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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Tag 0 - Rollenspielintro!

  1. #161
    Was Eryn vor sich sah, ließ sie stutzen.

    Auf den ersten Blick sah es so aus, als würde Derreck gerade in sein eigenes Restaurant einbrechen. Als sie die Tür geöffnet hatte – und halb damit rechnete, einen Einbrecher vorzufinden – erkannte sie in der Tat ihren Boss. Er steckte mit dem halben Oberkörper in seinem Fenster gen Westen fest und versuchte gerade verzweifelt, sich in sein Büro zu zwängen. Er zerrte und schob, hatte aber wahrscheinlich trotz seiner schlanken Gestalt hinten am Haus den Kontakt zu der Kiste, die er zum Reinklettern benutzt hatte, verloren.
    Sein Kopf war rot und er nahm Eryn augenscheinlich gar nicht wahr.
    „Derreck, du bist an Peinlichkeit kaum zu überbieten…“ seufzte Eryn laut und setzte nach: „Komm, ich helfe dir, alter Trottel.“ „WAG ES NICHT!“, zischte der Angesprochene mit einer für sie vollkommen überraschenden Heftigkeit. „Komm nicht näher, hau AB!“, grollte er und intensivierte seine Anstrengungen, in sein Büro zu kommen.

    Eryn blieb überrascht und verwirrt auf halbem Wege stehen und konnte ihren Augen genau so wenig trauen wir ihren Ohren. „War es nicht seine Aufgabe, sie toll und bewundernswert zu finden? Gerade in ihrem neuen Kleid!", fragte sie sich wütend im Geiste und dann erblickte sie einen großen Sack unter dem Barbesitzer. „Was-ist-das?“ fragte sie leise, jedes Wort einzeln betonend. „Kartoffeln…?“ greinte Derreck hilflos und sackte im Fenster in sich zusammen, worauf er wie von alleine in sein Büro glitt und sich schnell zwischen Sack und Eryn stellte.
    Diese war vollkommen konsterniert und blickte ihn fassungslos an. „Deine Kartoffeln haben Beine und Füße!“, zischte sie aufgebracht und überraschend gefasst in seine Richtung, während Derreck mit sorgenvollem Blick in Richtung der offenen Tür schielte und dann an ihr vorbei rannte, um Diese zu schließen.

    Genau diese Sekunde hatte Eryn gebraucht, um den Jutesack von dem offensichtlich menschlichen Körper zu ziehen und eine der Ratten aus dem Schiff zu erblicken, der Name war ihrer Erinnerung nach Raoul und er sah übel zugerichtet aus.
    Derreck eilte herbei, seufzte und lamentiere und grollte. „Kannst du nicht EINMAL tun was man dir sagt und abhauen?“, schniefte er verschnupft und während er ihr den Sack aus der Hand riss, wandte er sich in Richtung Raoul.

    Eryn schloss die Augen . Derreck und sie waren ein gutes Team, basierend auf einer Hassliebe – oder in ihrem Fall: Hassgeradenochtoleriertfreundschaft. Aber jetzt in dieser Sekunde erkannte sie ihn nicht wieder.
    „Derreck.“ Sprach sie leise und so sanft und eindringlich wie sie nie mit ihm gesprochen hatte. „Was ist hier los?“

    Der Angesprochene biss sich auf die Lippen und sackte dann zusammen, bis er auf dem Hosenboden saß, überwältigt von einem kurzen Schauer Tränen und einem unsittlichem Hochziehen seines Naseninhaltes.
    Dann sah er kleinlaut und beschämt zu ihr hoch, ein Ausbund an Elend und Scham, wie Eryn feststellte und obschon sie ihn schon immer für einen Waschlappen gehalten hatte, verspürte sie nun sogar einen Anflug von Mitleid. „WAS ist los?“ fragte sie noch einmal sanft und konnte den Impuls unterdrücken, ihm tröstend die Hand auf die Schulter zu legen, als sie die dortige Anzahl Haarschuppen sah.

    „Du… du…“ er zog geräuschvoll den Naseninhalt hoch und blickte sie dann an. „Du warst heute bei George, ich hatte dich ja hingeschickt. Und du hast dich sicherlich sehr gewundert, warum… der Korb mit Obst…und so.“
    Eryn nickte verwirrt. „Das war eine spöttische Belohnung. Bei Floyd-Williams ist die letzten Wochen immer wieder eingebrochen worden und es wurde Obst und Gemüse ohne Ende gestohlen…“ Er lächelte schief und selbst Eryn grinste. „Anfangs fand ich es lustig. Ich meine, hey, wir haben uns zusammen über ihn und seine Wutanfälle lustig gemacht, erinnerst du dich?“, beschwor er ein Bild zweier Tage, an Denen sie sich verdammt gut verstanden hatten. „Aber dann wurde alles anders…“
    „Denn du hast dich verändert. Das passt ja perfekt zum zeitlichen Rahmen.“, stellte Eryn fest und der Barbesitzer nickte müde.

    „Eines Abends hat mich George hier mit seiner miesen Tochter und zwei Schlägern aufgesucht. Er drohte mir zuerst, behauptete natürlich, ich wäre der Dieb. Bullshit. Aber das war nur, damit die beiden Idioten mich erstmal windelweich prügeln konnten. Und Georgina hat am härtesten zugeschlagen, sie hat es volle Pulle genossen, ich schwörs...“ Er blickte kurz zu ihr hoch und dann schnell wieder nach unten. „Er meinte, von meinem Fenster aus würde man den Garten perfekt überblicken können. Und er zwang mich, die folgenden Nächte Wache zu halten. Stundenlang…“
    „Und deswegen warst du immer so müde.“ Eigentlich hätte sie noch „so unausstehlich“ ergänzen wollen, aber für eine Absolution für die Hölle, die er ihr die letzten Wochen bereitet hatte, war es noch zu früh und so schwieg sie und ließ ihn reden.

    „Ich habe jede Nacht geschaut und geglotzt und gehofft. Wachen wollte er nicht aufstellen, weil das nur Gerede gegeben hätte und den Dieb abgeschreckt hätte. Und dann habe ich ihn gesehen. Der Kerl hier, Raoul, wer sonst?“ Derreck blickte auf den jungen Dieb, der sich langsam und unter leisen Schmerzenslauten in seinen Knebel hinein in den Fesseln regte.
    „Und dann hast du dich an Floyd-Williams verkauft für einen scheiss Korb Obst?“, begann sie schnippisch und mit grabeskalter Stimme zu attackieren.
    Eryn hasste diesen Mann in dieser Sekunde aus tiefstem Herzen und hätte ihn fast angespuckt, doch dann überraschte er sie zum ersten Mal seit sie sich kannten.
    „Nein Eryn… ich habe geschwiegen wie ein Grab. Für kein Obst oder Wasser oder Pistole dieser Welt würde ich so etwas tun. Als George merkte, dass ich was wusste, aber schwieg, wurde ich noch zweimal verdroschen. Ich lachte nur, was wollten mir die Idioten antun, was mir dieses Leben nicht schon lange angetan hatte?“ Er lachte bitter. „Und doch bin ich hier mit dem Gefangenen…“, seufzte er, „denn George hatte geschworen, DIR schlimme Dinge anzutun, wenn ich den Verdächtigen nicht ausliefern würde.“ Er blickte mit Tränen in den Augen zu ihr hoch. „Deswegen tu ich es. Für DICH. Und jetzt sitze ich hier mit diesem… KIND … und weiß nicht was zu tun ist… Wenn ich ihn ausliefere, ist es sein sicherer Tod. Wenn ich es nicht tue… dann vielleicht… Deiner… Und Scheisse, ich will nicht auch dich noch verlieren“
    Er schwieg und blickte sich voller Hilflosigkeit und Verzweiflung um.


    Was beide nicht wussten, war, dass Ranger, der Späher, Derreck schon einige Zeit gefolgt war und die folgenreiche Unterhaltung unter dem Fenster lauschend mitbekommen hatte.

    Geändert von Daen vom Clan (09.09.2015 um 23:08 Uhr)

  2. #162

    Gast-Benutzer Gast
    Seine Einschätzung der Situation hatte ihn ein weiteres Mal nicht im Stich gelassen - es gab tatsächlich einiges zu sehen und zu hören. Worum es genau ging konnte er in der Kackophonie von wildem Geschrei, dem Klang von zerschlagenem Holz und umfallenden Möbeln nicht ausmachen. Es war aber offensichtlich Grund genug für Einige sich ordentlich zu brügeln.
    Es dauerte etwas aber schließlich beruhigte sich die Situation wieder. Vermutlich hatte eine der beiden Parteien "gewonnen" oder Sie waren alle außer Atem und waren zu dem Schluss gekommen, dass gemeinsames Betrinken weniger anstrengend war. Wenig später sah er wie der Bürgermeister und einer der Ärzte einen der Scavenger, offensichtlich bewusstlos, aus der Bar trugen.

    Kurz darauf kamen die beiden anderen medizinisch begabten Männer der Siedlung aus der Bar, sie trugen ebenfalls einen bewusstlosen, er hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Barkeeper. Offensichtlich hatten mehrere das Ende der Auseinandersetzung nicht mitbekommen.

    Das war dann wohl der Höhepunkt für Heute Nacht sagte Ranger mehr zu sich selber, erhob sich und Pfiff. "Crow" erhob sich in den Nachthimmel und verschwand. Ranger machte sich auf den Weg zu seiner Schlafstätte, wobei er den langen Weg über die nördlichen Wachtürme nehmen wollte. Als er die Hütte von Vincent passierte hörte er "Crow" über sich rufen. Ranger blickte zum dunklen Nachthimmel und konnte erkennen, das "Crow" in einem Kreis flog, den er immer wieder durchbrach. Crow hat etwas entdeckt, etwas ungewöhnliches, sprach er leise zu sich selber. Es ist aber nicht das Zeichen für Gefahr. Als Ranger kehrt machte flog Crow in Richtung Gewächshaus davon. Ranger bewegte sich flink, aber leise an den Schiffsbug und spähte in Richtung Gewächshaus. Das ist doch Derrek, der Besitzer der Bar kam es ihm in den Sinn als er eine männliche Gestalt hinter dem Gewächshaus die Straße überqueren sah. Die Person zerrte einen Sack hinter sich her. Na der wird doch nicht in das Gewächshaus eingebrochen sein, dachte Ranger.
    Sieht so aus als hätte die Nacht doch noch etwas interessantes zu bieten, das wollen wir uns mal näher anschauen, sprach er zu sich selber und folgte dem geheimnistuerischen Derrick in den Schatten der Nacht. Spätestens als er mit ansehen musste wie Derrick in sein eigenes Büro einstieg, was zugegebenermaßen Unterhaltungswert bot, war offensichtlich, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte.

