Seite 10 von 10 ErsteErste ... 678910
Ergebnis 181 bis 198 von 198

Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Tag 0 - Rollenspielintro!

  1. #181
    Der Krach riss Jäger aus seinem Schlummer. Vor Jahren hatte er sich angewöhnt, beim Schlafen ein Auge offen zu halten, denn die Wildnis verzeiht keine Fehler. Sein Arme und Beine bewegten sich nun auf Autopilot, während der Kopf nach und nach die Schwere des Schlafes wegschaufelte um das wache Bewusstsein an die Oberfläche zu graben. Innerhalb von 43 Sekunden hatte Jäger seine Soldatenuniform angelegt, nach einer Minute stand er schwer atmend hinter der dichten Menschenmenge und versuchte den Grund der Aufregung festzustellen.

    Er würde gerne behaupten, Shengs Ansprache hätte sämtliche Unklarheiten beseitigt. Was er verstanden hatte war, dass Leute für eine außergewöhnlich wichtige Mission gebraucht werden. Es geht um neue Technologie, um San Antonio, Gefahr und die... Wiederherstellung der Welt. Hatte er richtig gehört? Wie aus heiterem Himmel wurde ein Etwas an unseren Strand geschwemmt und dieses Etwas soll laut Sheng das Deus Ex Machina sein und unser Leben verändern. Er erinnerte sich an die Worte, die er noch vor wenigen Stunden dem Bürgermeister gesagt hatte. Du bist der Chef, du hast diese Siedlung lange am Leben gehalten, manch einer könnte behaupten, du hast es förmlich erblühen lassen. Eine Oase im zerstörten Ödland. Nun behauptest du, wir haben die Chance aus der ganzen Welt eine Oase zu machen?

    Jäger schob sich durch die Menge und betrat den Halbkreis zwischen Sheng und den Schaulustigen. Er beäugte die seltsame, mannsgroße Kapsel. Noch ein Artefakt aus der alten Welt? Sie wirkte befremdlich, so als gehöre sie nicht hierher, sondern ist durch einen Riss im Raum und Zeit gefallen und in unserem Swimmingpool liegen geblieben. Dann richtete er seinen Blick hinauf zu Sheng, der mit einem triumphierenden Lächeln dastand und die Menschen der Reihe nach anschaute. Jäger verstand plötzlich warum dieses Gesicht so beliebt bei den Frauen in Shengs Hope war.

    "Ey! Chef! Suchst Leute für Selbstmordmission, ja?"

    Sheng blickte ihn an und nickte während seine Augen einen herausfordernden Glanz annahmen. Jäger schaute sich nochmal um, schniefte und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

    "Also, ich habe für nächste Tage freien Kalender." Er zuckte gleichgültig mit den Achseln. "Kannst zählen auf mich. Wird große Spaß!"

    Damit salutierte er locker mit zwei Fingern und trat ein paar Schritte zurück um mit der Menge zu verschmelzen.

    Geändert von truecarver (10.09.2015 um 20:32 Uhr)

  2. #182
    Shengs Argumente klangen durchaus einleuchtend, aber wirklich hellhörig wurde Vincent erst bei seiner letzten absurden Aussage.
    "Für diesen Fall würde ich mir wünschen. Vincent, dass Sie das Kommando über Shengs Hope übernehmen."
    War Sheng denn wahnsinnig? Vincent ... als Bürgermeister? Ein psychisch labiler Kerl dessen größte Meisterleistung darin bestand in letzter Zeit eine Ratte erschossen zu haben? Gut, er hatte Eryn auch vor einem Stuhl gerettet, aber für alle anderen muss es doch so ausgesehen haben, als wäre er nach einer einzigen Attacke schon auf die Bretter geschickt worden. Da müsste man den Ort doch in kürzester Zeit umbennen. Vincent's Despair - Der perfekte Ort für all jene, die die Hoffnung schon längst aufgegeben haben. Hatte durchaus was ... aber nein danke, da stürzte er sich doch lieber in den Rachen eines Zombies als auch nur irgendwelche Verantwortung zu übernehmen die über seine Pflichten im Derrecks hinausgingen.

    "Bevor ich sie allein gehen lasse"—da schien die 'Menschenfresserin ebenfalls Einwände zu haben—"komme ich doch lieber mit. Vielleicht kann ich meine Fähigkeiten im Umgang mit Schusswaffen dann tatsächlich mal wieder sinnvoll zur Anwendung bringen." Jetzt musste er nur hoffen, dass sich auch andere dazu bereit erklärten. Ansonsten würde das eine sehr kurze und vermutlich grauenhaft endende Reise sein. Ganz allein konnte er sich nun auch nicht durch das Ödland ballern. Erst recht nicht mit solch einem Schatz im Schlepptau. Dieser Jäger schien glücklicherweise schonmal mit von der Partie.

    Haile zeigte derweil wild gestikulierend auf Evi. Wenn sie tatsächlich mal ordentlich sprechen würde, könnte er vielleicht auch erahnen was es damit auf sich hat. So konnte er sich nur am Kopf kratzen und fragen was zum Henker mit ihr nicht stimmte. In der Bar hätte er sicherlich was erfahren können, aber bevort es dazu kam, ist sie ja schnurstracks aus der Tür geflüchtet.


    Geändert von ~Jack~ (10.09.2015 um 20:32 Uhr)

  3. #183
    Der Alkohol war ihm zur Neige gegangen und eigentlich wollte Henry sich Nachschub besorgen als er das laute Piepsen hörte. Er war zwar alt aber das war eindeutig kein Tinitus. So schnell es torkelnd eben ging bewegte sich Henry zur Quelle des unangenehmen Geräuschs. Als er ankam war schon ganz Shengs Hope am Strand und er konnte Sheng, diesen wiederlichen Schleimbeutel, eine Rede halten hören.

    „Was wir, was dieses Land, diese Kontinent und diese Welt nun braucht, sind die Tapfersten, Besten und Klügsten von Shengs Hope. Wir müssen sie ziehen lassen. Unsere Liebsten und die, die wir Freunde nennen, müssen dies tun. Was wir brauchen, sind Freiwillige, die sich bereit erklären, diese Reise auf sich zu nehmen. Die die tiefsten Ruinen durchsuchen, um diesen Sarg weiter mit Energie zu versorgen, ihn mit ihrem Leben verteidigen und alle Gefahren auf dem Weg nach San Antonio ausschalten. Wir brauchen nun den größten Mut versammelt und Stärke. Klugheit und Überlebenswillen.“

    Henrys Hände ballten sich zu Fäusten und fast schon panisch hastete er davon. Ihm doch egal was sie alle brauchten, sollten diese Idioten doch versuchen die Welt zu retten, er würde nicht zulassen das Will sie in den sicheren Tod begleitet. Er war auf einmal wieder nüchtern und entschlossen dieses Loch von einer Siedlung noch heute Nacht zu verlassen. Will war ein guter Arzt und er hatte sein Handwerk auf dem Schlachtfeld der neuen Welt gelernt. Sie würden ihn sicherlich nicht einfach hier lassen. Er, Henry, war alt und dumm. Sein Sohn war außerdem viel zu nett zu diesen ganzen Kakerlaken und würde sich leicht überreden lassen. Jetzt oder nie.

    Die Tür zu Wills Zimmer flog auf und er wurde unsanft aus seinem tiefen Schlaf gerissen. "Steh auf Junge wir müssen los!" Sein Vater stank nach billigem Alkohol.
    Henry hatte einen Rucksack geschultert und hielt die alte Flinte in der Hand die er sonst unter seinem Bett aufbewahrte. "Mmh was ist denn in dich gefahren?" Will tastete nach seiner Brille. "Werden wir angegriffen?!" Schon saß er kerzengrade in seinem Bett. Der panische Blick seines Vaters ließ ihn das schlimmste befürchten. "Steh auf, zieh dich an und dann komm wir werden ..." Henry hielt kurz inne. "Du sind hier nicht mehr sicher und müssen weg!" Will verstand die Welt nicht mehr. Er konnte keine Schüsse hören und als er aus dem Fenster sah war niemand auf den staubigen Wegen von Shengs Hope unterwegs. Genervt davon, dass sein Vater ihn wegen eines Alkoholwahns geweckt hatte machte er keine Anstalten sich zu bewegen zog sich aber seine Jeans und ein etwas zu enges T-Shirt an.
    "Henry leg dich schlafen."
    "Nein Will du verstehst nicht. Sie werden dich in den Tod schicken. Aber das lasse ich nicht zu."
    Henry hielt kurz inne, sein Blick wurde mit jedem Wort das er sprach wahnsinniger. "Ich bin dein Vater und du hast mir zu gehorchen! Ich werden dieses vollgeschissene Rattenloch verlassen-"
    Will hatte seinen Vater in den letzten Jahren öfter betrunken erlebt aber so hatte er ihn noch nie gesehen.
    "Dann geh doch wenn dich nichts mehr hält! Und was meinst du überhaupt mit "Sie werden dich in den Tod schicken"?!"
    Wills Stimme zitterte und er ballte seine Hände so fest, dass seine Fingernägel sich in das Fleisch seiner Hände bohrten. Er hatte noch nie seine Stimme gegen Henry erhoben. Eigentlich sollte er mittlerweile schon daran gewöhnt sein doch die Faust seines Vaters traf ihn ungwöhnlich hart. Will fiel nach hinten über und ihm wurde die Luft aus der Lunge gedrückt. Dann spürte er nur wie sein Vater über ihm stand. Sein Atem war wie Gift.
    "Verstehst du denn nicht? Ich kann dich nicht verlieren. Und du wirst nicht mit ihnen gehen um dieses Heilmittel oder was auch immer in eine Todeszone zu bringen!"

