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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Tag 0 - Rollenspielintro!

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  1. #1
    Er hatte unendlich lange geschlafen. Fast zwanzig Jahre war es her, dass ihn Raketendüsen in den Himmel befördert hatten. Doch entgegen aller Pläne, die kluge Männer und Frauen für ihn hatten, wurde er niemals in Empfang genommen. Stattdessen hatte ihn kalter Uferschlamm und grünes Wasser umschlossen und jenen Plan zunichte gemacht, für den so viele gestorben waren. Durch die Wucht tief in den Sand der Baffin Bay geschleudert, konnten Adams geschlossene Augen nicht sehen, wie die Energie seines Sarges sich unendlich langsam zur Ende neigte. Die Zahl, die einstmals auf 7300 stand, hatte sich durch die Jahre und mit jedem Tag verringert.
    Bis zur 0 am heutigen Tag...

    Die Nacht war schon längst über die Siedlung Shengs Hope gefallen, doch wo normalerweise nur noch Wachleute ihre Runden drehten, war es diese Nacht seltsam anders. Eine greifbare Anspannung war in der ganzen Siedlung zu spüren und entlud sich an so mancher Stelle auch in Gewalt. Es wirkte, als wären zu viele Menschen nun schon zu lange aufeinander gesessen und sie verhielten sich wie trockenes Heu, das nur darauf wartete, einen Funkenflug zu sehen, um sich daran zu entzünden und den Feuersturm zu entfesseln.

    Aufgekommene Gerüchte über weitere Kriege der Plündere-Clans, die emsig im Verborgenen wirkenden Kultisten, die es auf die Menschen selbst abgesehen hatten und die allgegenwärtige Bedrohung durch die noch immer herumstreifenden Untoten, hatten sich die letzten Wochen als weitere Belastungsprobe herausgestellt, befeuert und angestachelt durch Ereignisse wie das Vorhandensein eines Kultistenmädchens, einer diebischen Jugendbande oder eines mehr in und mehr in Machtphantasien abgleitenden Mannes wie George Floyd-Williams, der jedoch unantastbar schien, solange er über seine kleine Gruppe Wachleute um sich hatte und zudem den Großteil der Nahrungsversorgung an frischem Obst und Gemüse sicherstellte.

    Kurzum – Shengs Hope war ein Pulverfass, welches heute Abend jedoch so nah an einer Explosion stand wie schon seit Gründung der Siedlung nicht mehr.
    Und doch lag noch ein Hauch von friedlichem Schimmer über der ganzen Siedlung, als endlich am frühen Morgen, als es bereits graute und es vielleicht fast schon zu spät dafür war, das Bett aufzusuchen, Stutton lachend und schreiend über den Marktplatz lief und jeden aus dem Schlaf riss, der sich bereits friedlich gebettet hatte.
    Einige fuhren überrascht und alarmiert aus den improvisierten Betten hoch, an anderer Stelle, wie auch bei Salma und Frank zuhause, begannen die Hunde der Siedlung plötzlich aufgeschreckt zu bellen. Stutton, der alte Mann vom Leuchtturm, der nur „der Spinner“ gerufen wurde, lief auch an der Bar vorbei und brüllte aus Leibeskräften bis seine Stimmbänder versagten.

    Als die Besucher der Bar erschrocken ihre Köpfe aus der Tür streckten, war er bereits schon wieder im dämmrigen Zwielicht verschwunden und man blickte sich verwirrt an.
    Für einen kurzen Augenblick war es vollkommen still in der Siedlung, abgesehen von dem wütenden und verwirrten Raunen der Einwohner, die aus dem Schlaf gerissen worden waren.

    Und dann passierte etwas, was das Leben der Einwohner von Shengs Hope für immer verändern sollte und möglicherweise dazu die Existenz jedes einzelnen Menschen auf dem Planeten.
    Ein hohes Piepsen ertönte, deutlich zu hören, für Viele, die keine elektronischen Geräte mehr gewohnt waren, ein zutiefst verstörendes Erlebnis, dazu eine vollkommen fremdes Alarmsignal welches wie eine auf- und abschwellende Sirene klang und aus Richtung Norden stammte.

    Steve, der Scavengeroger kam als erstes mit wild rudernden Armen angelaufen, im Schlepptau sein Mündel Ben, und Beide brüllten davon, „etwas“ am Stand gesehen zu haben. Neugierig und panisch, aufgeregt und gut bewaffnet, stürmten einige Bewohner zum Strand und sahen auf der Wasseroberfläche ein seltsames Gebilde schwimmen.

    Ein riesiger, silberner Sarg.
    Von ihm ging das Geräusch aus. An der Seite waren kleine Schwimmhilfen befestigt und greller, gelber Rauch stieg aus einer Seitenöffnung auf.
    Einige Kinder begannen vor Angst zu weinen, andere legten mit ihren Waffen auf den Sarg an. Doch Bürgermeister Sheng und Wingman sprangen gehetzt ins Wasser und zogen den Sarg mit weiteren Freiwilligen an Land.

    Endlich schien es, als wäre fast das gesamte Dorf aufgetaucht und starrten das seltsame Ding an, welches wie aus einer anderen Zeit oder einer fremden Welt stammte, und für die meisten stimmte es sogar. Doch nicht für alle.
    Niki erkannte den Sarg sofort wieder und auch Lexi wusste sofort, was es war, ebenso schienen Sheng und Wingman genau zu wissen, was sie vor sich sahen. Von Stutton, der seltsamerweise sein gruseliges Lachen vor dem Vorfall hatte ertönen lassen, war ebenso wenig etwas zu sehen wie von George Floyd-Williams, doch seine Tochter Georgina stand in der Menschenmenge und wirkte furchtbar aufgekratzt, denn sie lächelte fröhlich. Als Sheng glaubte, dass die meisten Einwohner sich versammelt hatten und mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Misstrauen den Sarg anblickten, schwang sich der Bürgermeister trotz eines müden und halbherzigen Protestes von Morris auf das Deck der Yacht des Lebemanns und richtete seine Worte an seine Bürger.

    Niemand konnte ahnen, dass Sheng diesen Zettel schon seit fast zwanzig Jahren in seiner Brusttasche aufbewahrte. Niemand außer Lexi, die ihn deswegen schon aufgezogen hatte und die Welt für ein noch größeres Dorf hielt, als sie erfuhr, dass der Sarg hierher abgestürzt war und sie sogar ihren ehemaligen Kamerad aus „Camp Hope“ wieder sah. Was danach passierte, war Geschichte. Ein kurzes Intermezzo eben.



    „Bürger von Shengs Hope.“, bat Sheng nun um Ruhe, während die, die ihn gut kannten, sofort sahen, dass das Herz ihm bis zum Halse schlug, er so angespannt wirkte wie noch nie zuvor in seinem Leben.
    „Viele von euch haben mich im Laufe der vielen Jahre immer gefragt, warum wir die Siedlung an diesem Ort errichtet haben. Warum bei Baffin Bay? Warum nicht näher beim alten Bunker? Viele von euch werden sich noch erinnern, dass wir in den harten Anfangsjahren der Siedlung seltsame Tauchgänge unternommen hatten, bis die Atemluftflaschen leer waren und die Scavenger keine neuen finden mehr konnten.
    Die Wahrheit ist, dass einige hier und ich immer wussten, dass ‚Dies‘ hier unter uns liegt. Im See liegt. Denn dies ist das Geschenk der alten Welt, welches unsere neue Welt retten wird.“


    Sheng machte eine kurze Pause und erinnerte sich daran, wie spöttisch Lexi ihn immer ausgelacht hatte, als er die Rede geprobt hatte.
    In der kurzen Pause schoben sich die gut zweihundert Einwohner der Siedlung immer weiter nach vorne und einige wollten den silbernen Sarg unbedingt berühren, als versprachen sie sich davon Heilung für alle Gebrechen.

    „Vor zwanzig Jahren…“ er verstummte kurz, um die Wirkung dieser enorm langen Zeit in einer Welt, in der man von Tag zu Tag überlebte, wirken zu lassen, „...führten Lexi, Niki und einige andere ihrer treuesten Gefährten eine Kampfgruppe nach China, um dort nach einem Heilmittel zu suchen.“ Er blickte die Beiden direkt an, hielt sich an das, was Lexi ihm erzählt hatte und um die beiden Genannten herum bildete sich ein kleiner Kreis, als die Bürger der Siedlung zurück wichen und sie voll Bewunderung anstarrten, als wären sie eben mit einem Rucksack voll frischen Wassers aus der Wüste zurück gekehrt. Einige der älteren Bewohner klaschten sogar, als sie sich erinnerten, wie weit China entfernt war.
    „Sie konnten den unmöglichen Sieg erringen und dafür sorgen, dass das, was heute wieder in unsere Mitte aufgetaucht war, uns erreichte.“

    Nun sahen sie ihn alle an. Ungläubige, neugierige Augen, offenstehende Münder, verhaltene, doch kaum verhohlene Freude.

    „Denn dies ist das Heilmittel.“ Erklärte Sheng schlicht und weithin hörbar in die nun angespannte Stille hinein.
    In seinen Träumen der letzten zwanzig Jahre hatte er sich immer wieder ausgemalt, diesen Satz zu sagen, es auszusprechen und im Kopf hatte er eine Rede vorbereitet, die mehr an patriotisch-amerikanische Filme der alten Welt erinnerten, doch diese Erde gab es nicht mehr und auch nicht mehr diese Zeiten. Sie würden feiern, doch auf ihre Art und Weise.
    Und dann brachen beim sonst so beherrschten Bürgermeister doch alle Dämme, als er am frühen Licht dieses neuen Morgens den Sarg vor sich liegen sah und die blasse Kontur eines Menschen darin, genau so, wie Lexi es immer beschrieben hatte. So wie es Toske beschrieben hatte. So wie es Wingman beschrieben hatte. Plötzlich schossen ihm die Tränen in die Augen und seine Knie wurden weich, als die ganzen Erinnerungen der ersten Tage auf ihn einströmten. Die Brände, die Massaker, die Schlachten um Shengs Hope. Die Narben, die Toten, die Verluste und er knickte ein, wo Morris ihm schnell zur Seite sprang und ihn stützte und dabei so fröhlich und ungezwungen wie immer grinste.