    Ranger schlich sich näher ans Fenster, klar dies war riskant, aber seine Neugier war geweckt. Als er eine passende Stelle gefunden hatte vernahm er ...Das passt perfekt zum zeitlichen Rahmen. Eryn, die Bedienung welche sich für den Nabel der Welt hielt, war offensichtlich auch zugegen. „Eines Abends hat mich George hier mit seiner miesen Tochter und zwei Schlägern aufgesucht. Er drohte mir zuerst, behauptete natürlich, ich wäre der Dieb. Bullshit. Aber das war nur, damit die beiden Idioten mich erstmal windelweich prügeln konnten. Und Georgina hat am härtesten zugeschlagen, sie hat es volle Pulle genossen, ich schwörs...“„Er meinte, von meinem Fenster aus würde man den Garten perfekt überblicken können. Und er zwang mich, die folgenden Nächte Wache zu halten. Stundenlang…“
    „Und deswegen warst du immer so müde.“
    „Ich habe jede Nacht geschaut und geglotzt und gehofft. Wachen wollte er nicht aufstellen, weil das nur Gerede gegeben hätte und den Dieb abgeschreckt hätte. Und dann habe ich ihn gesehen. Der Kerl hier, Raoul, wer sonst?“
    „Und dann hast du dich an Floyd-Williams verkauft für einen scheiss Korb Obst?
    „Nein Eryn… ich habe geschwiegen wie ein Grab. Für kein Obst oder Wasser oder Pistole dieser Welt würde ich so etwas tun. Als George merkte, dass ich was wusste, aber schwieg, wurde ich noch zweimal verdroschen. Ich lachte nur, was wollten mir die Idioten antun, was mir dieses Leben nicht schon lange angetan hatte?“ Er lachte bitter. „Und doch bin ich hier mit dem Gefangenen denn George hatte geschworen, DIr schlimme Dinge anzutun, wenn ich den Verdächtigen nicht ausliefern würde.“
    „Deswegen tu ich es. Für DICH. Und jetzt sitze ich hier mit diesem… KIND … und weiß nicht was zu tun ist… Wenn ich ihn ausliefere, ist es sein sicherer Tod. Wenn ich es nicht tue… dann vielleicht… Deiner… Und Scheisse, ich will nicht auch dich noch verlieren“

    Heilige Scheiße,kam es ihm in den Sinn. Derrek war nicht in das Gewächshaus eingebrochen, viel mehr hatte er den Wichtigtuer der Waisenkinder gekidnappt. Offensichtlich hatte dieser wohl dem alten Sklaventreiber ein paar Früchte seiner Ernte geklaut. Und nun hatte Derrek diesen naiven Jungen geschnappt weil Floyd Druck auf ihn ausgeübt hat.Dreister Weise könnte man nun behaupten, dass hierfür nur die Prinzessin auf der Erbse schuld sei, aber das würde das Problem auch nicht lösen. Ranger überlegte was er mit diesem brisanten Wissen nun anstellen sollte. Für gewöhnlich versuchte er sich aus jedweder Art von Politik herauszuhalten, man überlebt am Besten wenn man die Mächtigen nicht ärgert und Macht hatte in dieser Zeit derjenige der Männer bezahlen konnte für ihn zu töten bis ein anderer kam der mehr bieten konnte. Floyd war definitiv solch ein Mann.

    Er entschied sich Sheng aufzusuchen und ihm zumindest darüber zu informieren, dass in seiner Stadt möglicherweise bald unschöne Konflikte losbrechen könnten. Er entfernte sich von seinem Lauschposten ohne das ihn die Beiden im Büro, noch jemand anderes bemerkte und begab sich zurück zum Marktplatz, natürlich auf Umwegen. Hier stellte er sich in den Schatten eines Pekannussbaumes, einer der wenigen richtigen Bäume in der Siedlung und beobachtete den Eingang der Bar. Wenn er es richtig in Erinnerung hatte, hatte sich Sheng bei seinem Aufbruch noch in dieser befunden.

    Geändert von Sir Barett (09.09.2015 um 23:44 Uhr)

  3. #163
    Sie konnte es nicht fassen. Tausende - wenn nicht mehr - Emotionen durchlebte sie, als Derreck sie mit der Geschichte konfrontierte. Und nun wusste sie nicht im Geringsten, was sie davon zu halten hatte. An einigen Stellen klang seine Geschichte löchrig. Warum sollte ein Dieb, der es schafft, mehrfach unbeachtet von der Floyd-Williams-Farm zu stehlen, ausgerechnet von ihm erwischt werden. Auf der anderen Seite: Warum nicht? Sie wusste aus eigener Erfahrung, dass man den Gründer dieses Pubs nicht ernst nahm, in ihm keine Bedrohung sah. Er musste an einem der vielen Abende sorgenvoll suchend aus dem Fenster herausgeblickt und dabei diesen Jungen - Raoul - auf frischer Tat ertappt haben. Er war womöglich gut, vielleicht sehr gut - aber hat nicht damit gerechnet, dass hier der unfähigste Mann des Dorfes sitzt und ihn sieht. Derreck war nicht klug genug, um sich all das auszudenken.

    Ein kurzer Stich in ihrer Magengegend. Nun schämte sie sich fast, schlecht über diesen Kerl zu denken, der offenbar durch viel ging, um sie zu schützen. Trotzdem kaum ein Tag verging, an dem er Eryn nicht anhimmelte, war sie doch immer davon ausgegangen, dass er sich selbst der Nächste war. Nun offenbarte er ihr, dass er selbst sich verprügeln ließ und nur deswegen die Identität des Diebs Preis geben wollte, um zu verhindern, dass sie Opfer des nächsten Übergriffs wurde. Wären ihre Emotionen geordneter gewesen, hätte das der sich selbst als tough einschätzenden Bardame doch die ein oder andere Träne entlocken können.

    "Gott, Derreck!", atmete sie fassungslos, mehr, als dass sie sprach. Sie widerstand dem Drang, ihn zu umarmen, um dann doch dem Bedürfnis zu erliegen, ihm ihre erstmals in der Form aufkeimende Sympathie in Form eines für sie typischen Schulterstreichelns kund zu tun. So beliebt, wie sie glaubte zu sein, so ehrlich musste sie sich in diesem Moment eingestehen, dass noch niemals jemand etwas Vergleichbares für sie unternommen hatte. Doch noch während in ihrem Gesicht die Rührung stand, wurde ihr klar, dass sie nun aktiv beteiligt war, ob sie wollte oder nicht. Was auch passierte - die Konsequenzen würde sie tragen. Entweder würde sie Derreck überreden, den Dieb frei zu lassen, bis man die Drohungen wahr machte und sie zum Ziel von Gewalt wurde. Oder sie würde ihn machen lassen und sich damit retten, Derreck weitere Qualen ersparen, doch diesem Jungen dadurch sein Leben nehmen. "Scheiße!", fasste sie ihren Gedankengang, die Situation und wohl auch die vergangenen Wochen im Leben ihres Bosses konsequent zusammen.

    Sie zwang sich dazu, nicht zu dem sich am Boden räkelnden Raoul zu sehen. Er hörte mit und versuchte, durch seine Fesseln hindurch zu schreien, sein so unterdrücktes Flehen war greifbar. Er hatte den Tod nicht verdient. Nicht für das Stehlen von Obst und Gemüse. Aber sie hatte noch nie gestohlen. Wenn man vor so einer Entscheidung stand, waren Kleinigkeiten relevant.
    Denke ich wirklich gerade darüber nach?

    "Ich kann das nicht entscheiden, Derreck!", sagte sie. Überforderung lag in ihrer Stimme.

    "Musst du nich', Eryn." Seine schmutzigen Finger deuteten in Richtung Tür. "Geh und lass mich die Sache zu Ende bringen..." - "Das IST eine Entscheidung, du Vollidiot!", erwiderte sie, lauter als sie es ursprünglich vor hatte. "Soll ich raus gehen und darauf spekulieren, dass du vielleicht... einbrichst und es doch nicht tust? Dass du ohne leere Hände dastehst und ich morgen verprügelt werde oder dieser... Bastard dich sofort köpfen lässt? Ich will auch nicht, dass du stirbst." Er sah sie an als hätte sie etwas Rührendes gesagt, mit seinen traurigen, verwaschenen Augen, in denen jedoch so viel Treue lag wie noch nie. Oder hatte sie die Treue nur nie gesehen?

    Man könnte Raoul freilassen, George erzählen, dass er sich befreit hätte und ihm die Chance geben, aus Sheng's Hope zu fliehen. Doch je genauer sie diesen Gedanken verfolgte, desto unsinniger schien er ihr. Am Ende würde ihm außerhalb von Schutzmauern ein schneller Tod ereilen - und Floyd-Williams würde seine Schläger trotzdem schicken. Sollten stattdessen sie fliehen? Quatsch! Mit Derreck an ihrer Seite würde sie keinen Tag überleben.

    Und dann wurde ihr mit einem Mal flau im Magen. Selbst die größten Notlösungen verwarf sie und verstand nun, was das hieß. Ihre Hand verließ die Schulter ihres Chefs, der nur für sie gegen seine insgeheim gute Natur kämpfte. Sie war es ihm schuldig. Und mehr noch: Sie wollte nicht sterben, sie wollte unversehrt leben. Nicht jeden Tag Angst vor den Schergen des reichen Möchtegern-Diktatoren haben müssen. Georgina sah schon jetzt danach aus, als könnte sie nicht darauf warten, ihren Hass auf die eigene Existenz an Eryn auszulassen. Und George selbst war ihr trotz des oberflächlich höflichen Gebarens so unheimlich vorgekommen wie kein anderer Mensch, den sie jemals traf.

    Wieder setzte sie sich selbst unter Druck. Sie wollte den Dieb ansehen, doch schaffte es nicht. Nicht mal dafür war sie stark genug. Noch bevor der Hass gegen sie selbst Form annahm, richtete sie den Blick dann doch auf ihn, blinzelte aber, sah mehr durch ihn hindurch. Sie konnte Bewegung wahrnehmen, Qual, doch ihr Blick verschwamm zusehends. Er wusste wie sie, dass die Barfrau zu einer Entscheidung gekommen war. "Es tut mir Leid!", sprach sie trocken, mit einer Stimme, die sie von sich noch nie gehört hatte. Tränen füllten ihre Augen, doch sie erlaubte sich das Weinen nicht. Sie hatte nicht das Recht zu weinen, denn ihr würde es gut gehen.

    Dann wandten sich ihre Augen wieder Derreck zu. Sie schob mit einem Blinzeln die stillen Tränen aus ihrer Sicht und sah in seinen, dass er wusste, was nun folgen würde.

