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Ritter
"Was zum...?"
Eryn war sogar egal, dass Floyd-Williams sie für Derrecks Geliebte hielt, so verwirrt war sie. Sie hielt sich bedeckt - nicht nur, weil sie einen Korb voll wertvoller Güter bei sich trug, sondern weil ihr Entsetzen, die vollkommene Ratlosigkeit über das eben Passierte ihr wohl im Gesicht stehen mussten. So konnte sie sich Niemandem zeigen. Dann ging sie die ersten Schritte, vorerst ahnungslos, wohin diese führen sollten. Hatte sie den Deal abgeschlossen? War irgendetwas doch anders, als man sie glauben ließ? Wer spielte ein Spiel mit ihr? Ihr Boss? Der Alte? Beide? War der Korb nun für den Wirt bestimmt, oder doch nur ein Präsent, das ihre Sympathien erkaufen sollte. Warum sollte er ihre Sympathien haben wollen?
Das Einfachste war, den Korb nun zu Derreck zu bringen. Ihr war nicht danach, tiefer in das einzusteigen, was soeben passiert war. Der Weg zu ihrem Hüttchen war zu weit, man würde sie sehen. Nicht, dass das im Pub nicht der Fall wäre, doch sobald sie dort war, würde sie die Verantwortung wieder abgeben.
So schleppte sie den immer schwerer wiegenden Behälter zum Dusty Derreck, schlug einen Teil ihrer Kleidung als Sichtschutz über die Köstlichkeiten und mogelte sich so gut es ging an Gästen und dem Wirt vorbei. Als sie den Raum erreichte, in den sie zuvor schon von ihrem Chef gerufen wurde, stellte sie den Korb mit einer Wucht ab, dass der Tisch vor dem schmierigen Mann fast einbrach. Sie funkelte den Namensgeber der Kneipe finster an. "Fick dich, Derreck. Fick dich einfach!", fauchte sie, schrie fast, was sich nur weiter steigern sollte. "Du kannst mir später erzählen, was das alles sein sollte. Jetzt gehe ich erst mal MEINER EIGENTLICHEN ARBEIT nach und kümmere mich um die Gäste, die VINCENT GERADE ALLEINE BEWIRTEN MUSS, WEIL DU HIER SORGLOS AUF DEINEM FAULEN, VERPICKELTEN DRECKSARSCH SITZT UND MICH IN DIE HÖLLE SCHICKST, DU BESCHISSENER SCHEISS-LOSER!"
Ihr war egal, dass die Gäste sie womöglich hören konnten. Das musste sein. Und damit verließ Eryn den Raum wieder, ihren Arbeitgeber zurücklassend, lief zurück in das Herzstück der Kneipe und an den Tresen - wie durch einen Schleier gehend, der die seltsamen Sorgen zumindest oberflächlich wegwusch und ihr ermöglichte, vorerst das alte, Charme versprühende Lächeln aufzusetzen, wegen dem die Gäste kamen.
"Sorry, Vince. Du hast was gut!", ließ sie ihren allein gelassenen Kollegen wissen. Momentan war jeder ein Verbündeter, der unter Derreck und seiner beschissenen Dummheit zu leiden hatte. So - wie durch das tumbe Lächeln und Darbieten von Getränken und Speisen - ließen sich Wut und Verwirrung doch am einfachsten ertränken.
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