    „Das Heilmittel!“ brüllte Sheng noch einmal und hob die Faust in den Himmel. Die Menge blickte sich ungläubig an und alle begannen miteinander zu flüstern, sie waren nur einen Funken davon entfernt, in ungläubiges und befreiendes Jubeln auszubrechen.

    Doch Sheng musste sie vorerst bremsen. „Was wir haben ist die Medizin, doch nun brauchen wir euch.“ Wingman nickte eifrig und sprach mit leisen Lippen augenscheinlich seine eigene Version der Rede durch. „Dieser Sarg muss in die Ruinenüberreste der Stadt, die einige von euch noch als San Antiono kennen!“ Er nickte ernst und blickte in entschlossene Gesichter. „Die Strecke mag gottlob nicht die Längste sein, doch sie führt ohne Ausnahme durch feindliches Gelände.“, eröffnete er ihnen und musste nicht weiter ausführen, was er damit meinte.

    Die Clans der Plünderer hielten die gesamte Region im Würgegriff und suchten nach Beute. In allen Ruinen hausten noch immer Untote. Und niemand kannte die wahren Ziele der Kultisten, niemand wusste, was der „Cult of vision“ wirklich plante oder vorhatte. Nur, dass sie vielleicht die Schrecklichsten von Allen waren…

    Entsprechend blickten sich die meisten Einwohner von Shengs Hope auch furchtsam um, es schien offensichtlich, dass sie hofften, Sheng würde nicht sie bitten, dieses irrsinnige Wagnis zu unternehmen.
    „Was wir, was dieses Land, diese Kontinent und diese Welt nun braucht, sind die Tapfersten, Besten und Klügsten von Shengs Hope. Wir müssen sie ziehen lassen. Unsere Liebsten und die, die wir Freunde nennen, müssen dies tun. Was wir brauchen, sind Freiwillige, die sich bereit erklären, diese Reise auf sich zu nehmen. Die die tiefsten Ruinen durchsuchen, um diesen Sarg weiter mit Energie zu versorgen, ihn mit ihrem Leben verteidigen und alle Gefahren auf dem Weg nach San Antonio ausschalten. Wir brauchen nun den größten Mut versammelt und Stärke. Klugheit und Überlebenswillen.“
    Er blickte feierlich in einige Gesichter, suchte ganz bewusst Evi, konnte sie jedoch nicht entdecken, dafür aber vertraute Gesichter einiger Anderen. „Man wird versuchen, uns diesen Schatz zu nehmen. Man wird versuchen uns zu töten und man wird versuchen, die Welt weiterhin am Abgrund zu halten. Doch jetzt wird uns ein Schild gereicht, endlich wieder Frieden und Sicherheit zu bringen. Die Untoten für immer zu vernichten und Jene, die sich der Katastrophe bedienten, um die Schwächsten zu versklaven, werden konfrontiert mit einer neuen Welt. Einer Welt, nicht wie wir sie vor 20 Jahren hatten, aber einer, die die Chance hat, zu solch Einer zu werden.“
    Er blickte seine engsten Weggefährten an und strahlte, fühlte selbst eine nie gekannte Zuversicht, einen Freudentaumel, der seine Innereien erfasste und ihn abermals jubeln ließ. Seine Worte waren durchgedrungen, die Einwohner der Siedlung stimmten in den Jubel mit ein, sie jubelten für ihre Kinder und die, die sie verloren hatten. Sie jubelten und schrien und jauchzten für eine Zukunft ohne Angst und Überleben. In der die Menschen, die wir lieben keine Beute waren. In der wir unsere Kinder wegen eines Bisses töten müssen.
    Sheng konnte sehen, dass sich fast jeder überlegte, sich dem Treck anzuschließen. Keiner, der nicht mit dem Gedanken rang ,sich freiwillig zu melden. Selbst Stan fand sich bemüßigt, auf die ‚Tapferen‘ anzustoßen und aus seinem Flachmann zu trinken. Doch noch war Niemand vorgetreten, um sich freiwillig zu melden, noch schien sich Niemand für die größte Bürde der Menschheitsgeschichte feiern lassen zu wollen.
    Sheng war gespannt, wer als Erster vortreten und sich melden würde.


    Zitat Zitat
    Lagebericht:
    Nachdem ihr tollen Spieler zwei Staffeln lang nur gelitten habt, dürft ihr euch jetzt einmal richtig feiern lassen.
    Eure Aufgabe ist es, euch laut oder leise für die gefährliche Mission zu melden, euch darob von den Bürgern feiern zu lassen, Ohnmachtsanfälle unbescholtener Bürger zu produzieren und im Hintergrund die amerikanische Flagge wehen zu lassen. (Natürlich geht auch jeder mit, der sich nicht meldet und trotzdem als Spieler gelistet ist. )

    Die Abschiedsfeier findet noch statt, ihr müsst euch also "nur" melden.

    Aufgabe Alpha: Wählt einen Anführer. „Der Anführer“ ist die Person, die den Wagen mit dem Sarg fährt. Aus diesem Grund bekommt der Anführer als erste Amtshandlung den Trait „Fortbewegungsmittel“ geschenkt, zusammen mit einem Pferd, einem Quad, einem Motorrad oder einem alten VW-Bus.

    Geändert von Daen vom Clan (10.09.2015 um 17:53 Uhr)

  2. #2
    Vincent hatte sich nach seiner nächtlichen Wanderung irgendwann in der Nähe des Strands wiedergefunden und war somit in kürzester Zeit am Ort des Geschehens angelangt. Mittlerweile wieder bei klarem Kopf, hatte er aber trotzdem keine Ahnung was er da eigentlich vor sich sah. Eine Art Sarg ... die mit Technologie der verlorenen Welt betrieben wurde? Sicherlich ein interessanter Fund, aber...

    Bevor er weiter drüber nachdenken konnte, strömte eine Schar von Menschen heran um die Maschine zu begutachten. Die meisten waren genauso verdutzt wie er, überlegten aber schon, wie man daraus Profit schlagen könnte. Eventuell könnte man die Energiequelle nutzen um zumindest einen Funken der alten Welt wieder zum Leben zu erwecken. Und wenn nicht, dann ließe sich aus den Komponenten doch sicherlich irgendwie Profit schlagen. Doch dann trat Sheng auf den Plan und die Menge verstummte, lauschte seiner Rede als würde Gold von seinen Lippen sprudeln.

    "Das Heilmittel!" schrie er schlussendlich in die Menge. Es sollte vermutlich Hoffnung auf eine strahlende Zukunft entfachen, aber je länger er sprach, desto sinnloser kam es Vincent vor. Vor 20 Jahren wäre ein Heilmittel sicherlich noch praktisch gewesen. Aber heutzutage? Was sollte es da noch bringen?

    "Sheng, eure Ansprache klingt ja schön und gut ... aber was soll es uns bringen dieses Heilmittel nach San Antiono zu schleppen? Wird es die zerstörten Städte wiederherstellen? Wird es die blutrünstigen und bis zur Unkenntlichkeit vergammelten Zombies wie durch Zauberhand in denkende Menschen verwandeln? Oder gar die Toten aus ihren Gräbern erheben damit die Menschheit von Neuem erblühen kann? Wenn nicht, dann sehe ich keine wirklichen Nutzen darin unser Leben zu riskieren." Natürlich würde er sich freuen, wenn die alte Welt aus der Asche wiederauferstehen würde, aber er konnte sich einfach nicht vorstellen, wie dieses Heilmittel dazu in der Lage sein sollte. Aber wer weiß, vielleicht hielt Sheng die überzeugensten Argumente noch in der Hinterhand. Dann wäre Vincent vielleicht sogar gewillt sich diesem Unterfangen anzuschließen. Etwas Besseres wusste er mit seinem Leben sowieso nicht anzufangen.

    Geändert von ~Jack~ (10.09.2015 um 18:18 Uhr)

  3. #3
    Als Frank sich in sein Bett gelegt, war er nervös und bedrückt gewesen, aus Sorge um die Zukunft der Siedlung ob all der Spannung und vor allem der gähnenden Leere in dem Spind, welcher sich ihr Munitionslager nannte. Lange hatte er sich umher gewälzt und Silvia hatte es gespürt, das wusste er ganz genau. Als er am Abend noch mit ihr zusammen gesessen hatte, hatte er sie noch beschwichtigt und ihr vorgemacht, dass alles gut sei. Er bezweifelte das sie ihm glaubte, kannte sie ihn doch schon so lange, weit über 10 Jahre schon. Eingeschlafen war er schließlich weit nach Mitternacht, so schätzte er und sein schlaf war kein friedlicher.
    Als er dann schließlich durch das Bellen der Hunde geweckt wurde, fuhr er, da er innerlich nur darauf gewartet hatte, sofort aus dem schlaf und stand senkrecht im Bett. Wahrscheinlich hatte er auch noch Silvia geweckt, wenn sie nicht sowieso von dem Lärm geweckt worden war. Als dann auch noch dieses elektronische Geräusch ertönte, wie das Echo einer lang vergangenen Zeit, als er noch sorgenfrei in San Fransisco gelebt hatte, verband es sich in seinem Kopf zusammen mit seiner Sorge um die Siedlung und den Relikten alter Kriegsfilme und -spiele zu einem, wenn auch leicht wirren, Gedanken: Ein Luftangriff!
    Es dauerte eine geschlagene Minute und er war schon zu drei Vierteln in seiner Kleidung ehe er begriff wie unsinnig seine Vermutung war. Dies war keine Sirene. Dies war ein elektronisches Warnsignal wie er es zuletzt vor 20 Jahren im Chaos des großen Zehrens gehört hatte. Irgendetwas ging hier vorsich und was immer es war, es war kein normaler Angriff. Entweder rückte jemand mit schwerem, modernen, Gerät an das auch noch funktionierte oder es war etwas völlig anderes, etwas, von dem er nichteinmal etwas ahnte. Wie dem auch sei, nachsehen muss ich so oder so. Das ist mein Job. dachte Frank, zog sich fertig an, schnallte sich Schwert und Pistole, sowie seine Polizeimarke um und rannte mit höchstmöglicher Geschwindigkeit in Richtung des Signales.

    Was er dort sah, hatte er nun wirklich nicht erwartet.