    "Tu es."

    Geändert von MeTa (10.09.2015 um 00:21 Uhr)

  4. #164
    Ranger stand noch immer unter dem Baum und lauschte der in dieser Entfernung leise verklingenden Stimme von Evi, der Taucherin, die augenscheinlich noch immer eine Geschichte zum Besten gab. Und gemessen an dem Lachen der Umstehenden, war es wohl eine recht gute Geschichte. Doch er war Warten gewohnt und hatte Geduld. Er wusste, das Sheng eine Lösung finden würde. Immerhin war es seine Aufgabe.

    Plötzlich wurde 'Crow' ein wenig unruhig, so kam es ihm vor und seine Erfahrung im Überleben, seine untrüglichen Sinne spielten ihm keinen Streich, als er plötzlich etwas wahrnahm, von dem er glaubte, es nie wieder würde riechen können. Ein Parfum. Weiblicher Duft. "Das war selten.", schoss ihm durch den Kopf und plötzlich stand Georgina Floyd-Williams neben ihm, als hätte die Dunkelheit sie als Verbündete verborgen.

    Ihr Gesicht wirkte im Schein der wenigen Lagerfeuer und Laternen noch blasser wie sonst und die schwarze Kleidung tat ihr Übriges.
    "Ranger.", sagte sie überrascht, als hätte sie ihn nicht bemerkt. "Was war denn heute in der Taverne los?" fragte sie neugierig und blickte ihn an.
    Der erfahrene Mann wusste, dass sie ihn unmöglich hätte über den Markt kommen sehen, also war es sehr sehr wahrscheinlich, dass sie lediglich Informationen über den Lärm in der Taverne einholen wollte.
    Doch gemessen an dem, was er gerade von Derrick gehört hatte, musterte er die Frau vorsichtig, nun, wo er von ihrer offensichtlichen sadistischen Ader gehört hatte. Er würde sich seine Antwort wohl gut überlegen müssen und hoffte, Sheng würde nicht genau jetzt aus der Bar kommen...

    Geändert von Daen vom Clan (10.09.2015 um 00:04 Uhr)

  5. #165
    Nachdem Jäger ausgesprochen hatte, musterte Frank ihn gründlich. Ja, er würde einen Mann für den Posten abgeben und er, Frank, wusste selbst zumindest genug darüber um zu wissen wenn er jemanden vor sich hatte, der wusste was er tat. Sheng hatte richtig entschieden ihn vorzuschlagen und es war richtig gewesen, Sheng zuzustimmen. Jäger war ein guter, loyaler und zuverlässiger Mann. Auch wusste Frank wie Polizeiarbeit funktionierte. Es war wichtig im Kopf der recht trägen Masse einen kleinen Polizisten zu installieren der ihnen vorgab was zu tun war und was nicht. Denn wenn die Leute merkten das sie viel mehr waren, konnte das zu problemen führen. Hier wurde es langsam heiß. Haile war nicht allein Schuld. Spannungen gab es einige und die ehemalige Kultistin brachte nur eine weitere hinzu, wenn vielleicht auch die offenste von allen. Zugegeben, sie hatten Ärger mit Kultisten und auch Frank hatte schon einige recht verstörende Bilder im Laufe der Zeit in Verbindung mit Kultisten sehen können aber was er auch gesehen hatte, war, dass die Kultisten, jeder einzelne von ihnen Menschen waren. Darum konnte Haile ein guter Mensch sein. Warum sollte sie etwas für ihre Herkunft können. Du hast recht Jäger, wir werden Sheng unterstützen. sagte er auf deutsch, denn er wusste das der Russe diese Sprache beherrschte und man sah förmlich, wie ihm der Rost aus dem Mund bröselte, so lange hatte er seine Deutschkenntnisse nicht mehr bemüht. Schließlich sagte er es nocheinmal auf Englisch. Ja Jäger, recht hast du, wir werden hinter dir stehen und versuchen so viel von deiner Last zu Schultern wie es geht und so viel wie du uns tragen lässt. Du sollst wissen Sheng, dass du nicht allein bist. Nur es wird nicht leicht, das war es nie. Wir haben jedoch das große Zehren überstanden und nichts das ich hier gesehen habe, kommt dem ersten Jahr gleich. Ich habe allerdings das Gefühl, das sehr bald sehr viel auf einmal passieren wird. das Spannungen in der Luft lagen war kein Geheimnis das hatte am Morgen jeder sehen können. Daher versuchte er zwar so zu sprechen das es niemand anderes mitbekam, jedoch vermied er auch das Flüstern, welches auch auffällig gewesen wäre.

  6. #166
    Nachdem Will und Strider den bewusstlosen Vincent abgelegt hatten und Strider nun endlich Zeit fand, einen Schluck zu trinken, als auch mal die Gelegenheit wahrnahm, einem echten Arzt bei der Arbeit zuzusehen, konnte er nicht umhin sich zu denken,
    dass das ja eigentlich nicht viel schwieriger sein konnte, einen Menschen zu reparieren, als eine Mark 14B Kugelring Falle zu warten.
    Sein etwas wirrer Gedankengang wurde umgehend unterbrochen, als der Arzt, aus trockener Kehle seinen Dank, für die Schlepperei äußerte.
    Das deutlich zu starke Getränk durch einen Strohhalm aufsaugend, wirkte er fast ein wenig perplex, weiterhin befragt zu werden.

    "Der Anzug..." fing er an und reichte William die Flasche, "ist zwar wirklich ganz schon umständlich, aber ich habe meinen, wie du sagst, Kram, lieber bei mir, als ihn eben nicht bei mir zu haben."
    William trank einen ordentlichen Schluck und zog die Augenbraue hoch, scheinbar eher in Gedanken mit dem Patienten beschäftigt, als wirklich auf eine Antwort wartend.
    "Ich könnte dir jetzt eine lange Geschichte erzählen, wie ich auf der Flucht mal in eine Baugrube gefallen bin und mir dieser Haken hier das Leben rettete..." er deutete auf eine kleine Winde am Gürtel, "...oder wie dieser Stiefel hier mit einem ziemlich fiesen Verteidigungsmechanismus versehen wurde.." Strider steppte kurz nervös mit dem Fuß "...aber um ehrlich zu sein, stehlen die Leute, die in dem großen, alten Frachtschiff leben einfach alles, was nicht vierfach an den Boden angeschraubt wurde."

    "Und ist die Atemmaske wirklich nötig?" fragte William, mit den Schnittwunden an Vincents Arm beschäftigt.
    "Nötig? NÖTIG?!?" er schnaubte und stand auf "Hast du dich in den letzten Jahren mal hier umgesehen? Hast du das eigentlich mal gerochen?"
    "Momentan rieche ich vor allem Desinfektionsmittel." gab Will dazu, ohne den Versuch zu unternehmen, zu sehr auf Striders Aufregung einzugehen.
    "Es ist alles verseucht! Die Erde, das Wasser, die Luft! Wann warst du das letzte mal am Dock? Die Leute kippen alles da rein! Alles! Ich gehe da lieber kein Risiko ein."

    Sowohl William, als auch der Bewusstlose waren von der Ansprache nicht besonders mitgerissen, wie die darauffolgende Reaktion des Doktors gut zum Ausdruck brachte.
    Er reichte ihm die Flasche.
    "Solange nicht auch noch unsere Getränke verseucht sind, was?"
    Strider, nahm das Flüssige entgegen und steckte den doch deutlich individuellen Strohhalm, in den Flaschenhals.
    "Hah, deswegen benutze ich ja auch einen Kohleaktiv-Filter..."

    Geändert von Mr.Räbbit (10.09.2015 um 01:21 Uhr)

  7. #167
    Wills Versuch Vincents Wunden zu versorgen sickerten bis in dessen Unterbewusstsein durch. Er spürte ein Brennen und ein Ziepen ohne sich dessen Ursache bewusst zu sein. Also hielt er mitten im Schlag inne und besah sie das Chaos, welches das Derrecks erfüllt hat. Erst jetzt fiel ihm auf, dass keiner seiner Gegner ein Gesicht besaß. Nur ein waberndes etwas, so als bestünde ihre Haut aus Treibsand. Sein Herz setzte aus und seine Knie wurden weich. Schwankend wich er zurück, irgendwo Hilfe suchend. Doch wo der Weg ins Hinterzimmer sein sollte, befand sich nur ein Loch. Er erspürte es mit einem Bein, versuchte sich zu fangen, wirbelte mit den Armen, und dann standen auf einmal die gesichtslosen Monster vor ihm. Sie murmelten und schrien und lachten, jede Sekunde näher rückend. Vincent wich panisch zurück und stürzte in die Tiefe.

    "AHHHHHHHH!" Mit einem Aufschrei schoss Vincent in die Höhe. Sowohl Will, welcher sich schützend die Hände vors Gesicht hielt, als auch Strider schreckten zurück. Letzterem rutsche dabei seine Flasche aus der Hand, aber irgendwie schaffte er es sie wieder in die Höhe zu jonglieren und kräftig zu umschließen ohne dabei auch nur einen Tropfen zu verschütten. "Was ist denn in sie gefahren? Erst schlagen sie mir das Gesicht ein und jetzt sowas!" meckerte der Doktor nachdem er seine Hände wieder hatte fallen lassen. Vincent drehte seinen Kopf wie ein Zombie der gerade leckeres Menschenfleisch gerochen hat. Er blinzelte ein paar Mal und sah sich die seltsamen Leute vor seiner Nase an. Beide schienen doppelt zu existieren, auf einer Stelle wackelnd. Sich die Augen zu reiben brachte keine Besserung. Und die Maske von Strider machte es nun auch nicht besser. Erinnerte ihn zu sehr an die Kreaturen aus seinem Traum.

    Wortlos erhob er sich und schwankte zur Tür. Beim erstem Mal verfehlte er sie knapp und konnte sich gerade noch mit den Händen abstützen. Das zweite Mal lief es schon besser, auch wenn er sich beinahe die Tür an den Kopf rammte. Und daraufhin torkelte er in die frische Nacht, mehr oder weniger dem Weg nach Osten folgend. Strider und Will blickten ihm aus dem Türrahmen hinterher, unschlüssig ob sie ihm folgen oder ihn sich selbst überlassen sollten.

    Geändert von ~Jack~ (10.09.2015 um 16:14 Uhr)

  8. #168
    Verzweifelt stammelte und würgte Raoul in seinen Knebel, als er das Gespräch vernahm und wand sich in seinen Fesseln.
    Sein Blick war so voller Verzweiflung und Angst, dass Eryn und Derreck sich kurz ansahen um dann in einer schamvollen Geste den Sack wieder über seinen Kopf zu stülpen. Die einfachste, doch auch brutalste Lösung.

