Seine Einschätzung der Situation hatte ihn ein weiteres Mal nicht im Stich gelassen - es gab tatsächlich einiges zu sehen und zu hören. Worum es genau ging konnte er in der Kackophonie von wildem Geschrei, dem Klang von zerschlagenem Holz und umfallenden Möbeln nicht ausmachen. Es war aber offensichtlich Grund genug für Einige sich ordentlich zu brügeln.
Es dauerte etwas aber schließlich beruhigte sich die Situation wieder. Vermutlich hatte eine der beiden Parteien "gewonnen" oder Sie waren alle außer Atem und waren zu dem Schluss gekommen, dass gemeinsames Betrinken weniger anstrengend war. Wenig später sah er wie der Bürgermeister und einer der Ärzte einen der Scavenger, offensichtlich bewusstlos, aus der Bar trugen.
Kurz darauf kamen die beiden anderen medizinisch begabten Männer der Siedlung aus der Bar, sie trugen ebenfalls einen bewusstlosen, er hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Barkeeper. Offensichtlich hatten mehrere das Ende der Auseinandersetzung nicht mitbekommen.
Das war dann wohl der Höhepunkt für Heute Nacht sagte Ranger mehr zu sich selber, erhob sich und Pfiff. "Crow" erhob sich in den Nachthimmel und verschwand. Ranger machte sich auf den Weg zu seiner Schlafstätte, wobei er den langen Weg über die nördlichen Wachtürme nehmen wollte. Als er die Hütte von Vincent passierte hörte er "Crow" über sich rufen. Ranger blickte zum dunklen Nachthimmel und konnte erkennen, das "Crow" in einem Kreis flog, den er immer wieder durchbrach. Crow hat etwas entdeckt, etwas ungewöhnliches, sprach er leise zu sich selber. Es ist aber nicht das Zeichen für Gefahr. Als Ranger kehrt machte flog Crow in Richtung Gewächshaus davon. Ranger bewegte sich flink, aber leise an den Schiffsbug und spähte in Richtung Gewächshaus. Das ist doch Derrek, der Besitzer der Bar kam es ihm in den Sinn als er eine männliche Gestalt hinter dem Gewächshaus die Straße überqueren sah. Die Person zerrte einen Sack hinter sich her. Na der wird doch nicht in das Gewächshaus eingebrochen sein, dachte Ranger.
Sieht so aus als hätte die Nacht doch noch etwas interessantes zu bieten, das wollen wir uns mal näher anschauen, sprach er zu sich selber und folgte dem geheimnistuerischen Derrick in den Schatten der Nacht. Spätestens als er mit ansehen musste wie Derrick in sein eigenes Büro einstieg, was zugegebenermaßen Unterhaltungswert bot, war offensichtlich, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte.
Ranger schlich sich näher ans Fenster, klar dies war riskant, aber seine Neugier war geweckt. Als er eine passende Stelle gefunden hatte vernahm er ...Das passt perfekt zum zeitlichen Rahmen. Eryn, die Bedienung welche sich für den Nabel der Welt hielt, war offensichtlich auch zugegen. „Eines Abends hat mich George hier mit seiner miesen Tochter und zwei Schlägern aufgesucht. Er drohte mir zuerst, behauptete natürlich, ich wäre der Dieb. Bullshit. Aber das war nur, damit die beiden Idioten mich erstmal windelweich prügeln konnten. Und Georgina hat am härtesten zugeschlagen, sie hat es volle Pulle genossen, ich schwörs...“„Er meinte, von meinem Fenster aus würde man den Garten perfekt überblicken können. Und er zwang mich, die folgenden Nächte Wache zu halten. Stundenlang…“
„Und deswegen warst du immer so müde.“
„Ich habe jede Nacht geschaut und geglotzt und gehofft. Wachen wollte er nicht aufstellen, weil das nur Gerede gegeben hätte und den Dieb abgeschreckt hätte. Und dann habe ich ihn gesehen. Der Kerl hier, Raoul, wer sonst?“
„Und dann hast du dich an Floyd-Williams verkauft für einen scheiss Korb Obst?
„Nein Eryn… ich habe geschwiegen wie ein Grab. Für kein Obst oder Wasser oder Pistole dieser Welt würde ich so etwas tun. Als George merkte, dass ich was wusste, aber schwieg, wurde ich noch zweimal verdroschen. Ich lachte nur, was wollten mir die Idioten antun, was mir dieses Leben nicht schon lange angetan hatte?“ Er lachte bitter. „Und doch bin ich hier mit dem Gefangenen denn George hatte geschworen, DIr schlimme Dinge anzutun, wenn ich den Verdächtigen nicht ausliefern würde.“
„Deswegen tu ich es. Für DICH. Und jetzt sitze ich hier mit diesem… KIND … und weiß nicht was zu tun ist… Wenn ich ihn ausliefere, ist es sein sicherer Tod. Wenn ich es nicht tue… dann vielleicht… Deiner… Und Scheisse, ich will nicht auch dich noch verlieren“
Heilige Scheiße,kam es ihm in den Sinn. Derrek war nicht in das Gewächshaus eingebrochen, viel mehr hatte er den Wichtigtuer der Waisenkinder gekidnappt. Offensichtlich hatte dieser wohl dem alten Sklaventreiber ein paar Früchte seiner Ernte geklaut. Und nun hatte Derrek diesen naiven Jungen geschnappt weil Floyd Druck auf ihn ausgeübt hat.Dreister Weise könnte man nun behaupten, dass hierfür nur die Prinzessin auf der Erbse schuld sei, aber das würde das Problem auch nicht lösen. Ranger überlegte was er mit diesem brisanten Wissen nun anstellen sollte. Für gewöhnlich versuchte er sich aus jedweder Art von Politik herauszuhalten, man überlebt am Besten wenn man die Mächtigen nicht ärgert und Macht hatte in dieser Zeit derjenige der Männer bezahlen konnte für ihn zu töten bis ein anderer kam der mehr bieten konnte. Floyd war definitiv solch ein Mann.
Er entschied sich Sheng aufzusuchen und ihm zumindest darüber zu informieren, dass in seiner Stadt möglicherweise bald unschöne Konflikte losbrechen könnten. Er entfernte sich von seinem Lauschposten ohne das ihn die Beiden im Büro, noch jemand anderes bemerkte und begab sich zurück zum Marktplatz, natürlich auf Umwegen. Hier stellte er sich in den Schatten eines Pekannussbaumes, einer der wenigen richtigen Bäume in der Siedlung und beobachtete den Eingang der Bar. Wenn er es richtig in Erinnerung hatte, hatte sich Sheng bei seinem Aufbruch noch in dieser befunden.