Eryn hatte schon halbe Schnapsleichen beim halb erzwungen Gang aus der Bar gestützt, doch einen tatsächlich Ohnmächtigen über den feuchten bis nassen Boden zu zerren erforderte doch mehr Kräfte als sie auf Dauer aufbringen konnte. Sie drückte und schoss die Scherben mit dem langsam durchnässten, für diese Situation nicht geeigneten Schuhwerk bei Seite und zog ihn fast etwas ächzend weiter, eine Spur an ausgeflossenen Spirituosen hinter ihr und Vincent zurücklassend. Schließlich drückte sie ihn mit aller Kraft um die Ecke des Metallregals, hinter das sie heute schon mehrere Male geflüchtet war und lehnte ihn dort an - außerhalb jeglicher Reichweite von fliegenden Barhockern und sonstiger Aufmerksamkeit. Die Umsetzung ihres ursprünglichen Plans, den bewusstlosen Körper ihres Kollegen bis in die Klinik zu ziehen, verwarf sie. Stattdessen rückte sie seinen Kopf sanft gerade und brachte ihn an der anderen Seite des Regalunterbaus in eine Position, in der er nicht zur Seite wegfallen würde. "Ich hole einen Arzt", ließ sie ihn wissen - auch wenn sie nicht glaubte, dass er hörte, was sie ihm mitzuteilen versuchte. "Bin gleich wieder da..."

Sie verließ Vincent und schlich sich im Schutz des Tresens gebückt in Richtung des in der Nähe vom ehemaligen Drive-In-Schalters angebauten Lagerraum. Den Schlüssel, den sie und Derreck immer unter dem Flechtkorb rechts von den Kartoffeln versteckt hielten, fand sie schnell und konnte so das eiserne Schloss an der meist unbenutzten Hintertür des Dusty Derreck öffnen und die knarzenden Holztüren - an deren Unterkante ziemlich ungenaue Schleifarbeit verrichtet wurde, die das Holz über den Boden kratzen ließ - aufschieben.

Eryn überlegte einen Moment, wohin sie gehen sollte. Sie war sich nicht mal sicher, ob Howard nicht noch bei Jäger am Tisch saß oder vielleicht sogar gemeinsam mit ihm an der Schlägerei teilnahm. Hoffentlich für die 'richtige' Seite. So machte sie sich auf, auf der Rück- und Nordseite des Pubs im Schutze der Nacht den Weg zu finden um - Richtung Süden gehend - zur Praxis der Daughertys zu gelangen. Sie wusste immerhin sicher, dass einer der beiden nachts immer für Notfälle wach und bereit war. Und das hier war ihrer Meinung nach ein solcher.

So erreichte sie das Haus eben jener medizinisch begabten Familie und fand dort eine seltsame Situation vor: Eines der Mädchen der Siedlung lag leicht verletzt am Boden, während Will vor ihr stand und sie scheinbar verwirrt ansah. Doch die Bardame hatte keine Zeit, sich einen Reim aus dieser Situation zu machen, wartete an anderer Stelle doch eine, die ihr wichtiger erschien. "Doc?", bat sie um seine Aufmerksamkeit und gab sich sorgenvoll, wenn sie sich durch die Menge an Adrenalin, die ihr durch die Venen pumpte, doch eigentlich nur getrieben fühlte. "Mein Kollege, in der Bar... er ist verletzt und ohnmächtig... ich weiß nicht, was er hat, vielleicht eine Platzwunde und... oder etwas an der Wirbelsäule. Jedenfalls braucht er Hilfe und... naja, da kommen wohl noch mehr Verletzte dazu. Zwei... Barbaren..." - sie fand für den Moment einfach kein anderes Wort für Shaun und das Ogervieh, das seine Begleitung darstellte - "... haben den Bürgermeister und die Taucherin angegriffen. Vielleicht sollten wir auch Hilfe holen?"