    "George erwartet die Übergabe heute Nacht." sagte Derreck leise und Eryn wurde klar, dass der Barbesitzer also bis zum letztmöglichsten Zeitpunkt gewartet haben musste, um diesen Plan durchzuführen. Sie konnte jedoch schlichtweg nicht sagen, ob es an seiner allseits bekannten Feigheit oder ob es dem kleinen Kern guter Mensch in ihm geschuldet war.

    '"Er zappelt recht viel." flüsterte Eryn, noch immer mit Trauer im Blick und offensichtlich geschockt.
    "Beim letzten Mal habe ich ihm... eine runtergehauen, bis Ruhe war...", gestand Derreck ebenso leise und blickte sich um. Dann hielt er eine alte, rostige, riesige, gusseiserne Pfanne in der Hand und plötzlich wirkte es, als würde ihm kotzübel werden, als er das wütende und doch angsterfüllte Wimmern von Raoul hörte. Er schwankte leicht und wisperte: "Ich kann das nicht..."

    Eryn blickte ihn an und streckte die Hand nach der Pfanne aus.
    "Wir machen es so....", stammelte sie mit trockenem Hals und schluckte schwer: "Einer schlägt ihn bewusstlos, der Andere bringt ihn zu George."
    Der Barbesitzer nickte stumm und es war offensichtlich, dass er Eryn die Wahl überließ.

    "Ausgerechnet jetzt wird er zum Ladies-first-Gentlemen.", dachte sie sich wütend und machte sich daran, ihre Entscheidung zu fällen...

    Geändert von Daen vom Clan (10.09.2015 um 11:38 Uhr)

  9. #169
    Vollkommen verdutzt blieb Will sitzen und sah Vincent nach. Sein Patient war gerade einfach aufgestanden und gegangen. Er hatte wirklich keine Energie mehr Vince hinterherzulaufen. Es schien ihm gut zu gehen, auch wenn sein Gleichgewichtssinn noch etwas gestört war. Will lies ihn gehen. Vincent war einfach ein Rätsel für ihn. Er drehte sich zu Doc Strider um, der immernoch mit der Flasche in der Hand etwas Abseits stand. Auch wenn man sein Gesicht nicht sehen konnte, seine Körperhaltung drückte den selben Grad an Verwunderung aus. Will seufzte. "Es tut mir leid Strider aber ich muss dich leider rausschmeißen." Will versuchte so überzeugend wie möglich zu klingen, denn eigentlich wollte er nur wieder in sein Bett kriechen und für immer dort bleiben. Außerdem musste er noch sein Gesicht und seinen Hinterkopf versorgen. Gedankenversunken fuhr er mit seiner Hand über den kleinen Schnitt unter seinem ungekämmten Haar. "Ich habe noch etwas zu erledigen."
    Den verückte Erfinder schien sowieso nichts mehr in der Klinik zu halten.

    Nachdem Strider gegangen war schloss Will die Klinik wieder ab. Er entschied sich den Schnitt nur zu desinfizieren. Ein Verband war nicht nötig und für ein Pflaster hätte er sich die Haare an der Stelle kürzen müssen. Zuviel Arbeit. Er untersuchte noch einmal alle Fenster darauf ob sie wirklich geschlossen waren. Henry schnarchte zufrieden im Nebenzimmer und Will entschloss sich es auch noch einmal mit dem Schlafen zu versuchen.

    Er hatte nur noch ein paar wenige Stunden bis zum Sonnenaufgang. Das einschlafen war, wie erwartet, eine Qual. Ihm gingen unendlich viele Dinge durch den Kopf. Vincents seltsamer Abgang und die Leere in dessen Blick, die Agressivität der Scavenger und die daraus entstandene Schlägerei, Franks und Shengs besorgte Blicke, das junge Mädchen welches früher am Tag Sara angeschossen hatte und dann versucht hatte bei ihm einzubrechen und Eryns Stimme die ehrlich besorgt klang als sie ihn um Hilfe bat.

    Morgen war ein neuer Tag und hoffentlich würde dieser ein wenig ruhiger verlaufen. Hoffentlich. Will glitt in einen tiefen, traumlosen Schlaf...

    Geändert von Kaia (10.09.2015 um 12:04 Uhr)

  10. #170
    (von Sir Barret: )
    ""Ranger.", sagte sie überrascht, als hätte sie ihn nicht bemerkt. "Was war denn heute in der Taverne los?" fragte sie neugierig und blickte ihn an. Soso, das kleine Biest geht mal wieder für ihren Papa spionieren kam es ihm in den Sinn. Na Georgina, dass ist aber nicht ganz ungefährlich wenn sich eine junge Frau wie Sie nachts alleine in den Schatten rumtreibt. Was wäre denn wenn ich einer der verwahrlosten Betrunkenen dieser Siedlung wär ? gab er grinsend von sich und fügte, bevor Sie antworten konnte hinzu: Außerdem, wenn ich mich in den Schatten halte kann man das Berufskrankheit nennen, wenn Sie aber jemand dabei Nachts sieht denken sich die Leute die wildesten Gerüchte aus, schließlich gehören Sie zu einer einflussreichen Familie.

    Er wusste, dass Sie nicht vor ihm hier gewesen war und ihn auch unmöglich bei Derreck gesehen haben konnte was die Sache für ihn ungemein entspannte. Jedoch konnte er, solange Georgina bei ihm war sich nicht mit Sheng unterhalten, sollte dieser die Kneipe verlassen. Er konnte Georgina aber auch nicht einfach abwürgen oder so tun als würde er schlafen gehen, dass wäre zu auffällig gewesen. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als sich mit der Tochter des mächtigsten Mannes der Stadt zu unterhalten. Aber auch hier war Vorsicht geboten.

    Sie möchten wissen was in der Bar passiert ist, wiederholte er ihre Frage. Naja, wie ihnen vielleicht beiläufig bekannt ist trinke ich diese Art von Alkohol, welche dort in großer Zahl ausgeschenkt wird, nicht. Daher kann ich ihnen keine Details nennen. Offensichtlich gab es eine kleine körperliche Auseinandersetzung, sowieso an sich ein Rätsel wieso das bei der Kundschaft und der Menge an Alkohol so selten passiert schoß es ihm in den Kopf, worum es dabei ging entzeiht sich meiner Kenntnis.

    Allerdings könnte man sagen, dass der Barkeeper und einer unserer Sammler als Verlierer zu betrachten sind, Sie wurden nach der Auseinandersetzung von den Ärzten im bewusstlosen Zustand davon getragen. Wenn Sie genauere Informationen brauchen begeben Sie sich am besten hinein, die Beteiligten befinden sich noch in der Bar und sind sicherllich noch nicht fertig das Chaos wieder in Ordnung zu verwandeln, log er wohl wissend, dass sich durchaus einige Personen in seiner Abwesenheit entfernt haben könnten. Dort sollten Sie dann mehr erfahren können.

    Ich werde noch ein Weilchen hier sitzen und mich dann auf mein Floss verziehen, wer weiß vielleicht schaffe ich es diese Nacht ja einmal die Nacht und nicht den Tag zum Schlafen zu benutzen.
    --

    (von mir: )
    Georgina beobachtete ihn genau - aus Augen, die in der Dunkelheit nur zu erahnen waren, ihm jedoch wie eiskalte Spitzen eines Speeres vorkamen, als sie ihn taxierte.
    Georges Tochter war eine Expertin darin, Schwächen anderer Leute auszunutzen, doch Rangers geschliffene Rede war so perfekt formuliert, dass sie schlichtweg nirgends ansetzen konnte.
    Also betrachtet sie den Mann genauer, schien ihn sich einprägen zu wollen, während Ranger weiterhin ruhig und gelassen unter dem Pecannuss-Baum stand.
    "Würden doch nur die Männer meines Vaters ihre Aufgaben so gewissenhaft erledigen.", schmunzelte sie leise und ging an ihm vorbei, als sie ihre Musterung beendet hatte und machte sich dann auf Richtung Osten, als wüsste sie genau, welches Ziel sie verfolgen würde.
    Eine letzte, schnell in der Abendluft verwehende Duftspur aus Parfum war das, was sie hinterließ, als sie schließlich in der Dunkelheit schnellen Schrittes verschwand, ohne die Bar eines weiteren oder letzten Blickes zu würdigen.

    Jetzt musste Ranger nur noch Sheng endlich in die Finger bekommen, denn die Zeit arbeitete gegen ihn. Niemand wusste, wie sich Eryn und Derreck entscheiden würden...

    Geändert von Daen vom Clan (10.09.2015 um 13:02 Uhr)

  11. #171
    Sie wollte hiermit nichts zu tun haben, doch dafür war es reichlich zu spät. Ihre Entscheidung war getroffen und mit dieser musste sie nun leben. Dass sie den Sack wieder über den Kopf von Raoul gestülpt hatten, machte es bizarrerweise einfacher. Sein nervöses Winseln war noch zu hören, doch die ansonsten so neugierigen Augen, die zuletzt nur Todesfurcht ausdrückten, fehlten ihm nun glücklicherweise, um an Eryns verbleibendes Mitgefühl zu appellieren. Es erschreckte sie selbst, dass dieses offenbar nicht ausgereicht hatte, um sie zu einer anderen Entscheidung zu zwingen.

    Diese Wahl war leichter als die erste. Sie war sicher keine geborene Schlägerin, doch sich noch mal auch nur in die Nähe von Floyd-Williams zu begeben, war ihr die deutlich unliebsamere Alternative. "Gib her!", forderte sie Derreck auf und nahm die Pfanne dann an sich. Sie wog schwer, in diesem Fall gefühlt noch schwerer als sonst. Ich will das nicht tun!, schrie ein Teil von ihr, doch es war als würde sie ihn ignorieren, wie einen lästigen Gast, der aufdringlich um etwas zu Trinken bat, das er nicht bezahlen konnte und wollte. Sie wollte nicht mit ihrer Unversehrtheit zahlen.

    Beide ihrer Hände zitterten arg, als sie die zweite Hand zur ersten an die Pfanne lag, den Griff fest zu umschlingen versuchte. Kontrollierend sah sie zu Derreck, der nur abwartend nickte. Er hatte so etwas bereits getan, wie er gestand - nun war sie an der Reihe. Ihm ist es sicherlich nicht viel leichter gefallen, hatte er doch bis zuletzt gezögert. Vielleicht war es dieses Mal noch etwas fieser.

    So ging die Bardame etwas in die Hocke, bis das knielange, helle Kleid den Boden berührte. Sie sah im Augenwinkel noch mal den sich bewegenden Lumpen Mensch, den atemunfreundlichen Stoff über seinem Kopf und blickte dann zur Seite, schloss die Augen. Dann schlug sie zu.