    Will schnappte nach Luft als sein Vater sich zu ihm runterbeugte und ihm einen sanften Kuss auf die Stirn gab. Er wusste nicht was er sagen oder tun sollte. Wovon sprach Henry? Will wurde vom Geruch des Alkohols im Atem seines Vaters übel. Er wollte nurnoch weg, weg, weg. Er schien momentan nur noch auf der Flucht zu sein. Will mobilisierte seine gesamte Kraft und stieß Henry weg. Dieser fiel rückwärts auf den Boden und blieb wie eine Schildkröte dort liegen.
    "Lass mich in Ruhe!"
    Dann verließ er hastig die Klinik in Richtung der Entdeckung am Strand.

    Geändert von Kaia (10.09.2015 um 20:37 Uhr)

  4. #184
    Evi hatte Sheng mit offenem Mund gelauscht, und während um sie herum aufgeregtes Getuschel einsetzte, konnte sie nur weiter den Bürgermeister anstarren. Sie nahm ihn momentan weniger als tatsächlichen Menschen wahr, als ein Abbild dessen, was in vielen Gesichtern längst verloren gewesen war: Hoffnung. Er wirkte verändert - vor allem im Vergleich zu den letzten Stunden in der Bar - aufgeregt und angespannt, aber nicht unbedingt auf schlechte Art und Weise. Und an der Aufregung unter den restlichen Siedlern erkannte man deutlich, dass auch viele von ihnen plötzlich voller Zuversicht in die Zukunft blickten, auch wenn es wahrscheinlich erst einmal nur für den Bruchteil dieser Sekunden anhalten konnte. Das alleine war eigentlich Grund genug, mit einem verkackten Sarg durch die Gegend zu wandern.

    "Wir brauchen nun den größten Mut versammelt und Stärke. Klugheit und Überlebenswillen." Öh, puh. Das waren aber viele Eigenschaften, die man da mitbringen musste. Größter Mut. Naja. Stärke. Vielleicht? Klughheit. Uh.... Überlebenswillen. Natürlich.
    Die Taucherin war hin und hergerissen. Impulsiv wollte sie sich sofort melden, aber das letzte Mal, als sie impulsiv gewesen war, hätte sie fast eine Faust, die so groß wie ihr Kopf war, ins Gesicht bekommen.

    Vincent hinterfragte indessen das Unternehmen genauer. Und was Sheng schließlich sagte, ließ Evi die Zweifel beinahe völlig verlieren.
    "Und noch viel wichtiger: Wir setzen zum ersten Mal ein echtes Zeichen. Wir verbreiten Hoffnung, wenn wir die Erde langsam zurückerobern werden. Und vor allem zeigen wir allen, die den großen Brand als Vorwand nahmen, das Morden und Schlachten an Ihresgleichen fortzuführen, dass diese Welt nun ein Ende hat." Das war genau das, was ihr im ersten Moment - natürlich deutlich simpler - ja auch durch den Kopf gegangen war.

    Dann trat Creep plötzlich aus der Menge hervor, offenbar aufgebracht. Ihr Herumgehampel lenkte Evi ein bisschen von ihren eigenen Gedanken ab, und plötzlich zeigte Haile völlig unvermittelt auf sie. Sheng hatte offenbar verstanden, was all das bedeutete, schüttelte den Kopf, wollte noch etwas erwidern... Und dann passierte das Krasseste überhaupt. "Nein."
    Es ging im allgemeinen Stimmgewirr etwas unter, vor allem weil sich unterdessen Vincent und Jäger- natürlich, auf ihn konnte man sich verlassen - für den netten Ausflug mit dem Sarg meldeten, aber sie hatte es doch deutlich gehört. Sie war sicher, ein Wort aus dem Mund der Kultistin gehört zu haben.
    Für sie sah es nun so aus, als ob Creep Evi als eine der Teilnehmer für die Aktion vorgeschlagen hätte, und Sheng dies aus irgendeinem Grund nicht ernst nahm. Die Verwunderung, warum er etwas dagegen haben sollte, wog in dem Moment glücklicherweise geringer, als die Überraschung über Hailes Sprechen. Und noch weniger, als der leichte Stolz, den sie empfand, von ihr als würdig erachtet zu werden.
    Also trat Evi nach vorne und sagte mit fester Überzeugung: "Ich gehe auch mit."

    Geändert von Lynx (11.09.2015 um 07:46 Uhr)

  5. #185
    Eryn war fertig. Nicht nur hatte sie den bevorstehenden Tod des armen Jungen billigend in Kauf genommen, um ihre Haut zu retten - sie hatte ihn dabei unnötig verletzt, weil sie etwas tat, das ihr nicht lag. Sie hatte ihn unnötig gequält und konnte sich selbst nicht mehr besänftigen. Die Wut brannte in ihr. Wut darüber, dass Derreck sie in diese Situation brachte. Wut darüber, dass sie diese Entscheidung getroffen hatte. Schlimmer: Sie war sich nicht mal sicher, ob sie etwas anders machen würde, hätte sie erneut die Chance, zu entscheiden. Es war wie das Ziehen eines Milchzahns, das man als Kind so lange für eine Belanglosigkeit hielt, bis man kurz davor war und nicht mehr wollte. Der Verlust eines Zahns war die älteste bewusste Erinnerung, die die Barfrau noch hatte. Und die Reue, Schuld an Raouls Tod zu sein, die frischste. Und er hatte jetzt schon mehr verloren als einen Zahn.

    Sie ließ alles zurück, die blutige Pfanne, das leicht verwüstete Büro ihres Chefs. Sie wollte nur noch alleine sein. Auch durch den Barbereich - indem sich immer noch Leute unterhalten hatten - lief sie mit Tunnelblick, um bloß nicht in ein Gespräch verwickelt zu werden. Sicher hatte sie nie so übel ausgesehen.

    Draußen folgte sie dem Pfad, fing beinahe panisch an, schneller zu laufen, um niemandem mehr begegnen zu müssen. Ihre Kehle fühlte sich seltsam trocken an, die warmen Tränen stachen auf der Haut und der kalte Nachtwind ließ das frische und doch schon beschmutzte Kleid im Wind zappeln. Wieder zitterten ihre Beine, doch trugen sie die 25-Jährige gerade noch in ihre Unterkunft.

    Dort legte sie sich hin. Der Untergrund kam ihr härter vor als sonst. Schlaf fand sie nicht, doch selbst wenn, wäre sie nicht viel später von den Ereignissen und Shengs Stimme geweckt worden. Sie verließ ihr Zelt nicht, doch die Worte ließen sie aufhorchen, rissen sie wenigstens etwas aus den fürchterlichen Gedanken. Heilmittel, wiederholte sie still und dachte nach. Es war eine schlimme Ironie des Schicksals, die sofortige Strafe, die sie ereilen musste. Sie hatte gerade das Leben eines Jungen in schierer Arroganz und in purem Egoismus für beendet erklärt, um nicht Angst vor den Schergen von Floyd-Williams haben zu müssen. Und genau jetzt sollte etwas passieren, auf das man seit 20 Jahren wartete. Etwas, das ihr die Chance geben würde, zu fliehen - ob mit oder ohne Derreck. Hätte sie das gewusst, hätte sie die richtige Entscheidung getroffen. Hätte ich?

