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[Eure Daenigkeit]
Dem guten Bürgermeister, der zwar mutig war und pflichtversessen, der großartig planen konnte, doch in der Tat nicht kämpfen, ging das Herz auf, als er die Geschichte der armen Bardame hörte, die, so weit war es doch bekannt, sehr unter den Nachstellungen von Derrick hatte leiden müssen.
Als sie ihm endlich die ganze Wahrheit erzählte, presste er die Lippen zusammen und schloß kopfschüttelnd die Augen.
Ihm wurde klar, dass sie das Opfer war. Genauso wie Derrick auch, der das Pech hatte, sich in diese Schönheit zu verlieben. Aber wer konnte es ihm verdenken...?
Dann legte er ihr sanft die Hand auf ihre Arme und drückte sie nach unten und anstatt ihr Handschellen anzulegen - die sowieso Frank hatte - nahm er sie in den Arm und drückte sie so voller Trost und Wärme, wie er nur konnte.
"Die Liebe macht uns alle blind und zu Trotteln.", sagte er leise und strich tröstend mit der Hand über ihren Rücken.
"Das ist richtig.", stellte Eryn leise wispernd und schniefend fest und erwiderte die Umarmung zärtlich, froh, dass alles so perfekt gelaufen war.
"Wir können den Funkenflug der Liebe nicht kontrollieren, wissen weder ein noch aus, wenn er uns entzündet. Und in diesen dunklen Zeiten ist es schon ein wahres Geschenk und Privileg, wenn man Jemanden findet, den man sein Herz schenken kann. Das ist mir jetzt erst richtig klar, wo ich Jemanden gefunden habe, der mich anders denken lässt. Und der mir Hoffnung gibt, wo ich schon dachte, das Wort zu vergessen.", sprach er mit seiner sanften Stimme weiter und Eryn erwiderte nun die tröstende Umarmung. "Das ist auch richtig. Aber warum hast du mich dann gestern Abend weg geschickt?", fragte sie flüsterleise und merkte, dass er sie gar nicht hörte, da er mit den Gedanken komplett abwesend schien.
Und so sprach er weiter, während Eryn immer verwirrter zuhörte und sich in seine Umarmung schmiegte.
"Aber jetzt bin ich mir sicher. Ich muss nur einen Weg finden, es auszudrücken."
Ich stehe direkt vor dir, Trottel...?"
"Aber das würde sie von ihrer Mission ablenken, das ist es, was ich befürchte. Sie gefährden."
"Ich komme schon wieder, sei ohne Sorge.", lächelte sie und Sheng löste sich von ihr und hielt sie auf Armlänge Abstand.
Dann drehte er sich um, Eryn den Rücken zu und blickte auf die Stelle, wo Evi ihn umgestoßen hatte. Es wirkte, als würde er zu sich selbst sprechen.
"Für ein Leben unter Wasser mit ihr fehlen mir zwar die Kiemen, aber ich würde es gerne wagen..." Er schüttelte den Kopf und etwas in Eryn schrie laut "Eeeevi!"
Und sie wünschte sich eine breite Pfanne herbei, um sie Sheng über den Kopf ziehen zu können.
Stattdessen lächelte sie und schniefte eine kleine Träne weg, ihre Rolle noch immer perfekt spielend.
Sheng sah sie nachdenklich an und schien keine Sekunde an ihrer Version zu zweifeln.
"Derrick hat dies aus Liebe getan. Weil er dich verehrt, vergiss das bitte nicht. Trotzdem muss und wird er sich für seine Verbrechen verantworten müssen."
Er sah mit einem lauten Seufzen nach unten. "Wenn ich daran denke, was dir fast unterstellt worden wäre, das tut mir sehr leid. Ich schäme mich sogar, wo du dich doch für die Siedlung freiwillig gemeldet hast, obschon du sicherlich mit jeder Faser deines Herzens lieber hier geblieben wärst."
Eryn nickte stumm und spielte ihren Part weiterhin perfekt aus.
"Und nun müssen wir Derrick suchen. Wir haben ihn lange nicht mehr gesehen. Hast du irgendeine Idee, wo er sich befinden könnte?"
'Wieder schossen Tränen in ihre Augen, sorgfältig und wohldosiert, doch nicht zu übertrieben, ganz perfekt, und sie schüttelte den Kopf.
"Dann komm jetzt erst einmal zur Ruhe und erhole dich. Vielen Dank, dass du die Reise auf dich genommen hast. Wenn du magst, kannst du zudem gerne hier helfen. Wir werden die Bar für die nächsten paar Tage zu einem Kommandoposten ausbauen."
Er nickte ihr noch einmal zu und machte sich daran, Frank zu suchen, um ihn darüber aufzuklären, dass Derrick dringend gefunden werden musste...
Doch Frank schien noch bei der Untersuchung des Falles der verschwundenen Munition mit Doc Strider zu sein und der Bürgermeister machte sich im Kopf eine Notiz, das Thema noch einmal anzusprechen.
Und er nahm sich vor, Haile zu fragen, ob sie vielleicht wusste, wie die Kinder im Schiff mit Verlusten umgingen. Immerhin lebten sie fast zusammen mit ihnen auf dem toten rostigen Metallberg.
Währenddessen überlegte Eryn fieberhaft, wer sie gesehen und vor allem gehört haben könnte und schmiedete Pläne...
