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Ritter
Sie wollte hiermit nichts zu tun haben, doch dafür war es reichlich zu spät. Ihre Entscheidung war getroffen und mit dieser musste sie nun leben. Dass sie den Sack wieder über den Kopf von Raoul gestülpt hatten, machte es bizarrerweise einfacher. Sein nervöses Winseln war noch zu hören, doch die ansonsten so neugierigen Augen, die zuletzt nur Todesfurcht ausdrückten, fehlten ihm nun glücklicherweise, um an Eryns verbleibendes Mitgefühl zu appellieren. Es erschreckte sie selbst, dass dieses offenbar nicht ausgereicht hatte, um sie zu einer anderen Entscheidung zu zwingen.
Diese Wahl war leichter als die erste. Sie war sicher keine geborene Schlägerin, doch sich noch mal auch nur in die Nähe von Floyd-Williams zu begeben, war ihr die deutlich unliebsamere Alternative. "Gib her!", forderte sie Derreck auf und nahm die Pfanne dann an sich. Sie wog schwer, in diesem Fall gefühlt noch schwerer als sonst. Ich will das nicht tun!, schrie ein Teil von ihr, doch es war als würde sie ihn ignorieren, wie einen lästigen Gast, der aufdringlich um etwas zu Trinken bat, das er nicht bezahlen konnte und wollte. Sie wollte nicht mit ihrer Unversehrtheit zahlen.
Beide ihrer Hände zitterten arg, als sie die zweite Hand zur ersten an die Pfanne lag, den Griff fest zu umschlingen versuchte. Kontrollierend sah sie zu Derreck, der nur abwartend nickte. Er hatte so etwas bereits getan, wie er gestand - nun war sie an der Reihe. Ihm ist es sicherlich nicht viel leichter gefallen, hatte er doch bis zuletzt gezögert. Vielleicht war es dieses Mal noch etwas fieser.
So ging die Bardame etwas in die Hocke, bis das knielange, helle Kleid den Boden berührte. Sie sah im Augenwinkel noch mal den sich bewegenden Lumpen Mensch, den atemunfreundlichen Stoff über seinem Kopf und blickte dann zur Seite, schloss die Augen. Dann schlug sie zu.
"MMMMMMHHHH!"
Die Stimme des Jungen war trotz Knebel und Sack laut zu hören. Der Schrei wäre markerschütternd gewesen, hätte eben dieser Stoff ihn nicht verhindert. Eryn öffnete die Augen, Derreck blickte nervös zu ihr, bleich vom Anblick des missglückten Schlags. Dann besah sie sich ihr Werk. Noch immer zappelte der Dieb, der Sackstoff färbte sich nun ganz leicht rot, an der Stelle, an der seine Nase sein musste. "Eryn...", begann ihr Boss, doch die 25-Jährige unterbrach ihn überreizt. "Scheiße, sch-sch...eiße!", japste sie und verschluckte sich fast beim Versuch, den eigenen Atem zu beruhigen. Sie besiegelte nicht nur sein Schicksal, sondern ließ ihn noch mehr leiden. "Es tut mir so Leid!", wiederholte sie sich hastig.
Dann hob sie die Pfanne hoch, die ihr fast aus der Hand gerutscht war, und ließ ihre Hände wieder runtersausen. Etwas, das ihr vorkam wie ein Knall. Augenblicklich verstummte Raoul. Ruhe. Nur ihr eigener Atem. Dann ein erleichtertes Aufseufzen von Derreck. Sie ließ den Griff der improvisierten Waffe los, die am vermummten Kopf des Opfers zu Boden rutschte, dann knickten ihre zitternden Beine ein und sie fiel nicht ganz sanft auf den Po.
Geändert von MeTa (10.09.2015 um 12:03 Uhr)
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