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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Tag 0 - Rollenspielintro!

Baum-Darstellung

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  1. #29
    Der junge Mann grinste breit und fuhr sich einmal linkisch durch die Haare, ehe er voran ging, gottlob, ohne so etwas Albernes zu machen, wie begeistert nach ihrer Hand zu greifen.
    Was Haile auffiel war, dass Raoul augenscheinlich in seinem schlechten Ruf badete und je mehr getuschelt wurde, er umso stolzer voran schritt, als wolle er mit seiner puren Anwesenheit Gerüchte erzeugen.
    Er feixte sogar einigen der Standbesitzer schelmisch zu und schien mit einem Male sowieso vollkommen aufgekratzt.
    "Der Dieb und die Mörderin...!" zischte eine junge Frau mit verkniffenem Gesicht und bedeckte vorsichtig ihre Ware, als hatte sie Angst, dass sich Jemand an ihren selbstgemachten Fackeln vergreifen würde.
    Ein anderer, dieses Mal ein älterer Mann schüttelte im Vorbeigehen drohend die Faust und knurrte: "Haut ab, die Siedlung will euch beide nicht! Wollte euch nie!"

    "Guts" drehte sich langsam zu ihr um und grinste breit. "Die sind sowas von neidisch, das kann ich dir sagen." Und es wirkte, als wäre er sich seiner Sache vollkommen sicher.
    Für ihn waren sie das, eindeutig, anders war es nicht zu erklären und warum schlug sein Herz eigentlich so dermaßen bis zum Hals?

    Endlich waren sie am Gewächshaus vorbei gekommen und hielten auf das massige, rostige Schiff zu, dass jetzt nur noch in dreckigen Farben wie ein toter Wal vor sich hin faulte.
    "Hast du Angst?" fragte Raoul geheimnisvoll, als sie am großen Schiffsbauch angekommen waren und mit steinernem Blick legte Haile den Kopf schief und blickte ihn an.
    "Aye, dumme Frage!", lachte der junge Mann und trommelte verlegen mit den schmutzigen Fingern am Schiffsbauch.
    "Wer in der Nacht lauernd Reisende überfällt um sie dann im heulenden Triumphzug in die Tempel schleift, um sich dort an ihnen zu vergehen, der hat bestimmt keine Angst vor einem Schiff.", stellte er enthusiastisch fest und sein Blick verklärte sich als er sich das Beschriebene bildlich vorstellte.

    Huschend ging er dann voran und führte sie tiefer in den Bauch des Schiffes hinein. Bis jetzt kam es Haile zwar langweilig und wenig spektakulär vor, doch sie genoss die seltsam feierliche Stille, die von dem Ungetüm ausging und die jeden Lärm von draußen sauber abschirmte.
    Sie passierten einige Kojen, viele von ihnen gefüllt mit morschem Holz und einigen wenigen Überbleibseln der vorherigen Besitzer und der Boden war übersät mit gefährlichem Rost, der nur darauf wartete, nach einem Schritt den Unglücklichen zu verschlingen. Raoul ging mit traumwandlerischer Sicherheit durch die Gänge und kam schließlich an einer dicken Eisentur an, an die er klopfte.
    Ein zweimaliges Klopfen von drinnen ertönte dumpf.
    Raoul holte tief Luft und wollte etwas sagen, doch dann sah er Haile direkt an und schloß den Mund wieder. "Ehm, was ich jetzt sage, äh, das ist unser kleines Geheimnis. Aber ich glaube, du hast eh Niemanden, dem du Dinge einfach so sagen würdest. Außer vielleicht Evi, und naja, die ist cool. Bei der würde ich auch nicht Nein...also, egal jetzt." Er räusperte sich leise und rief dann: "Brauch im Bauch, also tu's jetzt auch." und stemmte feierlich die Hände in die Hüften als die Tür aufschwang und den Maschinenraum zur Ansicht frei gab, der seltsam geschmückt wirkte. Buntes Papier war an die Bullaugen geklebt worden und tauchten jeden einzelnen Abschnitt des riesigen Raumes in anderes Licht. Überall waren Tücher gespannt, die Farben schienen etwas zu bedeuten, denn sie erkannte instinktiv, dass in einem Teil fast nur Frauen saßen, halbstarke Jungs, die sich besonders aufmüpfig gebärdeten und sich prügelten, in einer anderen Ecke des Raumes, an dem mehrere schlechte und mangelhafte Klingenwaffen wie Reliquen aufgebahrt waren. Die Jugendbande hatte den Waffen sogar Namen gegeben, wie sie die krakeligen Buchstaben mit Holzkohle unter den Waffen interpretierte.
    Einige der jüngsten, eigentlich noch Kinder, waren dabei, einen Fisch auszunehmen und mit so vielen verschiedenen Zutaten zu einer Suppe zu kochen, dass es sich nur um Diebesgut würde handeln können.
    Raoul stand nun sichtlich stolz am Eingang und die Kinder und Jugendlichen erhoben sich staunend, als sie der Person hinter ihm gewahr wurden.
    Ein kleines Mädchen bei den Kochenden fing an zu heulen und rannte in eine dunkle Ecke, als sie erkannte, um wen es sich handelt. Die Jungs schwiegen ehrfüchtig und Haile erkannte auch "Blades" wieder, das Mädchen, dass sie heute morgen gesehen hatte. Sie schob trotzig eine Schnute und blickte sie wütend an, während es schien, als würde sie Raoul eher anhimmeln. Hätte Haile das Konzept Eifersucht gekannt, dann hätte sie es hier sofort zuordnen können.

    Wie ein eitler Pfau schob sich Raoul durch die kleine Menge und hinterließ gaffende Augen und offene Münder.
    Da Haile keine Lust auf weitere Menschenansammlungen hatte, ging sie ihm einfach hinterher und er steuere direkt auf einen der großen Tanks zu und stieg eine kleine Leiter nach oben.
    Dort angekommen, erkannte sie, dass er im Inneren des runden Tanks wohl seine Lagerstatt errichtet hatte. Sie sah Klamotten herumliegen, eine große Bettstatt aus alten Gummimatten, Planen und halb angeschimmelten Kissen.
    "Mach die Tür zu." grinste er und Haile zögerte nur einen kurzen Augenblick. Das letzte, das sie sah, als sich das Schott zum Tank schloss, waren noch mehr staunende und bewundernde Blicke. Aber keine Abscheu. Nichts. Nicht mal ein Schimpfwort.
    Als sie sich umdrehte, dachte sie sich, dass sie Raoul wohl ein paar Finger brechen würde, sollte er nun nackt vor ihr stehen, aber als er dann tatsächlich perfekt beim Umdrehen fast gänzlich nackt im Raum stand, hätten es für sie auch zwei Kniescheiben getan. Ihr Blick war vollkommen humorlos, ihre Miene versteinert, im Gegensatz zu seinem breiten Grinsen und schalkhaft flüsterte er: "Das Beste hast du noch nicht gesehen."
    Und damit kniete er sich hin, zog Teile seines Bettes zur Seite und offenbarte ein Schott, welches tiefer in den Bauch zeigte und in dem es leise gluckerte.
    Er zwinkerte ihr zu, eine Geste, die sie selbst nicht kannte und sprang in die absolute Dunkelheit des runden Lochs.

    Das Kultistenmädchen dachte einen Augenblick daran, das Schott einfach zu schließen und zu schauen was passiert, aber etwas trieb sie vorwärts. Sie hatte keine Furcht vor Dunkelheit oder Wasser. Eher davor, dass er nun gänzlich nackt unten stand und ihr Dinge sagte, die für sie keine Bedeutung hatten. Trotzdem - oder gerade deswegen sprang sie hinterher und Dunkelheit umfing sie und dann warmes, irgendwie brackiges Wasser, der Geruch nach nassem Metall und Algen war allgegenwärtig. Sie sah im Moment nur noch das runde Oberlicht. Und sie folgte der Stimme von "Guts", die aus der Dunkelheit kam. Schließlich hörte sie ein. "Hier tauchen!" von ihm und sie spürte eine Wand und an ihren Füßen einen kleinen Abgrund. Nun wollte er es aber wissen. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen und schwomm das letzte kleine Stück als sie schließlich Licht sah...

    "Das hier ist mein Allerheiligstes." prahlte Raoul freudestrahlend und machte eine einladende Geste. Und Haile sah einen größeren Raum, der von einigen wenigen Löchern - wahrscheinlich Einschusslöchern - erleuchtet wurde. Die tanzenden Sonnenstrahlen trafen das Wasser und tauchten die Wände des Raumes in ein schimmerndes Kaleidoskop an wellenartigen, sich stets verändernden Mustern. In der Mitte des Raums befand sich ein großer Block aus Metall, der aus dem Wasser ragte.

    Dieser Ort war friedlich. Er war still. Es war ein Refugium der Natur, eine... Bastion.
    "Hierher ziehe ich mich zurück, wenn ich alleine sein will." sprach er und ihr wurde klar, dass tatsächlich Raoul das war, was am meisten im Raum störte.
    "Niemand kennt diesen Ort außer mir. Und dir. Hier kann niemand rein. Dich kann niemand finden. An diesem Ort bestimmst du alleine, welche Geräusche es gibt.", sagte er und schloß demonstrativ die Augen, um das sanfte Gluckern der leisen Wellen am Metall des Schiffs zu hören und wie die größeren Wellen gegen das abgesunkene Heck des Schiffes brandeten und sich bis zu diesem Raum als sachtes, fast einschläferndes Brummen und Vibrieren fortsetzte...
    "Was sagst du?", strahlte er sie an.

    Geändert von Daen vom Clan (07.09.2015 um 17:31 Uhr)

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