    Ein riesieger silberner Sarg aus dem auch noch grellgelber Rauch stieg, wurde gerade von Sheng, Wingman und einigen anderen an Land gezogen. Er wusste nicht was er sagen oder tun sollte, ausser in der vordersten Reihe der sich bildenden Menschentraube zu stehen und das Ding anzustarren. Wingman, Sheng und ein paar andere wussten anscheinend was es damit auf sich hatte aber er nicht, auch wenn er nicht selten mit Sheng zu tun gehabt hatte und seit Ewigkeiten hier wohnte. Dies war anscheinend sein Geheimnis gewesen, all die Jahre.
    Wie alle anderen auch brach er in beinahe ungläubigen Jubel aus als Sheng seine Rede hielt und als er merkte, das Silvia zusammen mit Thomas neben ihn gekommen waren, konnte er seine Freudentränen nicht zurückhalten. Er wusste nicht genau warum seine Familie dies auslöste aber er wusste, dass er durch Feuer und Tod für sie gehen würde, alles für sie tun würde, damit sein Sohn in einer besseren Welt groß werden konnte als in diesem Wrack von einer Welt, in dem man irgendwie durch das Leben kam.
    Langsam und ruhig sprach er auf Thomas ein, welcher sichtlich Angst vor dem "Ding" hatte, welches dort vor ihm am Ufer lag. Er wischte sich die Tränen so gut es ging aus dem Gesicht um zu verbergen, dass er geweint hatte und ging dann langsam darauf zu und berührte ihn mit seiner rechten Hand. Irgendwie wurde er erst dadurch real das man ihn anfassen konnte, sichergehen konnte, dass er kein aus Star Trek entsprungenes Hologramm war.
    Als Sheng dann um freiwillige bat, musste er nicht nachdenken, er trat vor, als der erste wie es schien, oder als zweiter, richtig konnte er das mit seiner merkwürdig verschwommenen Sicht kaum wahrnehmen. Ich bin dabei. rief er schließlich. Er wollte schon Vincent ansprechen und etwas erwiedern, als Sheng ihm zuvor kam, also schwieg er.

    Geändert von BIT (11.09.2015 um 15:57 Uhr) Grund: Sig aus! ~ BIT

  4. #4
    Sheng blickte Vincent an und schien nachzudenken:
    "Wann hat das Einstellen von Kriegshandlungen je die Toten eines Kriegs zurück gebracht?", stellte er ihm die rhetorische Gegenfrage. "Noch nie, und trotzdem verspricht jeder Frieden die Möglichkeit zum Wiederaufbau, deswegen schließen wir Frieden."
    Er blickte ihn an und zeigte ihm, dass er ihn durchaus ernst nahm.
    "Noch immer bedeutet der Biss eines Zombies den sicheren Tod. Und noch immer gibt es sie da draußen. Fragen Sie nur die Scavenger, die sich in die Ruinen vorwagen, um die jeden Tag seltener werdenden Ausrüstungsgegenstände zu finden, die wir brauchen. Mit einem Heilmittel werden wir keinen der Untoten zurück holen können, aber wir können all Jene retten, die von ihnen Verletzungen davongetragen haben.
    Und noch viel wichtiger: Wir setzen zum ersten Mal ein echtes Zeichen. Wir verbreiten Hoffnung, wenn wir die Erde langsam zurückerobern werden. Und vor allem zeigen wir allen, die den großen Brand als Vorwand nahmen, das Morden und Schlachten an Ihresgleichen fortzuführen, dass diese Welt nun ein Ende hat. Es ist jedem frei überlassen, ob ihm das ausreicht, das Wagnis einzugehen.

    Doch die Frage ist, wie viele dieser Särge diese Welt hat und ob irgendwo in anderen Ländern ebenfalls Welche zum Vorschein gekommen waren. Wir wissen es nicht. Es ist klar, dass ein Notfallsystem den Sarg nun nach oben gespült hat und es scheint sicher, dass das, was darin ist, bald verloren sein könnte. Haben wir weitere Möglichkeiten in der Hinterhand? Wer wei? Aber sollte dies der einzige Sarg sein und damit die einzige Möglichkeit, zumindest diese eine große Bedrohung auszuschalten, dann ist es meiner Meinung nach den Versuch wert. Ich werde niemandes Leben riskieren und im Notfall als Einziger mein Eigenes in die Wagschale werfen. Für diesen Fall würde ich mir wünschen. Vincent, dass Sie das Kommando über Shengs Hope übernehmen."


    Und neuerlicher Jubel für Vincent und Sheng brandete auf, während die ersten Gratulanten Vincent schon auf die Schulter klopften.

    Geändert von Daen vom Clan (10.09.2015 um 18:35 Uhr)

  5. #5
    Sheng hatte seine Stimme kaum gesenkt, als das Geplappere um Haile herum losging und sie mitzureißen drohte. Heilmittel? Heilmittel wofür? Alle anderen schienen verstanden zu haben, was geheilt werden sollte. Sheng hatte nicht spezifiziert, WOFÜR das Heilmittel gedacht war. Haile verstand nur, dass Sheng aufgeregt war. Und wenn etwas ihn fast aus den buchstäblichen Latschen kippen lassen konnte, konnte das nur etwas Großes bedeuten.

    Sie hatte sich etwas abseits der Menschentraube um den merkwürdigen Sarg positioniert, aus Absicht. Sie hatte gute Sicht auf Evi und die restliche Gruppe aus dem Dusty Derrecks, die älteren mit ungläubigen, großen Augen, die jüngeren verwirrt, aber mitgerissen von der allgemeinen Stimmung. Anscheinend gab es Zweifel unter einigen Ungläubigen. Haile konnte nur Gesprächsfetzen aufschnappen. Aber eines verstand sie fast glasklar.

    "Ich werde niemandes Leben riskieren und im Notfall als Einziger mein Eigenes in die Wagschale werfen."

    Warte, was? WAS? Nein. Neinneinneinneinnein. Sheng würde sein Leben nicht riskieren. Nein. Einfach...Nein. Er würde schön hierbleiben. Die Stadt heißt wie er, kann er denn dann einfach so...gehen? Ist das erlaubt? Wie funktioniert das überhaupt? Nein. Sheng wird dieses Dorf nicht verlassen.

    Flink wie ein Wiesel näherte sich Haile der Gruppe am Strand. Die meisten Bewohner schreckten vor ihr zurück. Soviel Haile verstanden hatte, war Sheng wichtig, dass dieses Ding irgendwohin gebracht wurde. Und all die anderen wollten, dass Haile aus Sheng's Hope verschwindet. Ein hervorragender Zufall. Sie trat aus den Schatten, die brennende Fässer auf den Strand zauberten und schob sich zwischen diesen Waschlappen, Vincent, wie auch immer und Sheng. Sie legte ihm die Hände energisch auf die Brust und schüttelte noch energischer den Kopf.

    "...!"
    "Mh, was?"
    "...!!!"
    "Haile, das ist nicht...nicht der richtige Zeitpunkt."

    Haile schüttelte den Kopf weiter und zeigte erst auf Sheng, dann auf den Boden auf dem sie standen. Dann zeigte sie auf sich selbst, nickte, zeigte wieder auf Sheng und schüttelte den Kopf.

    "Haile, nein, ich werde die Gruppe fü..."
    "!!!"
    "Kind, ich muss, wer sonst..."

    Haile zeigte auf Evi, die nur wenige Schritte entfernt stand. Sie. Sheng fasste sie ins Auge und schüttelte nun seinerseits sanft den Kopf.

    "Haile, nein...du kannst uns gerne begleiten, aber ich werde die Expedition f...."

    "Nein."

    Nicht über ihre Leiche. Und über die Leichen von sehr, sehr vielen anderen.

    Geändert von Caro (10.09.2015 um 18:49 Uhr)

  6. #6
    Der Krach riss Jäger aus seinem Schlummer. Vor Jahren hatte er sich angewöhnt, beim Schlafen ein Auge offen zu halten, denn die Wildnis verzeiht keine Fehler. Sein Arme und Beine bewegten sich nun auf Autopilot, während der Kopf nach und nach die Schwere des Schlafes wegschaufelte um das wache Bewusstsein an die Oberfläche zu graben. Innerhalb von 43 Sekunden hatte Jäger seine Soldatenuniform angelegt, nach einer Minute stand er schwer atmend hinter der dichten Menschenmenge und versuchte den Grund der Aufregung festzustellen.

    Er würde gerne behaupten, Shengs Ansprache hätte sämtliche Unklarheiten beseitigt. Was er verstanden hatte war, dass Leute für eine außergewöhnlich wichtige Mission gebraucht werden. Es geht um neue Technologie, um San Antonio, Gefahr und die... Wiederherstellung der Welt. Hatte er richtig gehört? Wie aus heiterem Himmel wurde ein Etwas an unseren Strand geschwemmt und dieses Etwas soll laut Sheng das Deus Ex Machina sein und unser Leben verändern. Er erinnerte sich an die Worte, die er noch vor wenigen Stunden dem Bürgermeister gesagt hatte. Du bist der Chef, du hast diese Siedlung lange am Leben gehalten, manch einer könnte behaupten, du hast es förmlich erblühen lassen. Eine Oase im zerstörten Ödland. Nun behauptest du, wir haben die Chance aus der ganzen Welt eine Oase zu machen?

    Jäger schob sich durch die Menge und betrat den Halbkreis zwischen Sheng und den Schaulustigen. Er beäugte die seltsame, mannsgroße Kapsel. Noch ein Artefakt aus der alten Welt? Sie wirkte befremdlich, so als gehöre sie nicht hierher, sondern ist durch einen Riss im Raum und Zeit gefallen und in unserem Swimmingpool liegen geblieben. Dann richtete er seinen Blick hinauf zu Sheng, der mit einem triumphierenden Lächeln dastand und die Menschen der Reihe nach anschaute. Jäger verstand plötzlich warum dieses Gesicht so beliebt bei den Frauen in Shengs Hope war.

    "Ey! Chef! Suchst Leute für Selbstmordmission, ja?"

    Sheng blickte ihn an und nickte während seine Augen einen herausfordernden Glanz annahmen. Jäger schaute sich nochmal um, schniefte und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

    "Also, ich habe für nächste Tage freien Kalender." Er zuckte gleichgültig mit den Achseln. "Kannst zählen auf mich. Wird große Spaß!"

    Damit salutierte er locker mit zwei Fingern und trat ein paar Schritte zurück um mit der Menge zu verschmelzen.