Geändert von Daen vom Clan (12.09.2015 um 00:06 Uhr)
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You got bamboozled
Lancaster war in seinem Zelt, er wusste, dass sie nicht mehr lange hier in Shengs Hope bleiben würden.
Die Abreise stand schon bald bevor und er wollte noch ein letztes Mal durch seine Sammlung privater Erinnerungsstücke gehen.
Viel war nicht mehr übrig, kaum etwas aus der alten Welt hatte überlebt. Nichts aus seiner alten Welt hatte überlebt. Alles was er dabei hatte musste er in den Jahren tauschen. Oft gegen sein Leben... oder etwas was das zumindest sicher hielt.
Lancaster griff unter sein Feldbett, eine Sache gab es, die er aufgehoben hat. Eine Sache, die er niemandem anvertraut hat.
Eine kleine Ledermappe, fest umbunden mit einem rauen Garn welches er selbst gewickelt hat.
Schnell stopfte er die Mappe in seinen ausgebleichten Rucksack und warf sich diesen wieder über die Schulter.
Seine unruhigen Schritte führten ihn zurück in die Nähe des Dusty Derrecks. Immer wieder lief er über den Marktplatz, die Zeichen von Veränderung und Aufbrauch standen einigen im Gesicht auch wenn sich diese Leute garnicht mit auf die Reise begaben. Irgendwie wussten sie aber dennoch, dass sich etwas in Bewegung setzen wird.
"Hey Sheng, Will und Eryn sind zurück!"
Mhh...
"Hey Sheng, Will und Eryn sind zurück!"
Das war einer der Mitreisenden. Die Aufregung lag in seiner Stimme.
Lancaster hatte am Rande mitbekommen, dass einige aus der Reisegruppe sich ins Umland aufgemacht haben um Vorräte zu holen, Gefallen einzulösen und Vorkehrungen zu treffen. Der Stimmlage nach zu urteilen schien zumindest nicht schlimmes vorgefallen zu sein.
Seine Augen fuhren zum Dusty Derrecks... hatte sein Gefühl ihn getäuscht? Will, der junge Arzt stürmte irgendwie... aufgelöst auf den abgeranzten McDonalds zu. Irgendwas schien nicht zu stimmen.
Schnellen Schrittes folgte Lancaster der guten Seele von Shengs Hope um der Sache auf den Grund zu gehen.
"He... Will. Hab dich hier so langstürm sehn. Bist ja kreidebleich, ist irgendwas vorgefallen?"
Will auf einer alten Borsteinkante, direkt vor dem Dusty Derrecks. Der junge Mann vergrub seine Stirn in der rechten Hand und während sich seine Augen sichtlich unruhig bewegten, schienen ihm die Lider schwer zu sein.
"Gut schaust jedenfalls nicht aus... ich hoff mal unser Arzt brauch keinen Arzt"
Will schaute nun langsam auf, die grau-blauen Augen schienen leicht glasig und Lancaster konnte gleich erkennen, dass einiges dahinter zu bewegen schien. Etwas musste den Mann vor ihm sehr schockiert haben.
"...Lancaster, ja?"
"Ja."
"Ehm... Eryn und ich... wir waren draußen auf der Obstfarm, Cletus Obstfarm."
"Bei den beschissenen Rednecks? Die sind gruselig."
Lancaster sah wie sich Will über das Hemd strich.
"Der ist frisch... was is da draußn passiert?"
"Eryn... ich... also wir. Wir wollten ein wenig was aushandeln. Gefallen gegen Vorräte für die Reise, wir dachten das wäre eine gute Idee."
"Aber... irgendwas lief... schief? Unerwartet?"
Will blickte erneut auf, diesmal direkt in die Augen von Lancaster. Der alte Geschichtenerzähler konnte förmlich sehen wie sich die Zahnräder in Wills Kopf drehen mussten.
"Weisst du... ich hab einiges gesehen. Vieles was echt nicht schön ist. Aber Cletus... dieser Mann ist ein widerlicher Dreckskerl!"
Der junge Arzt stand schlagartig auf und legte seine Hand auf Lancasters Schulter, ungewöhnlich für den sonst so ruhigen Menschen drückte er seine Finger fest zusammen.
"Lancaster... die haben da ein Mädchen. Eingesperrt. Werhlos. Keine Ahnung wo sie her kommt, aber sie gehört da nicht hin. Ich weiss nicht was dort passiert ist aber... Cletus hat sie nur als Stute bezeichnet."
Lancasters Augenbrauen zogen sich zusammen, die Stirn legte sich in Falten und jetzt wurde ihm auch klar was dieser frische Blutfleck auf Wills Hemd war.
"Brauchst nicht weiter zu reden... sprich die Details garnicht erst aus."
Der alte Mann griff Will in die Armbeuge und zog sie leicht nach unten.
"Ich lauf seit 20 Jahren durch dieses pissige Ödland. Aber so eine Scheiße... habe ich nie mit angesehen ohne irgendwas zu machen."
Die Entschlossenheit war Lancaster ins Gesicht geschrieben. Er konnte sich nur ausmalen was auf der Ranch passierte. Aber egal wie oft er versuchte etwas weniger grauenvolles in seinen Gedanken zu formen. Am Ende blieb immer diese eine Vermutung.
Irgendein inzüchtiger Redneck hatte seinen Schwanz nicht unter Kontrolle.
Vielleicht konnte Lancaster zumindest diesem einen Mädchen helfen. (Aufgabe Xi – Befreie das Mädchen)
Geändert von Gendrek (12.09.2015 um 00:50 Uhr)
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