    "MMMMMMHHHH!"

    Die Stimme des Jungen war trotz Knebel und Sack laut zu hören. Der Schrei wäre markerschütternd gewesen, hätte eben dieser Stoff ihn nicht verhindert. Eryn öffnete die Augen, Derreck blickte nervös zu ihr, bleich vom Anblick des missglückten Schlags. Dann besah sie sich ihr Werk. Noch immer zappelte der Dieb, der Sackstoff färbte sich nun ganz leicht rot, an der Stelle, an der seine Nase sein musste. "Eryn...", begann ihr Boss, doch die 25-Jährige unterbrach ihn überreizt. "Scheiße, sch-sch...eiße!", japste sie und verschluckte sich fast beim Versuch, den eigenen Atem zu beruhigen. Sie besiegelte nicht nur sein Schicksal, sondern ließ ihn noch mehr leiden. "Es tut mir so Leid!", wiederholte sie sich hastig.

    Dann hob sie die Pfanne hoch, die ihr fast aus der Hand gerutscht war, und ließ ihre Hände wieder runtersausen. Etwas, das ihr vorkam wie ein Knall. Augenblicklich verstummte Raoul. Ruhe. Nur ihr eigener Atem. Dann ein erleichtertes Aufseufzen von Derreck. Sie ließ den Griff der improvisierten Waffe los, die am vermummten Kopf des Opfers zu Boden rutschte, dann knickten ihre zitternden Beine ein und sie fiel nicht ganz sanft auf den Po.

    Geändert von MeTa (10.09.2015 um 13:03 Uhr)

  12. #172
    Der Barbesitzer würgte und übergab sich offensichtlich auf seinen Schreibtisch, als erst die Nase des Jungen brach und dann mit einem dumpfen Gongschlag der Gepeinigte endlich still lag. Obschon alle Sinne in ihm schrien, zu Eryn zu eilen, ihr zu helfen, sie in den Arm zu nehmen, stellte er mit Entsetzen fest, dass er sie verabscheute, dass das Blut an ihren Händen, unsichtbar, aber da, ihn anekelte.
    Ohne ihr weiter einen Blick zu widmen, packte er mit zitternden Händen ebenfalls den nun stillen Körper und bugsierte ihn so sanft er nur konnte aus dem Fenster, auch wenn es unmöglich zu verhindern war, dass Raoul auf der anderen Seite wieder hart aufschlug.
    Umständlich kletterte Derrick hinterher und ließ Eryn vollkommen alleine zurück, als er die Straße überquerte und in der Farm von Floyd-Williams verschwand.
    Alles was jetzt mit Eryn noch im Raum war, war eine leicht blutbedeckte gusseiserne Pfanne und alle stillen Gedanken, die wie Gift in ihre Seele tropften.

    Geändert von Daen vom Clan (10.09.2015 um 15:56 Uhr)

  13. #173
    Das Glas neben ihm war noch halb voll als seine zitternden Hände zu der mit einer goldgelben Flüssigkeit gefüllten Flasche griffen. Er konnte von draußen Stimmen hören. Etwas musste geschehen sein aber es war ihm egal. Seine Gleichgültigkeit gegenüber der Bewohner von Shengs Hope überraschte ihn schon lange nicht mehr.
    Alles verpestete, verlogene, wiederliche Gestalten die nur darauf warteten ihre Krallen auszufahren und ihre vergilbten Zähne in das Fleisch ihrer Opfer zu rammen. Er hatte gelernt, dass die Menschen der Abschaum der neuen Welt waren nicht die Untoten. Das einzig was ihm geblieben war, war sein Sohn. Er war ein guter Junge. Das war er schon immer gewesen, schon bevor die Welt untergegangen und alle Menschen dem Wahnsinn vefallen waren.

    Henry verwarf die Idee sein Glas nachzufüllen und hob die Flasche direkt an seinen Mund. Die Flüssigkeit erwärmte seine Kehle und sein Herz. Will war das Licht in seiner Welt der Schatten. Die Wärme die er spürte wenn er ihn ansah, wenn er in Wills Augen sah, wenn er ihre Augen sah, war so erfüllend, dass er früher oft darüber nachgedacht hatte, seinen Sohn für immer von anderen Menschen fern zu halten. William war sein Sohn. Sein Eigentum. Und ihm durfte nichts zustoßen denn dann würde sich auch der letzte Grund der ihn auf dieser beschissenen Welt, in dieser beschissenen Siedlung hielt, auflösen. Er hatte eigentlich geplant Will für immer vor den Giften der neuen Welt zu beschützen doch dann wurde ihr Versteck überannt und Henry verletzt. Und dann kamen sie hierher. In diese Hölle voller Weiber die nichts besseres zu tun hatten als sich vor allem was noch ein Glied zwischen den Beinen hängen hatte zu räkeln und Männer die es nicht für Nötig sahen mehr als nötig anzuziehen wenn sie bei der Hitze vor die Tür gingen.

    Henry spuckte in eine Ecke seines Zimmers das nur aus einem viel zu kleinen Bett und ein paar, zu einem Nachttisch gestapelten, Kisten bestand. Er war schon wieder rotzevoll. Er kippte sich den Rest des Alkohols in den Mund und stellte die Flasche dann unsicher auf den Nachttisch. Er war zwar besoffen aber immer noch mehr Wert als alle anderen Bewohner dieses stinkenden Lochs. Ich hoffe ihr geht alle drauf. Er musste ein würgen unterdrücken. Und wenn einer von euch wagt meinen Sohn zu beschmutzen bringe ich euch mit meinen bloßen Händen um.

    Geändert von Kaia (10.09.2015 um 16:06 Uhr)

  14. #174
    Die Stimmung im Pub entspannte sich, nicht zuletzt dank Evis aufgeschlossener Natur und ihrem ansteckenden Lachen. Jäger errötete und entwickelte auf einmal großes Interesse für seine Schuhspitzen, während Evi die Geschehnisse auf ihre ganz eigene Art schilderte und ihn dann wie aus dem Nichts mit Komplimenten bedachte. Er hatte keine Probleme über zombieverseuchten Trümmerhaufen in 100 Meter Höhe auf einem schmalen Drahtseil zu balancieren. Aber wenn es um das andere Geschlecht ging, stellte er sich nicht mehr so geschickt an. Wie denn auch. Jahrelang in den Wäldern mit einer Gruppe abgebrühter Kerle zu leben, mit ihnen zu essen, im Gebüsch zu scheißen, das Wild zu jagen und dumme Witze zu reißen bereitet einen jungen Mann nicht gerade auf die feinen Nuancen zwischengeschlechtlicher Beziehungen vor. Nur in Saras Nähe konnte er sich ungezwungen geben, da ihm nicht einmal in den Sinn kam, sie als ein potentielles Objekt der Begierde zu sehen. Ihr schroffer, ehrgeiziger Diensteifer vermischte sich mit der Disziplin und dem Gebaren eines geschulten Soldaten. Sich in Sara zu verknallen käme Jäger nahezu absurd vor. Da könnte er auch gleich seine Sachen packen, zurück zu seinen ehemaligen Genossen in den ukrainischen Wäldern rennen und dort dem hochgewachsenen, breitschultrigen Pavel mit der langen Schnittwunde quer übers ganze Gesicht und dem schwarzen haarigen Muttermal am Kinn seine grenzenlose Liebe gestehen. Jäger verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Der Pavel war schon ein guter Soldat, keine Frage, aber er war auch selten hässlich. Außerdem klappert er im Schlaf mit den Zähnen. Klack, klack, klack. Und warum zum Teufel überlege ich mir Gründe, warum Pavel doch nicht meine große Liebe ist.

    Höchste Zeit den Tag zu beenden, entschied sich Jäger. Nachdem er sich von Evi, Sheng und Frank verabschiedet hatte, warf er noch dem stummen Mädchen im Vorbeigehen einen ausdruckslosen Blick zu und trat in die kühle Nachtluft hinaus. Er atmete tief ein und lauschte dem sanften Rauschen der Wellen. In seinen Gedanken kehrte er zurück in die dichten Wälder des Urals, zu seiner Basa, wo der alte Bog ein straffes Regiment führt und die Kompanie zusammenhält. Ich darf mich nicht beschweren, dachte Jäger, konnte sich damit selbst jedoch nie so recht überzeugen. Er hatte die Gruppe verlassen um Wurzeln zu schlagen, um ein Leben aufzubauen, das nicht aus ständigem Hin und Her, morgendlichen Appellen und der bisweilen erdrückenden Einsamkeit bestand. Shengs Hope hatte ihm das alles erfolgreich mit seiner Friedlichkeit, Vorhersehbarkeit und Zerstreuung genommen. Man gab ihm ein Heim und Aufgaben, die er gewissenhaft erfüllte, sei es die Nutztiere zu füttern, Wache zu halten oder auf Scavenger Runs sich die Knochen zu brechen. Mehr konnte man von einem post-apokalyptischen Albtraum nicht verlangen.

    Und dennoch fehlte etwas. Das Gefühl der Stagnation, des sich-im-Kreise-drehens erschien eines Tages wie ein ungebetener Gast. Stand unangekündigt vor der Haustür, mit seinem aufgeblähten Koffer, vollgepackt mit Selbstzweifel, Ziellosigkeit und subtiler Unruhe. Einzig der kalte, im Halse brennende Alkohol schaffte es mit seinem Versprechen eines sinnlosen Rausches dieses Gefühl zu vertreiben. Nur damit die Leere am nächsten Morgen mit voller Wucht erneut zuschlagen konnte. Werden wir denn hier ewig bleiben können? Werden wir darauf warten, dass irgendein anderer das Ruder übernimmt und aus der zerbrochenen Welt wieder etwas Ganzes, etwas wirklich Lebenswertes macht? Dafür sorgt, dass diese wundersamen Automobile wieder durch die unendlich verzweigten Straßen flitzen, an Orte, die so fern liegen und doch einst so nah waren. Er fand Bücher innerhalb der verlassenen Häuser, die über eine solche Welt berichteten, fast beiläufig die Grenzenlosigkeit erwähnten, nach der Jäger sich so sehr sehnte. Er las über all die Autos mit ihren faszinierenden Motoren und sah sich Bilder von metallenen Würmern an, die auf Gleisen fuhren und mehr Leute auf einmal transportieren konnten, als es in Shengs Hope gab. Einst schwebten Fluggeräte wie Vögel durch die Lüfte, donnerten mit unvorstellbaren Geschwindigkeiten über den mit Menschen pulsierenden Städten und die monolithischen Wolkenkratzer streckten sich ihnen wie Arme entgegen.