    Geändert von truecarver (10.09.2015 um 19:32 Uhr)

  7. #7
    Shengs Argumente klangen durchaus einleuchtend, aber wirklich hellhörig wurde Vincent erst bei seiner letzten absurden Aussage.
    "Für diesen Fall würde ich mir wünschen. Vincent, dass Sie das Kommando über Shengs Hope übernehmen."
    War Sheng denn wahnsinnig? Vincent ... als Bürgermeister? Ein psychisch labiler Kerl dessen größte Meisterleistung darin bestand in letzter Zeit eine Ratte erschossen zu haben? Gut, er hatte Eryn auch vor einem Stuhl gerettet, aber für alle anderen muss es doch so ausgesehen haben, als wäre er nach einer einzigen Attacke schon auf die Bretter geschickt worden. Da müsste man den Ort doch in kürzester Zeit umbennen. Vincent's Despair - Der perfekte Ort für all jene, die die Hoffnung schon längst aufgegeben haben. Hatte durchaus was ... aber nein danke, da stürzte er sich doch lieber in den Rachen eines Zombies als auch nur irgendwelche Verantwortung zu übernehmen die über seine Pflichten im Derrecks hinausgingen.

    "Bevor ich sie allein gehen lasse"—da schien die 'Menschenfresserin ebenfalls Einwände zu haben—"komme ich doch lieber mit. Vielleicht kann ich meine Fähigkeiten im Umgang mit Schusswaffen dann tatsächlich mal wieder sinnvoll zur Anwendung bringen." Jetzt musste er nur hoffen, dass sich auch andere dazu bereit erklärten. Ansonsten würde das eine sehr kurze und vermutlich grauenhaft endende Reise sein. Ganz allein konnte er sich nun auch nicht durch das Ödland ballern. Erst recht nicht mit solch einem Schatz im Schlepptau. Dieser Jäger schien glücklicherweise schonmal mit von der Partie.

    Haile zeigte derweil wild gestikulierend auf Evi. Wenn sie tatsächlich mal ordentlich sprechen würde, könnte er vielleicht auch erahnen was es damit auf sich hat. So konnte er sich nur am Kopf kratzen und fragen was zum Henker mit ihr nicht stimmte. In der Bar hätte er sicherlich was erfahren können, aber bevort es dazu kam, ist sie ja schnurstracks aus der Tür geflüchtet.


    Geändert von ~Jack~ (10.09.2015 um 19:32 Uhr)

  8. #8
    Der Alkohol war ihm zur Neige gegangen und eigentlich wollte Henry sich Nachschub besorgen als er das laute Piepsen hörte. Er war zwar alt aber das war eindeutig kein Tinitus. So schnell es torkelnd eben ging bewegte sich Henry zur Quelle des unangenehmen Geräuschs. Als er ankam war schon ganz Shengs Hope am Strand und er konnte Sheng, diesen wiederlichen Schleimbeutel, eine Rede halten hören.

    „Was wir, was dieses Land, diese Kontinent und diese Welt nun braucht, sind die Tapfersten, Besten und Klügsten von Shengs Hope. Wir müssen sie ziehen lassen. Unsere Liebsten und die, die wir Freunde nennen, müssen dies tun. Was wir brauchen, sind Freiwillige, die sich bereit erklären, diese Reise auf sich zu nehmen. Die die tiefsten Ruinen durchsuchen, um diesen Sarg weiter mit Energie zu versorgen, ihn mit ihrem Leben verteidigen und alle Gefahren auf dem Weg nach San Antonio ausschalten. Wir brauchen nun den größten Mut versammelt und Stärke. Klugheit und Überlebenswillen.“

    Henrys Hände ballten sich zu Fäusten und fast schon panisch hastete er davon. Ihm doch egal was sie alle brauchten, sollten diese Idioten doch versuchen die Welt zu retten, er würde nicht zulassen das Will sie in den sicheren Tod begleitet. Er war auf einmal wieder nüchtern und entschlossen dieses Loch von einer Siedlung noch heute Nacht zu verlassen. Will war ein guter Arzt und er hatte sein Handwerk auf dem Schlachtfeld der neuen Welt gelernt. Sie würden ihn sicherlich nicht einfach hier lassen. Er, Henry, war alt und dumm. Sein Sohn war außerdem viel zu nett zu diesen ganzen Kakerlaken und würde sich leicht überreden lassen. Jetzt oder nie.

    Die Tür zu Wills Zimmer flog auf und er wurde unsanft aus seinem tiefen Schlaf gerissen. "Steh auf Junge wir müssen los!" Sein Vater stank nach billigem Alkohol.
    Henry hatte einen Rucksack geschultert und hielt die alte Flinte in der Hand die er sonst unter seinem Bett aufbewahrte. "Mmh was ist denn in dich gefahren?" Will tastete nach seiner Brille. "Werden wir angegriffen?!" Schon saß er kerzengrade in seinem Bett. Der panische Blick seines Vaters ließ ihn das schlimmste befürchten. "Steh auf, zieh dich an und dann komm wir werden ..." Henry hielt kurz inne. "Du sind hier nicht mehr sicher und müssen weg!" Will verstand die Welt nicht mehr. Er konnte keine Schüsse hören und als er aus dem Fenster sah war niemand auf den staubigen Wegen von Shengs Hope unterwegs. Genervt davon, dass sein Vater ihn wegen eines Alkoholwahns geweckt hatte machte er keine Anstalten sich zu bewegen zog sich aber seine Jeans und ein etwas zu enges T-Shirt an.
    "Henry leg dich schlafen."
    "Nein Will du verstehst nicht. Sie werden dich in den Tod schicken. Aber das lasse ich nicht zu."
    Henry hielt kurz inne, sein Blick wurde mit jedem Wort das er sprach wahnsinniger. "Ich bin dein Vater und du hast mir zu gehorchen! Ich werden dieses vollgeschissene Rattenloch verlassen-"
    Will hatte seinen Vater in den letzten Jahren öfter betrunken erlebt aber so hatte er ihn noch nie gesehen.
    "Dann geh doch wenn dich nichts mehr hält! Und was meinst du überhaupt mit "Sie werden dich in den Tod schicken"?!"
    Wills Stimme zitterte und er ballte seine Hände so fest, dass seine Fingernägel sich in das Fleisch seiner Hände bohrten. Er hatte noch nie seine Stimme gegen Henry erhoben. Eigentlich sollte er mittlerweile schon daran gewöhnt sein doch die Faust seines Vaters traf ihn ungwöhnlich hart. Will fiel nach hinten über und ihm wurde die Luft aus der Lunge gedrückt. Dann spürte er nur wie sein Vater über ihm stand. Sein Atem war wie Gift.
    "Verstehst du denn nicht? Ich kann dich nicht verlieren. Und du wirst nicht mit ihnen gehen um dieses Heilmittel oder was auch immer in eine Todeszone zu bringen!"

    Will schnappte nach Luft als sein Vater sich zu ihm runterbeugte und ihm einen sanften Kuss auf die Stirn gab. Er wusste nicht was er sagen oder tun sollte. Wovon sprach Henry? Will wurde vom Geruch des Alkohols im Atem seines Vaters übel. Er wollte nurnoch weg, weg, weg. Er schien momentan nur noch auf der Flucht zu sein. Will mobilisierte seine gesamte Kraft und stieß Henry weg. Dieser fiel rückwärts auf den Boden und blieb wie eine Schildkröte dort liegen.
    "Lass mich in Ruhe!"
    Dann verließ er hastig die Klinik in Richtung der Entdeckung am Strand.

    Geändert von Kaia (10.09.2015 um 19:37 Uhr)

  9. #9
    Evi hatte Sheng mit offenem Mund gelauscht, und während um sie herum aufgeregtes Getuschel einsetzte, konnte sie nur weiter den Bürgermeister anstarren. Sie nahm ihn momentan weniger als tatsächlichen Menschen wahr, als ein Abbild dessen, was in vielen Gesichtern längst verloren gewesen war: Hoffnung. Er wirkte verändert - vor allem im Vergleich zu den letzten Stunden in der Bar - aufgeregt und angespannt, aber nicht unbedingt auf schlechte Art und Weise. Und an der Aufregung unter den restlichen Siedlern erkannte man deutlich, dass auch viele von ihnen plötzlich voller Zuversicht in die Zukunft blickten, auch wenn es wahrscheinlich erst einmal nur für den Bruchteil dieser Sekunden anhalten konnte. Das alleine war eigentlich Grund genug, mit einem verkackten Sarg durch die Gegend zu wandern.

    "Wir brauchen nun den größten Mut versammelt und Stärke. Klugheit und Überlebenswillen." Öh, puh. Das waren aber viele Eigenschaften, die man da mitbringen musste. Größter Mut. Naja. Stärke. Vielleicht? Klughheit. Uh.... Überlebenswillen. Natürlich.
    Die Taucherin war hin und hergerissen. Impulsiv wollte sie sich sofort melden, aber das letzte Mal, als sie impulsiv gewesen war, hätte sie fast eine Faust, die so groß wie ihr Kopf war, ins Gesicht bekommen.

    Vincent hinterfragte indessen das Unternehmen genauer. Und was Sheng schließlich sagte, ließ Evi die Zweifel beinahe völlig verlieren.
    "Und noch viel wichtiger: Wir setzen zum ersten Mal ein echtes Zeichen. Wir verbreiten Hoffnung, wenn wir die Erde langsam zurückerobern werden. Und vor allem zeigen wir allen, die den großen Brand als Vorwand nahmen, das Morden und Schlachten an Ihresgleichen fortzuführen, dass diese Welt nun ein Ende hat." Das war genau das, was ihr im ersten Moment - natürlich deutlich simpler - ja auch durch den Kopf gegangen war.