    Es war zu spät. Sie konnte nur hoffen, dass ihr Chef besser war als sie, dass er wirklich einknickte, wie sie es vermutet hatte. Eryn konnte nur darauf hoffen, dass er sie vor der schlimmsten Entscheidung ihres Lebens retten würde. Vor der Dunkelheit. Sie nahm sich vor, Schlaf zu finden. Morgen würde sie mehr wissen. Morgen würde sie erfahren, was mit dem Jungen passiert war, ob Derreck sich an das Herz erinnerte, das er hatte, während es ihr zu fehlen schien. Und dann würde sie wissen, ob sie es noch länger hier aushalten könnte. Sie hatte oft über das Leben in dieser Siedlung gemeckert, während sie es doch eigentlich liebte. Doch diese Nacht war die erste, in der sie mit der Gewissheit schlafen ging, genug von Sheng's Hope zu haben. Oder zumindest genug von ihrer Rolle hier. Genug von sich.

  6. #186
    Eine verfluchte Heilung: Also damit hätte Strider nun wirklich nicht gerechnet. Zumindest nicht mehr, denn solchen Träumereien waren gerade zu Beginn des großen Brandes, sehr viele Abenteuerlustige zum Opfer gefallen.
    Die Menge war mehr als aufgebracht und es meldeten sich hie und da Freiwillige für diese Mission, eine Mission die durch feindliches Territorium und tödliches Gebiet führen würde.
    Die Überzeugung die aus Shengs Worten sprach, war fesselnd und das trotz der logischen Argumente von Vincent, vielleicht sogar noch dadurch verstärkt.

    Strider haderte kurz, dass letzte Mal, als er länger auf Reisen war, war es einziges Abenteuer gewesen. Und mit Abenteuer ist vor allem gemeint, an ungemütlichen und gefährlichen Orten zu schlafen, vor Leuten, die Spitze Gegenstände in einen reinstechen wollten zu fliehen und mehr als mangelnde hygienische Verhältnisse auszuhalten.
    Aber diesmal war es etwas anderes, dieses mal ging es tatsächlich um mehr, als nur sein eigenes Überleben. Es ging um eine Zukunft, die eigentlich schon alle abgeschrieben hatten.
    Strider sah in die Menge. Er hatte nie selber Kinder gehabt und eigentlich auch nie wirklich gewollt, nicht nach dem großen Brand, aber dieser Moment belebte etwas in ihm, was er schon längst für tot gehalten hatte.

    "Ich bin dabei! Sollte dieser schrottige Karren, unter dem Sarg zusammenbrechen, ist wenigstens einer dabei, der das Ding wieder zusammenflickt!"

    Geändert von Mr.Räbbit (10.09.2015 um 20:51 Uhr)

  7. #187
    Al hatte Talia kein Styropor mehr verkauft. Er hatte Lisa auch nicht nach dem Kultistenmädchen fragen oder herausfinden können, was nun für das Chaos in Dusty Derrecks gesorgt hatte. Sie alle wurden von einem durchdringenden Geräusch unterbrochen, und dann überschlug sich alles. Ein Sarg. Viel Menschen am Strand. Unglaube. Jubel. Euphorie. Als Sheng sein Rede beendet hatte, wusste Al nicht, was er denken sollte. Solange er lebte, war die Welt in diesem Zustand, und nun sollte ein Heilmittel in Form eines Sarges die langerhoffte Erlösung bringen?

    Er schüttelte ungläubig seinen Kopf. Schweigend schaute er zu, wie sich Menschen freiwillig für die Expedition meldeten. Igor, der gezähmte Falke und treue Weggefährte von Al, stieß vom Himmel herab und landete sich auf seinem Arm. Noch eine Weile beobachteten die beiden das Schauspiel. Suchend blickte sich Al nach Lisa um. Auch sie hatte die Zeit vor der Katastrophe nie kennengelernt. Nach kurzer Zeit fand er sie einen Steinwurf entfernt zu seiner Rechten.

    Gerade wollte er zu ihr gehen, als sich Igor plötzlich erhob. „Hey, Igor!“, rief Al. Er wusste, dass der Falke nicht gut auf Menschenmengen reagiert, deshalb behielt er ihn in solchen Situationen am liebsten bei sich. Doch es war zu spät, Igor flog bereits in Richtung Sheng davon. Fluchend bahnte sich Al einen Weg durch die Menschenmenge und ignorierte dabei die verärgerten Ausrufe der Menschen, die er zur Seite stieß. Dann sah er, wie Igor auf dem Sarg landete. Al rannte zu ihm.

    Die Menschenmenge wurde lauter. „Und wir haben einen weiteren Freiwilligen!“ Noch einer, dachte Al, doch dafür hatte er jetzt keine Zeit. Erst zu spät merkte er, was gerade tatsächlich passiert war: Dass er nach vorne gestürmt war, mussten seine Mitmenschen als enthusiastische Meldung missverstanden haben. Sheng beute sich in Als Richtung. „Wie war dein Name noch gleich?“ Natürlich kannte Sheng ihn nicht, immerhin war Al erst seit kurzem hier. Und er hatte auch nicht vor, an irgendeiner Selbstmordtour teilzunehmen, deren Zweck ihm sich nicht einmal so recht entschloss.
    „Ich habe—“, begann er, doch Sheng fiel ihm ins Wort: „Micha also! Ich freue mich, dich dabeizuhaben!“ Die Menge jubelte, Igor erhob sich wieder in die Lüfte und Al stand ausdruckslos da und wusste nicht, wie ihm geschah. Dich inmitten des ganzen Chaos kam ihm eine aberwitzige Idee. Warum nicht einfach mitspielen? Wenn es ernst wurde, konnte er ja immer noch verschwinden.

    Also verbeugte Al sich. Er verbeugte sich und sprach zu der Menge: „Es könnte keine größere Ehre für mich geben. Für die Rettung der Menschheit bin ich bereit, alles zu geben – selbst mein Leben. Ich schwöre euch, ich werde alles dafür tun, dass der Sarg seinen Zielort erreicht.“ Er pfiff und demonstrativ landete Igor auf seinem Arm. Dieses Schauspiel schien der Menge zu gefallen, denn sie jubelte erneut. Mit entschlossenem Blick schaute Al die Menschen vor sich an, doch innerlich lachte er und genoss es in vollen Zügen, dass er durch solch einen theatralischen Schwachsinn solche Reaktionen bewirken konnte und bereits jetzt als Held gefeiert zu werden, der er nie sein würde.

    Geändert von BIT (11.09.2015 um 16:57 Uhr) Grund: Sig aus! ~ BIT

  8. #188
    Howard hatte sich nach seiner Behandlung, wenn es überhaupt dieses Wortes würdig war, wieder zurück zur Taverne gemacht. Auf dem Weg fiel ihm unweigerlich auf, dass die Stimmung in dieser Siedlung etwas angespannter war als sonst. Eventuell war es die Schlägerei, die man wohl inzwischen überall mitbekommen hat, so viele Seelen waren in Sheng's Hope nicht anwesend.

    Angekommen im Dusty Derrek, begutachtete er das Chaos, das hinter blieben war. Einige der Stühle waren wieder aufgestellt worden, aber viele waren noch umgeworfen, oder schlimmer in Teile zerlegt. Aber es schienen zumindest noch einige Leute anwesend zu sein. Doch hatte Howard ehrlich gesagt, genug von der Aufregung des heutigen Tages, und so zog er sich zu seiner schwimmenden Hütte am Rand der Siedlung zurück. Angekommen, saß er sich auf den alten Stuhl, und reflektierte ein bisschen über seinen Tag.

