-
Legende
Gespannt lauschte Lisa Shengs Worten. Dieser Sarg, das sogenannte Heilmittel… Wie oft hatte sie schon davon gehört? Besonders in ihren frühen Kindertagen. Jeden Abend erzählte ihre Mutter ihr die gleiche „Gute-Nacht-Geschichte“, von den Ereignissen vor ihrer Geburt. Wie sie von der Insel namens „Camp Hope“ übers Meer nach China vor den Untoten geflüchtet waren und schließlich auf diesen „Schatz“ gestoßen waren. Und nun lag dieses Teil tatsächlich vor ihr. Sie konnte es kaum Glauben. „Das muss ich Mum erzählen!“ rief sie aus und rannte davon in Richtung ihres Wohnwagens.
„Mum!“ stürmisch öffnete Lisa die Tür. „Mama! Er wurde gefunden. Der Sarg. Du hattest Recht. Er ist tasächlich hier! Sheng sagt, das Teil muss nach San Antonio. Er sucht Freiwillige die mitgehen!“ Vor Aufregung sprudelten Lisa alle Worte auf einmal heraus. „Was? Echt?“ Jul schreckte vor Überraschung hoch, löste dabei jedoch einen enormen Hustenanfall aus. Sie war in den letzten Jahren enorm schwach geworden und verbrachte so gut wie den ganzen Tag im Bett. „Oh Lisa, mein Kind!“ blickte sie ihre Tochter traurig an. Wenn sie körperlich in besserer Verfassung gewesen wäre, hätte sie sich sofort freiwillig für die Expedition gemeldet. Hatte sie doch damals, vor 20 Jahren, dazu beigetragen, dass diese Hoffnung immer noch unter ihnen weilte. Wäre der Sarg doch nur einige Jahre früher gefunden worden. Aber jetzt war eine neue Generation an der Reihe. Sie sah Lisa tief in die Augen. Freude und Hoffnung lagen darin, ebenso aber ein Mut sowie eine Entschlossenheit, die sie bisher noch nicht von ihrer Tochter kannte. „Willst du dich melden?“ fragte sie. Lisa setzte sich zu ihrer Mutter ans Bett und senkte den Kopf. „Ich denke schon.“ Es war mehr ein flüstern als richtige Worte und sie konnte dabei eine Träne, die aus ihrem rechten Auge kam, nicht unterdrücken. „Du hast mir so oft von früher erzählt. Wie ihr euch durch all diese Gefahren gekämpft habt und ich bin jedes Mal so stolz auf dich gewesen. So stolz, dass du meine Mama bist. Wie kann ich da jetzt tatenlos zusehen? Andererseits...“ Sie schluckte schwer. „Was ist mir dir?“ Jul lächelte sie an. „Mach dir keine Sorgen um mich, Kind. Mir wird hier schon nichts passieren. Hier in Shengs Hope waren wir all die Jahre sicher und solange nicht die komplette Siedlung mit nach San Antonio wandern will, wird es hier noch genug Menschen geben, die sich um alles kümmern werden.“ Lisa nickte vorsichtig und küsste ihre Mutter auf die Stirn. „Oh Mama.“ Dann stand sie wieder auf. „Ok, ich werde mein Bestes geben, um deinem Erbe gerecht zu werden. Und sei dir nicht zu schade um Hilfe zu bitten. In dieser Siedlung gibt es gute Menschen, wie Sara oder Silvia. Ich werde sie bitten sich ein wenig um dich zu kümmern.“ Jul nickte und lächelte ihrer Tochter noch einmal zu während diese ihre wichtigsten Dinge, die sie für die Reise brauchten konnte, zusammen packte und schließlich den Wohnwagen verließ.
Draußen atmete sie noch einmal tief durch und ging schließlich wieder auf die Versammlung zu. „Ich melde mich auch freiwillig“ sagte sie mit zwar nicht besonders lauter, aber dennoch fester Stimme. Sie besah sich die übrigen, die sich bereits freiwillig gemeldet hatten. Die Truppe konnte sich sehen lassen und kurz flammte in Lisa der Gedanke auf, ob man sie da überhaupt dabei haben wollte. Doch da fiel ihr Blick auf Evi, die sie seit einiger Zeit heimlich bewunderte. So wie sie wollte sie auch einmal werden, wenngleich sie auch weniger Zeit in der Bar verbringen wollte. Aber alles andere… Lisa ertappte sich dabei, die junge rorhaarige Frau ein paar Sekunden zu lang anzustarren und hoffte, dass es niemand bemerkte und blickte deshalb hastig in eine andere Richtung.
Geändert von Layana (11.09.2015 um 09:03 Uhr)
Stichworte
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln