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Ritter
"Ja, ja, natürlich...", sagte sie, ihre Enttäuschung schnell hinter lächelnder Fassade versteckend. Nicht, dass noch jemand anders bemerkte, dass Sheng Eryn gerade abgewiesen hatte. Hatte er sie gerade abgewiesen? Das war ihr ja noch nie passiert. Der Bürgermeister dürfte der erste Mann sein, der sie jemals nicht gewollt hatte. Oder flirtete sie einfach nicht eindeutig genug? Er war immerhin ein Mann der Taten und Pflichten. Wahrscheinlich wusste er gar nicht mehr, wie Menschen miteinander sprachen, wenn sie nicht entweder Befehle erteilten oder annahmen. Ja, das musste es sein.
Sie sah noch mal zu Evi und hob kurz den Arm, senkte ihn dann wieder. "Äh... ich weiß nicht. Frag Vincent oder... oder guck' selbst nach. In der Küche... hinten!", beantwortete sie das Anliegen der Taucherin nur wenig motiviert und vergaß dabei sogar, dass ihr Kollege momentan kaum ansprechbar war. Dass zur anstehenden Grundreinigung und Wiederherstellung der Räumlichkeiten vor Ort auch noch eine weitere Aufgabe hinzukam, half nicht dabei, sie widmender auf die Bitte des Rotschopfs reagieren zu lassen. Die Eile, mit der sie dann die Bar verließ, mochte unhöflich auf die Anwesenden - besonders Frank, der gerade das Gespräch suchte - wirken, doch das war ihr herzlich egal. Die Barfrau hatte der enttäuschenden Anweisung des Bürgermeisters nachzukommen und war damit offiziell entschuldigt.
So tänzelte Eryn vorbei an den draußen noch immer stehenden Schau- oder Hörlustigen und an den Sturzbächen aus Erbrochenem, mit denen Stan den trockenen Untergrund düngte. Ihr Ziel war die Wäscherei, ein Etablissement im Norden der Siedlung, praktischerweise eng am Meer in einer kleinen Holzhütte untergebracht. Sie war hier keine Fremde. Viele der Bewohner von Sheng's Hope wuschen ihre Kleidung selbst, doch ihr war das nicht nur zu viel Aufwand - die Leute dort verstanden sich auch tatsächlich auf die Reinigung. Es tat ihrer Kleidung - die sich zu jeder Zeit vom Durchschnitt innerhalb der Gemeinde abhob - nur gut, hier behandelt zu werden. Dies würde auch bald wieder nötig sein. Immerhin hatte ihr knielanges samtig-türkises Kleid im Zuge der Prügelei einiges von den auslaufenden Spirituosen abbekommen. Ob die Ballerinas überhaupt noch zu retten waren?
Als sie die Wäscherei erreichte, klopfte sie von Außen vorsichtig an das Holz. Immerhin wollte sie niemanden zu abrupt hochschrecken lassen, wo es doch schon beinahe tiefste Nacht war. "Hallo? Noch jemand wach? Der Bürgermeister bat mich, Wäsche abzuholen...", erklang ihre Stimme leise.
Geändert von MeTa (09.09.2015 um 15:50 Uhr)
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