu kommen würde schwer werden... aber wie zum Teufel sollte er ins Haus kommen?
Zahllose Schritte waren es die ihn immer näher an das Gelände brachten.
Das trappeln von Hufen war in deutlicher Ferne zu hören, hatte er etwas Glück und die letzten Grenzreiter waren gerade vorbei?
Der Alte wollte ebenso wie Cletus keinerlei Risiken eingehen. Er lauschte, er beobachte und erst als er sich wirklich sicher war, das keine Gefahr mehr drohte fing er an die Beine in die Hand zu nehmen.
Er sprintete so schnell er konnte über die Ödnis hinweg, wirbelte leichte Staubwolken auf und mit einem gewaltigen Satz sprang er über eine kleine Umzäunung die noch aus alten Tagen vorhanden war.
Zwischen den Obstbäumen war er erstmal gut versteckt... doch das Gelände um das Haus herum selbst war gut überschaubar. Hier könnte er nicht einfach so durch die Gegend rennen und vor allem würde er auch nicht ins Haus kommen ohne sich etwas auszudenken.
"Dios mio! Un ladrón!"
Scheiße.
Lancaster schaute sich um, direkt neben ihm stand ein ausgemergelter Bursche, keine 18 Jahre schätzte er.
"Eh... mi es... eh no ladrón...mi es un... trabajador! Yo soy como tu, sólo mayor!"
Die Panik im Gesicht des Jungen nahm ein wenig ab. Der Auftritt den Lancaster hinlegte war vermutlich nicht das vertrauenswürdigste, zum Glück war sein eingerostetes Spanisch aber irgendwie hilfreich. Niemals hätte er sich träumen lassen, dass ihm das nochmal hilfreich wird.
"Mi... tomar... sombrero prestado?"
Lancaster deutete auf den zerfledderten Strohut den der Junge trug. Den würde er brauchen und vielleicht hatte er ja Glück und der Junge würde ihm den Hut tatsächlich kurz ausleihen.
Was auch immer er für ein Glück heute hatte. Der Bursche schien verängstigt und rückte den Hut raus.
Diesen tief ins Gesicht gezogen schlich sich Lancaster aus den tiefen Gewirr der Bäume heraus, auf seiner Reise fand er noch einen Korb, gefüllt mit dicken, prallen Orangen. Das Werk eines anderen würde ihn zumindest in das Haus bringen... so hoffte er.
Langsam schlich er sich heran, versuchte entspannt, ruhig und vor allem unauffälig zu sein. So als würde er hier schon lange arbeiten.
Seine Schritte führten ihn ums Haus herum, der Haupteingang war keine Option aber... Jackpot. Eine Hintertür, zur Küche und sie stand weit offen.
Ohne noch lange zu fackeln stürzte sich der Alte in das Gebäude, stellte den gefüllten Korb auf einem Tisch ab und drang tiefer ins Haus ein,
Irgendwo hier befand sich das ausgebeutete Mädchen und er würde es finden.