    Er wusste nicht mehr so ganz, warum er überhaupt hierhergekommen war. Es war so lange her, als er den Entschluss gefasst hatte. Er hatte es sich angewöhnt, manchmal im Gedanken über die Ereignisse der letzten Jahrzehnte zu gehen, mehr um sie nicht zu vergessen, als etwas Verborgenes darin zu finden.
    Zitat Zitat
    Er war damals in Australien gewesen, als der Virus ausbrach. In den Medien herrschte von Anfang an Panik Stimmung, es wurde als terroristischer Akt gesehen, nach harten Methoden wurde verlangt. Der Staat, das Militär waren da pragmatischer und wohl auch zu optimistisch wie sich herausgestellt hat. Man fing erste Infizierte ein und ließ sie untersuchen. Howard, seine Frau, und eine Reihe weiterer Wissenschaftler waren nur eines der Teams die daran arbeiteten. Genau genommen war die australische Regierung ihr Arbeitgeber, aber natürlich waren die Wissenschaftler aus aller Welt, quasi angeheuert. Und recht schnell fiel auch die Kommunikation mit Canberra aus und unter Kriegsrecht hatte die Armee das sagen. Nachdem das Labor selber fast verloren schien, konnte Howard und seine Frau, ihr Auto finden, und flohen zu ihrer Familie. Was sie dort fanden war ... Howard wollte nicht daran denken, selbst nach all diesen Jahren war jener Moment in seiner Erinnerung praktisch verschwommen. Er wusste rational was passiert war, aber sein geistiges Auge sah einfach nur leere. Als hätte das Hirn auf reset gedrückt.
    Allein machte sich Howard, nun ohne Familie, auf ein Schiff zu finden. Ohne Glück, nur ein kleiner Schlepper fand er in einer verlassenen Bucht, offensichtlich von einem weiter entfernten Hafen losgerissen. War es Schicksal? Ein böser Scherz? Er wusste nicht wohin, und hatte keine Ahnung wie er ein Schiff zu steuern hatte. Nach Tagen fand er sich irgendwo im Norden Australiens und fing eine Funkübertragung auf. Überlebende, auf einer Bohrinsel, wie sich herausstellen sollte. Sie nahmen ihm auf. Er konnte sich nicht mehr erinnern was mit seinem kleinen Schlepper passierte, wohl von den Militärs beschlagnahmt. Zu dem Zeitpunkt war es ihm sowieso recht. Er blieb lange dort, ein Jahr fast. Ohne Ziel und Hoffnung. Dann hörte er von einem Ereignis, es sprach sich wie ein Lauffeuer. Eine Gruppe von Leuten wäre auf der Suche nach etwas? Es waren nur Gerüchte, aber zwei Dinge waren Howard klar, es betraf das Geheimnis dieses Virus, und die USA. Die folgende Zeit war chaotisch auf der Bohrplattform, schlussendlich spaltete sich eine Reihe von Überlebenden ab, und kaperte eines der letzten Schiffe. Es war abenteuerlich, aber Howard erinnerte sich selbst nur wenig, bis auf die Ankunft selbst. Die Gruppe zerfiel bald nach ihrer Ankunft, einige blieben auch beim Schiff selbst, was wohl mit ihnen geschehen war? Und nun irrte Howard als lone wanderer durch die post-apokalyptische Wüste die einst die vereinigten Staaten waren? Vielleicht hätte er einfach aufgeben sollen, so wieso sie damals?
    Mit diesem letzten Gedanken im Kopf schlummerte er in einen seichten, aber überraschend traumlosen Schlaf. Er brauchte nicht viel davon, und so war er recht schnell wach als der Lärm ihn aufweckte, wie die restliche Siedlung auch, und er das komische metallene Objekt beobachtete. Es erschien ihm vertraut, aber es war so verdreckt und halb bedeckt, wohl nur ein Zufall.

    Dann kam Shengs Rede.

    Howard schien ruhig, aber nur äußerlich, im Innern tobte ein Sturm. Spielte ihm das Schicksal wieder einen Spiel? Hatte er doch gefunden, was er gesucht hatte? Er wollte es nicht glauben. Und so musste er fragen.
    "Woher diese Sicherheit? Die kühnsten Köpfe unserer, meiner Zeit versuchten diese Katastrophe im Keim zu ersticken. Was ist in diesem Behälter?"

  9. #189
    Es war also so weit. Lancasters Kopf stellte so rasant eine Verbindung her, er musste nicht groß darüber nachdenken. Sein Bauchgefühl war sich sicher, das war diese Kiste von der ihm sein alter Freund erzählt hat.
    Lancaster schaute gebannt zu wie sich ganz Hope am Strand versammelte. Sheng brach fast in Tränen aus, seine Rede emotionaler Ansporn, er wusste was auf dem Spiel stand und wer alles sein Leben gab, wie viel Schweiß, wie viele Tränen... wie viel Blut an dieser ganzen Scheiße klebte.

    Es würde Freiwillige brauchen das war klar. Lancaster machte diesen Höllenritt jetzt schon seit über 20 Jahren mit. Wer nicht ganz bei der Sache war, wer es nicht wirklich wollte... der konnte würde den Karren tief in den Dreck ziehen.
    Während Lancaster noch seine Arme verschränkend in der Menschenmenge stand, traten bereits einige hervor und meldeten sich freiwillig. Andere taten ihre Zweifel kund, was der alte Geschichtenerzähler voll und ganz verstehen konnte.

    Nervös leckte der Alte sich über die Lippen und fuhr sich danach mit der Hand über das Gesicht und durch den Bart ehe er mit kräftigen und starken Schritten aus der Menge trat.
    "Sheng... du kannst auf mich zählen. Ich werd dabei helfen das Heilmittel nach San Antiono zu bringen."
    Lancaster stellte sich an Alfons Seite und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er kannte den jungen Mann nicht, hatte sein Gesicht aber ab und an auf dem Marktplatz gesehen.
    "Gut dich und deinen Gefährten dabei zu haben. Kameradschaft wird uns sicher durch das Ödland bringen. Es ist gut jemanden dabei zu haben der das Konzept so verinnerlicht hat wie du und dein kleiner Freund."

    Geändert von Gendrek (11.09.2015 um 00:03 Uhr)

  10. #190
    Sheng hatte große Probleme, die Übersicht über den Lärm zu behalten, das Jubeln, das Rufen, das Schreien.
    Sein treuester Wachmann hatte sich sofort gemeldet und zusammen mit Jegor keinen Zweifel an seiner Loyalität aufkommen lassen. Sheng glaubte, dass er ehemalige Polizist, der sich an alle Regeln hielt und dank Frau und Kund an das Gute der Welt glaubte, die perfekte Ergänzung zum absolut unorthodoxen und tiefenentspannten Scavenger war, der sein Herz auf der Zunge trug.

    Auch Vincent hatte sich gemeldet, wahrscheinlich hatte er das schon vor einigen Minuten vorgehabt und wollte ihm nur mehr Information entlocken, ein wirklich kluger Mann, wie Sheng zugeben musste.

    Dann war Haile nach vorne gekommen und die Menge wurde kurz stiller, er konnte gar sehen, wie einige Leute erbost zurück wichen, doch was dann folgte, berührte ihn tief. Der ganze Überlebenswille des Mädchens sammelte sich in ihrem Trotz, sie wusste genau was sie tat. Und dann sprach sie und er verstand. Sein Platz war hier und er schwieg berührt. Obschon sie nicht sprechen wollte, obschon sie für Niemandem ein Wort übrig hatte, hatte sie ihm gerade klar gemacht, dass sie an seiner Statt gehen würde und ihre Fähigkeiten dazu einsetzen würde, das Leben Jener zu retten, die sie hassten. Und seine Aufgabe war dafür zu sorgen, dass es noch Jemanden gab, der gerettet werden konnte. In diesem Moment fühlte sich der Bürgermeister wie ein Vater und in seinen Augen, mit Denen er Haile musterte, war nichts als Stolz und Zuneigung zu erkennen. Es berührte ihn tief, dass sie all diese Leute Lügen strafte, die sie aus der Siedlung hatten werfen wollten.

    Auch Evi war nach vorne getreten und Sheng bewunderte den Ausdruck in ihrem Gesicht, der durch Fackeln und Laternen etwas Mystisches hatte. Noch bevor sie es gesagt hatte, wusste er, was folgen würde. Nun verstand er auf traurige Art und Weise, was mit dem Sprichwort des lachenden und des weinenden Auges gemeint war, denn er hatte ihre Gesellschaft so sehr genossen, doch die Freude, dass Haile und sie aufeinander aufpassen würden, durchzog sein Herz und wärmte es auf eine seltsame Art und Weise.

    Mittlerweile hatte die Menge damit begonnen, einige Hochrufe auf die Freiwilligen anzustimmen und auch wenn eine gehörige Portion Skepsis angebracht war und vielleicht sogar lebensnotwendig, so war doch deutlich zu spüren, dass die Bürger, die jeden Tag um ihr Überleben kämpften, sich nur zu gerne an jeden Strohhalm klammerten. Die Möglichkeit, der Welt, die aus den Fugen geraten war, wieder einen kleinen Schubs zu geben. Und das Gefühl, das Hochgefühl, sich einmal vom Joch befreien zu können, der Spielball der waffenstarrenden Gewalten von Plünderern zu sein.

    Dann trat der seltsame Doc Strider auf den Plan und erklärte sich bereit, gefolgt von "Micha", die sich augenscheinlich gerade feiern ließen. Sheng grinste, sie hatten es sich Beide verdient.
    In diesen Augenblicken wurden Bilder erschaffen, an die sich die Einwohner von Shengs Hope noch Wochen zurück erinnern würden. Gerade als der Falke auf "Michas" Arm landete, gab es erneuten Jubel, die Menge hatte endlich Menschen aus ihrer Mitte gefunden, zu Denen sie hochschauen konnte. Deren Taten sie inspirieren würden, ihren Teil beizutragen, den Frieden zu wahren. Morris hatte mittlerweile damit begonnen, laut lachend die Sprechchöre der Freiwilligen anzustimmen und anzuführen und die Menge ging begeistert darauf ein.
    Übertönt wurden sie nur von Stan, der laut krakeelend und schrecklich schief ein Lied anstimmte, als Lancaster sich meldete.
    Neben ihm stand Wingman und es war sichtlich, dass es ihn schauderte vor Nervösität.
    "Haben sie eine Chance?" wisperte er leise und Sheng flüsterte mehr zu sich selbst: "Wer, wenn nicht sie?"
    "Glauben sie das alle wirklich?" sagte der ehemalige Pilot leise und deutete mit dem Kopf auf die Menge. "Nein.", flüsterte Sheng, "Sie hoffen es, das ist viel wichtiger und geht tiefer."