    Dann trat Creep plötzlich aus der Menge hervor, offenbar aufgebracht. Ihr Herumgehampel lenkte Evi ein bisschen von ihren eigenen Gedanken ab, und plötzlich zeigte Haile völlig unvermittelt auf sie. Sheng hatte offenbar verstanden, was all das bedeutete, schüttelte den Kopf, wollte noch etwas erwidern... Und dann passierte das Krasseste überhaupt. "Nein."
    Es ging im allgemeinen Stimmgewirr etwas unter, vor allem weil sich unterdessen Vincent und Jäger- natürlich, auf ihn konnte man sich verlassen - für den netten Ausflug mit dem Sarg meldeten, aber sie hatte es doch deutlich gehört. Sie war sicher, ein Wort aus dem Mund der Kultistin gehört zu haben.
    Für sie sah es nun so aus, als ob Creep Evi als eine der Teilnehmer für die Aktion vorgeschlagen hätte, und Sheng dies aus irgendeinem Grund nicht ernst nahm. Die Verwunderung, warum er etwas dagegen haben sollte, wog in dem Moment glücklicherweise geringer, als die Überraschung über Hailes Sprechen. Und noch weniger, als der leichte Stolz, den sie empfand, von ihr als würdig erachtet zu werden.
    Also trat Evi nach vorne und sagte mit fester Überzeugung: "Ich gehe auch mit."

    Geändert von Lynx (11.09.2015 um 06:46 Uhr)

  10. #10
    Al hatte Talia kein Styropor mehr verkauft. Er hatte Lisa auch nicht nach dem Kultistenmädchen fragen oder herausfinden können, was nun für das Chaos in Dusty Derrecks gesorgt hatte. Sie alle wurden von einem durchdringenden Geräusch unterbrochen, und dann überschlug sich alles. Ein Sarg. Viel Menschen am Strand. Unglaube. Jubel. Euphorie. Als Sheng sein Rede beendet hatte, wusste Al nicht, was er denken sollte. Solange er lebte, war die Welt in diesem Zustand, und nun sollte ein Heilmittel in Form eines Sarges die langerhoffte Erlösung bringen?

    Er schüttelte ungläubig seinen Kopf. Schweigend schaute er zu, wie sich Menschen freiwillig für die Expedition meldeten. Igor, der gezähmte Falke und treue Weggefährte von Al, stieß vom Himmel herab und landete sich auf seinem Arm. Noch eine Weile beobachteten die beiden das Schauspiel. Suchend blickte sich Al nach Lisa um. Auch sie hatte die Zeit vor der Katastrophe nie kennengelernt. Nach kurzer Zeit fand er sie einen Steinwurf entfernt zu seiner Rechten.

    Gerade wollte er zu ihr gehen, als sich Igor plötzlich erhob. „Hey, Igor!“, rief Al. Er wusste, dass der Falke nicht gut auf Menschenmengen reagiert, deshalb behielt er ihn in solchen Situationen am liebsten bei sich. Doch es war zu spät, Igor flog bereits in Richtung Sheng davon. Fluchend bahnte sich Al einen Weg durch die Menschenmenge und ignorierte dabei die verärgerten Ausrufe der Menschen, die er zur Seite stieß. Dann sah er, wie Igor auf dem Sarg landete. Al rannte zu ihm.

    Die Menschenmenge wurde lauter. „Und wir haben einen weiteren Freiwilligen!“ Noch einer, dachte Al, doch dafür hatte er jetzt keine Zeit. Erst zu spät merkte er, was gerade tatsächlich passiert war: Dass er nach vorne gestürmt war, mussten seine Mitmenschen als enthusiastische Meldung missverstanden haben. Sheng beute sich in Als Richtung. „Wie war dein Name noch gleich?“ Natürlich kannte Sheng ihn nicht, immerhin war Al erst seit kurzem hier. Und er hatte auch nicht vor, an irgendeiner Selbstmordtour teilzunehmen, deren Zweck ihm sich nicht einmal so recht entschloss.
    „Ich habe—“, begann er, doch Sheng fiel ihm ins Wort: „Micha also! Ich freue mich, dich dabeizuhaben!“ Die Menge jubelte, Igor erhob sich wieder in die Lüfte und Al stand ausdruckslos da und wusste nicht, wie ihm geschah. Dich inmitten des ganzen Chaos kam ihm eine aberwitzige Idee. Warum nicht einfach mitspielen? Wenn es ernst wurde, konnte er ja immer noch verschwinden.

    Also verbeugte Al sich. Er verbeugte sich und sprach zu der Menge: „Es könnte keine größere Ehre für mich geben. Für die Rettung der Menschheit bin ich bereit, alles zu geben – selbst mein Leben. Ich schwöre euch, ich werde alles dafür tun, dass der Sarg seinen Zielort erreicht.“ Er pfiff und demonstrativ landete Igor auf seinem Arm. Dieses Schauspiel schien der Menge zu gefallen, denn sie jubelte erneut. Mit entschlossenem Blick schaute Al die Menschen vor sich an, doch innerlich lachte er und genoss es in vollen Zügen, dass er durch solch einen theatralischen Schwachsinn solche Reaktionen bewirken konnte und bereits jetzt als Held gefeiert zu werden, der er nie sein würde.

    Geändert von BIT (11.09.2015 um 15:57 Uhr) Grund: Sig aus! ~ BIT

  11. #11
    Howard hatte sich nach seiner Behandlung, wenn es überhaupt dieses Wortes würdig war, wieder zurück zur Taverne gemacht. Auf dem Weg fiel ihm unweigerlich auf, dass die Stimmung in dieser Siedlung etwas angespannter war als sonst. Eventuell war es die Schlägerei, die man wohl inzwischen überall mitbekommen hat, so viele Seelen waren in Sheng's Hope nicht anwesend.

    Angekommen im Dusty Derrek, begutachtete er das Chaos, das hinter blieben war. Einige der Stühle waren wieder aufgestellt worden, aber viele waren noch umgeworfen, oder schlimmer in Teile zerlegt. Aber es schienen zumindest noch einige Leute anwesend zu sein. Doch hatte Howard ehrlich gesagt, genug von der Aufregung des heutigen Tages, und so zog er sich zu seiner schwimmenden Hütte am Rand der Siedlung zurück. Angekommen, saß er sich auf den alten Stuhl, und reflektierte ein bisschen über seinen Tag.

    Er wusste nicht mehr so ganz, warum er überhaupt hierhergekommen war. Es war so lange her, als er den Entschluss gefasst hatte. Er hatte es sich angewöhnt, manchmal im Gedanken über die Ereignisse der letzten Jahrzehnte zu gehen, mehr um sie nicht zu vergessen, als etwas Verborgenes darin zu finden.
    Zitat Zitat
    Er war damals in Australien gewesen, als der Virus ausbrach. In den Medien herrschte von Anfang an Panik Stimmung, es wurde als terroristischer Akt gesehen, nach harten Methoden wurde verlangt. Der Staat, das Militär waren da pragmatischer und wohl auch zu optimistisch wie sich herausgestellt hat. Man fing erste Infizierte ein und ließ sie untersuchen. Howard, seine Frau, und eine Reihe weiterer Wissenschaftler waren nur eines der Teams die daran arbeiteten. Genau genommen war die australische Regierung ihr Arbeitgeber, aber natürlich waren die Wissenschaftler aus aller Welt, quasi angeheuert. Und recht schnell fiel auch die Kommunikation mit Canberra aus und unter Kriegsrecht hatte die Armee das sagen. Nachdem das Labor selber fast verloren schien, konnte Howard und seine Frau, ihr Auto finden, und flohen zu ihrer Familie. Was sie dort fanden war ... Howard wollte nicht daran denken, selbst nach all diesen Jahren war jener Moment in seiner Erinnerung praktisch verschwommen. Er wusste rational was passiert war, aber sein geistiges Auge sah einfach nur leere. Als hätte das Hirn auf reset gedrückt.
    Allein machte sich Howard, nun ohne Familie, auf ein Schiff zu finden. Ohne Glück, nur ein kleiner Schlepper fand er in einer verlassenen Bucht, offensichtlich von einem weiter entfernten Hafen losgerissen. War es Schicksal? Ein böser Scherz? Er wusste nicht wohin, und hatte keine Ahnung wie er ein Schiff zu steuern hatte. Nach Tagen fand er sich irgendwo im Norden Australiens und fing eine Funkübertragung auf. Überlebende, auf einer Bohrinsel, wie sich herausstellen sollte. Sie nahmen ihm auf. Er konnte sich nicht mehr erinnern was mit seinem kleinen Schlepper passierte, wohl von den Militärs beschlagnahmt. Zu dem Zeitpunkt war es ihm sowieso recht. Er blieb lange dort, ein Jahr fast. Ohne Ziel und Hoffnung. Dann hörte er von einem Ereignis, es sprach sich wie ein Lauffeuer. Eine Gruppe von Leuten wäre auf der Suche nach etwas? Es waren nur Gerüchte, aber zwei Dinge waren Howard klar, es betraf das Geheimnis dieses Virus, und die USA. Die folgende Zeit war chaotisch auf der Bohrplattform, schlussendlich spaltete sich eine Reihe von Überlebenden ab, und kaperte eines der letzten Schiffe. Es war abenteuerlich, aber Howard erinnerte sich selbst nur wenig, bis auf die Ankunft selbst. Die Gruppe zerfiel bald nach ihrer Ankunft, einige blieben auch beim Schiff selbst, was wohl mit ihnen geschehen war? Und nun irrte Howard als lone wanderer durch die post-apokalyptische Wüste die einst die vereinigten Staaten waren? Vielleicht hätte er einfach aufgeben sollen, so wieso sie damals?
    Mit diesem letzten Gedanken im Kopf schlummerte er in einen seichten, aber überraschend traumlosen Schlaf. Er brauchte nicht viel davon, und so war er recht schnell wach als der Lärm ihn aufweckte, wie die restliche Siedlung auch, und er das komische metallene Objekt beobachtete. Es erschien ihm vertraut, aber es war so verdreckt und halb bedeckt, wohl nur ein Zufall.

    Dann kam Shengs Rede.

    Howard schien ruhig, aber nur äußerlich, im Innern tobte ein Sturm. Spielte ihm das Schicksal wieder einen Spiel? Hatte er doch gefunden, was er gesucht hatte? Er wollte es nicht glauben. Und so musste er fragen.
    "Woher diese Sicherheit? Die kühnsten Köpfe unserer, meiner Zeit versuchten diese Katastrophe im Keim zu ersticken. Was ist in diesem Behälter?"

  12. #12
    Es war also so weit. Lancasters Kopf stellte so rasant eine Verbindung her, er musste nicht groß darüber nachdenken. Sein Bauchgefühl war sich sicher, das war diese Kiste von der ihm sein alter Freund erzählt hat.
    Lancaster schaute gebannt zu wie sich ganz Hope am Strand versammelte. Sheng brach fast in Tränen aus, seine Rede emotionaler Ansporn, er wusste was auf dem Spiel stand und wer alles sein Leben gab, wie viel Schweiß, wie viele Tränen... wie viel Blut an dieser ganzen Scheiße klebte.

    Es würde Freiwillige brauchen das war klar. Lancaster machte diesen Höllenritt jetzt schon seit über 20 Jahren mit. Wer nicht ganz bei der Sache war, wer es nicht wirklich wollte... der konnte würde den Karren tief in den Dreck ziehen.
    Während Lancaster noch seine Arme verschränkend in der Menschenmenge stand, traten bereits einige hervor und meldeten sich freiwillig. Andere taten ihre Zweifel kund, was der alte Geschichtenerzähler voll und ganz verstehen konnte.

    Nervös leckte der Alte sich über die Lippen und fuhr sich danach mit der Hand über das Gesicht und durch den Bart ehe er mit kräftigen und starken Schritten aus der Menge trat.
    "Sheng... du kannst auf mich zählen. Ich werd dabei helfen das Heilmittel nach San Antiono zu bringen."
    Lancaster stellte sich an Alfons Seite und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er kannte den jungen Mann nicht, hatte sein Gesicht aber ab und an auf dem Marktplatz gesehen.
    "Gut dich und deinen Gefährten dabei zu haben. Kameradschaft wird uns sicher durch das Ödland bringen. Es ist gut jemanden dabei zu haben der das Konzept so verinnerlicht hat wie du und dein kleiner Freund."

    Geändert von Gendrek (10.09.2015 um 23:03 Uhr)

  13. #13
    Sheng hatte große Probleme, die Übersicht über den Lärm zu behalten, das Jubeln, das Rufen, das Schreien.
    Sein treuester Wachmann hatte sich sofort gemeldet und zusammen mit Jegor keinen Zweifel an seiner Loyalität aufkommen lassen. Sheng glaubte, dass er ehemalige Polizist, der sich an alle Regeln hielt und dank Frau und Kund an das Gute der Welt glaubte, die perfekte Ergänzung zum absolut unorthodoxen und tiefenentspannten Scavenger war, der sein Herz auf der Zunge trug.

    Auch Vincent hatte sich gemeldet, wahrscheinlich hatte er das schon vor einigen Minuten vorgehabt und wollte ihm nur mehr Information entlocken, ein wirklich kluger Mann, wie Sheng zugeben musste.

    Dann war Haile nach vorne gekommen und die Menge wurde kurz stiller, er konnte gar sehen, wie einige Leute erbost zurück wichen, doch was dann folgte, berührte ihn tief. Der ganze Überlebenswille des Mädchens sammelte sich in ihrem Trotz, sie wusste genau was sie tat. Und dann sprach sie und er verstand. Sein Platz war hier und er schwieg berührt. Obschon sie nicht sprechen wollte, obschon sie für Niemandem ein Wort übrig hatte, hatte sie ihm gerade klar gemacht, dass sie an seiner Statt gehen würde und ihre Fähigkeiten dazu einsetzen würde, das Leben Jener zu retten, die sie hassten. Und seine Aufgabe war dafür zu sorgen, dass es noch Jemanden gab, der gerettet werden konnte. In diesem Moment fühlte sich der Bürgermeister wie ein Vater und in seinen Augen, mit Denen er Haile musterte, war nichts als Stolz und Zuneigung zu erkennen. Es berührte ihn tief, dass sie all diese Leute Lügen strafte, die sie aus der Siedlung hatten werfen wollten.

    Auch Evi war nach vorne getreten und Sheng bewunderte den Ausdruck in ihrem Gesicht, der durch Fackeln und Laternen etwas Mystisches hatte. Noch bevor sie es gesagt hatte, wusste er, was folgen würde. Nun verstand er auf traurige Art und Weise, was mit dem Sprichwort des lachenden und des weinenden Auges gemeint war, denn er hatte ihre Gesellschaft so sehr genossen, doch die Freude, dass Haile und sie aufeinander aufpassen würden, durchzog sein Herz und wärmte es auf eine seltsame Art und Weise.

    Mittlerweile hatte die Menge damit begonnen, einige Hochrufe auf die Freiwilligen anzustimmen und auch wenn eine gehörige Portion Skepsis angebracht war und vielleicht sogar lebensnotwendig, so war doch deutlich zu spüren, dass die Bürger, die jeden Tag um ihr Überleben kämpften, sich nur zu gerne an jeden Strohhalm klammerten. Die Möglichkeit, der Welt, die aus den Fugen geraten war, wieder einen kleinen Schubs zu geben. Und das Gefühl, das Hochgefühl, sich einmal vom Joch befreien zu können, der Spielball der waffenstarrenden Gewalten von Plünderern zu sein.

    Dann trat der seltsame Doc Strider auf den Plan und erklärte sich bereit, gefolgt von "Micha", die sich augenscheinlich gerade feiern ließen. Sheng grinste, sie hatten es sich Beide verdient.
    In diesen Augenblicken wurden Bilder erschaffen, an die sich die Einwohner von Shengs Hope noch Wochen zurück erinnern würden. Gerade als der Falke auf "Michas" Arm landete, gab es erneuten Jubel, die Menge hatte endlich Menschen aus ihrer Mitte gefunden, zu Denen sie hochschauen konnte. Deren Taten sie inspirieren würden, ihren Teil beizutragen, den Frieden zu wahren. Morris hatte mittlerweile damit begonnen, laut lachend die Sprechchöre der Freiwilligen anzustimmen und anzuführen und die Menge ging begeistert darauf ein.
    Übertönt wurden sie nur von Stan, der laut krakeelend und schrecklich schief ein Lied anstimmte, als Lancaster sich meldete.
    Neben ihm stand Wingman und es war sichtlich, dass es ihn schauderte vor Nervösität.
    "Haben sie eine Chance?" wisperte er leise und Sheng flüsterte mehr zu sich selbst: "Wer, wenn nicht sie?"
    "Glauben sie das alle wirklich?" sagte der ehemalige Pilot leise und deutete mit dem Kopf auf die Menge. "Nein.", flüsterte Sheng, "Sie hoffen es, das ist viel wichtiger und geht tiefer."

    Natürlich stellte Howard eine wichtige Frage, er hätte es wissen müssen, kommen sehen MÜSSEN, dass sich gerade die Ehemaligen und Veteranen, die mit ihnen vor dem großen Zehren als Menschen gelebt hatten, keiner Sache verschreiben wollten, die ihr Herz ein zweites Mal brechen würden. Ihnen schuldete er die meisten Antworten, doch etwas in ihm krampfte sich zusammen. Er wusste, dass möglicherweise Späher der Plünderer unter ihnen lebten oder Jemand jederzeit unter der Folter der Kultisten etwas erzählen würde. Dies galt es abzuwägen.
    Doch sie standen an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter - sollten ihre Feinde nur davon hören, dass die Hoffnung an diesem Orte wieder ein Heim hatte.

    Er versuchte um Ruhe zu bitten, so gut es ihm möglich war und zeigte dann auf den Behälter. "Was wir darüber wissen, wissen wir von Niki und Lexi und einem Mann namens Toske, der uns bereits früh verlassen musste. In diesem Behälter befindet sich Jemand, der früher in der Medizin..." Sheng dachte angestrengt und verzweifelt nach... er hatte es früher in Filmen gehört... vor Ewigkeiten, in einem anderen Leben. "Patient 0", flüsterte Wingman atemlos und Sheng nahm den Hinweis gerne an.
    "In diesem Behälter befindet sich Patient 0. Der erste, der mit diesem Virus infiziert wurde und angeblich die Kreatur, in dessen Adern eine Medizin schlummerte, die sich auf andere übertragen lässt." Er gab sich alle Mühe so zu sprechen, dass auch die jungen Überlebenden und Geborenen der Apokalypse ihn verstehen konnten. "Mit seinem Blut wären wir in der Lage, einen Zombiebiss ungefährlich zu machen. Und damit könnten wir uns wieder in die Großstädte wagen. Unser Scavenger könnten Orte voller Wunder und Schätze aufsuchen. Wir könnten die großen Ruinen der Städte unserer Großväter und Großmütter wieder zu den Unseren machen. Und uns so besser vor den Angriffen von Plünderern schützen. Wir können die Weltanschauung der Kultisten in ihren Grundfesten erbeben lassen. Die Kultisten beten die Untoten an und wir vernichten die gefährlichste Waffe dieser Brut. Als ob wir ihre Götter töten würden." rief Sheng nun laut aus und die Menge, die einfachen Leute von Shengs Hope, schienen ihn dafür zu lieben. Mochten sie an ihm zweifeln, mochten sie ihn verurteilen wegen seiner vielen Fehler der Vergangenheit, aber heute würde er diesen Menschen die Hoffnung, die er nun unbestreitbar in seinem Herzen spürte, näherbringen. Er wusste einfach, dass es funktionieren konnte! Es war die größte Chance, die sie in den letzten zwanzig Jahren erhalten hatten, es war ihre Pflicht, sie zu nutzen.

    Als selbst Georgina strahlte und sich die Blässe ihres Gesichtes mit einem warmen Rot überzog, wusste er, dass sie es schaffen konnten. Auch wenn die Tochter von George nur Augen für den Sarg hatte.

    Sheng hoffte auf weitere Freiwillige, während sein Verstand fieberhaft bereits die beste Reiseroute vorausplante und er im Kopf Munition- und Essensvorräte durchrechnete. Und dass sie irgendwoher Batterien für die Lebenserhaltung gewinnen mussten. Und eine kleine Stimme in seinem Innersten hoffte auf einige ruhige Minuten mit Haile. Um mit ihr sprechen zu können. Und so auch er sich den Luxus von Hoffnung erlauben durfte, auch einen ruhigen Moment mit Evi...
    Wonach es nicht aussah. Er hoffte still, dass er nicht bis zu ihrer Rückkehr damit warten musste.

    "Wer wird die Truppe dann eigentlich anführen?", brüllte Shaun gutgelaunt und klang noch arg nasal von der Schlägerei des frühen Abends. "Ich meine, wem soll ich mein Glückshalstuch denn geben?"
    "Eine gute Frage, ich denke, das werden und sollen unsere Freiwilligen untereinander ausmachen.", erwiderte Sheng.

    Geändert von Daen vom Clan (10.09.2015 um 23:22 Uhr)

  14. #14
    "Wer wird die Truppe dann eigentlich anführen?", brüllte Shaun gutgelaunt und klang noch arg nasal von der Schlägerei des frühen Abends. "Ich meine, wem soll ich mein Glückshalstuch denn geben?"
    "Eine gute Frage, ich denke, das werden und sollen unsere Freiwilligen untereinander ausmachen.", erwiderte Sheng.
    Hmpf, da ruft der Bürgermeister schon zu einer waghalsigen Reise auf, will aber nicht selber das Kommando übernehmen? Für einen alten und gebrechlichen Mann wäre das sicherlich nichts, aber im Derrecks hat er mehr als deutlich bewiesen, dass er noch so einiges auf dem Kasten hat. Sogar mehr, als man jemandem mit seinem Titel zutrauen würde. Aber gut, dann sollte es halt jemand anderes sein. Nur wer? Den Frauen wollte Vincent das nun wirklich nicht aufhalsen. Nicht, dass er ihnen keine Verantwortung zutrauen würde, aber wer auch immer die Gruppe leitet, könnte sich vermutlich gleich eine Zielscheibe auf die Brust malen. Dann doch lieber jemand der ... entbehrlicher ist? Inkompetent sollte er aber auch nicht sein...
    "Wie wäre es denn mit Lancaster? Seine Geschichten mögen ab und zu zwar sehr bizarr wirken, aber er scheint doch ganz schön was auf dem Kasten zu haben. Und bei seinem Aussehen wird ihm sicherlich kein Plünderer so ohne weiteres auf die Füße treten wollen."
    Mehr war dann wohl vorerst nicht zu tun. Von daher pflanzte Vincent sich auf einen aus dem Sand ragenden Stein und betrachtete das weitere Geschehen.

  15. #15

    Gast-Benutzer Gast
    Es hatte sich keine Gelegenheit ergeben mit Sheng zu reden. Zunächst störte in Georgina, die nach den Geschehnissen in der Bar fragte, aber weiß Gott was tatsächlich im Schilde führte. Denn nach seiner Antwort schien es als seien die Dinge in der Bar eher unrelevant, ging Sie doch Richtung Osten davon, die Bar lag aber im Westen.
    Nach und nach verließen Personen die Kneipe, aber Sheng befand sich nicht dabei. Zuletzt sah er Eryn heraustreten und in der Dämmerung verschwinden. Muss ich wohl doch wieder tagsüber schlafen, grumelte Ranger vor sich hin. Er wartete noch einige Minuten und fasste dann einen Entschluss. All zu viele konnten sich ja nicht mehr im Gebäude aufhalten, er würde Sheng schon irgendwo unter 4 Augen informieren können. Ein gutes Gefühl hatte er schon von Anfang an nicht gehabt und spätestens seit er gesehen hatte wie Eryn die Kneipe verließ rechnete er nicht mehr damit dem Jungen großartig helfen zu können. Dennoch war er der Meinung Sheng sollte wissen was für Spielchen in "seiner Stadt" gespielt wurden.

    Ranger befand sich einen Sekundenbruchteil vom Eingang entfernt als er hinter sich eine Mischung aus anschwellendem Gebrüll und Gelächter hörte. Irgendwo begann ein Hund mit einzustimmen. Er drehte sich um und sah wie der "General" brüllend und lachend zugleich über den Marktplatz und an ihm vorbei rannte. Das Geschrei ließ vermuten, dass der Alte in Richtung westlicher Wall rannte. Ist der Alte nun völlig übergeschnappt? Er drehte sich und Erblickte mehrere Gesichter aus dem Eingang der Kneipe schauen, das Geschrei des Alten hatte sie verständlicherweise neugierig gemacht. Ranger erblickte Sheng und wollte diesen Gerade zur Seite sprechen als ein ohrenbetäubendes lautes Piepen durch die Siedlung halte.
    Noch bevor er etwas sagen konnte rannte Sheng in Richtung Norden, aus der das Piepen kam, im Schlepptau folgten ihm die restlichen Gäste der Kneipe.

    Da es offensichtlich war, dass er in nächster Zeit nicht mit Sheng sprechen können würde, entschied sich Ranger zunächst sein Glück in der Kneipe zu versuchen. Möglicherweise befand sich Derrick noch hier, oder er hatte den Jungen nur eingesperrt. Ranger durchsuchte die Bereiche hinter der Theke, Küche und Lagerraum konnte aber keine Spur von dem Jungen erkennen. Er entschied sich das Büro von Derreck zu betreten, sollte dieser sich noch darin befinden musste er halt improvisieren, es würde ihm schon etwas einfallen.
    Er öffnete die Türe und atmete tief durch als er erkannte das keiner zugegend war. Das ist gut dachte er SCHLECHT, schlecht für den Jungen. Sehr schlecht, fügte er an, als er das Blut und die Pfanne auf dem Boden sah. Ob Sie ihn erschlagen haben - Nein, nicht möglich, zu wenig Blut - Außerdem hatte Derrick gesagt er müsse ihn zu Floyd bringen. Ranger bemerkte gar nicht, dass er mit sich selber sprach.
    Hier kann ich offensichtlich nichts mehr tun, schauen wir mal was das Piepsen im Norden zu bedeuten hatte. Erst jetzt viel ihm auf, dass er es bereits seit einigen Minuten nicht mehr gehört hatte.

    Als er im Norden ankam, fand er eine jubelnde Menge vor, die offensichtlich Shenq feierte, der wiederum auf irgendeinem glänzenden Kasten stand. Er fragte einige der umstehenden Leute was den genau los sei Shenq hat ein Heilmittel gefunden - Ja, es musste 20 Jahre im See reifen - Er sucht Leute die Das Ding nach San Antonio bringen, dann gibts die Alte Welt wieder - Mit dem Ding im Ding können wir uns beißen lassen und werden nicht krank. Er war offensichtlich in dem Teil der Menge gelandet wo sich die Stammkunden der Kneipe aufhielten die schon lange ihre grauen Zellen gegen Alkohol eingetauscht hatten. Nicht vieles ergab einen Sinn was er zu hören bekam, lediglich, dass der glänzenden Kasten irgendwie helfen sollte das jetzige und zukünftige Dasein zu verbessern. Dazu müsste es aber nach San Antonio gebracht werden und Sheng suchte nach freiwilligen für diese Aufgabe.

    Plötzlich wurde er unsanft zur Seite gestoßen und ein junger Kerl bahnte sich einen Weg durch die Menge. „Micha also! Ich freue mich, dich dabei zu haben!“ Es könnte keine größere Ehre für mich geben. Für die Rettung der Menschheit bin ich bereit, alles zu geben – selbst mein Leben. Ich schwöre euch, ich werde alles dafür tun, dass der Sarg seinen Zielort erreicht.“ Ein Pfiff und ein Falke landete auf dem Arm des jungen Mannes. Saß dieser gerade eben nicht noch neben Sheng auf dem silbernen Kasten? kam es ihm in den Sinn. er fragte sich ob das Ganze Absicht gewesen war oder der Kerl nur den Schein wahrte.

    Ranger versank in Gedanken Das ganze kam einen Spaziergang durch die Hölle gleich, In Winterkleidung. Es gab da draußen genug Menschen die einem an die Gurgel wollten, die unterschiedlichen Raider, die durchgeknallten Kultisten ganz zu schweigen von den degenerierten Untoten und dann sollten Sie sich auch noch in eine Stadt begeben. Da könnte man sich gleich ein paar Kultisten suchen und sich ihnen als Hauptgang für Thanksgiving anbieten... Es brauchte also eine Gruppe an geeigneten Individuen, groß genug zur Not auch einen Kampf zu gewinnen aber gleichzeitig klein genug um so wenig aufzufallen und so schnell wie möglich voranzukommen.
    Und was wurde aus Shengs Hope, dieser Name machte nun auch einen Sinn, wenn zu viele der Personen gingen die die Rädchen am Laufen hielten.


    Für Ranger war klar, dass es eine Reise ohne wiederkehr sein würde, aber saß er nicht schon zu lange an diesem einen Ort fest? Die letzten Ereignisse machten eigentlich deutlich, dass es mit der Ruhe in Shengs Hope in nächster Zeit vorbei sein würde und er war sich eigentlich ziemlich sicher, dass er sich dann lieber weit entfernt dieser Siedlung aufhalten wollte, anstatt in ihr. Ranger hatte bereits für sich eine Entscheidung gefällt wollte aber abwarten, wer sich denn noch so freiwillig melden würde. Außerdem stand er nicht gerne im Mittelpunkt, lieber beobachtend im Hintergrund.

    Erst jetzt viel ihm auf, dass der ein oder andere der umstehenden ihm mit merkwürdigem Blick betrachtete. Ohne es zu registrieren hatte er wohl begonnen ein Lied vor sich hin zu pfeifen. "Ein guter Kamerad", kein gutes Zeichen schoss es ihm durch den Kopf. Ranger zuckte kurz mit den Schultern und verließ dann die Szenerie um doch noch ein paar Stunden Schlaf zu sammeln, er hatte die Vermutung, dass er in nächster Zeit wieder weniger davon bekommen sollte.

    -----
    Spoiler bezüglich Lied:

  16. #16
    Frank hatte sich den Funken immer bewahrt, den Funken Hoffnung und Zuversicht, den Glaube an das Gute in jedem. Er war es, der ihn einen Fuß vor den anderen setzen ließ. Auch für seine Familie hatte er ihn immer am brennen oder zumindest glimmen gehalten: Welcher Vater wünschte sich nicht, seinem Sohn eine bessere Welt als die seine bereiten zu können. Hier stand er nun, bereit die Möglichkeit am Schopfe zu packen. Thomas würde sich keine Sorgen um die Zombies machen müssen wenn sie erfolgreich waren und was immer er dafür tun musste: Es würde gelingen.
    Langsam ging er wieder zurück neben seine Familie, nahm Thomas in die Arme und hob ihn für einen Moment hoch. Auch der kleine Junge hatte scheinbar begriffen, dass hier etwas großes vor sich ging und als Thomas seinen Sohn so ansah, den 4 Jahre alten Jungen, der noch sein ganzes Leben vor sich hatte, wurde ihm klar, dass er sich irgendwann von ihm und Silvia würde verabschieden musste. Dabei würde er einem kleinen Kind erklären müssen, warum Papa vielleicht nie wieder kommen würde. Oder sollte er das wirklich? Für den Moment wischte er diesen traurigen Gedanken beiseite und umarmte Silvia und gab ihr einen Kuss. Noch wollte er einfach nur genießen dass sie eine reale Chance hatten alles ein großes Stückchen weit besser zu machen.
    Evi soll es sein. sprach Frank schließlich einen Moment später laut und deutlich, nachdem er sich von seiner Lebensgefährtin gelöst hatte
    In diesem Moment fiel ihm etwas auf als er noch einen Blick auf den Sarg warf. Eine Frage noch Sheng, denn mir offenbart sich gerade ein kleines Problem in dieser ganzen Angelegenheit: Die Zeiten in denen ich meinen Laptop täglich mit mir herum getragen habe sind zwar schon ein paar Jahre vorbei, aber wenn ich es richtig mitbekommen habe, geht dem Sarg hier der Saft aus. Reicht er denn überhaupt noch die gute Woche und vielleicht ein paar Tage bis wir am Ziel sind und wenn nicht, wo bekommen wir dann Batterien für das Ding her? Battereien, vor allem dafür, sind ja nicht sonderlich häufig und die meisten Elektronikfachgeschäfte haben leider Gottes auf unbestimmte Zeit geschlossen und Steckdosen funktionieren nicht mehr, also können wir das Ding nicht einfach ans Netz anschließen und abwarten bis der Akkuladestand wieder auf 20 Jahren steht. Er hatte das Gefühl, dass sich dieses kleine Detail zu einem wichtigen Punkt in der ganzen Angelegenheit entwickeln würde.

    Geändert von wusch (11.09.2015 um 07:37 Uhr)

  17. #17
    Niki stand unweit vom Sarg entfernt, seinen müder Blick beibehaltend, jedoch in einen deutlich finsteren Ton angeschlagen. Er konnte noch nicht so ganz fassen, was vor ihm ans Land getrieben wurde, weshalb er es nicht lassen konnte, sich dem nochmal zu nähern, um Missverständnisse auszuschließen. Er war es - tatsächlich. Adam. "Oh mein Gott...", dachte er immer wieder laut, so versunken, dass er Alex' Hand gar nicht mehr halten konnte. Es war aus allen Wolken gefallen, hatte es ihn doch tatsächlich 20 lange Jahre, die er nur durch langlebige, elektrische Kalender zählen konnte, gekostet, um diesen Moment miterleben zu können. Er hatte die Hoffnung schon längst aufgegeben, umso gewaltiger überkam ihm die Überraschung.

    Er hatte mit gar nichts mehr gerechnet, als er in Sheng's Hope ankam. Sein Namensträger erkannte Niki nach wenigen Gesprächen sofort wieder und irgendwie war es auch seine, in dieser Welt eher ungewohnt ausgeprägte, Gastfreundschaft, die Niki und sein Ziehkind dann hier hielt. Als er auch noch Lexi wiedertraf, hätte er fast schwören können, dass das Maß an Zufälligkeiten bereits ausgeschöpft worden sei. Doch je mehr er darüber nachdachte, umso enger schienen sich die Fäden ineinander zu verspinnen. So zufällig war die Tatsache, dass Niki letztendlich in dieser Siedlung eintraf, ja dann doch nicht, eher sogar naheliegend.

    Nach Shengs schwungvoller Rede schien es fast Nikis selbstverständliche Pflicht gewesen zu sein, sich der Abenteurergruppe anzuschließen. Selbstverständlicher war nur seine Verantwortung gegenüber Alex, aber das Kind hätte er nur ungern zu solch einer gefährlich scheinenden Expedition mitgenommen. Keine Frage, Alex war gerissen und schlau, besonders, wenn man das junge Alter bedacht hatte, aber umso nötiger war dies, wenn man die Verletzlichkeit betrachtete, die einem Kind oblag. Er gab sich nicht viel Mühe damit, lange darüber nachzudenken:

    "Ich... also ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll - diese Sache ist natürlich fantastisch, und die unzähligen Unterlagen, die ich mir damals im Forschungslabor in China durchgelesen habe, verhießen auch viel Gutes, keine Frage! Ich bin noch etwas zwiegespalten nach so langer Zeit, und mittlerweile habe ich auch auf ein Kind Acht zu geben, das mir sehr am Herzen liegt. Warum macht ihr nicht erstmal Lexi zur Anführerin der Reisetruppe, sie war genau so damals da gewesen wie ich, und ist eine deutlich taffere Person als ich es wohl bin. Ich überlege mir ehrlich gesagt noch, in welcher Hinsicht es Sinn ergeben würde, mich dem anzuschließen..."

    Und nachdem er seine Bekundung laut aussprach, drehte er nachdenklich sein Gesicht zur Seite, als er sah, wie Sheng sich, deutlich zu ihm gerichtet, ihm näherte.

  18. #18
    Eryn war fertig. Nicht nur hatte sie den bevorstehenden Tod des armen Jungen billigend in Kauf genommen, um ihre Haut zu retten - sie hatte ihn dabei unnötig verletzt, weil sie etwas tat, das ihr nicht lag. Sie hatte ihn unnötig gequält und konnte sich selbst nicht mehr besänftigen. Die Wut brannte in ihr. Wut darüber, dass Derreck sie in diese Situation brachte. Wut darüber, dass sie diese Entscheidung getroffen hatte. Schlimmer: Sie war sich nicht mal sicher, ob sie etwas anders machen würde, hätte sie erneut die Chance, zu entscheiden. Es war wie das Ziehen eines Milchzahns, das man als Kind so lange für eine Belanglosigkeit hielt, bis man kurz davor war und nicht mehr wollte. Der Verlust eines Zahns war die älteste bewusste Erinnerung, die die Barfrau noch hatte. Und die Reue, Schuld an Raouls Tod zu sein, die frischste. Und er hatte jetzt schon mehr verloren als einen Zahn.

    Sie ließ alles zurück, die blutige Pfanne, das leicht verwüstete Büro ihres Chefs. Sie wollte nur noch alleine sein. Auch durch den Barbereich - indem sich immer noch Leute unterhalten hatten - lief sie mit Tunnelblick, um bloß nicht in ein Gespräch verwickelt zu werden. Sicher hatte sie nie so übel ausgesehen.

    Draußen folgte sie dem Pfad, fing beinahe panisch an, schneller zu laufen, um niemandem mehr begegnen zu müssen. Ihre Kehle fühlte sich seltsam trocken an, die warmen Tränen stachen auf der Haut und der kalte Nachtwind ließ das frische und doch schon beschmutzte Kleid im Wind zappeln. Wieder zitterten ihre Beine, doch trugen sie die 25-Jährige gerade noch in ihre Unterkunft.

    Dort legte sie sich hin. Der Untergrund kam ihr härter vor als sonst. Schlaf fand sie nicht, doch selbst wenn, wäre sie nicht viel später von den Ereignissen und Shengs Stimme geweckt worden. Sie verließ ihr Zelt nicht, doch die Worte ließen sie aufhorchen, rissen sie wenigstens etwas aus den fürchterlichen Gedanken. Heilmittel, wiederholte sie still und dachte nach. Es war eine schlimme Ironie des Schicksals, die sofortige Strafe, die sie ereilen musste. Sie hatte gerade das Leben eines Jungen in schierer Arroganz und in purem Egoismus für beendet erklärt, um nicht Angst vor den Schergen von Floyd-Williams haben zu müssen. Und genau jetzt sollte etwas passieren, auf das man seit 20 Jahren wartete. Etwas, das ihr die Chance geben würde, zu fliehen - ob mit oder ohne Derreck. Hätte sie das gewusst, hätte sie die richtige Entscheidung getroffen. Hätte ich?

    Es war zu spät. Sie konnte nur hoffen, dass ihr Chef besser war als sie, dass er wirklich einknickte, wie sie es vermutet hatte. Eryn konnte nur darauf hoffen, dass er sie vor der schlimmsten Entscheidung ihres Lebens retten würde. Vor der Dunkelheit. Sie nahm sich vor, Schlaf zu finden. Morgen würde sie mehr wissen. Morgen würde sie erfahren, was mit dem Jungen passiert war, ob Derreck sich an das Herz erinnerte, das er hatte, während es ihr zu fehlen schien. Und dann würde sie wissen, ob sie es noch länger hier aushalten könnte. Sie hatte oft über das Leben in dieser Siedlung gemeckert, während sie es doch eigentlich liebte. Doch diese Nacht war die erste, in der sie mit der Gewissheit schlafen ging, genug von Sheng's Hope zu haben. Oder zumindest genug von ihrer Rolle hier. Genug von sich.

  19. #19
    Eine verfluchte Heilung: Also damit hätte Strider nun wirklich nicht gerechnet. Zumindest nicht mehr, denn solchen Träumereien waren gerade zu Beginn des großen Brandes, sehr viele Abenteuerlustige zum Opfer gefallen.
    Die Menge war mehr als aufgebracht und es meldeten sich hie und da Freiwillige für diese Mission, eine Mission die durch feindliches Territorium und tödliches Gebiet führen würde.
    Die Überzeugung die aus Shengs Worten sprach, war fesselnd und das trotz der logischen Argumente von Vincent, vielleicht sogar noch dadurch verstärkt.

    Strider haderte kurz, dass letzte Mal, als er länger auf Reisen war, war es einziges Abenteuer gewesen. Und mit Abenteuer ist vor allem gemeint, an ungemütlichen und gefährlichen Orten zu schlafen, vor Leuten, die Spitze Gegenstände in einen reinstechen wollten zu fliehen und mehr als mangelnde hygienische Verhältnisse auszuhalten.
    Aber diesmal war es etwas anderes, dieses mal ging es tatsächlich um mehr, als nur sein eigenes Überleben. Es ging um eine Zukunft, die eigentlich schon alle abgeschrieben hatten.
    Strider sah in die Menge. Er hatte nie selber Kinder gehabt und eigentlich auch nie wirklich gewollt, nicht nach dem großen Brand, aber dieser Moment belebte etwas in ihm, was er schon längst für tot gehalten hatte.

    "Ich bin dabei! Sollte dieser schrottige Karren, unter dem Sarg zusammenbrechen, ist wenigstens einer dabei, der das Ding wieder zusammenflickt!"

    Geändert von Mr.Räbbit (10.09.2015 um 19:51 Uhr)

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