    Diese Wunder sind nun archäologische Artefakte, dachte Jäger verdrossen, während er mit seinen geschwollenen Händen in den Hosentaschen und einem nicht unangenehmen Pochen in den Schläfen durch die nächtliche Siedlung schlenderte. Sie sind ein Überbleibsel von dem, was früher einmal gewesen ist und warten darauf auseinander genommen zu werden um sich in Blechzäunen, Stützbalken, Schrott und primitiven Schiebewägen wiederzufinden. Und wir? Wir haben uns in eine Konservendose verkrochen, uns hinter hohen Mauern aus Metall und Stacheldraht versteckt und blicken mit müder Teilnahmslosigkeit über den Rand, mit dem einzigen Ziel den Untod für immer auszusperren. Denn der Mensch ist dort draußen nicht mehr willkommen. Einstmals der unumstrittene Herrscher über die Natur, wurde er gestürzt durch die eigene Hand und diese Hybris spiegelt sich nun in den leblosen Augen jeder verwesenden, wandelnden Leiche wieder. Wir sind gezwungen, unsere Sicherheit zum obersten Gebot zu erklären und uns im Kreise zu drehen. Die Toten dagegen sind dazu verdammt, ewig durch die Welt zu wandern, ohne sie jemals wieder begreifen zu können.

    "Und wer Spirale zuerst entkommt, kriegt Keks.", murmelte er zu niemand bestimmten.

    Jäger war an seiner Hütte angelangt. Sein Mund fühlte sich leer und trocken an und er spielte mit dem Gedanken sich noch eine Kippe anzuzünden. Die sich vage ankündigenden Schmerzen in seinen Gelenken und in seinem Gesicht brachten ihn wieder davon ab. Außerdem hatte er sich vorgenommen, die Rationen besser einzuteilen. Es war dumm sich unmittelbar nach der Ausgabe vollzustopfen, um für die restlichen Tage den Gürtel enger zu schnallen. Das wäre ihm in der Basa nie passiert. Doch hier, tja, hier vergisst man über kurz oder lang, dass alles um dich herum vor die Hunde geht. Er würde die restlichen Kippen aufheben, nahm sich Jäger an diesem Abend vor. Damit atmete er noch einmal tief durch und verschwand in seiner eisig kalten, finsteren Chalupa.

    Morgen ist ja auch noch ein Tag.

    Geändert von truecarver (10.09.2015 um 15:26 Uhr)

  15. #175
    Frank hatte soeben recht ausführlich über Haile und seine Meinung über sie und die der anderen gesprochen. Das selbige gerade herein geschneit kam, war ihm gerade recht. Er hatte noch nicht wirklich viel mit ihr an direktem Kontakt gehabt. 'Gesprochen' hatte er mit der, vielleicht stummen, ehemaligen Kultistin noch überhaupt nicht. Vielleicht wurde es jetzt endlich einmal Zeit, somit konnte er den anderen vielleicht ein kleines bisschen ein Vorbild sein. VIelleicht auch nicht. Auf den Versuch kam es an und wenn er sie zumindest ein kleines bisschen selbst kennen lernte, konnte das in der Zukunft nur helfen.
    Er ging ein paar Schritte auf Haile zu, welche sich auch gerade in der Bar befand und ihn ausversehen angerempelt hatte. Er musterte sie und ihr etwas aussergewöhnliches aussehen.
    Hallo ich bin Frank, du kennst mich sicher vom sehen. stellte er sich ihr vor und reichte ihr die Hand, als mehr oder weniger offizieller Gesetzeshüter hier wollte er sich nicht vorstellen um keinen falschen Eindruck zu erwecken, ausserdem wollte er als Privatperson auftreten. Ihm fiel auf, dass er nichteinmal ihren richtigen Namen kannte. Einige nannten sie Haile, das aber auch nur wegen der Geschehnisse ihrer Ankunft. Andere gaben ihr, weniger schmeichelhafte, Spitznamen. Er wusste nun nicht genau wie er das hier anpacken sollte aber es einfach zu probieren konnte nicht schaden.

    Geändert von wusch (10.09.2015 um 15:22 Uhr)

  16. #176
    Er hatte unendlich lange geschlafen. Fast zwanzig Jahre war es her, dass ihn Raketendüsen in den Himmel befördert hatten. Doch entgegen aller Pläne, die kluge Männer und Frauen für ihn hatten, wurde er niemals in Empfang genommen. Stattdessen hatte ihn kalter Uferschlamm und grünes Wasser umschlossen und jenen Plan zunichte gemacht, für den so viele gestorben waren. Durch die Wucht tief in den Sand der Baffin Bay geschleudert, konnten Adams geschlossene Augen nicht sehen, wie die Energie seines Sarges sich unendlich langsam zur Ende neigte. Die Zahl, die einstmals auf 7300 stand, hatte sich durch die Jahre und mit jedem Tag verringert.
    Bis zur 0 am heutigen Tag...

    Die Nacht war schon längst über die Siedlung Shengs Hope gefallen, doch wo normalerweise nur noch Wachleute ihre Runden drehten, war es diese Nacht seltsam anders. Eine greifbare Anspannung war in der ganzen Siedlung zu spüren und entlud sich an so mancher Stelle auch in Gewalt. Es wirkte, als wären zu viele Menschen nun schon zu lange aufeinander gesessen und sie verhielten sich wie trockenes Heu, das nur darauf wartete, einen Funkenflug zu sehen, um sich daran zu entzünden und den Feuersturm zu entfesseln.

    Aufgekommene Gerüchte über weitere Kriege der Plündere-Clans, die emsig im Verborgenen wirkenden Kultisten, die es auf die Menschen selbst abgesehen hatten und die allgegenwärtige Bedrohung durch die noch immer herumstreifenden Untoten, hatten sich die letzten Wochen als weitere Belastungsprobe herausgestellt, befeuert und angestachelt durch Ereignisse wie das Vorhandensein eines Kultistenmädchens, einer diebischen Jugendbande oder eines mehr in und mehr in Machtphantasien abgleitenden Mannes wie George Floyd-Williams, der jedoch unantastbar schien, solange er über seine kleine Gruppe Wachleute um sich hatte und zudem den Großteil der Nahrungsversorgung an frischem Obst und Gemüse sicherstellte.

    Kurzum – Shengs Hope war ein Pulverfass, welches heute Abend jedoch so nah an einer Explosion stand wie schon seit Gründung der Siedlung nicht mehr.
    Und doch lag noch ein Hauch von friedlichem Schimmer über der ganzen Siedlung, als endlich am frühen Morgen, als es bereits graute und es vielleicht fast schon zu spät dafür war, das Bett aufzusuchen, Stutton lachend und schreiend über den Marktplatz lief und jeden aus dem Schlaf riss, der sich bereits friedlich gebettet hatte.
    Einige fuhren überrascht und alarmiert aus den improvisierten Betten hoch, an anderer Stelle, wie auch bei Salma und Frank zuhause, begannen die Hunde der Siedlung plötzlich aufgeschreckt zu bellen. Stutton, der alte Mann vom Leuchtturm, der nur „der Spinner“ gerufen wurde, lief auch an der Bar vorbei und brüllte aus Leibeskräften bis seine Stimmbänder versagten.

    Als die Besucher der Bar erschrocken ihre Köpfe aus der Tür streckten, war er bereits schon wieder im dämmrigen Zwielicht verschwunden und man blickte sich verwirrt an.
    Für einen kurzen Augenblick war es vollkommen still in der Siedlung, abgesehen von dem wütenden und verwirrten Raunen der Einwohner, die aus dem Schlaf gerissen worden waren.

    Und dann passierte etwas, was das Leben der Einwohner von Shengs Hope für immer verändern sollte und möglicherweise dazu die Existenz jedes einzelnen Menschen auf dem Planeten.
    Ein hohes Piepsen ertönte, deutlich zu hören, für Viele, die keine elektronischen Geräte mehr gewohnt waren, ein zutiefst verstörendes Erlebnis, dazu eine vollkommen fremdes Alarmsignal welches wie eine auf- und abschwellende Sirene klang und aus Richtung Norden stammte.

    Steve, der Scavengeroger kam als erstes mit wild rudernden Armen angelaufen, im Schlepptau sein Mündel Ben, und Beide brüllten davon, „etwas“ am Stand gesehen zu haben. Neugierig und panisch, aufgeregt und gut bewaffnet, stürmten einige Bewohner zum Strand und sahen auf der Wasseroberfläche ein seltsames Gebilde schwimmen.

    Ein riesiger, silberner Sarg.
    Von ihm ging das Geräusch aus. An der Seite waren kleine Schwimmhilfen befestigt und greller, gelber Rauch stieg aus einer Seitenöffnung auf.
    Einige Kinder begannen vor Angst zu weinen, andere legten mit ihren Waffen auf den Sarg an. Doch Bürgermeister Sheng und Wingman sprangen gehetzt ins Wasser und zogen den Sarg mit weiteren Freiwilligen an Land.

    Endlich schien es, als wäre fast das gesamte Dorf aufgetaucht und starrten das seltsame Ding an, welches wie aus einer anderen Zeit oder einer fremden Welt stammte, und für die meisten stimmte es sogar. Doch nicht für alle.
    Niki erkannte den Sarg sofort wieder und auch Lexi wusste sofort, was es war, ebenso schienen Sheng und Wingman genau zu wissen, was sie vor sich sahen. Von Stutton, der seltsamerweise sein gruseliges Lachen vor dem Vorfall hatte ertönen lassen, war ebenso wenig etwas zu sehen wie von George Floyd-Williams, doch seine Tochter Georgina stand in der Menschenmenge und wirkte furchtbar aufgekratzt, denn sie lächelte fröhlich. Als Sheng glaubte, dass die meisten Einwohner sich versammelt hatten und mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Misstrauen den Sarg anblickten, schwang sich der Bürgermeister trotz eines müden und halbherzigen Protestes von Morris auf das Deck der Yacht des Lebemanns und richtete seine Worte an seine Bürger.

    Niemand konnte ahnen, dass Sheng diesen Zettel schon seit fast zwanzig Jahren in seiner Brusttasche aufbewahrte. Niemand außer Lexi, die ihn deswegen schon aufgezogen hatte und die Welt für ein noch größeres Dorf hielt, als sie erfuhr, dass der Sarg hierher abgestürzt war und sie sogar ihren ehemaligen Kamerad aus „Camp Hope“ wieder sah. Was danach passierte, war Geschichte. Ein kurzes Intermezzo eben.