    Natürlich stellte Howard eine wichtige Frage, er hätte es wissen müssen, kommen sehen MÜSSEN, dass sich gerade die Ehemaligen und Veteranen, die mit ihnen vor dem großen Zehren als Menschen gelebt hatten, keiner Sache verschreiben wollten, die ihr Herz ein zweites Mal brechen würden. Ihnen schuldete er die meisten Antworten, doch etwas in ihm krampfte sich zusammen. Er wusste, dass möglicherweise Späher der Plünderer unter ihnen lebten oder Jemand jederzeit unter der Folter der Kultisten etwas erzählen würde. Dies galt es abzuwägen.
    Doch sie standen an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter - sollten ihre Feinde nur davon hören, dass die Hoffnung an diesem Orte wieder ein Heim hatte.

    Er versuchte um Ruhe zu bitten, so gut es ihm möglich war und zeigte dann auf den Behälter. "Was wir darüber wissen, wissen wir von Niki und Lexi und einem Mann namens Toske, der uns bereits früh verlassen musste. In diesem Behälter befindet sich Jemand, der früher in der Medizin..." Sheng dachte angestrengt und verzweifelt nach... er hatte es früher in Filmen gehört... vor Ewigkeiten, in einem anderen Leben. "Patient 0", flüsterte Wingman atemlos und Sheng nahm den Hinweis gerne an.
    "In diesem Behälter befindet sich Patient 0. Der erste, der mit diesem Virus infiziert wurde und angeblich die Kreatur, in dessen Adern eine Medizin schlummerte, die sich auf andere übertragen lässt." Er gab sich alle Mühe so zu sprechen, dass auch die jungen Überlebenden und Geborenen der Apokalypse ihn verstehen konnten. "Mit seinem Blut wären wir in der Lage, einen Zombiebiss ungefährlich zu machen. Und damit könnten wir uns wieder in die Großstädte wagen. Unser Scavenger könnten Orte voller Wunder und Schätze aufsuchen. Wir könnten die großen Ruinen der Städte unserer Großväter und Großmütter wieder zu den Unseren machen. Und uns so besser vor den Angriffen von Plünderern schützen. Wir können die Weltanschauung der Kultisten in ihren Grundfesten erbeben lassen. Die Kultisten beten die Untoten an und wir vernichten die gefährlichste Waffe dieser Brut. Als ob wir ihre Götter töten würden." rief Sheng nun laut aus und die Menge, die einfachen Leute von Shengs Hope, schienen ihn dafür zu lieben. Mochten sie an ihm zweifeln, mochten sie ihn verurteilen wegen seiner vielen Fehler der Vergangenheit, aber heute würde er diesen Menschen die Hoffnung, die er nun unbestreitbar in seinem Herzen spürte, näherbringen. Er wusste einfach, dass es funktionieren konnte! Es war die größte Chance, die sie in den letzten zwanzig Jahren erhalten hatten, es war ihre Pflicht, sie zu nutzen.

    Als selbst Georgina strahlte und sich die Blässe ihres Gesichtes mit einem warmen Rot überzog, wusste er, dass sie es schaffen konnten. Auch wenn die Tochter von George nur Augen für den Sarg hatte.

    Sheng hoffte auf weitere Freiwillige, während sein Verstand fieberhaft bereits die beste Reiseroute vorausplante und er im Kopf Munition- und Essensvorräte durchrechnete. Und dass sie irgendwoher Batterien für die Lebenserhaltung gewinnen mussten. Und eine kleine Stimme in seinem Innersten hoffte auf einige ruhige Minuten mit Haile. Um mit ihr sprechen zu können. Und so auch er sich den Luxus von Hoffnung erlauben durfte, auch einen ruhigen Moment mit Evi...
    Wonach es nicht aussah. Er hoffte still, dass er nicht bis zu ihrer Rückkehr damit warten musste.

    "Wer wird die Truppe dann eigentlich anführen?", brüllte Shaun gutgelaunt und klang noch arg nasal von der Schlägerei des frühen Abends. "Ich meine, wem soll ich mein Glückshalstuch denn geben?"
    "Eine gute Frage, ich denke, das werden und sollen unsere Freiwilligen untereinander ausmachen.", erwiderte Sheng.

    Geändert von Daen vom Clan (11.09.2015 um 00:22 Uhr)

  11. #191

    Gast-Benutzer Gast
    Es hatte sich keine Gelegenheit ergeben mit Sheng zu reden. Zunächst störte in Georgina, die nach den Geschehnissen in der Bar fragte, aber weiß Gott was tatsächlich im Schilde führte. Denn nach seiner Antwort schien es als seien die Dinge in der Bar eher unrelevant, ging Sie doch Richtung Osten davon, die Bar lag aber im Westen.
    Nach und nach verließen Personen die Kneipe, aber Sheng befand sich nicht dabei. Zuletzt sah er Eryn heraustreten und in der Dämmerung verschwinden. Muss ich wohl doch wieder tagsüber schlafen, grumelte Ranger vor sich hin. Er wartete noch einige Minuten und fasste dann einen Entschluss. All zu viele konnten sich ja nicht mehr im Gebäude aufhalten, er würde Sheng schon irgendwo unter 4 Augen informieren können. Ein gutes Gefühl hatte er schon von Anfang an nicht gehabt und spätestens seit er gesehen hatte wie Eryn die Kneipe verließ rechnete er nicht mehr damit dem Jungen großartig helfen zu können. Dennoch war er der Meinung Sheng sollte wissen was für Spielchen in "seiner Stadt" gespielt wurden.

    Ranger befand sich einen Sekundenbruchteil vom Eingang entfernt als er hinter sich eine Mischung aus anschwellendem Gebrüll und Gelächter hörte. Irgendwo begann ein Hund mit einzustimmen. Er drehte sich um und sah wie der "General" brüllend und lachend zugleich über den Marktplatz und an ihm vorbei rannte. Das Geschrei ließ vermuten, dass der Alte in Richtung westlicher Wall rannte. Ist der Alte nun völlig übergeschnappt? Er drehte sich und Erblickte mehrere Gesichter aus dem Eingang der Kneipe schauen, das Geschrei des Alten hatte sie verständlicherweise neugierig gemacht. Ranger erblickte Sheng und wollte diesen Gerade zur Seite sprechen als ein ohrenbetäubendes lautes Piepen durch die Siedlung halte.
    Noch bevor er etwas sagen konnte rannte Sheng in Richtung Norden, aus der das Piepen kam, im Schlepptau folgten ihm die restlichen Gäste der Kneipe.

    Da es offensichtlich war, dass er in nächster Zeit nicht mit Sheng sprechen können würde, entschied sich Ranger zunächst sein Glück in der Kneipe zu versuchen. Möglicherweise befand sich Derrick noch hier, oder er hatte den Jungen nur eingesperrt. Ranger durchsuchte die Bereiche hinter der Theke, Küche und Lagerraum konnte aber keine Spur von dem Jungen erkennen. Er entschied sich das Büro von Derreck zu betreten, sollte dieser sich noch darin befinden musste er halt improvisieren, es würde ihm schon etwas einfallen.
    Er öffnete die Türe und atmete tief durch als er erkannte das keiner zugegend war. Das ist gut dachte er SCHLECHT, schlecht für den Jungen. Sehr schlecht, fügte er an, als er das Blut und die Pfanne auf dem Boden sah. Ob Sie ihn erschlagen haben - Nein, nicht möglich, zu wenig Blut - Außerdem hatte Derrick gesagt er müsse ihn zu Floyd bringen. Ranger bemerkte gar nicht, dass er mit sich selber sprach.
    Hier kann ich offensichtlich nichts mehr tun, schauen wir mal was das Piepsen im Norden zu bedeuten hatte. Erst jetzt viel ihm auf, dass er es bereits seit einigen Minuten nicht mehr gehört hatte.

