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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Tag 0 - Rollenspielintro!

Baum-Darstellung

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  1. #11
    Haile war verwirrt.
    Als sich die Finger der Beiden berührten und schließlich dahin übergingen, sich ineinander zu verflechten, da schien es den jungen Mann noch viel mehr zu freuen und er trat mit halbgeschlossenen Augen auf sie zu, wobei sie wie automatisch den Abstand wieder um einen halben Schritt vergrößerte. Nicht aus Angst, sondern weil dem eine gewisse sinnvolle Ordnung innewohnte.
    Es war befremdlich, er wollte ihre Hand augenscheinlich nicht wieder loslassen, im Gegenteil, er vollführte seltsam streichelnde Bewegungen mit seinem Daumen auf ihrer Hand.
    Ihr war dieses Konzept gänzlich unbekannt, aber ihr fiel auf, dass sich diese Art Berührung anders anfühlte. Vollkommen anders. Es war nicht dieses diffuse Gefühl von Bedrohung aus dem Tempel. Jedoch auch nicht die Vertrautheit, die sie kannte, wenn man in Gruppen zusammen auf dem Steinboden schlief und einem Wärme und Atem anderer Personen in den Schlaf wog.

    Doch was auch immer sie tat - oder nicht tat - Haile sah, dass der junge Strauchdieb immer aufgeregter wurde.
    Sie wurde neugierig, wollte wissen, was passieren würde, wenn er ihre Hand noch weiter halten würde. Sie fragte sich, ob sein Kopf platzen würde und noch roter werden konnte. Oder ob sich die fein abzeichnenden Adern auf seinen schlanken Armen noch mehr pulsieren würden. In ihrem Kopf war eine erschreckende Leere und Ratlosigkeit, obschon es sich nicht falsch anfühlte.
    Plötzlich beugte er sich nach vorne und bevor sie dieses Mal den Schritt des Ausweichens als logischen Tanzschritt vollführen konnte, legte er seine Lippen auf die Ihren.
    Er hatte die Augen geschlossen, sie dafür den Mund, doch ihre Augen waren weit offen und sie war vollkommen verwirrt. Sie hatte doch gar keinen Hunger und außerdem... sie hatte im Tempel einmal eine solche Szene beobachten dürfen.
    Eine Frau, welche die höchsten Weihen durchführen durfte, hielt Menschenfleisch im Mund und beugte sich zu einem der Untoten des Kultes hinunter, fütterte ihn wie eine Vogelmutter ihr Junges fütterte und brachte dann schließlich das ultimative und endgültigste Opfer dar, das eine Mutter selbst darbringen konnte und bot sich ihren Kindern selbst an, um in den Bäuchen der Untoten wiedergeboren zu werden.

    Aber wie dem auch sei - sie war nicht hungrig, deswegen nahm sie den Kopf schnell zur Seite und schenkte ihm trotzdem einen dankbaren Blick. Oder etwas, das sie dafür hielt...


    "Whooooa!", dachte sich Raoul, "WAS ein Mädchen, was ne harte Nuss... sie spielt das Spiel aus Geben und Nehmen perfekt! Lässt sich küssen und doch nicht. Lässt sich berühren, macht sich jedoch nichts daraus."
    "Guts" hatte plötzlich das ungute Gefühl, seinen Meister in Sachen Verführung gefunden zu haben und ging seinerseits schnell wieder ein bisschen auf Abstand um seine Optionen zu überdenken. Den sachten, streichelnden Griff an ihrer Hand jedoch wollte er nicht aufgeben.
    "Lass uns nach draußen gehen. Warte, noch besser! Ich zeige dir eine tolle Stelle am Strand, aber wir spielen ein, ehm, Spiel. Du bringst etwas mit, das dir absolut wertvoll ist und du bringst etwas mit, was dir unendlich viel bedeutet. Okay?"
    Obwohl ihr Gesicht steinern und ihr Blick wie immer unverbindlich war, spürte Raoul, dass sie ihm zustimmte. Er spürte es einfach. Ablehnung sah anders aus. Fühlte sich anders an.
    Und dann führte er sie an der Hand nach draußen, badend im Blick seiner Anhänger, die ihn offensichtlich anstarrten, während sie sich wie eine Kultistin vorkam, die unter jetzt fehlenden Choralsgesängen an den Jüngern und Aposteln vorbei zum ersten Initiationsritus geführt wurde.


    Einige Stunden später, es war mittlerweile Abend und dann Nacht geworden in Shengs Hope, lag die Siedlung vollkommen still dar. Nur ein wenig Lärm von der Bar war zu vernehmen, aber das Stahlungetüm des Schiffes schluckte jedes Geräusch.
    Raoul hatte sich von Haile getrennt, jedoch keinen weiteren Versuch eines Kusses unternommen und ihr erklärt, wie sie ihn heute Nacht hier finden würde.
    Bei sich hatte er seinen größten Schatz, den er ihr zeigen wollte. Einen Anhänger, der recht kitschig wirkte, aus billigem Kupfer, jedoch eine Frau und einen Mann zeigend. Die Bilder hatten früher schon eine schlechte Qualität gehabt, waren jedoch nun noch viel deutlicher ausgewaschen. Raoul wusste nur, dass es sich hierbei um seine Eltern handelte. Mehr wusste er nicht, aber er liebte diesen Anhänger. Er würde ihn Haile zeigen und ihr einfach davon erzählen, was er in Zukunft vor hatte. Sich den Plünderern der "Road-Vultures" anschließen und sich die Geschichte seiner Reise auf den Körper tättowieren lassen und Siedlungen überfallen. Oder vielleicht doch ihren Fußstapfen folgen und zu einem Kultist werden und mit ihr zusammen in düsteren Nächten... Er brach den Gedanken ab und starrte aufs Meer hinaus. Es war dunkel, er konnte von den Wellen nur die weißen Kämme ausmachen und das Geräusch, das er so liebte. Und dann brandete gleichsam eine Welle aus Freude sich in ihm aus, tief aus einen Eingeweiden kommend, pure Lebensfreude, denn endlich lief es für ihn perfekt. Er streckte sitzend die Arme in die Höhe und gab einen leisen Jubelruf von sich. In diesem Moment war der der glücklichste Mann der Siedlung. Endlich hatte sein Leben ein Ziel. Und das hatte er Haile zu verdanken, die...

    Weiter kam er nicht, denn ein heftiger Schlag auf den Hinterkopf prügelte jeden weiteren Gedanken aus seinem Kopf. Er spürte noch, wie er mit dem Gesicht im warmen Sand aufschlug und ihm grobe Hände dann einen Sack über den Kopf stülpten...
    Dann wurde er ohnmächtig, als er getreten wurde und ließ den Anhänger aus Kupfer in den Sand fallen. Es wurde schwarz...

    Recht genau eine halbe Stunde später kam Haile zum vereinbarten Treffpunkt. Das wertvollste, dass sie hatte, trug sie bei sich, doch von diesem jungen Störenfried war nichts zu sehen.
    Sie hatte sich sowieso gefragt, warum sie genau hier her gekommen war, vielleicht eine Art jugendliche Neugier. Doch er war nicht hier.
    Stoisch und trotzig und ohne großen Groll setzte sie sich genau an die Stelle im verworfenen Sand, an der Raoul den Schlag verpasst bekommen hatte.
    Sie würde hier warten. Das war sie gewohnt. Und über das liebevoll sachte Tosen der Wellen und dem Anblick der Sterne schlief sie dann ein...

    Geändert von Daen vom Clan (08.09.2015 um 00:10 Uhr)

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