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[Eure Daenigkeit]
George hatte sie bisher höflich distanziert angesehen, seine Rolle als Unbeteiligter komplett ausgespielt. Doch als er hörte, was Eryn sprach, ruckte eine seiner buschigen, weißen Augenbrauen nach oben und es war offensichtlich, dass sein erster Impuls war, die junge Frau zu packen, zu schütteln und ihr ins Gesicht zu schreien: "Sag das nochmal."
Doch nichts davon passiert, lediglich sein halb ausgestreckter linker Arm verharrte in der Luft und er sprach mehr zu sich selbst. "Und Derreck macht natürlich seine junge Geliebte zur Botin des Unglücks. Ein Feigling, durch und durch." Er schloß die Augen, öffnete sie und lächelte. "Aber Ihnen ist das egal, nicht wahr, Eryn. Sie sind wahrscheinlich deutlich mehr Mann als es Ihr Freund je sein wird."
Eryn blieb vor Entsetzen der Mund offen stehen.
"Natürlich ist mir klar, dass er gelogen hat und sich nur zu gerne mit Ihnen präsentiert hätte.", sprach er wieder sanft und auffallend leise. Wie alles in diesem Haus.
"Ich nehme an, dass Sie nun von Herzen gerne gehen würden. Warum nur würde eine junge Frau in diesem Haus bleiben wollen?" Die Art, wie er 'Haus' aussprach, ließ sie aufhorchen. Es klang endgültig und verbittert.
"Doch noch kann ich sie nicht gehen lassen..." offenbarte er und Eryn sah sich schon alarmiert nach einem Fluchtweg um.
"Nicht, bevor ich Ihnen das nicht gegeben habe." Wieder klang seine Stimme sanft und plötzlich trat der Mann, der vormals hinter ihr stand, seitlich an sie heran. Sie hatte nicht gemerkt, dass er gegangen war, doch nun stand er neben ihr und reichte ihr einen Korb der ihr die Augen übergehen ließ.
Fast lächerlich albern war der Korb geschmückt, mit einem rotem Schleifchen und einem seidenen roten Tuch. Und darin befanden sich dicke, schwere Stängel von Trauben, einige pralle Orangen, ein ansehnlich großer Batzen von Feigen und zu allem Überdruß flankierten diese Köstlichkeiten eine Wassermelone. Satt grün und verheißend.
Was ihr gerade in die Hand gedrückt wurde, war an Kostbarkeit kaum zu überbieten. Auf dem Markt würden diese Früchte einen hohen Preis erzielen - wenn sich der Großteil der Siedlung derlei überhaupt leisten würde können. Und solche wasserhaltigen und im Anbau extrem schweren Früchte wie eine Wassermelone waren im Grunde gar nicht zu verkaufen.
Sie hielt fürwahr einen Korb voll lukullischer Schätze in der Hand.
"Et voila. Wie vereinbart. Und schon ist das Gespräch vergessen." kam es geschmeidig von George und fast galant öffnete er ihr die Tür nach draußen, wo das Sonnenlicht sie grell empfing. "Ich an Ihrer Stelle würde mich mit dem Korb bedeckt halten." lächelte er milde und schloß schnell wieder die Tür. Doch galt die Milde tatsächlich in diesem Moment ihr, das Umfeld, seine Arbeiter und der Blick auf die Siedlung selbst ließ seinen Blick schnell wieder hart werden.
Und ehe sich Eryn versah, war sie wieder vor dem Zaun. Es schien, als wäre sie wie in Trance den Pfad an den Feldern vorbei gelaufen und nur vage erinnerte sie sich an das vollkommen fassungslose, fast zornige Gesicht von Georgina, die sie wohl passiert haben musste.
Und nun wurde der verdammte Korb fast schwer, so vollgepackt er war.
In welches Hornissennest hatte sie da etwa gestochen?
Geändert von Daen vom Clan (07.09.2015 um 00:29 Uhr)
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