    Als er im Norden ankam, fand er eine jubelnde Menge vor, die offensichtlich Shenq feierte, der wiederum auf irgendeinem glänzenden Kasten stand. Er fragte einige der umstehenden Leute was den genau los sei Shenq hat ein Heilmittel gefunden - Ja, es musste 20 Jahre im See reifen - Er sucht Leute die Das Ding nach San Antonio bringen, dann gibts die Alte Welt wieder - Mit dem Ding im Ding können wir uns beißen lassen und werden nicht krank. Er war offensichtlich in dem Teil der Menge gelandet wo sich die Stammkunden der Kneipe aufhielten die schon lange ihre grauen Zellen gegen Alkohol eingetauscht hatten. Nicht vieles ergab einen Sinn was er zu hören bekam, lediglich, dass der glänzenden Kasten irgendwie helfen sollte das jetzige und zukünftige Dasein zu verbessern. Dazu müsste es aber nach San Antonio gebracht werden und Sheng suchte nach freiwilligen für diese Aufgabe.

    Plötzlich wurde er unsanft zur Seite gestoßen und ein junger Kerl bahnte sich einen Weg durch die Menge. „Micha also! Ich freue mich, dich dabei zu haben!“ Es könnte keine größere Ehre für mich geben. Für die Rettung der Menschheit bin ich bereit, alles zu geben – selbst mein Leben. Ich schwöre euch, ich werde alles dafür tun, dass der Sarg seinen Zielort erreicht.“ Ein Pfiff und ein Falke landete auf dem Arm des jungen Mannes. Saß dieser gerade eben nicht noch neben Sheng auf dem silbernen Kasten? kam es ihm in den Sinn. er fragte sich ob das Ganze Absicht gewesen war oder der Kerl nur den Schein wahrte.

    Ranger versank in Gedanken Das ganze kam einen Spaziergang durch die Hölle gleich, In Winterkleidung. Es gab da draußen genug Menschen die einem an die Gurgel wollten, die unterschiedlichen Raider, die durchgeknallten Kultisten ganz zu schweigen von den degenerierten Untoten und dann sollten Sie sich auch noch in eine Stadt begeben. Da könnte man sich gleich ein paar Kultisten suchen und sich ihnen als Hauptgang für Thanksgiving anbieten... Es brauchte also eine Gruppe an geeigneten Individuen, groß genug zur Not auch einen Kampf zu gewinnen aber gleichzeitig klein genug um so wenig aufzufallen und so schnell wie möglich voranzukommen.
    Und was wurde aus Shengs Hope, dieser Name machte nun auch einen Sinn, wenn zu viele der Personen gingen die die Rädchen am Laufen hielten.


    Für Ranger war klar, dass es eine Reise ohne wiederkehr sein würde, aber saß er nicht schon zu lange an diesem einen Ort fest? Die letzten Ereignisse machten eigentlich deutlich, dass es mit der Ruhe in Shengs Hope in nächster Zeit vorbei sein würde und er war sich eigentlich ziemlich sicher, dass er sich dann lieber weit entfernt dieser Siedlung aufhalten wollte, anstatt in ihr. Ranger hatte bereits für sich eine Entscheidung gefällt wollte aber abwarten, wer sich denn noch so freiwillig melden würde. Außerdem stand er nicht gerne im Mittelpunkt, lieber beobachtend im Hintergrund.

    Erst jetzt viel ihm auf, dass der ein oder andere der umstehenden ihm mit merkwürdigem Blick betrachtete. Ohne es zu registrieren hatte er wohl begonnen ein Lied vor sich hin zu pfeifen. "Ein guter Kamerad", kein gutes Zeichen schoss es ihm durch den Kopf. Ranger zuckte kurz mit den Schultern und verließ dann die Szenerie um doch noch ein paar Stunden Schlaf zu sammeln, er hatte die Vermutung, dass er in nächster Zeit wieder weniger davon bekommen sollte.

    -----
    Spoiler bezüglich Lied:

  12. #192
    Frank hatte sich den Funken immer bewahrt, den Funken Hoffnung und Zuversicht, den Glaube an das Gute in jedem. Er war es, der ihn einen Fuß vor den anderen setzen ließ. Auch für seine Familie hatte er ihn immer am brennen oder zumindest glimmen gehalten: Welcher Vater wünschte sich nicht, seinem Sohn eine bessere Welt als die seine bereiten zu können. Hier stand er nun, bereit die Möglichkeit am Schopfe zu packen. Thomas würde sich keine Sorgen um die Zombies machen müssen wenn sie erfolgreich waren und was immer er dafür tun musste: Es würde gelingen.
    Langsam ging er wieder zurück neben seine Familie, nahm Thomas in die Arme und hob ihn für einen Moment hoch. Auch der kleine Junge hatte scheinbar begriffen, dass hier etwas großes vor sich ging und als Thomas seinen Sohn so ansah, den 4 Jahre alten Jungen, der noch sein ganzes Leben vor sich hatte, wurde ihm klar, dass er sich irgendwann von ihm und Silvia würde verabschieden musste. Dabei würde er einem kleinen Kind erklären müssen, warum Papa vielleicht nie wieder kommen würde. Oder sollte er das wirklich? Für den Moment wischte er diesen traurigen Gedanken beiseite und umarmte Silvia und gab ihr einen Kuss. Noch wollte er einfach nur genießen dass sie eine reale Chance hatten alles ein großes Stückchen weit besser zu machen.
    Evi soll es sein. sprach Frank schließlich einen Moment später laut und deutlich, nachdem er sich von seiner Lebensgefährtin gelöst hatte
    In diesem Moment fiel ihm etwas auf als er noch einen Blick auf den Sarg warf. Eine Frage noch Sheng, denn mir offenbart sich gerade ein kleines Problem in dieser ganzen Angelegenheit: Die Zeiten in denen ich meinen Laptop täglich mit mir herum getragen habe sind zwar schon ein paar Jahre vorbei, aber wenn ich es richtig mitbekommen habe, geht dem Sarg hier der Saft aus. Reicht er denn überhaupt noch die gute Woche und vielleicht ein paar Tage bis wir am Ziel sind und wenn nicht, wo bekommen wir dann Batterien für das Ding her? Battereien, vor allem dafür, sind ja nicht sonderlich häufig und die meisten Elektronikfachgeschäfte haben leider Gottes auf unbestimmte Zeit geschlossen und Steckdosen funktionieren nicht mehr, also können wir das Ding nicht einfach ans Netz anschließen und abwarten bis der Akkuladestand wieder auf 20 Jahren steht. Er hatte das Gefühl, dass sich dieses kleine Detail zu einem wichtigen Punkt in der ganzen Angelegenheit entwickeln würde.

    Geändert von wusch (11.09.2015 um 08:37 Uhr)

  13. #193
    Niki stand unweit vom Sarg entfernt, seinen müder Blick beibehaltend, jedoch in einen deutlich finsteren Ton angeschlagen. Er konnte noch nicht so ganz fassen, was vor ihm ans Land getrieben wurde, weshalb er es nicht lassen konnte, sich dem nochmal zu nähern, um Missverständnisse auszuschließen. Er war es - tatsächlich. Adam. "Oh mein Gott...", dachte er immer wieder laut, so versunken, dass er Alex' Hand gar nicht mehr halten konnte. Es war aus allen Wolken gefallen, hatte es ihn doch tatsächlich 20 lange Jahre, die er nur durch langlebige, elektrische Kalender zählen konnte, gekostet, um diesen Moment miterleben zu können. Er hatte die Hoffnung schon längst aufgegeben, umso gewaltiger überkam ihm die Überraschung.

    Er hatte mit gar nichts mehr gerechnet, als er in Sheng's Hope ankam. Sein Namensträger erkannte Niki nach wenigen Gesprächen sofort wieder und irgendwie war es auch seine, in dieser Welt eher ungewohnt ausgeprägte, Gastfreundschaft, die Niki und sein Ziehkind dann hier hielt. Als er auch noch Lexi wiedertraf, hätte er fast schwören können, dass das Maß an Zufälligkeiten bereits ausgeschöpft worden sei. Doch je mehr er darüber nachdachte, umso enger schienen sich die Fäden ineinander zu verspinnen. So zufällig war die Tatsache, dass Niki letztendlich in dieser Siedlung eintraf, ja dann doch nicht, eher sogar naheliegend.