    „Bürger von Shengs Hope.“, bat Sheng nun um Ruhe, während die, die ihn gut kannten, sofort sahen, dass das Herz ihm bis zum Halse schlug, er so angespannt wirkte wie noch nie zuvor in seinem Leben.
    „Viele von euch haben mich im Laufe der vielen Jahre immer gefragt, warum wir die Siedlung an diesem Ort errichtet haben. Warum bei Baffin Bay? Warum nicht näher beim alten Bunker? Viele von euch werden sich noch erinnern, dass wir in den harten Anfangsjahren der Siedlung seltsame Tauchgänge unternommen hatten, bis die Atemluftflaschen leer waren und die Scavenger keine neuen finden mehr konnten.
    Die Wahrheit ist, dass einige hier und ich immer wussten, dass ‚Dies‘ hier unter uns liegt. Im See liegt. Denn dies ist das Geschenk der alten Welt, welches unsere neue Welt retten wird.“


    Sheng machte eine kurze Pause und erinnerte sich daran, wie spöttisch Lexi ihn immer ausgelacht hatte, als er die Rede geprobt hatte.
    In der kurzen Pause schoben sich die gut zweihundert Einwohner der Siedlung immer weiter nach vorne und einige wollten den silbernen Sarg unbedingt berühren, als versprachen sie sich davon Heilung für alle Gebrechen.

    „Vor zwanzig Jahren…“ er verstummte kurz, um die Wirkung dieser enorm langen Zeit in einer Welt, in der man von Tag zu Tag überlebte, wirken zu lassen, „...führten Lexi, Niki und einige andere ihrer treuesten Gefährten eine Kampfgruppe nach China, um dort nach einem Heilmittel zu suchen.“ Er blickte die Beiden direkt an, hielt sich an das, was Lexi ihm erzählt hatte und um die beiden Genannten herum bildete sich ein kleiner Kreis, als die Bürger der Siedlung zurück wichen und sie voll Bewunderung anstarrten, als wären sie eben mit einem Rucksack voll frischen Wassers aus der Wüste zurück gekehrt. Einige der älteren Bewohner klaschten sogar, als sie sich erinnerten, wie weit China entfernt war.
    „Sie konnten den unmöglichen Sieg erringen und dafür sorgen, dass das, was heute wieder in unsere Mitte aufgetaucht war, uns erreichte.“

    Nun sahen sie ihn alle an. Ungläubige, neugierige Augen, offenstehende Münder, verhaltene, doch kaum verhohlene Freude.

    „Denn dies ist das Heilmittel.“ Erklärte Sheng schlicht und weithin hörbar in die nun angespannte Stille hinein.
    In seinen Träumen der letzten zwanzig Jahre hatte er sich immer wieder ausgemalt, diesen Satz zu sagen, es auszusprechen und im Kopf hatte er eine Rede vorbereitet, die mehr an patriotisch-amerikanische Filme der alten Welt erinnerten, doch diese Erde gab es nicht mehr und auch nicht mehr diese Zeiten. Sie würden feiern, doch auf ihre Art und Weise.
    Und dann brachen beim sonst so beherrschten Bürgermeister doch alle Dämme, als er am frühen Licht dieses neuen Morgens den Sarg vor sich liegen sah und die blasse Kontur eines Menschen darin, genau so, wie Lexi es immer beschrieben hatte. So wie es Toske beschrieben hatte. So wie es Wingman beschrieben hatte. Plötzlich schossen ihm die Tränen in die Augen und seine Knie wurden weich, als die ganzen Erinnerungen der ersten Tage auf ihn einströmten. Die Brände, die Massaker, die Schlachten um Shengs Hope. Die Narben, die Toten, die Verluste und er knickte ein, wo Morris ihm schnell zur Seite sprang und ihn stützte und dabei so fröhlich und ungezwungen wie immer grinste.


    „Das Heilmittel!“ brüllte Sheng noch einmal und hob die Faust in den Himmel. Die Menge blickte sich ungläubig an und alle begannen miteinander zu flüstern, sie waren nur einen Funken davon entfernt, in ungläubiges und befreiendes Jubeln auszubrechen.

    Doch Sheng musste sie vorerst bremsen. „Was wir haben ist die Medizin, doch nun brauchen wir euch.“ Wingman nickte eifrig und sprach mit leisen Lippen augenscheinlich seine eigene Version der Rede durch. „Dieser Sarg muss in die Ruinenüberreste der Stadt, die einige von euch noch als San Antiono kennen!“ Er nickte ernst und blickte in entschlossene Gesichter. „Die Strecke mag gottlob nicht die Längste sein, doch sie führt ohne Ausnahme durch feindliches Gelände.“, eröffnete er ihnen und musste nicht weiter ausführen, was er damit meinte.

    Die Clans der Plünderer hielten die gesamte Region im Würgegriff und suchten nach Beute. In allen Ruinen hausten noch immer Untote. Und niemand kannte die wahren Ziele der Kultisten, niemand wusste, was der „Cult of vision“ wirklich plante oder vorhatte. Nur, dass sie vielleicht die Schrecklichsten von Allen waren…

    Entsprechend blickten sich die meisten Einwohner von Shengs Hope auch furchtsam um, es schien offensichtlich, dass sie hofften, Sheng würde nicht sie bitten, dieses irrsinnige Wagnis zu unternehmen.
    „Was wir, was dieses Land, diese Kontinent und diese Welt nun braucht, sind die Tapfersten, Besten und Klügsten von Shengs Hope. Wir müssen sie ziehen lassen. Unsere Liebsten und die, die wir Freunde nennen, müssen dies tun. Was wir brauchen, sind Freiwillige, die sich bereit erklären, diese Reise auf sich zu nehmen. Die die tiefsten Ruinen durchsuchen, um diesen Sarg weiter mit Energie zu versorgen, ihn mit ihrem Leben verteidigen und alle Gefahren auf dem Weg nach San Antonio ausschalten. Wir brauchen nun den größten Mut versammelt und Stärke. Klugheit und Überlebenswillen.“
    Er blickte feierlich in einige Gesichter, suchte ganz bewusst Evi, konnte sie jedoch nicht entdecken, dafür aber vertraute Gesichter einiger Anderen. „Man wird versuchen, uns diesen Schatz zu nehmen. Man wird versuchen uns zu töten und man wird versuchen, die Welt weiterhin am Abgrund zu halten. Doch jetzt wird uns ein Schild gereicht, endlich wieder Frieden und Sicherheit zu bringen. Die Untoten für immer zu vernichten und Jene, die sich der Katastrophe bedienten, um die Schwächsten zu versklaven, werden konfrontiert mit einer neuen Welt. Einer Welt, nicht wie wir sie vor 20 Jahren hatten, aber einer, die die Chance hat, zu solch Einer zu werden.“
    Er blickte seine engsten Weggefährten an und strahlte, fühlte selbst eine nie gekannte Zuversicht, einen Freudentaumel, der seine Innereien erfasste und ihn abermals jubeln ließ. Seine Worte waren durchgedrungen, die Einwohner der Siedlung stimmten in den Jubel mit ein, sie jubelten für ihre Kinder und die, die sie verloren hatten. Sie jubelten und schrien und jauchzten für eine Zukunft ohne Angst und Überleben. In der die Menschen, die wir lieben keine Beute waren. In der wir unsere Kinder wegen eines Bisses töten müssen.
    Sheng konnte sehen, dass sich fast jeder überlegte, sich dem Treck anzuschließen. Keiner, der nicht mit dem Gedanken rang ,sich freiwillig zu melden. Selbst Stan fand sich bemüßigt, auf die ‚Tapferen‘ anzustoßen und aus seinem Flachmann zu trinken. Doch noch war Niemand vorgetreten, um sich freiwillig zu melden, noch schien sich Niemand für die größte Bürde der Menschheitsgeschichte feiern lassen zu wollen.
    Sheng war gespannt, wer als Erster vortreten und sich melden würde.


    Zitat Zitat
    Lagebericht:
    Nachdem ihr tollen Spieler zwei Staffeln lang nur gelitten habt, dürft ihr euch jetzt einmal richtig feiern lassen.
    Eure Aufgabe ist es, euch laut oder leise für die gefährliche Mission zu melden, euch darob von den Bürgern feiern zu lassen, Ohnmachtsanfälle unbescholtener Bürger zu produzieren und im Hintergrund die amerikanische Flagge wehen zu lassen. (Natürlich geht auch jeder mit, der sich nicht meldet und trotzdem als Spieler gelistet ist. )

    Die Abschiedsfeier findet noch statt, ihr müsst euch also "nur" melden.

    Aufgabe Alpha: Wählt einen Anführer. „Der Anführer“ ist die Person, die den Wagen mit dem Sarg fährt. Aus diesem Grund bekommt der Anführer als erste Amtshandlung den Trait „Fortbewegungsmittel“ geschenkt, zusammen mit einem Pferd, einem Quad, einem Motorrad oder einem alten VW-Bus.

    Geändert von Daen vom Clan (10.09.2015 um 18:53 Uhr)

  17. #177
    Vincent hatte sich nach seiner nächtlichen Wanderung irgendwann in der Nähe des Strands wiedergefunden und war somit in kürzester Zeit am Ort des Geschehens angelangt. Mittlerweile wieder bei klarem Kopf, hatte er aber trotzdem keine Ahnung was er da eigentlich vor sich sah. Eine Art Sarg ... die mit Technologie der verlorenen Welt betrieben wurde? Sicherlich ein interessanter Fund, aber...

    Bevor er weiter drüber nachdenken konnte, strömte eine Schar von Menschen heran um die Maschine zu begutachten. Die meisten waren genauso verdutzt wie er, überlegten aber schon, wie man daraus Profit schlagen könnte. Eventuell könnte man die Energiequelle nutzen um zumindest einen Funken der alten Welt wieder zum Leben zu erwecken. Und wenn nicht, dann ließe sich aus den Komponenten doch sicherlich irgendwie Profit schlagen. Doch dann trat Sheng auf den Plan und die Menge verstummte, lauschte seiner Rede als würde Gold von seinen Lippen sprudeln.

    "Das Heilmittel!" schrie er schlussendlich in die Menge. Es sollte vermutlich Hoffnung auf eine strahlende Zukunft entfachen, aber je länger er sprach, desto sinnloser kam es Vincent vor. Vor 20 Jahren wäre ein Heilmittel sicherlich noch praktisch gewesen. Aber heutzutage? Was sollte es da noch bringen?

    "Sheng, eure Ansprache klingt ja schön und gut ... aber was soll es uns bringen dieses Heilmittel nach San Antiono zu schleppen? Wird es die zerstörten Städte wiederherstellen? Wird es die blutrünstigen und bis zur Unkenntlichkeit vergammelten Zombies wie durch Zauberhand in denkende Menschen verwandeln? Oder gar die Toten aus ihren Gräbern erheben damit die Menschheit von Neuem erblühen kann? Wenn nicht, dann sehe ich keine wirklichen Nutzen darin unser Leben zu riskieren." Natürlich würde er sich freuen, wenn die alte Welt aus der Asche wiederauferstehen würde, aber er konnte sich einfach nicht vorstellen, wie dieses Heilmittel dazu in der Lage sein sollte. Aber wer weiß, vielleicht hielt Sheng die überzeugensten Argumente noch in der Hinterhand. Dann wäre Vincent vielleicht sogar gewillt sich diesem Unterfangen anzuschließen. Etwas Besseres wusste er mit seinem Leben sowieso nicht anzufangen.