    Nach Shengs schwungvoller Rede schien es fast Nikis selbstverständliche Pflicht gewesen zu sein, sich der Abenteurergruppe anzuschließen. Selbstverständlicher war nur seine Verantwortung gegenüber Alex, aber das Kind hätte er nur ungern zu solch einer gefährlich scheinenden Expedition mitgenommen. Keine Frage, Alex war gerissen und schlau, besonders, wenn man das junge Alter bedacht hatte, aber umso nötiger war dies, wenn man die Verletzlichkeit betrachtete, die einem Kind oblag. Er gab sich nicht viel Mühe damit, lange darüber nachzudenken:

    "Ich... also ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll - diese Sache ist natürlich fantastisch, und die unzähligen Unterlagen, die ich mir damals im Forschungslabor in China durchgelesen habe, verhießen auch viel Gutes, keine Frage! Ich bin noch etwas zwiegespalten nach so langer Zeit, und mittlerweile habe ich auch auf ein Kind Acht zu geben, das mir sehr am Herzen liegt. Warum macht ihr nicht erstmal Lexi zur Anführerin der Reisetruppe, sie war genau so damals da gewesen wie ich, und ist eine deutlich taffere Person als ich es wohl bin. Ich überlege mir ehrlich gesagt noch, in welcher Hinsicht es Sinn ergeben würde, mich dem anzuschließen..."

    Und nachdem er seine Bekundung laut aussprach, drehte er nachdenklich sein Gesicht zur Seite, als er sah, wie Sheng sich, deutlich zu ihm gerichtet, ihm näherte.

  14. #194
    "Wer wird die Truppe dann eigentlich anführen?", brüllte Shaun gutgelaunt und klang noch arg nasal von der Schlägerei des frühen Abends. "Ich meine, wem soll ich mein Glückshalstuch denn geben?"
    "Eine gute Frage, ich denke, das werden und sollen unsere Freiwilligen untereinander ausmachen.", erwiderte Sheng.
    Hmpf, da ruft der Bürgermeister schon zu einer waghalsigen Reise auf, will aber nicht selber das Kommando übernehmen? Für einen alten und gebrechlichen Mann wäre das sicherlich nichts, aber im Derrecks hat er mehr als deutlich bewiesen, dass er noch so einiges auf dem Kasten hat. Sogar mehr, als man jemandem mit seinem Titel zutrauen würde. Aber gut, dann sollte es halt jemand anderes sein. Nur wer? Den Frauen wollte Vincent das nun wirklich nicht aufhalsen. Nicht, dass er ihnen keine Verantwortung zutrauen würde, aber wer auch immer die Gruppe leitet, könnte sich vermutlich gleich eine Zielscheibe auf die Brust malen. Dann doch lieber jemand der ... entbehrlicher ist? Inkompetent sollte er aber auch nicht sein...
    "Wie wäre es denn mit Lancaster? Seine Geschichten mögen ab und zu zwar sehr bizarr wirken, aber er scheint doch ganz schön was auf dem Kasten zu haben. Und bei seinem Aussehen wird ihm sicherlich kein Plünderer so ohne weiteres auf die Füße treten wollen."
    Mehr war dann wohl vorerst nicht zu tun. Von daher pflanzte Vincent sich auf einen aus dem Sand ragenden Stein und betrachtete das weitere Geschehen.

  15. #195
    Gespannt lauschte Lisa Shengs Worten. Dieser Sarg, das sogenannte Heilmittel… Wie oft hatte sie schon davon gehört? Besonders in ihren frühen Kindertagen. Jeden Abend erzählte ihre Mutter ihr die gleiche „Gute-Nacht-Geschichte“, von den Ereignissen vor ihrer Geburt. Wie sie von der Insel namens „Camp Hope“ übers Meer nach China vor den Untoten geflüchtet waren und schließlich auf diesen „Schatz“ gestoßen waren. Und nun lag dieses Teil tatsächlich vor ihr. Sie konnte es kaum Glauben. „Das muss ich Mum erzählen!“ rief sie aus und rannte davon in Richtung ihres Wohnwagens.

    „Mum!“ stürmisch öffnete Lisa die Tür. „Mama! Er wurde gefunden. Der Sarg. Du hattest Recht. Er ist tasächlich hier! Sheng sagt, das Teil muss nach San Antonio. Er sucht Freiwillige die mitgehen!“ Vor Aufregung sprudelten Lisa alle Worte auf einmal heraus. „Was? Echt?“ Jul schreckte vor Überraschung hoch, löste dabei jedoch einen enormen Hustenanfall aus. Sie war in den letzten Jahren enorm schwach geworden und verbrachte so gut wie den ganzen Tag im Bett. „Oh Lisa, mein Kind!“ blickte sie ihre Tochter traurig an. Wenn sie körperlich in besserer Verfassung gewesen wäre, hätte sie sich sofort freiwillig für die Expedition gemeldet. Hatte sie doch damals, vor 20 Jahren, dazu beigetragen, dass diese Hoffnung immer noch unter ihnen weilte. Wäre der Sarg doch nur einige Jahre früher gefunden worden. Aber jetzt war eine neue Generation an der Reihe. Sie sah Lisa tief in die Augen. Freude und Hoffnung lagen darin, ebenso aber ein Mut sowie eine Entschlossenheit, die sie bisher noch nicht von ihrer Tochter kannte. „Willst du dich melden?“ fragte sie. Lisa setzte sich zu ihrer Mutter ans Bett und senkte den Kopf. „Ich denke schon.“ Es war mehr ein flüstern als richtige Worte und sie konnte dabei eine Träne, die aus ihrem rechten Auge kam, nicht unterdrücken. „Du hast mir so oft von früher erzählt. Wie ihr euch durch all diese Gefahren gekämpft habt und ich bin jedes Mal so stolz auf dich gewesen. So stolz, dass du meine Mama bist. Wie kann ich da jetzt tatenlos zusehen? Andererseits...“ Sie schluckte schwer. „Was ist mir dir?“ Jul lächelte sie an. „Mach dir keine Sorgen um mich, Kind. Mir wird hier schon nichts passieren. Hier in Shengs Hope waren wir all die Jahre sicher und solange nicht die komplette Siedlung mit nach San Antonio wandern will, wird es hier noch genug Menschen geben, die sich um alles kümmern werden.“ Lisa nickte vorsichtig und küsste ihre Mutter auf die Stirn. „Oh Mama.“ Dann stand sie wieder auf. „Ok, ich werde mein Bestes geben, um deinem Erbe gerecht zu werden. Und sei dir nicht zu schade um Hilfe zu bitten. In dieser Siedlung gibt es gute Menschen, wie Sara oder Silvia. Ich werde sie bitten sich ein wenig um dich zu kümmern.“ Jul nickte und lächelte ihrer Tochter noch einmal zu während diese ihre wichtigsten Dinge, die sie für die Reise brauchten konnte, zusammen packte und schließlich den Wohnwagen verließ.

    Draußen atmete sie noch einmal tief durch und ging schließlich wieder auf die Versammlung zu. „Ich melde mich auch freiwillig“ sagte sie mit zwar nicht besonders lauter, aber dennoch fester Stimme. Sie besah sich die übrigen, die sich bereits freiwillig gemeldet hatten. Die Truppe konnte sich sehen lassen und kurz flammte in Lisa der Gedanke auf, ob man sie da überhaupt dabei haben wollte. Doch da fiel ihr Blick auf Evi, die sie seit einiger Zeit heimlich bewunderte. So wie sie wollte sie auch einmal werden, wenngleich sie auch weniger Zeit in der Bar verbringen wollte. Aber alles andere… Lisa ertappte sich dabei, die junge rorhaarige Frau ein paar Sekunden zu lang anzustarren und hoffte, dass es niemand bemerkte und blickte deshalb hastig in eine andere Richtung.

    Geändert von Layana (11.09.2015 um 10:03 Uhr)

  16. #196
    Während sich immer mehr Freiwillige meldeten, darunter inzwischen sogar eine weitere Frau - Lisa, der sie so einen Mut vielleicht gar nicht unbedingt zugetraut hätte. Danach erklärte Sheng noch etwas genauer die Hintergründe zum Sarg. Die Euphorie hatte nicht abgenommen und es gab genügend wirklich produktive Wortmeldungen, aber Evi hörte nur mit halbem Ohr hin, weil sie immer wieder auf den Falken starren musste, den dieser Micha auf ganz fulminante Weise zu sich gerufen hatte. Was war Micha überhaupt für ein komischer Name? Und wer war dieser Kerl, der eine ganz einnehmende Art hatte - kaum zu glauben, dass nicht einmal der Bürgermeister ihn zu kennen schien.

    "Wer wird die Truppe dann eigentlich anführen? Ich meine, wem soll ich mein Glückshalstuch denn geben?", säuselte Shaun durch eine ziemlich verstopfte Nase. "Evi soll es sein.", rief Frank darauf, und die Taucherin lachte. Sie hielt es für einen Scherz - es wäre ja auch zu komisch, wenn Shaun ausgerechnet ihr seinen Glücksfetzen geben musste, den er bei der Schlägerei offensichtlich nicht getragen haben konnte. Es wäre auch bei Jäger und Sheng mindestens genauso witzig gewesen, aber zumindest Sheng ging ja nicht mit. Eigentlich völlig logisch, der Bürgermeister konnte nicht mit ein paar Lappen die Siedlung verlassen, und alles irgendwelchen anderen überlassen. Er hatte das Ding hier schließlich aufgebaut.
    Trotzdem spürte Evi ein Bedauern, das sie nicht so wirklich unterdrücken konnte. Vielleicht wäre das mal die Gelegenheit gewesen, Sheng Abseits seiner Pflichten anzutreffen. Noch einmal Seite an Seite zu kämpfen. Oder...