    Geändert von ~Jack~ (10.09.2015 um 19:18 Uhr)

  18. #178
    Als Frank sich in sein Bett gelegt, war er nervös und bedrückt gewesen, aus Sorge um die Zukunft der Siedlung ob all der Spannung und vor allem der gähnenden Leere in dem Spind, welcher sich ihr Munitionslager nannte. Lange hatte er sich umher gewälzt und Silvia hatte es gespürt, das wusste er ganz genau. Als er am Abend noch mit ihr zusammen gesessen hatte, hatte er sie noch beschwichtigt und ihr vorgemacht, dass alles gut sei. Er bezweifelte das sie ihm glaubte, kannte sie ihn doch schon so lange, weit über 10 Jahre schon. Eingeschlafen war er schließlich weit nach Mitternacht, so schätzte er und sein schlaf war kein friedlicher.
    Als er dann schließlich durch das Bellen der Hunde geweckt wurde, fuhr er, da er innerlich nur darauf gewartet hatte, sofort aus dem schlaf und stand senkrecht im Bett. Wahrscheinlich hatte er auch noch Silvia geweckt, wenn sie nicht sowieso von dem Lärm geweckt worden war. Als dann auch noch dieses elektronische Geräusch ertönte, wie das Echo einer lang vergangenen Zeit, als er noch sorgenfrei in San Fransisco gelebt hatte, verband es sich in seinem Kopf zusammen mit seiner Sorge um die Siedlung und den Relikten alter Kriegsfilme und -spiele zu einem, wenn auch leicht wirren, Gedanken: Ein Luftangriff!
    Es dauerte eine geschlagene Minute und er war schon zu drei Vierteln in seiner Kleidung ehe er begriff wie unsinnig seine Vermutung war. Dies war keine Sirene. Dies war ein elektronisches Warnsignal wie er es zuletzt vor 20 Jahren im Chaos des großen Zehrens gehört hatte. Irgendetwas ging hier vorsich und was immer es war, es war kein normaler Angriff. Entweder rückte jemand mit schwerem, modernen, Gerät an das auch noch funktionierte oder es war etwas völlig anderes, etwas, von dem er nichteinmal etwas ahnte. Wie dem auch sei, nachsehen muss ich so oder so. Das ist mein Job. dachte Frank, zog sich fertig an, schnallte sich Schwert und Pistole, sowie seine Polizeimarke um und rannte mit höchstmöglicher Geschwindigkeit in Richtung des Signales.

    Was er dort sah, hatte er nun wirklich nicht erwartet.

    Ein riesieger silberner Sarg aus dem auch noch grellgelber Rauch stieg, wurde gerade von Sheng, Wingman und einigen anderen an Land gezogen. Er wusste nicht was er sagen oder tun sollte, ausser in der vordersten Reihe der sich bildenden Menschentraube zu stehen und das Ding anzustarren. Wingman, Sheng und ein paar andere wussten anscheinend was es damit auf sich hatte aber er nicht, auch wenn er nicht selten mit Sheng zu tun gehabt hatte und seit Ewigkeiten hier wohnte. Dies war anscheinend sein Geheimnis gewesen, all die Jahre.
    Wie alle anderen auch brach er in beinahe ungläubigen Jubel aus als Sheng seine Rede hielt und als er merkte, das Silvia zusammen mit Thomas neben ihn gekommen waren, konnte er seine Freudentränen nicht zurückhalten. Er wusste nicht genau warum seine Familie dies auslöste aber er wusste, dass er durch Feuer und Tod für sie gehen würde, alles für sie tun würde, damit sein Sohn in einer besseren Welt groß werden konnte als in diesem Wrack von einer Welt, in dem man irgendwie durch das Leben kam.
    Langsam und ruhig sprach er auf Thomas ein, welcher sichtlich Angst vor dem "Ding" hatte, welches dort vor ihm am Ufer lag. Er wischte sich die Tränen so gut es ging aus dem Gesicht um zu verbergen, dass er geweint hatte und ging dann langsam darauf zu und berührte ihn mit seiner rechten Hand. Irgendwie wurde er erst dadurch real das man ihn anfassen konnte, sichergehen konnte, dass er kein aus Star Trek entsprungenes Hologramm war.
    Als Sheng dann um freiwillige bat, musste er nicht nachdenken, er trat vor, als der erste wie es schien, oder als zweiter, richtig konnte er das mit seiner merkwürdig verschwommenen Sicht kaum wahrnehmen. Ich bin dabei. rief er schließlich. Er wollte schon Vincent ansprechen und etwas erwiedern, als Sheng ihm zuvor kam, also schwieg er.

    Geändert von BIT (11.09.2015 um 16:57 Uhr) Grund: Sig aus! ~ BIT

  19. #179
    Sheng blickte Vincent an und schien nachzudenken:
    "Wann hat das Einstellen von Kriegshandlungen je die Toten eines Kriegs zurück gebracht?", stellte er ihm die rhetorische Gegenfrage. "Noch nie, und trotzdem verspricht jeder Frieden die Möglichkeit zum Wiederaufbau, deswegen schließen wir Frieden."
    Er blickte ihn an und zeigte ihm, dass er ihn durchaus ernst nahm.
    "Noch immer bedeutet der Biss eines Zombies den sicheren Tod. Und noch immer gibt es sie da draußen. Fragen Sie nur die Scavenger, die sich in die Ruinen vorwagen, um die jeden Tag seltener werdenden Ausrüstungsgegenstände zu finden, die wir brauchen. Mit einem Heilmittel werden wir keinen der Untoten zurück holen können, aber wir können all Jene retten, die von ihnen Verletzungen davongetragen haben.
    Und noch viel wichtiger: Wir setzen zum ersten Mal ein echtes Zeichen. Wir verbreiten Hoffnung, wenn wir die Erde langsam zurückerobern werden. Und vor allem zeigen wir allen, die den großen Brand als Vorwand nahmen, das Morden und Schlachten an Ihresgleichen fortzuführen, dass diese Welt nun ein Ende hat. Es ist jedem frei überlassen, ob ihm das ausreicht, das Wagnis einzugehen.

    Doch die Frage ist, wie viele dieser Särge diese Welt hat und ob irgendwo in anderen Ländern ebenfalls Welche zum Vorschein gekommen waren. Wir wissen es nicht. Es ist klar, dass ein Notfallsystem den Sarg nun nach oben gespült hat und es scheint sicher, dass das, was darin ist, bald verloren sein könnte. Haben wir weitere Möglichkeiten in der Hinterhand? Wer wei? Aber sollte dies der einzige Sarg sein und damit die einzige Möglichkeit, zumindest diese eine große Bedrohung auszuschalten, dann ist es meiner Meinung nach den Versuch wert. Ich werde niemandes Leben riskieren und im Notfall als Einziger mein Eigenes in die Wagschale werfen. Für diesen Fall würde ich mir wünschen. Vincent, dass Sie das Kommando über Shengs Hope übernehmen."


    Und neuerlicher Jubel für Vincent und Sheng brandete auf, während die ersten Gratulanten Vincent schon auf die Schulter klopften.

    Geändert von Daen vom Clan (10.09.2015 um 19:35 Uhr)

  20. #180
    Sheng hatte seine Stimme kaum gesenkt, als das Geplappere um Haile herum losging und sie mitzureißen drohte. Heilmittel? Heilmittel wofür? Alle anderen schienen verstanden zu haben, was geheilt werden sollte. Sheng hatte nicht spezifiziert, WOFÜR das Heilmittel gedacht war. Haile verstand nur, dass Sheng aufgeregt war. Und wenn etwas ihn fast aus den buchstäblichen Latschen kippen lassen konnte, konnte das nur etwas Großes bedeuten.

    Sie hatte sich etwas abseits der Menschentraube um den merkwürdigen Sarg positioniert, aus Absicht. Sie hatte gute Sicht auf Evi und die restliche Gruppe aus dem Dusty Derrecks, die älteren mit ungläubigen, großen Augen, die jüngeren verwirrt, aber mitgerissen von der allgemeinen Stimmung. Anscheinend gab es Zweifel unter einigen Ungläubigen. Haile konnte nur Gesprächsfetzen aufschnappen. Aber eines verstand sie fast glasklar.

    "Ich werde niemandes Leben riskieren und im Notfall als Einziger mein Eigenes in die Wagschale werfen."

    Warte, was? WAS? Nein. Neinneinneinneinnein. Sheng würde sein Leben nicht riskieren. Nein. Einfach...Nein. Er würde schön hierbleiben. Die Stadt heißt wie er, kann er denn dann einfach so...gehen? Ist das erlaubt? Wie funktioniert das überhaupt? Nein. Sheng wird dieses Dorf nicht verlassen.

    Flink wie ein Wiesel näherte sich Haile der Gruppe am Strand. Die meisten Bewohner schreckten vor ihr zurück. Soviel Haile verstanden hatte, war Sheng wichtig, dass dieses Ding irgendwohin gebracht wurde. Und all die anderen wollten, dass Haile aus Sheng's Hope verschwindet. Ein hervorragender Zufall. Sie trat aus den Schatten, die brennende Fässer auf den Strand zauberten und schob sich zwischen diesen Waschlappen, Vincent, wie auch immer und Sheng. Sie legte ihm die Hände energisch auf die Brust und schüttelte noch energischer den Kopf.

    "...!"
    "Mh, was?"
    "...!!!"
    "Haile, das ist nicht...nicht der richtige Zeitpunkt."

    Haile schüttelte den Kopf weiter und zeigte erst auf Sheng, dann auf den Boden auf dem sie standen. Dann zeigte sie auf sich selbst, nickte, zeigte wieder auf Sheng und schüttelte den Kopf.

    "Haile, nein, ich werde die Gruppe fü..."
    "!!!"
    "Kind, ich muss, wer sonst..."

    Haile zeigte auf Evi, die nur wenige Schritte entfernt stand. Sie. Sheng fasste sie ins Auge und schüttelte nun seinerseits sanft den Kopf.

    "Haile, nein...du kannst uns gerne begleiten, aber ich werde die Expedition f...."

    "Nein."

    Nicht über ihre Leiche. Und über die Leichen von sehr, sehr vielen anderen.

    Geändert von Caro (10.09.2015 um 19:49 Uhr)

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