    Nun schlug der Vater-Typ - ach ja, Niki war der Name gewesen-, der vor zwanzig Jahren Patient 0 mit ein paar anderen gefunden hatte, eine Lexi als Anführerin für den Ausflug vor. Ergab eigentlich Sinn, wenn man bedachte, dass diese auch in die Sache verwickelt gewesen war. Aber Evi kannte diese Lexi nicht, bei der es sich offenbar um die Frau mit der Army-Kappe handelte. Anführer war am besten ein starker, aber auch vernünftiger Kerl, den die Taucherin kannte, wo sie sich auch wohlfühlte, und demjenigen ohne zu Zögern ihr Leben anvertrauen würde. Okay, Letzteres musste man nicht so genau nehmen, weil damit ohnehin alle ausschieden, die mitkamen. Außer Jäger vielleicht, aber er war jemand, der loyal folgte, aber nicht führte. Also...
    "Ich bin auch für Lancaster."

    Geändert von Lynx (11.09.2015 um 10:11 Uhr)

  17. #197
    Bei Will kam nicht annähernd das gleiche Gefühl der Euphorie auf wie es bei den restlichen Bewohnern von Shengs Hope schien. Ihm war immer noch schlecht. Es musste ein seltsames Bild sein wie er, der zurückhaltende, sonst immer höfliche Arzt sich da durch die Massen schob. Seine linken Gesichtshälfte schien eine leicht bläuliche Färbung anzunehmen und sein Blick war starr und emotionslos. Will stieß den ein oder anderen jubelnden Zuhörer unsaft zur Seite bis er endlich im Kreis der ihm besser bekannten Gesichter stand. Er sah Evi, Frank, Vincent und einige weitere bekannte Gesichter.

    Die Worte seines Vaters hatten sich fest in Wills Gehirn eingebrannt.
    "Ich bin dein Vater und du hast mir zu gehorchen!"
    In einem Anfall von spätjugendlicher Auflehnung erhob er seine Hand. Er war in letzter Zeit oft genug geflohen jetzt war es Zeit sich zu stellen und Position zu beziehen. "Ich melde mich ebenfalls freiwillig!" DIe Luft um ihn herum war frisch doch seine Eingeweide schienen zu verbrennen. Sein Blick fiel auf Lancaster. Der alte Mann hatte Erfahrung auf dem Schlachtfeld das sich Welt nannte und Will hatte oft seinen Geschichten gelauscht. Unter Lancasters Führung würde Will sich sicher fühlen.

    Geändert von Kaia (11.09.2015 um 11:45 Uhr)

  18. #198
    Im allgemeinen Trubel und Jubeln war es schwer, das eigene Wort zu verstehen, doch die weiteren Meldungen gingen nicht unter und wurden von weiteren Hochrufen begleitet.
    Sheng wusste, dass Ranger und Will sehr wertvolle Verbündete waren und bestens dafür geeignet, dafür zu sorgen, dass der Wagen sicher in San Antonio ankommen konnte. Und je mehr sich von Jenen meldeten, die sein vollstes Vertrauen genossen, umso mehr war er sich auch sicher, dass sie einander beschützen würden, so dass sie alle heil wieder hier ankamen und sie beginnen konnten, eine neue Welt aufzubauen...
    Eine bessere Welt.
    Lisas Meldung war für Sheng hingegen keine Überraschung, es hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass Lisas Mutter ebenfalls Teil der legendären Gruppe um Lexi und Niki herum gewesen war, auch wenn Beide es nie kommentierten und Sheng bisher nicht den Mut gehabt hatte, Juliane die Frage zu stellen, obschon er sich seit Monaten Sorgen um die alte Frau machte. Plötzlich bereute er es, sie in letzter Zeit nicht aufgesucht zu haben.
    Er musste dies nachholen, alleine schon um Lisa zu zeigen, wie sehr er ihren Mut bewunderte, sich dem ungewissen Wagnis anzuschließen.

    Frank hatte sich an seine Seite gesellt und eine nicht unwesentliche Frage gestellt. Sheng blickte sich um, um allzu neugierige Lauscher auszumachen und sagte etwas lauter, um den Lärm der Jubelnden nicht zu übertönen, aber um Franks Ohr erreichen zu können. "Das habe ich mich auch schon gefragt. Toskes Aufzeichnungen waren nicht sehr genau. Wir müssen unbedingt Jemand zum Bunker schicken und noch mehr Informationen einholen. Wo wir Batterien finden, glaube ich, weiß ich sogar, aber das wird eine üble Geschichte. Erinnerst du dich an diesen Händler, der damals aus Mexiko zu uns kam und die ganzen elektronischen Geräte hatte?" fragte Sheng und legte nachdenklich den Finger an die Lippen. "Wie hieß der noch? Ein ganz dämlicher Name?" "Electrizi-Dad", sagte Frank mit einem Augenrollen ob des typischen Ödlandhändlernamens, die ihren eigenen kruden Humor hatten. "Ja, genau. Der hatte ja richtig viel Ausrüstung dabei und zudem diesen riesigen Stapel Autobatterien, die er aus dem Süden hatte. Er sagte damals, dass es da eine Enklave gibt, angeblich alles Mexikaner, die in der alten Welt Verbrecher waren und jetzt Bauern sind. Stimmt das noch immer, liegen sie da noch immer rum. Und wir müssen die finden, die noch Saft haben und funktionieren." "Also geht es erst einmal nach Süden?" fragte Frank. "Genau. Und von dort aus schlägt der Treck einen Bogen nach Westen. So umgeht ihr genau die schlimmsten Gebiete, aber der Weg ist natürlich weiter." Frank nickte stumm. "Aber das erläutere ich am besten später nochmal genauer und ich zeichne eine Karte.", schloss Sheng gut gelaunt und klopfte seinem Wachmann fröhlich auf den Rücken.

    Kurze Zeit später hatte er sich bei Niki eingefunden, der offensichtlich unsicher war, welche Rolle ihm zugedacht wurde in diesem Spektakel.
    "Niki." sagte er mit seiner sanften Stimme, die ihm schon so oft als Schwäche ausgelegt worden war - kein Wunder bei einer Welt, in der die Stärksten normalerweise regieren.
    "Niemand auf dieser Welt kann von dir verlangen, ein weiteres Mal da raus zu gehen. Du hast schon mehr für diese Bürger und ihre Erde getan als die meisten hier. Solltest du dich dagegen entscheiden, bin ich sehr froh, dich hier an meiner Seite zu haben, um diese Siedlung weiterhin zu schützen und dafür zu sorgen, dass sie jederzeit in die Sicherheit dieser Containermauern zurückkehren können. Doch solltest du dich entschließen, das Wagnis auf dich zu nehmen, dann sollst du wissen, dass mein Herz jubelt. Ich weiß, dass deine Erfahrungen dafür sorgen können, dass Haile, Jegor und Frank und alle anderen wieder sicher hierher zurück kehren..." Warum nur drängte sich das Bild der rothaarigen Evi gerade in seine Gedanken? "Und das bedeutet sehr viel. Ich glaube an die neue Welt. Und du kannst denen helfen, die sie erschaffen oder jenen helfen, die der Grund sind, warum die Reisenden es tun.
    Du bist ein Lebender. Ein Siedler. Ein Mensch mit dem Herz am rechten Fleck. Du würdest überall auf der Welt gebraucht werden. Was ich dir jedoch versichere, ja, feierlich verspreche, ist, dass ich mich um Alex kümmern werde. Und bestimmt ist bei Sylvia und Salma noch ein Platz frei, wenn Alex das Schiff nicht gefallen sollte."

    Er lächelte aufmunternd.

    Und dann blickte er sich um, versuchte Haile oder Evi auszumachen, doch war ihm kein Erfolg beschieden. Nur aufgeregt plappernde Menschen, die den Sieg schon feierten, obschon noch kein Schritt getan war.
    Vielleicht wäre es das Beste, endlich zu versuchen, Schlaf zu finden und sich dann an die Vorbereitungen zu machen, denn in wenigen Stunden würde der Tag SEHR anstrengend werden...

    Geändert von Daen vom Clan (11.09.2015 um 13:43 Uhr)

Stichworte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •